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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Vier Wochen lang habe ich einen kleinen Ohrring gesucht. Er war fort, wie vom Erdboden verschluckt. Und einfach nicht mehr zu finden. Es war ein Schmuckstück, das ich mir zu einem runden Geburtstag selbst gekauft hatte. Deshalb tat es mir sehr leid drum. Auch wenn der materielle Verlust nicht so riesig war. Trotzdem habe ich immer wieder nach dem Ohrring gesucht. Weil ich ihn vermisst habe. Aber – nichts, und wieder nichts!

In einem völlig unerwarteten Moment, beim Aufräumen, klapperte es plötzlich. Und da lag er, als hätte er die ganze Zeit auf mich gewartet. Mein Ohrring! Wo der sich versteckt hatte und wieso er plötzlich wieder aufgetaucht ist? Keine Ahnung. Aber egal. Der Ohrring ist wieder da. Ich habe mich so gefreut, dass ich es gleich meiner Schwester erzählen musste. Und dann habe ich über mich selbst gelacht. Ich mache es ja genau wie in der Bibel. Da wird von einer Frau erzählt, die eine wertvolle Münze verloren hat. Sie stellt das ganze Haus auf den Kopf, und als sie die Münze wiederfindet, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir, denn ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte. (Lk 15,8) Jesus erzählt mit dieser kleinen Geschichte von Gott. So sehr wie die Frau über ihre Münze freut sich Gott, wenn ein Mensch zu ihm zurückkehrt. So sehr wie ich nach meinem Ohrring gesucht habe, so sehr sucht Gott nach mir, wenn ich mich mal von ihm entfernt habe.  

Heute ist in der evangelischen Kirche der Buß- und Bettag. Und da geht es genau darum. Der Buß- und Bettag erinnert daran, wie sehr sich Gott freut über jeden Menschen, der zu ihm zurückkehrt.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wo Jesus hinkommt, laufen ihm die Leute nach. So erzählt es die Bibel immer wieder. Viele wollen hören, was er wohl sagt? Und was sonst noch los ist.

Einmal scheint die Menschenmenge besonders groß gewesen zu sein. Ein kleingewachsener Mann namens Zachäus will aber Jesus unbedingt sehen. Also steigt er auf einen Baum. Von oben sieht er besser. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Oben im Baum ist er auch sicher vor den Leuten. Sie mögen ihn nicht. Er ist ein Halsabschneider, zockt die Leute ab, wo er nur kann.

Jesus sieht den Zachäus oben im Baum sitzen und ruft ihn herunter. Und nicht nur das. Er wünscht sich sogar: „Ich muss heute Dein Gast sein“. Den Umstehenden bleibt da jedes Wort im Hals stecken. Was ist das denn – Jesus spricht mit diesem Lump? Das kann doch nicht wahr sein. Aber auch noch bei ihm essen wollen - das geht zu weit! Ich kann mir das Raunen und Zischen der Menge gut vorstellen.

Man kann es sich schon fast denken: Jesus pfeift darauf. Er kümmert sich nicht um die, die immer nur auf die Fehler der anderen schauen. Die alles besser wissen und aufpassen, dass nur ja alles nach der rechten Ordnung geschieht. Die andere mit ihrem ewigen Recht-Haben beschämen und beleidigen. Auch Jesus will, dass Menschen sich verändern. Aber er hat eine andere Methode, Leute zu bekehren. Statt zu schimpfen schaut er sie an, spricht mit ihnen. Statt auf Gesetzen herumzureiten interessiert er sich für sie. Oder, wie bei Zachäus, er geht zu ihm und setzt sich mit ihm zum Essen. Das ist eine Riesen-Ehre für Zachäus und seine Familie – und eine mächtige Lektion, die wirkt.

Und deshalb ändert Zachäus sich, radikal sogar!

 Ich würde mir das öfter auch in unserer Gesellschaftwünschen. Statt schimpfen und aggressiv rumpöbeln viel öfter mal zuhören. Es würde vielverändern, wenn Menschen mehr miteinander reden und versuchen, das Problem des anderen zuverstehen. Und zwar auf allen Seiten. Damit sich was verändert.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Widdewiddewit – ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“! Pippi Langstrumpf ist es, die das so laut singt. Sie ist wirklich ein sehr besonderes kleines Mädchen. Lässt sich von niemandem was sagen. Erfindet ihre eigene Lebensgeschichte. Dreht den Erwachsenen eine lange Nase. Und macht tatsächlich, was sie will.

