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SWR1 Begegnungen

Miriam Penkhues. Sie ist die Leiterin der Pilgerstelle des Bistums Limburg. Auch wenn sie in einem katholisch geprägten und kirchlich engagierten Elternhaus groß geworden ist, so war ihr Weg zu einem kirchlichen Beruf zunächst keineswegs vorgezeichnet, erzählt mir
die 35 Jahre junge Frau bei unserer Begegnung in Limburg.

Ich hab Politikwissenschaft mit BWL und Französisch studiert, und hab, während ich in Paris studiert hab, festgestellt, dass mir mein Glaube
und Spiritualität damit verbunden, Herzensangelegenheit sind und hab dann nach dem Studium überlegt, welche Fähigkeiten ich hab und wie ich die einbringen kann, um in dieser Kirche auch mitzuarbeiten,
und eh ich find wir haben ne ziemlich überzeugende Frohe Botschaft und da wollte ich, an welcher Stelle auch immer ich gebraucht werde, meine Talente auch einbringen. ---  und dann bot sich das mit dieser Stelle eben an.

 Große bistumsweite Wallfahrten organisieren und begleiten, aber auch Wanderexerzitien und geistliche Zeiten mit kleineren Grippen durchführen, Pilger miteinander ins Gespräch bringen und vernetzen, dieses Stellenprofil  passt zu ihrer Biographie, dachte sie sich, als sie vor zwei Jahren die Stelle antrat.

Ich bin 2005 das erste Mal auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen und hab dabei die Leidenschaft für das Spirituelle, verbunden mit dem zu Fuß-unterwegs-sein für mich entdeckt. Es tut einfach gut, ein bisschen zu entschleunigen, sich Zeit zu nehmen und Raum auch zu schaffen für die Fragen, die aufbrechen, wenn man Zeit hat. Wir leben ja in einer Gesellschaft, in der ganz viel ganz schnell gehen muss, immer man noch schneller sein muss, und wer hat als erstes gesehen wer was wo irgendwie veröffentlicht hat, und alles muss schnell, und beim Pilgern ist das erst mal alles hinten an, da hat man erstmal Zeit, man hat oft auch wenn man alleine pilgert, viel viel Ruhe, viel Zeit zum Nachdenken und da kommen dann so Themen, die einen beschäftige.

Pilgern ist wieder in Mode gekommen in letzter Zeit, und mir scheint, dass Alltagshektik, Stress und Arbeitsverdichtung auf der einen die Sehnsucht nach mehr Ruhe und Entschleunigung auf der anderen Seite durchaus befördern. Miriam Penkhues bestätigt meinen Eindruck

also ich glaub, wir verlieren uns auch manchmal so ein bisschen und sind nicht mehr so eins, also da bin ich irgendwie auf whats-app in der Gruppe und krieg ne Nachricht,dann ruft mich noch jemand auf dem handy an, aber privat hat mir auch schon jemand auf den Anrufbeantworter geschrieben, gesprochen , dann krieg ich ne dienstliche E-Mail auf mein privates handy und hab aber auch noch ne private Mail auf meinen PC gekriegt, man verliert einfach so ein bisschen das wo ist man eigentlich, und eh wenn man pilgert und wirklich zu sich kommen will und das handy da vielleicht bisschen raus lässt,  dann tut das auch gut wieder bei sich anzukommen. 

Dass auch einer wie Hape Kerkeling mit seinem „Ich bin dann mal weg“ und der Beschreibung seines Weges nach Santiago de Compostela den Trend zum Pilgern gefördert hat, räum sie ein. Und findet es gut.

Viele Leute finden ne Anregung in diesem Buch und sagen, das, was der erlebt hat, das ist so spannend irgendwie in meinem Leben fehlt auch noch ein Abenteuer ich würd das auch gerne und dann hab ich auch schon das fand ich auch interessant, ne Frau die kaum wusste wie sie sich ihre Reise finanzieren sollte, aber die dieses Buch gelesen hat und gesagt hat, bevor ich 50 werde, breche ich auch auf, ich will auch so ein Abenteuer erleben und ich find er hat da doch auch was Gutes angeregt. Und es ist auch nicht so superfromm, also man muss auch nicht irgendwie Gebete auswendig können um pilgern zu können, sondern so ein bisschen die Sehnsucht in sich und gute Schuhe und dann kanns losgehen.

Wie eine moderne junge Frau zu einem traditionellen Wallfahrtsort wie Lourdes steht und wir ihre Arbeit ihren Glauben prägt, dazu gleich mehr nach der Musik. 

 Teil 2 

Zu Fuß unterwegs zu sein und dabei über Gott, sich selbst und die Welt nachzudenken, sich mit anderen über den Glauben und den Sinn des Lebens auszutauschen, das ist eine Leidenschaft von Miriam Penkhues, seit sie vor zehn Jahren zum ersten Mal auf dem Jakobsweg unterwegs war. Die 35-Jährige hat es geschafft, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen. Miriam Penkhues leitet die Pilgerstelle des Bistums Limburg.

Und wie ist das mit den traditionellen Wallfahrten, zum Beispiel nach Lourdes? Dorthin zieht es ja bekanntlich vor allem auch Kranke oder Menschen mit Behinderung, die in Lourdes auf Linderung oder Heilung ihrer Gebrechen hoffen.  

Lourdes ist auch ne Wallfahrt, die wir zusammen mit den Diözesen Fulda und Mainz organisieren, jetzt bin ich mit 35 wahrscheinlich eine der jüngsten Teilnehmerinnen, würden Sie meinen, aber dem ist  nicht so, wir haben seit über 20 Jahren eine Jugendwallfahrt, die mit nach Lourdes fährt, wo Schülerinnen und Schüler die Kranken und Pflegebedürftigen mit kleinen Diensten unterstützen in Lourdes, und eh bevor ich die Stelle hier angefangen hab, hab ich auch gedacht, was hältst du eigentlich von Lourdes und wie geht’s dir eigentlich damit und Lourdes war mir sehr fremd und nachdem ich aber das erste Mal in Lourdes war bin ich da echt infiziert gewesen, hab gedacht das ist schon ein toller Ort.(evtl. kürzen:) ---Wir reden viel in Deutschland über Integration, über Inklusion, wie kriegen wir auch in den Schulen das hin, Menschen mit Behinderung irgendwie zu integrieren, und in Lourdes ist das einfach ganz normal. Und das übt ne große Faszination auf mich aus.

Und wie steht sie zu dem Phänomen Wunder?

 Ich glaub an Wunder, ich glaube, dass unser Gott in dieser Welt wirkt und dass Dinge geschehen, die wir uns nicht erklären können, manchmal passieren Dinge, die werden Zufälle genannt und ich hab manchmal das Gefühl, der liebe Herrgott, der richtet auch die Dinge so, wie die dann gut zusammen passen.

 Ihr persönlicher Glaube hat sich durch ihre Arbeit nicht wirklich stark verändert, sagt sie, wohl aber ihre Sicht auf Kirche.

 Ich glaube dadurch dass ich bei Kirche arbeite bin ich auch in nem ständigen Prozess der Auseinandersetzung mit der Institution. Also welche Form ist irgendwie angemessen. Wir waren jetzt auf ner Tagung, das sagte ein Soziologe, wenn Sie als Kirche auf diesem transzendentalen Markt unterwegs sind, wo alle irgendwie ein Stück von ab haben wollen, dann haben Sie verschiedene Möglichkeiten, dann können Sie Kirchen geschlossen lassen  oder Sie können ne Kirche mit offenen Armen sein und das versuch ich bei den Leuten, die mir irgendwie entgegen kommen aber ob mir das gelingt das weiß ich nicht, (lacht)

Zentral ist für sie die Beziehung zu Jesus Christus

Was mich trägt ist, dass ich irgendwann die Erfahrung gemacht hab, dieser Christus, der meint mich und der liebt mich und der nimmt mich so an, wie ich bin und, das gelingt mir selbst nicht immer, und wir sagen das auch oft in Kirche, dass das so sei und ich glaube ob man das in seinem eigenen Leben spüren kann oder umsetzen kann, verstehen kann das ist von Biographie zu Biographie unterschiedlich, und irgendwann hatte ich diese Erfahrung.

Diese Erfahrung hat auch das Geschehen um Ex-Bischof Tebartz van Elst nicht wirklich erschüttert. Natürlich habe es da bei vielen Verletzungen gegeben, die noch nicht geheilt seien, räumt sie ein, aber im Arbeitsalltag spiele das Thema gar nicht die zentrale Rolle:

Also ich erlebe hier ein ganz gutes Miteinander, mit vielen Kollegen, ganz konstruktiv, die für die Frohe Botschaft Jesu Christi arbeiten möchten-- und man ist manchmal ein bisschen genervt, dass immer wieder dieses Thema kommt.

Miriam Penkhues hat Spaß an ihrer Arbeit, das merkt man, sie lacht gern und strahlt eine natürliche Fröhlichkeit aus. Und irgendwie scheint ihre Glaubensfreude ansteckend zu sein, merke ich, als ich den Limburger Domberg wieder verlasse.

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SWR1 Begegnungen

 Teil 1 

Die saarländische Ministerpräsidentin kommt aus konservativ-katholischen Familienverhältnissen. Das hat sie geprägt, wie sie bei unserem Gespräch in der Saarbrücker Staatskanzlei freimütig bekennt. 