Auch in uns Erwachsenen steckt oft viel von Pippi Langstrumpf. Da gibt es viele männliche und weibliche Exemplare, die sich die Welt gerne machen wollen, wie sie es für richtig halten. Freiheit ist auch für mich ein hohes Gut. Ein sehr hohes sogar. Aber es gibt eben Bereiche, an denen meine Freiheit endet. Aus gutem Grund. Eine Lehrerin erzählte von Abiturienten, die die Rechtschreibregeln „nicht einsehen“ und mit ihr darüber diskutieren. Sie sind empört, wenn im Aufsatz für Rechtschreibfehler Punkte abgezogen werden. Duden hin oder her. Andere berichten von Berufsanfängern, die ihren Vorgesetzten mit 35 Jahren Berufserfahrung sagen, dass sie beruflich keine Ahnung haben. Weil die sich nicht so verhalten, wie sie es für richtig halten. Auch im Kopf vieler Autorfahrer scheint sich Pippi Langstrumpf eingenistet zu haben.  In meiner Straße fährt fast niemand so langsam, wie vorgeschrieben. Die Sicherheit der Schulkinder und Kindergartenkinder in dieser Straße – geschenkt. Ich mach mir  die Welt einfach, wie sie mir gefällt.

Vermutlich haben die meisten etwas von Pippi Langstrumpf in sich. Ich jedenfalls kenne das gut. Das ist manchmal erfrischend. Aber wenn jeder sich seine eigene Welt machen will, gibt es Chaos. So funktioniert keine Familie, keine Schulklasse, keine Glaubensgemeinschaft, keine Nation. Für das Gemeinsame brauchen wir Verabredungen und Regeln, damit man sich aufeinander verlassen kann. Und nur in diesem Schutzraum von Verabredungen und Regeln ist Freiheit möglich.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Überall im Dorf hängen Wahlaufrufe. Die Männer sollen darüber entscheiden, ob zukünftig auch Frauen wählen dürfen. Vollkommen absurd, von heute aus gesehen. Aber genauso war es 1969 in der Schweiz, im Kanton Appenzell. Der Film „Die göttliche Ordnung“ greift diese wahre Situation auf. Der Wahlaufruf spaltet das Dorf. Manche Frauen sind gegen das Frauenwahlrecht. „Es geht uns doch gut.“, sagen sie. „Männer entscheiden, Frauen fügen sich. Das ist die göttliche Ordnung.“ Aber es gibt viel mehr Frauen, die haben die Nase voll davon, wie unmündige Kinder behandelt zu werden und sie tun sich zusammen. Diese Frauen nutzen die alten Strategien: treten in Streik, probieren Hosen statt Faltenröcke, üben sich im selbständigen Denken und Handeln. Und sie lernen, sich als Frauen neu zu sehen: interessant, lustvoll, sinnlich, begabt, den Männern ebenbürtig, wunderbare Gottes-Geschöpfe.

Und die Männer? Die fühlen sich provoziert. Sind sie noch Männer, wenn Frauen jetzt wählen wollen? Wer kocht, wäscht, bügelt und putzt für sie, wenn die Frauen auch arbeiten gehen? Sie sind verunsichert, wehren sich, teilweise gemein und unflätig. Aber einer von ihnen, ein muskelbepackter Zimmermann, macht in der Küche eine wundervolle Erfahrung. Sollen die Kollegen ihn als Weichei auslachen – er genießt es, seinen ersten Kuchen zu backen. Und er fängt an, seine Frau ganz neu zu sehen, und neu zu lieben.

Gott hat Frauen und Männer geschaffen – als sein Abbild und mit vielfältigen Begabungen und Kräften. Und sie sind gleichwertig und können sich die Lebensaufgaben teilen. „Die göttliche Ordnung“ wäre eher, dass Männer und Frauen sich auf Augenhöhe begegnen. Sie sollten das Leben miteinander bewältigen und sich so gegenseitig bereichern.

In Appenzell haben die Männer übrigens dann doch für das Frauenwahlrecht gestimmt.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Oh, da ist das Wort schon wieder: Der Zeitgeist... Ich lese: Die Kirche darf sich nicht dem Zeitgeist unterwerfen.  Oder: die Kirche müsse sich tapfer dem Zeitgeist widersetzen. Oder: der Zeitgeist muss mit aller Kraft abgewehrt werden. Für manche in der Kirche ist der Zeitgeist offenbar schädlich und muss bekämpft werden?

Der Zeitgeist – das bedeutet, wie Menschen in einer bestimmten Zeit denken und fühlen. Aber wo finde ich diesen Zeitgeist? Plötzlich fällt mir der große Globus ein, der noch im ehemaligen Kinderzimmer steht. Wenn ich ihn drehe, sehe ich viele Farben und viele Namen: Chile, Schweden, Türkei, Japan, Guinea-Bissau und  immer weiter….und dann ist auf einmal klar: DEN einen Zeitgeist gibt es nicht. Nirgendwo. Das ist ein völlig untauglicher Begriff. Weil es so viele Länder gibt, in denen die Menschen auf ganz verschiedene Weise denken und fühlen. Und selbst in unserem Land gibt es keine einheitlichen Denkweisen. Noch dazu ist alles in Bewegung. Die politischen Zustände, die Denkweisen, die Werteordnungen, die medizinischen Erkenntnisse. Alles bewegt sich - dem können sich auch die Kirchen nicht entziehen. Denn auch wie Glauben verstanden und gelebt wird verändert sich unaufhaltsam. Weil die Menschen sich verändern. Es ist also völlig unsinnig, aus Angst vor Veränderung den Zeitgeist bekämpfen zu wollen.

Jesus ist übrigens dafür das beste Beispiel. Denn er hat von Gottes neuer Welt gesprochen. Ihm ging es um ganz viel Neues, neue Ideen, neue Verhaltensweisen, neue Werte. Er hat mit den Hardlinern um eine neue Sicht von Gott gestritten. Lehrte sie den barmherzigen statt strafenden Gott. Er hat darum gerungen, dass Gesetze für den Menschen da sind, und nicht umgekehrt. Er hat für das Leben gekämpft und für einen Glauben, der Freude macht und die Menschen hoffen lässt. Frauen und Kranke lagen ihm am Herzen und alle, die aus der Gemeinschaft der Anständigen ausgesondert waren. Dafür hat er am Ende sogar sein Leben gegeben.

Glaubende brauchen also keine Angst zu haben vor Veränderungen. Denn Jesus selber war einer, der allerhand verändert hat.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

“Meine Seele preist die Größe des Herrn!” Das ist der wichtigste Satz für heute, für den Tag Maria Himmelfahrt.  Es ist ein großer katholischer Feiertag. Aber nicht überall ein gesetzlicher Feiertag. Deshalb wird in den meisten Bundesländern heute ganz normal gearbeitet.

Der Himmelfahrtstag feiert den Tod von Maria, der Mutter Gottes. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich die Menschen mit ihr beschäftigt. Sie dachten über die junge Frau nach, die mit Jesus schwanger war, ihn geboren und aufgezogen hat. In die Gedanken zu Maria sind viele Träume und Wünsche und Sehnsüchte hineingeflossen. Der Gedanke liegt ja auch nahe: Wenn eine einfache junge Frau so ausgezeichnet wird, muss sie auch in ihrem Sterben von Gott besonders ausgezeichnet werden. Und so entwickelte sich die Vorstellung, sie sei direkt in den Himmel aufgenommen worden.

In der großen Geschichte von Gott und uns Menschen ist Maria eine wichtige Schlüsselfigur. Denn erst mit ihrem “Ja” zu dem Kind konnte die neue Zeit beginnen – die Zeit mit Jesus. Das alles hat die einfache Frau aus dem Volk vielleicht gar nicht rundherum verstanden. Aber sie hat etwas verstanden: Dass Gott  Großes mit ihr vorhatte. Und diesem Geheimnis hat sie sich geöffnet.

“Meine Seele preist die Größe des Herrn” – mit diesen Worten fängt Marias Lobgebet an. Ein Lob, mit dem alles gesagt ist. Es ist ein Satz, den jeder glaubende Mensch sprechen kann:  Gott ist groß. Das kann gar nicht oft genug wiederholt werden.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Die Mama hat sich gar nicht verändert“ hatte meine Tochter gesagt, die damals noch ein halbes Kind war. Ich war 10 Tage zu Exerzitien fortgewesen. Alle waren froh, dass ich nun wieder daheim war. Immer noch die Mama, so wie mich die Familie kannte.  Aber innerlich – war eine Menge passiert. Innerlich fühlte ich mich sehr verändert. Das Kind konnte das ja noch nicht wahrnehmen. Und ich hätte es auch nicht erklären können.