Ja, ich glaub das ist so, das kann man so beschreiben. Ich komme aus einer Familie mit sechs Kindern, klassischer Rollenverteilung, Vater berufstätig, Lehrer, Mutter Hausfrau, und alle engagiert im kirchlichen Bereich, aktive Kirchgänger, also das hieß, die Sonntagsmesse gehörte dazu, ob man wollte oder nicht, aber eben auch das Engagement, eben dass man Messdiener war, dass man im Kirchenchor war, in der katholischen Jugend, bei den Sternsingern mitgemacht hat, also das einfach auch das Familienleben, aber auch so das gesamt Umfeld mitgeprägt.

Und heute? Was heißt es eigentlich für die studierte Rechts- und Politikwissenschaftlerin, langjährige Ministerin und heutige Landeschefin,  Christin zu sein in einer sich rasant verändernden Welt?

Also ein Christ ist für mich jemand der das Glück hat zu wissen, dass es über den Alltag hinaus etwas anderes noch gibt, etwas Höheres gibt, das ist eine Gewissheit, die in unserer heutigen Zeit, glaube ich, für alle Menschen sehr wichtig ist und sehr wohltuend ist. Christ ist für mich aber immer auch ein Mensch der sich einmischt, der sich den Herausforderungen stellt, der sich auch nicht vor den schwierigen Fragen dieser Zeit wegduckt.

Auch der Politikerin Kramp-Karrenbauer ist ihr Glaube eine wichtige Stütze: 

Also für mich ist es einfach dieses Bewusstsein, dass der Alltag, den ich erlebe, den ich mit gestalte, nicht der Weisheit letzter Schluss ist, das relativiert auch vieles, und es ist sehr tröstlich zu wissen, dass es jemand gibt, dass es einen Gott gibt, in dessen Hand man fällt, aber auch nicht tiefer, das gibt einem einfach auch die Kraft auch in schwierigen Situationen zum Beispiel Entscheidungen zu treffen, von denen man überhaupt nicht weiß, ist das jetzt richtig oder falsch.

Ich gebe zu: Mein Bild von Politikern ist nicht das beste: zu viele Karrieristen, zu wenig Ecken und Kanten, dabei aber von sich überzeugt sein und immer genau wissen, was richtig ist  und warum der politische Gegner falsch liegt, so kommen wie mir zu oft daher. Da finde ich es ebenso überraschend wie sympathisch, wenn eine Politikerin in führender Position zugibt, dass es selbstverständlich Entscheidungen gebt, bei denn man nicht weiß, ob sie richtig oder falsch sind. Aber es passt ins Bild, dass ich im Laufe unserer Begegnung von Annegret Kramp-Karrenbauer gewinne. Persönlich völlig uneitel, auf Augenhöhe mit dem Gesprächspartner, immer an der Sache orientiert, dabei klar in der Position.

Ob und wie sich ihre christlichen Grundüberzeugungen in ihrer politischen Arbeit niederschlagen und wo Annegret Kramp-Karrenbauer auch Probleme mit ihrer Kirche hat, dazu gleich mehr nach der Musik.

Teil 2  

Und mit der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Der Glaube ist keine reine Privatsache, nicht nur etwas für das stille Kämmerlein, ein Christ sollte sich, wenn möglich, auch politisch, mindestens aber für das Gemeinwohl oder eben seinen Nächsten einsetzen. Davon bin ich persönlich überzeugt  und versuche das, so gut es geht auch umzusetzen. Aber wie ist das bei den politischen Profis? Inwieweit kann oder darf der Glaube in das konkrete politische Handeln einfließen. Annegret Kramp-Karrenbauer:

Das ist ne ganz schwierige Frage, also zuerst einmal ist für mich natürlich etwas persönliches was meine persönlichen Überzeugungen prägt  und diese persönlichen Prägungen spiegeln sich dann natürlich auch in Positionierungen in der Politik wieder, etwa meine Position zum Thema Lebensschutz, zum Thema Sterbehilfe, die haben natürlich auch etwas mit diesen Positionen zu tun. 

Grundsätzlich können Christen in politischen Sachfragen zu unterschiedlichen Lösungen kommen, sagt sie. 

Dieser Versuch ja auch im Grunde genommen die Lehren Jesu, die Bergpredigt oder was auch immer 1:1 in konkretes politisches Handeln umzusetzen, das funktioniert so nicht, sondern es sind eher Grundeinstellungen, die geprägt werden und die spielen natürlich auch ne Rolle, wenn es darum geht Positionen in politischen Fragestellungen zu erarbeiten.

Katholisch sozialisiert, hat sie noch lange im Kirchenchor gesungen, bis es die Terminlage einfach unmöglich machte, heute ist sie ehrenamtlich im Zentralkomitee der deutschen Katholiken tätig. Hat die heute 52 Jahre alte verheiratetet Mutter von drei Kindern eigentlich nie Probleme mit ihrer Kirche gehabt? Auch auf diese Frage kommt wieder eine klare, bodenständige Antwort: 

 

Natürlich ist man bei weitem nicht mit allem auch einverstanden, aber ich halts da bei der Kirche wie mit ner Familie, da ist man auch nicht mit allem einverstanden und tritt trotzdem nicht einfach so aus.

Womit sie vor allem ein Problem hat, das ist der Alleinvertretungsanspruch, mit dem nicht nur ihre Kirche, sondern Religion ganz allgemein bis heute oft daher kommt. Das passt nicht zu einer offenen, toleranten Gesellschaft und sorgt für Unfrieden und Streit, meint Kramp-Karrenbauer.

 

Ich glaube dass gerade auch die christlichen Religionen und auch die christlichen Kirchen einen langen Weg hinter sich gebracht haben, einen Weg der Aufklärung, einen Weg der Anpassung, auch einen Weg, einen Ausgleich zu finden zwischen religiösem Anspruch und der Möglichkeit in einer offenen Gesellschaft auch leben zu können, auch mit anderen Ansichten auch leben zu können. Und das ist ein Weg, den andere Religionen, den insbesondere der Islam, so wie er sich in Teilen der Welt zeigt, noch nicht zurückgelegt haben, er aber auch meiner Sicht absolut notwendig ist, wenn man in einer offenen Gesellschaft, vor allen Dingen einer international zusammen wachsenden Gesellschaft friedlich zusammen leben will. Eine offene Gesellschaft bietet eigentlich keinen Platz mehr für Alleinvertretungsansprüche.

Wie ist es für eine viel beschäftigte Politikerin mit zahlreichen Terminen auch am Wochenende eigentlich noch möglich, den Glauben ganz praktisch im Alltag zu  leben, will ich am Ende unseres Gesprächs noch wissen.

Also das ist beim Kirchgang, das sage ich ganz offen etwas schwieriger und da versuche ich immer wenn ich Termine habe und die gibt’s im Saarland Gott sei Dank noch einige, wo das Fest mit einem Gottesdienst eröffnet wird, den Gottesdienst mit einzubauen, dann geht das auch am Wochenende, ansonsten ist es für mich vor allem auch das persönliche Gebet und das kann man eigentlich im Lauf des Tages immer einbauen.

 

 

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SWR1 Begegnungen

Ich treffe mich mit Maximilian Görgens. Von ihm erfahren habe ich über die Vereine seines Heimatdorfes Niederbreitbach bei Neuwied. Die haben den 20-Jährigen mit einer kleinen Feier empfangen, als er vor kurzem von einem sozialen Lerndienst in Ruanda und Bolivien zurückkehrte. Ruanda und Bolivien – das sind Länder, in denen auch ich schon unterwegs war, und da war klar: Diesen jungen Mann will
ich kennen lernen, mich mit ihm austauschen.
 

Sein Einsatz lief über den Verein Soziale Friedensdienste im Ausland des Bistums Trier – kurz Sofia – und das war eine gute Wahl, erzählt er mir, als wir uns in Niederbreitbach treffen.  

Am Anfang war es vielleicht die Neugierde auf was Neues, mal rauszukommen, ne Unterbrechung zu haben vom Alltag, und dann später durch die Seminare, die ich da hatte bei SoFiA, hat sich wirklich tatsächlich dann die Motivation dafür gefestigt, weil man auch tatsächlich persönlich vorbereitet wird. Sofia ist ein Lerndienst, und das muss man erstmal verstehen, was so ein Lerndienst ist, also es geht nicht darum, dass man jetzt in ein Land geht, mit der Einstellung ja, man will unbedingt helfen oder so man lebt da mit den Menschen zusammen in einer anderen Kultur, also das kann ich von mir sagen ich hab mehr gelernt in Ruanda oder Bolivien als ich was vermittelt habe oder so, weil eigentlich ist man selbst der Beschenkte quasi, und das muss man erst mal verstehen. 

In welches Land der Bewerber geht, entscheiden die Sofia-Experten  - je nach Eignung des Kandidaten.

Für Maximilian Görgens ging es nach Ruanda, in die Pfarrei Matimba im Nordosten des Landes. Dort hat er in der Seelsorge mitgearbeitet, vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit  

Wir sind zum Beispiel in die Untergemeinden gegangen, haben Familien besucht, wir haben Kindergruppen besucht, ich hab zum Beispiel ein Fußballturnier organisiert, wo wir dann in die Untergemeinden gegangen sind, ja so verschiedene Aktivitäten halt gemacht. 

Maximilian Görgens ist in einer christlichen Familie groß geworden, seine Mutter engagiert sich ehrenamtlich in der Pfarrei, er selbst war als Messdiener aktiv. Der Einsatz im Ausland hat auch seinen Glauben verändert und geweitet, bekennt er.  

Zum Beispiel hat es mich fasziniert, wie die Menschen in Ruanda beispielsweise ihren Glauben leben, also dass die ausgelassen den Gottesdienst zelebrieren das macht wirklich Spaß auch wenn der dann drei Stunden dauert aber man hat Spaß dabei. Am Anfang war es schon schwierig, da so ne Predigt zu verstehen, das war auch nicht das, wo ich für mich dann persönlich die Spiritualität rausgezogen hab, sondern eher in dem ich gesehen hab wie tief wirklich der Glaube bei den Menschen verwurzelt ist. 

Neue Sichtweise auf die Dinge 

Ich bin zu Besuch bei Maximilian Görgens. Er hat mit Sofia, einem Verein für Soziale Friedensdienste im Bistum Trier, einen freiwilligen Einsatz im Ausland geleistet. Und auch bei sorgfältiger Planung und guter Vorbereitung eines solchen Dienstes: Man weiß doch nie genau, was vor Ort alles passieren kann. So war es auch bei dem Abiturienten aus Niederbreitbach in Ruanda. Nach einem Fall von sexualisierter Gewalt im Umfeld seines Projekts entschloss er sich in Absprache mit den Projektträgern zu einem Wechsel. Nach einem halben Jahr ging es von Ruanda direkt nach Bolivien. Dort stoppten ihn zunächst einmal die Kapriolen des Wetters: 

Es war ziemlich abenteuerlich, weil es gab so ein Jahrhunderthochwasser in der Region, wo mein Projekt war und es war erst unklar wie ich da überhaupt hinkomme, weil alles war wirklich unter Wasser. 

Mit dem Kleinflugzeug ging es dann nach San Ignacio. Dort half er bei den Jesuiten mit, die dort in der Pfarrseelsorge arbeiten und Schulen sowie ein Internat unterhalten. Mit seinem guten Englisch unterstützte er die Lehrerin im Englischunterricht, half bei der Hausaufgabenbetreuung im Internat, bei der Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen.    

Ruanda und Bolivien: Länder, die anders sind als Deutschland.  Ruanda, ein Land, das vor 20 Jahren von einem blutigen Völkermord erschüttert wurde, Bolivien, dessen Reichtümer jahrhundertelang vom Westen geplündert wurden. Länder, die arm sind.  

Ich frage Maximilian Görgens nach den wichtigsten Erfahrungen seiner Zeit in Ruanda und Bolivien. Und ich stelle fest: Seine Erfahrungen sind auch meine. Natürlich sieht man Not, Armut und Elend. Doch was zählt und haften bleibt, das sind die Menschen, die Begegnungen, das Miteinander, das Voneinanderlernen.     

Ja, es gibt halt so Momente, da erfährt man was von Leuten, da bekommt man was mit und es berührt einen und bringt einen zum Nachdenken, und das was ich besonders vermisse jetzt im Nachhinein, sind eigentlich meine Freunde oder Leute die mir Sachen beigebracht haben oder mir ne neue Sichtweise auf die Dinge gegeben haben.-Der Witz ist ja eigentlich, dass ich, dass ich jetzt im Moment erstmal ganz viele Sachen komisch finde in Deutschland. Das sind so kleine Dinge im Alltag, wenn man jetzt ein Jahr lang in Ruanda und in Bolivien gelebt hat, wo es einfach normal ist, dass man sich umarmt, auch wenn man sich nicht kennt, dann findet man es erstmal komisch jemand die Hand zu geben. 

Auch mit Gleichgesinnten von Sofia hat er Freundschaften geschlossen, mit ihnen zusammen Silvester gefeiert. Den Kontakt zu Sofia zu halten, wird aber schwer werden, denn Maximilian Görgens hat in Regensburg angefangen, Politikwissenschaft und Spanisch zu studieren. Da ist Trier weit weg. Dennoch: 

Also die Reverse-Freiwilligen, also die aus anderen Ländern zu uns kommen, mit denen würde ich sehr gerne was machen, die gleiche Gastfreundschaft wieder zurückgeben, die ich erfahren habe. 

In einer friedlosen Welt Aufbrechen und in die Fremde gehen, offen sein, neue Erfahrungen sammeln, sich auf andere einlassen, erlebte Gastfreundschaft weiter geben: Mich freut es immer wieder neu, wenn ich jungen Menschen wie Maximilian Görgens begegne, die das tun und die Welt damit ein wenig freundlicher machen.

 

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SWR1 Begegnungen

„Helfen ist total schön“

„Ich hatte da eine Idee“

Ich treffe Sarah Spiess.  Sie ist 17 Jahre alt und besucht zurzeit die zwölfte Klasse des Auguste-Viktoria-Gymnasiums in Trier. Von einer Bekannten, die in der Außenstelle der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Trier Sprachunterricht erteilt, erfuhr sie von der schwierigen Lebenssituation der ankommenden Flüchtlinge. Die haben kaum mehr als die Kleider am Leib bei sich, wenn sie in der Einrichtung ankommen. Sarah Spies beschloss etwas zu tun und startete kurzerhand eine Spendenaktion an ihrer Schule. Die Idee: jeder Schüler sollte ein neuwertiges Kleidungsstück, ein Paar Schuhe, Kinderspielzeug, einen Fußball oder ähnliches mitbringen – Dinge eben, die die Flüchtlinge in der Einrichtung, eine wieder her gerichtete alte Militärkaserne, dringend brauchen. 

Ich bin dann zum Schulleiter gegangen, und  hab ihm von meiner Idee erzählt, und der hat sich dann auch direkt da mit eingeklinkt, hat sich auch selber dahinter geklemmt und mir geholfen, und dann bin ich mit Freunden durch die Klassenräume gezogen und dann haben wir auch kurz paar Infoworte gesagt, ja und dann hat sich das so in Gang gesetzt. 

Das Ergebnis war beeindruckend: innerhalb kurzer Zeit kamen zwei Kleinbusse und ein Anhänger voll mit den benötigten Sachen zusammen. Auch die Lehrer und immer mehr Eltern beteiligten sich. Und mehr noch: Was als einmalige Aktion gedacht war, ging weiter: Immer weitere Spenden gingen ein; im Schnitt haben Sarah und ihrer Mitstreiter zuletzt pro Woche eine Fahrzeugladung mit Hilfsgütern in die Kaserne gebracht. Und die Not ist groß  

Also was jetzt im Moment gerade gebraucht wird, sind natürlich Winterklamotten, also vor allem Männersachen eigentlich, also die Leute brauchen vor allem, also es sind sehr sehr viele Männer dort drüben und grade Schuhe für die, weil die kommen mit Badelatschen oder Flipflops, was se haben, und wenn wir im Moment noch rüber fahren, sieht man, dass sehr sehr viele zwar ne lange Hose haben oder wenn sie Glück haben auch ne Jacke oder einen Pullover aber eben Schuhe ist noch nicht so üppig. 

Helfen macht Freude, denn man wird auch selbst beschenkt, hat die junge Frau festgestellt. 

Das ist immer total schön, wenn man hinkommt, die kommen direkt da aus ihren Zimmern raus und sagen einem hallo, und ja dann kommen se immer und begrüßen uns per Handschlag und fragen dann, ob sie irgendwie helfen können, dann holen sie unsere Kisten und Säcke und schmeißen die sich über die Schulter und tragen die rein und die sind richtig, richtig nett da. 

Dennoch: Naiv, so ist mein Eindruck in unserem Gespräch, geht Sarah Spies das Unternehmen Hilfe keineswegs an. Viele Neuankömmlinge, vor allem Menschen aus Syrien,  seien durch die schlimmen Erfahrungen die sie gemacht haben, traumatisiert, und brauchten noch ganz andere Unterstützung 

Ich mein das Problem ist halt, man müsste eigentlich viel mehr für die machen aber ich denke, das was man ihnen geben kann sind halt diese materiellen Dinge,  und das ist natürlich nur ein kleiner Schritt aber ich denke es ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. 

Mehr zur Motivation von Sara Spies und was der Einsatz mit ihrem Glauben zu tun hat, nach der Musik. 

„Das hat einfach mit Nächstenliebe zu tun.“

Die 17-jährige Trierer Gymnasiastin hat eine Hilfsaktion für Flüchtlinge gestartet, die in einer alten Militärkaserne in Trier untergebracht werden, weil die reguläre Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende schon lange voll ist. Und immer neue Flüchtlinge kommen an. Sarah Spies: 

Die General von Seidel Kaserne, das ist ein Durchgangslager, das bedeutet, die Leute kommen dahin und bleiben da, ja ich denk maximal anderthalb Monate und dann werden die in die einzelnen Kommunen, Städte verteilt, halt in ganz Rheinland Pfalz werden die dann verteilt, auf Lager wo die dann auch länger bleiben können und dann kommen dann auch öfters, kommen dann so riesige Reisebusse und die bringen dann quasi ne Ladung neue Leute, die dann dahin kommen, dafür werden andere mit abgeholt, also das ist ein Durchgangslager. 