Wie erklärt man 10 Tage Schweigen mit Gott … was da alles passiert? 10 Tage ist viel Zeit zum Beten, zum Nachdenken über Gott und über das Leben. Zeit zum Spazierengehen und Ausruhen. 10 Tage lang an einem  gedeckten Tisch sitzen und sich um nichts kümmern müssen. Das alles zusammen tut schon gut. Exerzitien sind eine Kur für Leib, Seele und Glauben. Es hat so gut getan, Zeit mit Gott zu verschwenden.  Herrlich! Und über meinen Glauben nachzudenken. Zugegeben, manchmal ist es auch nicht so einfach. Denn in der Stille fällt einem  manches ein, was vielleicht nicht so gut läuft im eigenen Leben. Das kann auch mal weh tun. Deshalb ist es ein Segen, in dieser intensiven Zeit jeden Tag mit einer kundigen Begleitperson sprechen zu können, damit man sich nicht in den eigenen Gedanken und Erfahrungen verliert. Es geht ja darum, zu spüren, wie Gott im eigenen Herzen wirkt und arbeitet.

Die Mama, die ich damals war, hat sich in der folgenden Zeit sehr verändert! Denn seit vielen Jahren arbeite ich nun selbst in einem Exerzitienhaus und begleite andere bei ihren Exerzitien. Und wir haben reichlich zu tun – weil es immer Menschen gibt, die sich nach solchen stillen Tagen sehnen. Sie kommen aus vielen Berufen und allen Altersgruppen – und alle suchen die Stille mit Gott. Denn wenn es still ist, hört man Gottes Stimme leichter. Auch wenn man es von außen nicht ohne Weiteres sehen kann: Gott zu begegnen, verändert jeden Menschen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Sonntags ist die Schlange beim Bäcker  lang und geht bis auf die Straße hinaus. Drinnen arbeiten sieben Verkäuferinnen um die Wette und kommen kaum nach. Denn Sonntag ist Frühstückstag! Für viele ist das Sonntagsfrühstück ein heiliges Ritual geworden. Wer hat schon  während der Woche  noch Zeit für gemeinsame Mahlzeiten? Aber am Sonntag passt es dann. Und so ziehen die Leute scharenweise glücklich mit den prallen Brötchentüten nach Hause, während hinter der Theke ständig nachgebacken wird.

Für andere läuteten Sonntags die Glocken. Sie gehen vielleicht heut e morgen nicht zum Bäcker, dafür aber zur Kirche. Der Sonntag ist und bleibt für uns Menschen nun mal ein besonderer Tag, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Und die sind alle wertvoll.

Für die, denen der Gottesdienstbesuch noch wichtig und heilig ist, behält der Sonntag seine ganz eigene Prägung. Es ist der Tag Gottes, ein Feiertag, an dem immer wieder die Auferstehung von Jesus gefeiert wird. Im Gottesdienst stärken das Wort Gottes und die gemeinsame Feier Leib und Seele. Der Sonntag eröffnet die neue Woche und lädt dazu ein, sich diesen einen Tag  mal weniger mit den Dingen des Alltags, als mit Gott und dem Leben zu beschäftigen.  Wer daran gewöhnt ist, möchte nicht darauf verzichten.

Und jene, die nicht  zum Gottesdienst gehen haben mit dem Sonntagsfrühstück ein anderes Ritual für sich gefunden, das ihnen heilig ist. Auch für sie ist der Sonntag ein besonderer Tag. Sie verbringen auf diese Weise wenigstens einmal in der Woche eine kostbare Zeit mit Freunden oder mit der Familie. Sie feiern vielleicht nicht Gott, aber sie feiern das Zusammensein und stärken sich so für die nächste lange Woche. Beides ist wichtig.

Allen aber  wünsche ich einen gesegneten Sonntag!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Das war‘s! 40 Jahre im Schuldienst! Sie war gerne Lehrerin. Und jetzt also der Ruhestand. Alle gratulieren, es gibt Reden, Blumen, Erinnerungsgeschenke. Die frisch gebackene Ruheständlerin lächelt tapfer. Und ist gleichzeitig etwas blass. Wie wird das Leben ohne Schule und all die eingespielten Abläufe?