Mich beeindruckt, mit welchem Elan, aber auch mit welcher Selbstverständlichkeit die junge Frau sich engagiert. Für sie selbst ist völlig klar: Not sehen und handeln, das gehört zusammen: 

Man kriegt ja schon viel mit, was passierst durch eben die Medien, Nachrichten Zeitungen und so, und ich find es ist einfach schrecklich, wenn Leuten so was passiert und man will denen irgendwie helfen, man hat so diesen Drang ihnen zu helfen und deswegen haben wir so überlegt, was ist so das was wir ihnen geben können ich mein die bräuchten natürlich viele andere Sachen auch dringender zum Beispiel psychologische Behandlung, weil die halt auch größtenteils sag ich mal traumatisiert sind, aber ich denk, das was man ihnen geben kann, das ist ja im Prinzip richtig einfach für uns , ob wir jetzt zwei oder zehn oder 20 Hosen haben das ist für uns total egal, dann gehen in den Laden  und kaufen uns ne neue, aber für die Leute kann das echt richtig viel ausmachen und ich glaub es war einfach ein richtig einfacher Akt im Endeffekt ja und es hat aber trotzdem relativ viel bewirkt. 

Bei ihrer Hilfsaktion arbeitet Sarah Spieß mit der Caritas zusammen, auch sonst ist sie in der Kirche aktiv, unter anderem als Messdienerin. Zu helfen, wo es nötig ist, hat auch etwas mit ihrem Glauben zu tun, sagt sie: 

Ich denk einfach es hat auch was mit Nächstenliebe zu tun, dass man irgendwie ja den Leuten versucht zu helfen und irgendwie denen was gibt, was sie halt grade nicht haben, und ich glaube schon, dass es von daher irgendwas mit Glaube zu tun hat, ja.   

Dass die große Zahl von Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten, auch das Ergebnis von politischem versagen ist, und dass die Politik eigentlich viel mehr tun müsste, damit die Menschen zu Hause in Frieden leben können, darin sind wir uns schnell einig. Aber auch darin, dass jetzt unbürokratische Hilfe angesagt ist. 

Ich denk eigentlich, dass man versuchen sollte, allen zu  helfen und dass die einfach mal in unsere Land kommen sollten, dass es ihnen zumindest kurzfristig mal besser geht, dass sie da sind, wo nicht geschossen wird, dass sie da sind, wo sie was zu essen haben und es ihren Kindern gut geht. 

Eine 17-Jährige, die nicht lange fragt und zögert, die anpackt, die Initiative ergreift, Gutes tut. Die gut ist für andere, die dafür sorgt, dass es einem warm wird ums Herz. Die Licht in die Dunkelheit bringt. Ich denke öfter an sie, wenn ich an diesen vorweihnachtlichen Tagen durch die Straßen der Stadt mit ihren Glitzerlichtern und Leuchtreklamen gehe.  

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SWR1 Begegnungen

Teil 1

Und mit Bettina Jarasch. Sie ist Landesvorsitzende der Berliner Grünen und Mitglied im Bundesvorstand der Partei – und: bekennende und praktizierende Katholikin. Grüne Anliegen und katholische Überzeugungen zu vertreten, das war für sie nie ein Gegensatz, erzählt sie bei unserer Begegnung in der Berliner Bundesgeschäftsstelle der Grünen. Das ging schon in der kirchlichen Jugendarbeit in ihrer Heimatstadt Augsburg zusammen, sagt sie:

 Die meisten meiner Jugendgruppenleiterinnen, die ich kennen gelernt habe, haben eigentlich so grün getickt im Sinne von Bewahrung der Schöpfung, Kampf gegen Atomkraft und für Menschenrechte, und insofern war es einerseits Milieukatholizismus, andererseits jugendbewegt, was wahrscheinlich schon immer innerhalb der katholischen Kirche als radikal links gilt, und von da aus der Schritt zu den Grünen, der kam dann nach dem Studium, und als ich in der grünen Bundestagsfraktion als Referentin begonnen habe, habe ich zum ersten Mal festgestellt, dass grün und katholisch sein gar nicht so bruchlos zusammen passt wie ich das bis dahin immer angenommen hatte.

Dass sie als Katholikin und Grüne oft genug einen Spagat zwischen ihrer Kirche und ihrer Partei machen muss, räumt sie ein, denn natürlich gibt es bei den Grünen durchaus antireligiöse Strömungen. Das ist ihr zum Beispiel in der Beschneidungsdebatte aufgefallen und aufgestoßen, bekennt die 45-Jährige.

 Da kamen in der Gesellschaft insgesamt aber durchaus auch in meiner Partei sehr unschöne Töne hoch, die kamen dann manchmal als antisemitisch oder antimuslimisch daher, die waren in meiner Partei zum Teil einfach sehr antireligiös.

Dennoch: Bis jetzt geht das für sie immer noch zusammen, grüne Politik und kirchliches Engagement, sagt Bettina Jarasch, die sich sowohl als Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Berlin-Kreuzberg als auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ehrenamtlich in ihrer Kirche engagiert:

 Sonst müsste ich auch an meiner Kirche oder an meiner Partei sehr zweifeln, wenn das nicht möglich wäre, also es geht zusammen, es zerreißt mich nicht, im Gegenteil, man kann sogar sagen, immerhin hat mich ein sehr säkular und atheistisch geltender Landesverband wie die Berliner Grünen zur Vorsitzenden gewählt in dem Wissen, dass ich Katholikin bin, also es geht durchaus zusammen.

 Dass es bei allen Differenzen auch zusammen gehen kann, scheint mir auch an gemeinsamen Grundwerten bei Kirche und grüner Partei zu liegen. Die studierte Philosophin und Politologin bestätigt diese Einschätzung.

Die Grünen sprechen natürlich nicht von Bewahrung der Schöpfung, sondern wir reden von Ökologie und wir sprechen davon, dass wir die Erde von unseren Kindern nur geborgt haben oder so, dieses Verantwortungsgefühl was daraus spricht und was eben weit über unser Leben auch hinausgeht in unserem Fall, wir sprechen ja viel auch viel sogar von Verantwortung sogar für kommende Generationen und auch für Menschen in der ganzen Welt,  und das ist auch etwas wo ich finde, dass alle Leute die universalistisch denken eigentlich sehr viel gemeinsam haben und Katholiken im guten Sinnen sollten Universalisten sein.

Teil 2 

Aus dem noch katholischen Augsburg ins säkulare Berlin, engagierte grüne Politikerin und Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Berlin Kreuzberg St. Marien Liebfrauen, das ist Bettina Jarasch. In Berlin, sagt sie, ist für die katholische Kirche schon längst Realität, was sich in anderen Regionen Deutschlands erst noch abzuzeichnen beginnt: Die Kirche ist keine Volkskirche mehr.

Hier in Berlin ist die Kirche wirklich in einer radikalen Minderheiten-Diaspora-Situation. Die Berliner Katholiken sind das auch schon lange gewöhnt, in Ost wie in West in dem Fall, und was das aber auch an Chancen mit sich bringt, das habe ich erst in meiner Gemeinde kennen gelernt, in meiner Gemeinde in Berlin Kreuzberg gibt’s eben sehr wenige Katholiken die so wie ich in so einem katholischen Milieu aufgewachsen sind ohne dass das jemals groß in Frage gestellt wurde von außen, aber es gibt dafür umso mehr Leute, die erst durch ganz persönliche Lebensweg oder Brüche in ihrer persönlichen Biografie zum Glauben gekommen sind, und die dafür aber dann sehr entschiedene und engagierte Gläubige sind und zwar im Sinne des Engagements für Arme und Ausgegrenzte und Schwache, und das gefällt mir.

In ihrer Gemeinde fühlt sich die verheiratete Mutter zweier schulpfichtiger Jungs zu Hause in der Kirche insgesamt sieht sie wie ich und viele andere Katholiken auch Reformbedarf. Dabei geh es nicht nur um Strukturen, sondern auch um Grundhaltungen. Bettina Jarasch beschreibt ihre Vision von Kirche so:

Das ist ne Kirche, die Liebe und Barmherzigkeit wieder sehr viel mehr ins Zentrum stellt und die etwas weniger ängstlich bemüht ist die Form durch die Zeiten zu tragen, obwohl natürlich die Form, das Gefäß sozusagen auch immer wichtig ist, dass wir dann auch wieder attraktiv werden und Zuspruch finden, ich glaub daraus kann man auch was Gutes machen.

Von dieser Hoffnung her ist es dann auchnicht mehr weit bis zum Kern ihres persönlichen Glaubens:

Ich glaub, der wirkliche Kern ist die Liebe, ist die Liebesbotschaft, ist der Glaube daran, dass die Liebe eine Kraft ist, die Dinge verändern kann, und der Heilige Geist auch als eine Kraft, die erstarrte Strukturen oder Verhältnisse oder Schützengräben zwischen Menschen aufbrechen und Dinge in Bewegung bringen kann.

Allerheiligen war auch für Bettina Jarasch lnge Zeit der Tag, an dem sie die Gräber der Lieben besucht hat. Das ist heute schwieriger geworden, seit sie fernab von der bayerischen Heimat in Berlin bekennt sie. Heute ist ihr an dem Tag ein anderer Aspekt wichtiger geworden.