Was wird kommen? – Ja, so ein Übergang in eine neue Lebenssituation macht unsicher.  Unbekanntes macht mulmig. Das ist ganz normal. Beim einen mehr, bei der anderen weniger. Manche sind mutig und schauen von Natur aus optimistischer in die Zukunft. Es wird schon, sagen sie sich. Die Ängstlicheren machen sich viele Gedanken und sehen eher jede Menge Hindernisse. So wie die Lehrerin, die nun in den Ruhestand verabschiedet wird. Sie gehört eher zu den Vorsichtigen und Ängstlicheren.

Aber auch sie hat einen Weg gefunden, mit diesen Sorgen umzugehen, die sie immer plagen, wenn etwas Neues auf sie zukommt. Der erste Schritt ist: Sie erinnert sich dann an wichtige Stationen ihres Lebens, wo sie das schon einmal erlebt hat – und das Leben danach trotzdem weitergegangen ist.  Diese alten Erfahrungen sind wichtig: Bisher hat es eigentlich immer eine Zukunft gegeben. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Das macht Mut.

Der zweite Schritt ist: Sie betet. Sie liebt das Psalmwort: Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich…du bist vertraut mit all meinen Wegen. (139,1.3) Sie findet in diesem Psalm genau die Ermutigung, die sie braucht: Gott geht mit. Er ist immer mitgegangen. Er kennt jeden Schritt. Und auch jetzt wird er mitgehen. „Du bist vertraut mit all meinen Wegen“, den vergangenen und den zukünftigen. Diese Worte trösten. Immer wieder erinnert sie sich: „Du bist vertraut mit all meinen Wegen“. Und dann wird ihr Herz wieder ruhiger und die Aufregung verschwindet.  Beten ist keine Versicherung gegen Probleme. Das weiß sie.  Aber die Ängste aussprechen und Gott ans Herz legen – das hilft. Auch in den etwas mulmigen Stunden zwischen Beruf und Ruhestand.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Zu viel Aktion und zu wenig Herz “ schreibt die Journalistin in der Zeitung. Ihr Sohn hat bald Erstkommunion. „Er ist froh, wenn es vorbei ist“. Sie ist traurig und enttäuscht. Dabei gehören sie und ihr Mann zu den interessierten Eltern. Sie haben sich mit ihrem Kind auf die Vorbereitung zu seinem großen Fest gefreut. Aber jetzt ist der 9jährige nur noch genervt.

Was ist passiert? Als Mutter beobachtet sie „Zu viel Aktion und zu wenig Herz“. Gelernt haben die Kinder ein Jahr lang sehr viel. Viel Sachkunde. Und erhobenen Zeigefinger. Die Herzen der Kinder aber, ihre Gemüter wurden kaum angesprochen.  Die Kinder haben etwas über die Liebe Gottes gelernt. Aber nichts von der Liebe erfahren. Wie schade.

Es steht mir nicht zu, über die tatsächliche Situation vor Ort zu urteilen. Ob  die Eltern noch etwas hätten ausgleichen können?  Aber das Ergebnis ist auf jeden Fall traurig  – es ist traurig, wenn ein Kind keine Lust mehr auf seine erste heilige Kommunion hat.  Dabei sind Kinder leicht zu begeistern. Auch für Jesus. Wenn man ihnen erzählt und sie spüren lässt, was für ein Freund er war.  Was er für ein Herz hatte. Wenn sie davon etwas erfahren hätten. Aus Sachkunde aber wird kein Glauben. Glauben will das Gemüt erreichen. Mitten ins Herz hinein.  Die Bibel sagt es so: „Darin besteht die Liebe, dass Gott uns geliebt und seinen Sohn Jesus in die Welt gesandt hat.“ (nach 1 Joh 4,10)  Ja. Darum geht es. Es geht um die Liebe. Um Gottes Herz für die Menschen.

Liebe kann man nicht so richtig erklären, aber man kann sie vermissen – oder fühlen. Ich fühle mich geliebt, wenn jemand mich mag, wie ich bin. Wenn mich jemand freundlich anschaut. Das fühlen Kinder noch viel leichter. Kinder wissen, was ein Freund, eine Freundin ist. Aber jemand muss ihnen voller Freude sagen: Jesus ist auch dein Freund. Der mag dich so, wie du bist. Und er kennt dich und hat dich lieb. Immer.

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