Ich finde die Heiligen Geschichten die Lebensgeschichten von Heiligen, finde ich zum Teil sehr sehr beeindruckend, einfach weil ich zeitlebens auch in den Büchern, in den Romanen, die ich als Kind ganz viel verschlungen habe, eigentlich immer nach ethischen Vorbildern gesucht hab, an denen ich mich auch ausrichten kann, wenn es bei mir drum geht irgendwelche schwierigen Entscheidungen zu treffen, wo Mut und Tapferkeit, Treue oder sowas verlangt ist und so ähnlich kann man auch die Lebensgeschichten vor Heiligen lesen und in dem Sinn find ichs einen schönen Tag.

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SWR1 Begegnungen

Soldaten im Auslandseinsatz verdienen Anerkennung

Michaela Noll  ist Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Mitglied im Ältestenrat des Bundestags, im Verteidigungsausschuss – und seit kurzem ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung. Was mich an einem heißen Sommertag aber vor allem in ihr Wahlkreisbüro in Mettmann bei Düsseldorf führt, ist das Interesse an ihrer persönlichen Biografie.

Die Mutter Deutsche, ihr Vater ein Perser, der 1979 von den islamischen Revolutionären zum Tode verurteilt wurde und flüchtete. Weil die Eltern beruflich viel unterwegs waren, wächst sie bei den Großeltern in einem deutschen Soldatenhaushalt auf. Für den weiteren Werdegang von ihr und ihrer Schwester spielte ihre Großmutter die entscheidende Rolle, erzählt sie. 

Meine Oma war wirklich der Fels in der Brandung. Sie ist vor vier Jahren gestorben, mit 99 einhalb, und hat bis dato auch alleine gelebt, war also geistig voll fit, sie ist letztendlich am Wochenende friedlich eingeschlafen, ich bin dabei geblieben, weil das ist etwas, was ich immer so also schwierig finde, wenn kleine Kinder geboren werden, haben sie draußen immer ne Riesen-Resonanz, alle Leute freuen sich, die kriegen Präsente von den Nachbarn, und es gibt unheimlich viele Menschen die haben ein Leben lang gearbeitet geleistet, Familie erzogen und die sterben dann irgendwie alleine. Da hab ich gesagt, das kommt nie in Frage, und es war auch für mich gut einfach noch mal Abschied zu nehmen, dabei zu sein und auch danke zu sagen für das was sie gemacht hat. 

Vor allem auch ihren Glauben hat die Großmutter entscheidend geprägt, bekennt 54 Jahre alte die Politikerin. 

Weil meine Oma hatte, man kann ruhig sagen, Gottvertrauen, auch bis zum Schluss. Sie hatte also auch nie Angst zu sterben, sie sagte immer der liebe Gott hat mich vergessen, ich bin immer noch hier. Sie hatte einen etwas sehr speziellen Humor, aber sie hatte einfach Gottvertrauen, sie sagte einfach, nein, er wird es richten, wenn die Zeit gekommen ist, werde ich gehen, und ihr müsst auch nicht traurig sein, dieses Gottvertrauen und der Glaube und den Halt, den ihr die Religion gegeben hat, den hat sie versucht uns weiterzugeben, und das ist ihr eigentlich auch gelungen, also Religion, Kirche ist eigentlich alles über meine Oma, hat es stattgefunden. und dafür bin ich ihr eigentlich muss ich sagen auch heute noch sehr dankbar. 

 Also ist auch die gestanden Politikerin Michaela Noll ein Mensch mit Gottvertrauen, frage ich sie einen Tag nach dem Flugzeugabsturz in der Ukraine am 17. Juli mit fast 300 Toten. 

Ja, würde ich schon sagen, ich mein es gab jetzt so Moment wie heute zum Beispiel wo wir diese Nachricht kriegen von dem Flugzeugabsturz, wo ich dann auch schon mal einfach Fragen stelle warum, warum ist das passiert, so was sinnloses und dann kriegt man vielleicht mal Zweifel, aber nein eigentlich habe ich dieses Gottvertrauen auch immer in Situationen, wenn ich merke, das ich sag ich mal in eine Konfliktlage komme, egal in welcher Form, merke ich dass ich über Kirche Halt kriege und auch wieder zur Ruhe zurückfinde.

 Sorge um die Familien der Soldaten

54 Jahre alt, verheiratet, Mutter eines erwachsenen Sohns, Juristin, Bundestagsabgeordnete, Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion – das ist Michaela Noll. Und seit kurzem ist sie auch Vorsitzende der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung Selbst in einem Soldatenhaushalt groß geworden, ist ihr die Sorge um die Soldaten und ihre Familien ein Herzensanliegen. Anfang Mai war sie zusammen mit Markus Grübel, ihrem Vorgänger in diesem Ehrenamt, war sie im Mai zu Besuch bei der Bundeswehr in Mazar I Sharif in Afghanistan.

Für mich war das die einmalige Gelegenheit, auch schon mal vor Ort mit Soldaten im Einsatz zu sprechen, und auch einfach mal zu hören, wie empfinden die den Auftrag, die wir Abgeordnete ihnen ja geben, und dann hab ich erstmal gefragt, gibt es denn irgendwas was ihr euch eigentlich mehr wünschen würdet, und da kam eigentlich von allen: mehr Anerkennung für das was wir machen. Ich glaube, das ist die Aufgabe auch der Abgeordneten auch vor Ort auch zu erklären und zu erläutern, warum sind wir da, was ist unser Ziel, damit auch die Soldaten das Gefühl haben, wir haben die Rückendeckung der ganzen Gesellschaft.

In der Tat. Auch mir persönlich scheint angesichts der jüngsten, immer mehr werdenden Krisenherde in der Welt eine intensive Diskussion über den Einsatz unserer Soldaten dringender denn je zu sein.  

Dass die Sorge um die Soldaten und ihre Familien Michaela Noll am Herzen liegt, passt zu dem Politikbereich, aus dem sie eigentlich kommt, der Familienpolitik. Die ist ihr auch als Parlamentarische Geschäftsführerin, also sozusagen als Managerin der CDU- und CSU-Fraktion im Bundestag wichtig, sagt sie.

Vor allem auch im Wahlkreis werde ich immer noch überwiegend als Familienpolitikerin wahrgenommen, daran hat sich nichts geändert, aber das andere war auch, wo ich einfach dringenden Handlungsbedarf gesehen hab, und deshalb hab ich gesagt nehm ich das noch hinzu. Manche sachten auch, bist ja nicht genug ausgelastet, noch ein bisschen was obendrauf, da habe ich gesagt, so ne Schippe geht noch.

Doch dass es nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig ist, den Laden zusammenzuhalten, räumt sie dann doch ein. 

In der letzten Legislaturperiode war das manchmal was die nervliche Belastung angeht, grenzwertig, wenn es um Abstimmung geht, und wir ja nicht so satte Mehrheiten hatten wie jetzt.   Da saß ich oft vor allem donnerstagsabends, wenn wir dann Abstimmung hatten um 23 Uhr, dann können Sie Durchsagen machen oder SMS schicken, und dann zählen Sie die Leute und dann hoffen dass es klappt, so es hat geklappt bis jetzt Gott sein Dank! Das ist jetzt um einiges entspannter, muss ich sagen, also 311 ist ja schon satt.

Doch dass auch Politprofi Michaela Noll ein Mensch mit Herz und Gefühl steckt, macht mir spätestens ihre überraschende Antwort auf meine Frage deutlich, ob sie es denn im Berliner Politbetrieb auch mal in den Sonntagsgottesdienst schafft. Sonntags nie, sagt sie, ganz einfach, weil sie in 12 Jahren Bundestag an genau zwei Wochenenden in Berlin war. Immer freitags geht der Flieger.

Ich sage immer wenn der Flieger aufsetzt dann komme ich an dann bin ich wieder in der Heimat, Berlin ist toll, Berlin ist faszinierend, das ist richtig, aber sonst muss ich sagen ich bin eigentlich gern hier in meinem Wahlkreis, ich fühl mich hier wohl, das ist alles noch überschaubar, man kennt die Bürger, man kriegt sehr viel Rückendeckung, man fühlt sich einfach wohl.

Auch nach 12 Jahren Bundestag am Wochenende lieber zu Hause als in Berlin – auch ein sympathischer Zug der Politikerin Michael Noll, denke ich auf dem Weg nach Hause.

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SWR1 Begegnungen

Maria FlachsbarthMaria Flachsbarth war schon als Schülerin in der Jungen Union aktiv. Heute ist sie Parlamentarische Staatssekretärin Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung. Und sie ist bekennende und aktive Katholikin. Bruno Sonnen hat sie in Berlin besucht.

Manche sagen, Kirche solle sich aus der Politik heraushalten und sich ausschließlich um das Seelenheil ihrer Schäfchen kümmern. Es gibt andere, für die Christ sein auch aktive Weltgestaltung bedeutet. Maria Flachsbarth und ich gehören zur Fraktion derer, für die Christ sein heißt, sich auch politisch einzumischen. So sind wir ganz schnell bei einem zentralen Thema unseres Gesprächs, als wir uns mitten in einer Parlamentswoche in ihrem Büro in Berlin treffen: Also: Wie stark kann sich der Glaube im ganz konkreten politischen Alltagsgeschäft auswirken? Dr. Maria Flachsbarth macht es am Beispiel der Mütterrente fest, also der besseren Anerkennung von Erziehungsleistungen bei der Rente, sodass Frauen, die schon vor 1992 Kinder geboren haben, seit dem 1. Juli ein bisschen mehr Geld im Portmonee haben.

Wir haben uns als katholische Frauen sehr früh, schon 2010/11 für die Mütterrente eingesetzt, die Frauen-Union hat das auch lange lange schon auf ihrer Agenda gehabt, aber dass es nun wirklich präsent ist, dass es ganz oben auf der Agenda stand, dass es wirklich aktuell diskutiert wurde, ich denke, da haben wir als katholische Frauenverbände einen maßgeblichen Anteil, wir haben Unterschriftenaktionen gemacht, wir haben innerhalb weniger Wochen über 200 000 Unterschriften gesammelt, haben die der damaligen Bundessozialministerin Ursula von der Leyen übergeben, und letztendlich hat da tatsächlich auch ein breites Wirken aus dem gesellschaftlichen Raum, aus dem vorpolitischen Raum dazu geführt, dass wir hier in Berlin dann diesen Weg gehen konnten, das ins Wahlprogramm der Union bekommen haben, diese Forderung, und letztendlich, dass es jetzt im Gesetzblatt steht, das ist wirklich sehr sehr sehr gut.

Maria Flachsbarth ist Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes KDFB. Der hatte gefordert, dass es nicht zwei, sondern drei Rententgeltpunkte geben müsse, also noch mehr Geld für die Mütter. Aber in der Politik gilt es dann eben, Kompromisse zu machen, sagt die 51-jährige CDU-Politikerin.

Ich kenne die Beschlusslage meines Verbandes, selbstverständlich ist die auch sozusagen Maßstab für mich, aber mein Verband weiß auch, ich hab das auch im Vorstand so offen gesagt, ich hab das auch auf der Delegiertenversammlung so gesagt, ich bin jetzt keine, die sich jetzt hier in Berlin hinstellt und diesen dritten Rentenpunkt fordert, weil das völlig unrealistisch ist.

Natürlich wäre mehr Geld für diese Gruppe von Müttern noch schöner gewesen, aber hier ging es vor allem um die grundsätzliche gesellschaftliche Frage eines humanen Umgangs miteinander, sagt Flachsbarth.

Also was ist uns denn eine solche alte Dame, die Kinder groß gezogen hat, eigentlich wert? Denn wir haben uns mit Argumenten auseinandersetzen müssen, wo uns gesagt worden ist, das ändert doch nichts am demographischen Wandel, also die Frauen, die ihr da jetzt begünstigt, die sind längst jenseits von gut und böse, also die kriegen auch keine Kinder mehr, von daher das ist doch viel Geld was wir dafür ausgeben, wofür eigentlich? Das finde ich ganz und gar unmöglich, eine solche Argumentation, da sträubt sich auch alles auf der Grundlage meines christlichen Menschenbildes dagegen, so mit  Menschen umzugehen.

Teil 2
Christ sein und politisch aktiv sein, das ist kein Gegensatz – das findet jedenfalls Dr. Maria Flachsbarth. Nach der letzten Bundestagswahl wurde sie Parlamentarische Staatssekretärin in Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung. Das hält sie nicht davon ab, sich auch weiter in ihrer Kirche zu engagieren. Bruno Sonnen hat sie in Berlin getroffen. 

Es war ein Merksatz ihrer, wie sie sagt, sehr klugen Geschicts- und Politiklehrerin, der für Maria Flachsbarth für ihren weiteren Weg eine wichtige Rolle spielte:

Politik passiert immer, die Frage ist nur, ob ihr mit gestaltet oder ob man über euch bestimmt. Und da ich eigentlich ein Typ bin, die lieber mit gestaltet und selber sagt, was sie denn gerne tun möchte oder auch was sie lassen möchte, hab ich sehr früh begonnen, mich damit auseinander zu setzen und mich dann auch zu engagieren.

Geprägt hat sie aber auch das katholische Milieu in Ostwestfalen, wo sie groß geworden ist, und bis heute engagiert sie sich auf mehreren kirchlichen Feldern, unter anderem im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, dessen Aufgabe es ist, die Position der katholischen Laien in der politisch-gesellschaftlichen Debatte zu vertreten.

Und alleine ist das immer so ne Sache da verliert man sich, also dass man bündelt, dass man sich organisiert, dass man sich zusammenschließt, dass es ne Struktur gibt, das ist in einer solchen Gesellschaft, die pluralistisch ist, wo viele versuchen letztendlich an der Meinungsbildung auch mitzuwirken, ganz unverzichtbar.

Der Katholische Deutsche Frauenbund, KDFB, ist für sie auch zu einem spirituellen Zuhause geworden.

Das ist ja nicht nur, dass ich einen Verband leite, wie ich jetzt, ich weiß nicht, ne Gewerkschaft leiten würde oder was auch immer, oder auch nen Stadtverband einer Partei, sondern da ist viel mehr Herzblut drin, da ist viel mehr ich drin, da ist viel mehr auch mein Suchen nach religiöser Perspektive drin, und ich freue mich sehr sehr, dass ich im KDFB bin, und da eben auch ganz unterschiedliche Aspekt die auch zu mir als Person gehören noch finden kann auf der einen Seite eben dieser religiös-spirituelle Aspekt, auf der anderen Seite aber auch ein starker gesellschaftspolitischer Aspekt, und dann selbstverständlich noch ein kirchlicher innerkirchlicher Aspekt und da geht es eben ganz besonders um die Frage der Wertigkeit von Frauen in der katholischen Kirche.

Dass die deutlich verbessert werden muss, darin sind wir uns einig:

Und von daher kämpfen wir zum Beispiel als KDFB für das Diakonat der Frau, weil wir sagen, wo die Menschen Jesus Christus diakonisch erfahren, ist das Gesicht, durch das sie das erfahren, häufig weiblich.

Natürlich belastet sie wie viele andere Katholiken auch der Missbrauchsskandal in der Kirche oder das Geschehen um den Limburger Bischof. Da braucht man, das geht auch mir so, schon einen starken Bezug zur Kirche und einen festen Glauben, dass es da noch mehr gibt als das kirchliche Bodenpersonal.

Ich finde in der Kirche mein Fundament, Ruhe, die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, und das Wissen, dass ich nicht alles können, alles wissen, alles machen muss, dass ich nicht für alles verantwortlich bin, sondern dass es jemanden gibt, dem ich  all das, was auf mir liegt, vor die Füße werfen kann, das ist eigentlich das, was mir am meisten meine Kirche gibt,  deshalb bin ich auch Katholikin mit ganzem Herzen, könnte mir nicht vorstellen, ohne die Kirche zu sein.

 

 

 

 

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SWR1 Begegnungen

 Eine Gemeinde wie jede andere

Das Pfarrhaus der Gehörlosengemeinde sieht aus wie andere Pfarrhäuser auch, Pfarrbüro, Versammlungsräume, Arbeitszimmer. Und bei der Frage, wie man sich eine Gehörlosengemeinde vorzustellen hat, stapelt Ralf Schmitz zunächst einmal tief: 

Auf der einen Seite funktionieren wir wie jede andere Pfarrgemeinde auch, wir haben einen Pfarrgemeinderat, einen Verwaltungsrat, wir haben drei Gemeindebezirke, etwa 1500 Mitglieder im Bereich des Bistums Trier, die Gemeinde umfasst also das gesamte Bistum, und wir haben das normale Gemeindeleben, Gottesdienstfeiern, dem Nächsten helfen, Verkündigung des Glaubens, Lebenshilfe, Einzelseelsorge, die ganz normalen Dinge. 

Doch eine Gehörlosengemeinde ist natürlich eben keine Gemeinde wie jede andere. 

Das Besondere ist wahrscheinlich dann das Merkmal, dass Gebärdensprache unsere Umgangssprache ist, wir sind also insofern die muttersprachliche Gemeinde für Menschen, die Gebärdensprache benutzen, und das prägt die Seelsorge dann und ist vielleicht auch der Unterschied zu den anderen Territorialgemeinden. 

Die katholische Gehörlosengemeinde im Bistum Trier wurde vor 14 Jahren vom damaligen Trierer Bischof Hermann Josef Spital gegründet. Er hatte erkannt, dass gehörlose Menschen keine Möglichkeit haben als getaufte Christen wirklich mitzuwirken in ihren Heimatgemeinden,  erzählt Ralf Schmitz 

Und weil Bischof Spital ja ein großes Faible für Kommunikation hatte, war sofort klar, die brauchen ihre eigene Sprache, und dann war die Form der Personalpfarrei diejenige, die sich da am besten anbot. 

Aber: Ist eine solche Gemeinde nicht eher ein Schritt zurück im Bemühen um Integration, um soziale Teilhabe von Menschen, die anders sind als so genannte normale Menschen? Also für das, was man heute Inklusion nennt. Nein, sagt der 55 Jahre alte Seelsorger.

 Ich würde sagen, der Ausgangspunkt ist auch für uns hier in der Gemeinde nicht die Inklusion, sondern die Wahlfreiheit. Also die Möglichkeit für Menschen, ihr Leben so zu gestalten wie sie es selber möchten, an den Orten mitzuwirken, teil zu haben, Teilhabe ist ja der große Begriff, wie sie sich selbst das vorstellen, das heißt, wenn für bestimmte Lebensbereiche Gehörlose sagen, wir wollen mit Unseresgleichen zusammen sein in unserer Sprache kommunizieren, unterstützen wir das, das ist für uns ist nicht notwendigerweise das Zielbild, jeder Gehörlose muss in seiner Wohnortgemeinde, sein Zuhause finden, das wäre unrealistisch, da würden auch viel Begabungen verloren gehen, die eigentlich nur in so einer Sprachgemeinschaft leben können, aber das müssen die Familien, die einzelnen Personen selber entscheiden können, das wär so unsere wichtigstes Ziel. 

Der Geist Gottes lehrt in vielen Sprachen zu reden

Wer wie ich in seinem bisherigen Leben so gut wie nie wirklich mit Menschen zu tun hatte, die nicht hören können, der denkt sich: Zu einer Gehörlosengemeinde gehören Menschen, die taub oder fast taub, also eben hörbehindert sind. Im Gespräch mit Ralf Schmitz lerne ich, so einfach ist das nicht.  

Es gibt zwei Merkmale der Mitgliedschaft, das eine ist ne Hörbehinderung, das ist nicht das zentrale Merkmal, das zentrale ist die Benutzung der Gebärdensprache, das heißt zum Beispiel ein altersschwerhöriger Mensch wird sich bei uns nicht wohlfühlen und wird da auch kaum sein Zuhause finden, weil die Gebärdensprachkompetenz nicht da ist.

Heißt also, wer die Gebärdensprache nicht spricht, kann sich auch nicht mit einem gehörlosen Menschen unterhalten? Ja und nein, sagt Ralf Schmitz. Gehörlose hätten eine ganz große Kompetenz, mit Menschen umzugehen, die ihre Sprache nicht sprechen. 

Es gibt die Möglichkeit was aufzuschreiben, es gibt die Möglichkeit von den Lippen abzulesen, wobei ich da ganz große Vorsichtstafeln aufstelle, das ist viel schwieriger als man glaubt, ist eigentlich für Menschen, die schon mal gehört haben, also die ertaubt sind, möglicherweise ne Form. Ja und ansonsten man kommuniziert durch Mimik, durch Gestik, durch Körperkontakt, und das muss man sehen, was in einer Situation am besten gebraucht wird, es kann sein, dass man wirklich einen Gebärdensprachdolmetscher braucht, aber so die Kommunikationsmöglichkeiten sind vielfältig. 

Der Geist Gottes lehrte sie in vielen Sprachen zu reden. So heißt es in der Pfingsterzählung der Bibel. Also auch in der Gebärdensprache. Pfarrer Schmitz hat die Gebärdensprache erlernt, gleichwohl bleibt er auch als Pfarrer ein Hörender unter Gehörlosen: 

Ich war in meiner vorigen Tätigkeit Jugendpfarrer, bei den Pfadfindern aktiv, und da gab es so ein Motto: „Unterwegs in Gebiete, die du noch nicht kennst.“ Das war eigentlich auch mein Motto in der Gehörlosenseelsorge. Ich komme mir immer vor wie ein Weißer in einem Indianerstamm, also jemand der nicht zur Kultur gehört, die auch nicht kennt, aber mit den Leuten zusammen entdeckt, welche Lösungen, erstmal welche Probleme gibt es , welche Lösungen gibt es, wie steht das in Verbindung mit anderen Formen von Leben und Glauben, diese Entdeckungsarbeit, das finde ich eigentlich das Spannendste.

Im Gespräch mit Ralf Schmitz wird mir klar, wie wenig ich von der Welt der Gehörlosen weiß, und mit jedem neuen Aspekt, den er ins Gespräch bringt, wächst meine Hochachtung or seiner Arbeit. Was ich am Ende glaube verstanden zu haben: Kommunikation, miteinander sprechen, eine Verbindung herstellen, das ist ganz zentral in der Gehörlosenarbeit. Und daher kann ich seine Antwort auf die Pfingstfrage dann auch sehr gut nachvollziehen. 

Heiliger Geist heißt für mich eigentlich Verstehen. Sich verstehen. Also dieser Raum, der zwischen Menschen entsteht, der nach oben hin sozusagen geöffnet ist, die Gebärdensprache ist sehr visuell, von daher ist für mich auch viel mehr als früher Gott noch mal irgendwie oben, also dieser Raum der sich nach oben öffnet beziehungsweise von oben eröffnet wird und der Verstehen ermöglicht. Das würde ich so im Moment als Gottes Geist, ja, verstehen.

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SWR1 Begegnungen

Josef Freise ist Professor an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Hier werden  in den Fachbereiche Sozialwesen, Gesundheitswesen und  Religionspädagogik Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen sowie Pflegekräfte ausgebildet. Zuvor hat Freise für den Internationalen Christlichen Friedendienst Eirene in Neuwied gearbeitet, wo er auch heute noch lebt. Bruno Sonnen hat ihn in Neuwied besucht.

 Teil 1

 Eirene, das ist griechisch, und heißt Frieden. Eirene, das ist vor allem ein Freiwilligendienst, der junge, aber auch ältere Menschen in Friedens-, Entwicklungs- und Versöhnungsprojekte in aller Welt entsendet. Josef Freise hat lange in der deutschen Geschäftsstelle in Neuwied gearbeitet. Von der Friedensarbeit zur Professur, dieser Weg war für ihn logisch und konsequent, sagt der 62-Jährige.

Eigentlich hab ich nur die Fronten gewechselt von der Praxis in die Forschung und in die Lehre hinein, und an der Katholischen Hochschule in Köln bin ich jetzt seit 16 Jahren, und die Fragen von Vermittlungsarbeit von Versöhnungsarbeit von interkulturellem und interreligiösem Dialog sind dort geblieben, und bei Eirene wird das praktisch versucht, wenn beispielsweise ein christlicher Friedensdienst im Niger Koranschulen mit begleitet und versucht eben dort eine dialogische offene Haltung mitzufördern, dann ist das das eben, was wir auch mit den Studierenden auch versuchen auch in der multikulturellen Stadt Köln, wo ich christliche und muslimische und agnostische Studierende habe.

Eines der Prinzipien von Eirene ist die Gewaltfreiheit, eine Haltung, für die auch ich als junger Christ mich  einmal begeistert habe. Andererseits: Ist das nicht ein zu hoher Anspruch für die Welt, in der wir leben? Josef Freise:

Es ist eine Orientierung, und letztlich ist es eine Haltung, da geht es einfach darum in einer Haltung des Respekts ohne Vorwürfe und ohne Abwertung des anderen miteinander umzugehen, und das muss sich natürlich dann auch strukturell in der Gesellschaft durchsetzen, das liegt an uns allen, wie weit gehen wir aufeinander zu und das hab ich bei Eirene erlebt wo wir Gäste hatten, in der Zeit des Kriegs in Jugoslawien haben wir Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina im Haus aufgenommen und daraus ist dann das Osteuropa-Programm entstanden wo heute versucht wird in Bosnien-Herzegowina, in Serbien, im Kosovo, Versöhnung und Verständigung zu ermöglichen    

 Für den bekennenden und praktizierenden Chrissten Josef Freise ist das Beispiel Jesu wichtig. Wir leben zwar alle nicht so radikal wie Jesus von Nazareth, aber sein Beispiel ist beleibende Herausforderung, da bin ich einig mit Josef Freise.

Jesus hat Gewalt nicht als letztes Mittel für sich gesehen und es gibt viele Belege auch in der Bibel wo er sich dem entzieht und nein sagt, allerdings mit der Konsequenz, dass er gekreuzigt wurde. Jesus hat uns vorgelebt, dass dieser Weg radikal gelebt werden kann und dass dann der Tod möglicherweise das Ende ist aber das ist eben nicht das Ende sondern dann der Glaube daran dass hier Gott uns hält und dass wir auferstehn.

 

Teil 2

Bevor Josef Freise Professor an der Katholischen Hochschule in Köln wurde, hat er lange für den Christlichen Friedensdienst Eirene mit Sitz in Neuwied. gearbeitet. Frieden, das ist bis heute ein zentrales Motiv für sein Handeln als Christ. Bruno Sonnen hat Josef Freise in Neuwied besucht.

Frieden, dass muss für Josef Freise natürlich Ziel des politischen, aber auch des ganz persönlichen Handelns sein. Friede beginnt da, wo Menschen nicht ausgegrenzt werden, sagt er.

und wir versuchen auch den Kontakt zu bekommen zu den Flüchtlingen hier in der Stadt, weil Ausgrenzung hier bei uns beginnt, und wir können nicht immer nur die großen politischen hehren Ziele verkünden, wenn wir nicht vor Ort kommunal uns engagieren, und mein persönliches Engagement hier ist mehr dort kommunal.

Ich denke mir, dass es einem wie Josef Freise nicht immer leicht fällt, in dieser Kirche mit ihren althergebrachten Strukturen zu leben und zu arbeiten. Und in der Tat, er bekennt:

Es gab Zeiten der großen Depression und ich bin eigentlich jetzt froh, dass wir einen neuen Frühling spüren, weil wir mit Papst Franziskus doch die Hoffnung haben, dass ein neuer Wind weht, Kirche ist überall da, wo Menschen miteinander diese Vision des Reiches Gottes zu leben versuchen, wo man ohne Diskriminierung miteinander auskommt, wo Menschen, die am Rande stehen, hineingeholt werden in die Mitte.

Durch Papst Franziskus ist die Diskussion um die arme Kirche und eine Kirche für die Armen neu entfacht worden. Die verläuft für meinen Geschmack reichlich schräg, denn Armut ist kein Wert an sich, und mit Geld kann man schlicht auch Gutes tun, findet auch Josef Freise.

Ich finde es gut, dass wir in den Schulen präsent sind mit dem Religionsunterricht, dass wir mit der Caritas und der Diakonie in der Gesellschaft präsent sind, aber wir müssen uns immer wieder fragen, ist das noch die Aufgabe der Kirche      

Natürlich müssen Strukturveränderungen her, findet er, natürlich müsste die Kirche die Frauen viel mehr beteiligen als sie es heute tut, das ist für ihn keine Frage 

Letztlich glaube ich aber, dass sich die Kirche auch de-institutionalisieren wird, sie wird mehr ein Netzwerk werden von Menschen, die miteinander in Verbindung stehen und die Hierarchie wird an Bedeutung verlieren 

Ostern ist das Fest an dem wir Christen die Auferstehung Christi feiern. Die Rede von der Auferstehung ist neben der von der Menschwerdung Gottes die anspruchsvollste Rede, die wir Christen im Mund führen. Und natürlich interessiert mich als Theologe, was Josef Freise dazu sagt.

Es ist nicht einfach zu sagen, am liebsten würde ich Geschichten erzählen von Erfahrungen, wo ich den Eindruck habe, es ist jemand gestorben und ich spüre, dass da etwas bleibt und dass der Mensch bleibt und dass Gott nicht das Unrecht siegen lässt, und Menschen sterben lässt, ohne ihre Würde noch weiterhin wahrzunehmen, also die Welt ist schon durch Liebe geprägt und gestaltet und die Liebe hört mit dem Tod nicht auf und das können wir an Jesus am deutlichsten sehen, der ja nun wirklich auch mit 33 Jahren noch ein längeres Leben verdient hätte, aber dieses Leben ist aufgehoben genauso wie unseres auch.

 

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SWR1 Begegnungen

Das Ökumenische Netz Rhein-Mosel-Saar ist eine Einrichtung, die von verschiedenen kirchliche Einrichtungen und Initiativen sowie Einzelpersonen getragen wird. Was sie alle vereint, ist das gemeinsame Bemühen um Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Geschäftsführer und einziger Hauptamtlicher des Vereins ist Dominic Kloos. Bruno Sonnen hat ihn in Koblenz besucht  

Teil 1

Er hat Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Trier und Mainz studiert und nach dem Zivildienst in Nicaragua dann in Großbritannien noch ein  Masterstudium über Development Studies, also Entwicklung drangehängt. Er hat für das globalisierungskritische Institut Südwind gearbeitet und nach einer Station bei der Bistumsstelle Limburg der katholischen Friedensbewegung Pax Christi ist er jetzt beim Ökumenischen Netz in Koblenz gelandet. 

Hier geht es vor allem um die Förderung und Vernetzung von kirchennahen und  –fernen Gruppen, die in den Bereichen Frieden, weltweite Gerechtigkeit und für den Erhalt der Schöpfung arbeiten. Die Alltagsarbeit ist dabei manchmal weniger hochtrabend als sie klingt, sagt Kloos: 

Die besteht viel in Organisieren von Veranstaltungen, Aktionswochen, Aktionsmonaten,  von Konferenzen, Tagungen, aber die besteht durchaus auch in einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen, mit verschiedenen Problemen dieser Welt. Inhaltlich bedeutet das beispielsweise, dass wir uns mit verschiedenen Kampagnen auseinandersetzen, wir sind auch Teil dieser Kampagnen, beispielsweise Kampagne für saubere Kleidung, da beschäftigen wir uns eben mit den Arbeitsbedingungen von Näherinnen in so genannten Billiglohnländern, und dann versuchen wir von da ausgehend, die Frage zu stellen, was hat das jetzt mit uns zu tun, also nicht nur mit unseren konkreten Klamotten, die wir anziehen, damit natürlich auch, aber eben, welcher Kern dieser Problematik der Ausbeutung dahinter steckt. 

Den Dingen auf den Grund zu gehen, zum Kern dessen vorzustoßen, was hinter den Krisenphänomenen unsere Zeit steckt, das ist für einen, der Philosophie studiert hat, natürlich zentral. Und was dieser Kern für ihn ist, bringt der gebürtige Saarländer, der in einigen Tagen 35 wird, unmissverständlich auf den Punkt.

In erster Linie steckt dahinter, dass aus einem Euro zwei Euro gemacht werden sollen. Aus einem Euro zwei Euro zu machen, ist der Selbstzweck, der diese Welt am Laufen hält.

Geld allein, man könnte auch sagen, das kapitalistische System, darf nicht länger die Welt regieren, da muss sich ganz grundlegend was ändern, findet er. Mir kommt das Wort von Papst Franziskus wieder in den Sinn: Diese Wirtschaft tötet, sagt der Papst, und Jesus von Nazareth hat das vor 2000 Jahren so formuliert: Du kannst nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon. Das Geld ist zum Götzen geworden, und das ist geradezu verrückt, sagt Dominic Kloos

Das ist eben eine Irrationalität, dass alles vor den Vorbehalt der Finanzierbarkeit gestellt wird, wirklich alles, bis hin zum menschlichen Leben, und das ist irrational, und das zu verstehen, wäre der erste Schritt und das müsste in einer Gesellschaft, in einer anderen Gesellschaft dürfte das nicht mehr sein, und wir arbeiten tatsächlich beim Ökumenischen Netz daran, 2015 wollen wir nämlich vermutlich ne Studie raus bringen zu dem Thema Alternativen beziehungsweise solidarische Ökonomie.

Teil 2 

Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, das sind die Kernanliegen im so genannten ökumenisch-konziliaren Prozess, den verschiedene Kirchen angesichts der Lage der Welt vor über 25 Jahren angestoßen haben. In dieser Tradition steht auch eine Ökumenische Versammlung Ende April in Mainz. Dominic Kloos ist zurzeit dabei, sie mit vorzubereiten.

Also die Ökumenische Versammlung ist der Versuch, anlässlich der aktuellen gesellschaftlichen Probleme, sprich eben der Vielfachkrisen, ökologische Krise, Krise der Ressourcen, Krise der Arbeit, Finanzkrise, dass vor diesem Hintergrund es Zeit wird, dass die Kirchen  noch stärker ihrer Verantwortung bewusst werden, denn sie sind es, die meines Erachtens tatsächlich einen großen Einfluss haben beziehungsweise eine Möglichkeit haben, sehr stark zu kritisieren, im besten Sinne des Wortes radikal zu kritisieren, und da geschieht definitiv zu wenig, und diese Ökumenische Versammlung soll eben Leute zusammenbringen, um dies zu tun.

Kritik an ungerechten Strukturen und Auswüchsen eines Systems zu üben, das auf der Ausbeutung von Mensch und Natur beruht, ist das eine, und sie ist wichtig und unverzichtbar, da bin ich mit Dominic Kloos völlig einig. Aber kann und muss nicht auch der Einzelne als Bürger, als Konsument und eben auch als Christ ganz persönlich etwas tun, damit diese Welt nicht zum Teufel geht? Natürlich, sagt Dominic Kloos, und bekennt auch Farbe, wenn es um seinen eigenen Lebensstil geht

Also es gelingt sicherlich die kleinen Fenster aufzustoßen, wo es darum geht biologisch zu konsumieren, wo es darum geht, wenig Auto zu fahren, oder eben Fair-Trade-Produkte zu kaufen und so weiter, da funktioniert es, aber auch das ist natürlich an einen gewissen Geldbeutel gebunden und der ist jetzt nicht so groß, dass ich jetzt immer alles Bio und fair kaufen könnte. 

Dominic Kloos ist jemand, der sich nicht abfindet mit dem, was ist, der nach Alternativen sucht, der Sehnsucht hat nach einer anderen Welt, und der mindestens darauf hofft, dass es diese Welt geben kann, und dass man etwas dafür tun kann. Das wird mir deutlich in unserem Gespräch, und das verbindet uns in unserem Verständnis von Christ sein. 

Für mich heißt Christ sein, dass man sich gegen Unterdrückung und für Befreiung einsetzt, und das bedeutet eben, dass man über diese Themen, über die wir jetzt gesprochen haben, dass man die in die Öffentlichkeit bringt, dass man darüber nachdenkt, dass man darüber diskutiert, und das bedeutet natürlich letzten Endes auch, dass man seinen eigenen Lebensstil durchaus hinterfragt, dass man eben sich gegen Unterdrückung einsetzt, für Befreiung steht, gegen Anpassung steht, und das ist ja etwas, was auch mit ner Hoffnung verbunden ist, also mit ner Hoffnung auf  Gott, auf Wahrheit und Gerechtigkeit, die dann eben nicht nur für die Lebenden gilt, sondern eben tatsächlich auch für die ganzen Opfer der Geschichte. Diesen Menschen kann nur Gerechtigkeit widerfahren, wenn es Gott tatsächlich gibt.

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