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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

“Meine Seele preist die Größe des Herrn!” Das ist der wichtigste Satz für heute, für den Tag Maria Himmelfahrt.  Es ist ein großer katholischer Feiertag. Aber nicht überall ein gesetzlicher Feiertag. Deshalb wird in den meisten Bundesländern heute ganz normal gearbeitet.

Der Himmelfahrtstag feiert den Tod von Maria, der Mutter Gottes. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich die Menschen mit ihr beschäftigt. Sie dachten über die junge Frau nach, die mit Jesus schwanger war, ihn geboren und aufgezogen hat. In die Gedanken zu Maria sind viele Träume und Wünsche und Sehnsüchte hineingeflossen. Der Gedanke liegt ja auch nahe: Wenn eine einfache junge Frau so ausgezeichnet wird, muss sie auch in ihrem Sterben von Gott besonders ausgezeichnet werden. Und so entwickelte sich die Vorstellung, sie sei direkt in den Himmel aufgenommen worden.

In der großen Geschichte von Gott und uns Menschen ist Maria eine wichtige Schlüsselfigur. Denn erst mit ihrem “Ja” zu dem Kind konnte die neue Zeit beginnen – die Zeit mit Jesus. Das alles hat die einfache Frau aus dem Volk vielleicht gar nicht rundherum verstanden. Aber sie hat etwas verstanden: Dass Gott  Großes mit ihr vorhatte. Und diesem Geheimnis hat sie sich geöffnet.

“Meine Seele preist die Größe des Herrn” – mit diesen Worten fängt Marias Lobgebet an. Ein Lob, mit dem alles gesagt ist. Es ist ein Satz, den jeder glaubende Mensch sprechen kann:  Gott ist groß. Das kann gar nicht oft genug wiederholt werden.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Die Mama hat sich gar nicht verändert“ hatte meine Tochter gesagt, die damals noch ein halbes Kind war. Ich war 10 Tage zu Exerzitien fortgewesen. Alle waren froh, dass ich nun wieder daheim war. Immer noch die Mama, so wie mich die Familie kannte.  Aber innerlich – war eine Menge passiert. Innerlich fühlte ich mich sehr verändert. Das Kind konnte das ja noch nicht wahrnehmen. Und ich hätte es auch nicht erklären können.

Wie erklärt man 10 Tage Schweigen mit Gott … was da alles passiert? 10 Tage ist viel Zeit zum Beten, zum Nachdenken über Gott und über das Leben. Zeit zum Spazierengehen und Ausruhen. 10 Tage lang an einem  gedeckten Tisch sitzen und sich um nichts kümmern müssen. Das alles zusammen tut schon gut. Exerzitien sind eine Kur für Leib, Seele und Glauben. Es hat so gut getan, Zeit mit Gott zu verschwenden.  Herrlich! Und über meinen Glauben nachzudenken. Zugegeben, manchmal ist es auch nicht so einfach. Denn in der Stille fällt einem  manches ein, was vielleicht nicht so gut läuft im eigenen Leben. Das kann auch mal weh tun. Deshalb ist es ein Segen, in dieser intensiven Zeit jeden Tag mit einer kundigen Begleitperson sprechen zu können, damit man sich nicht in den eigenen Gedanken und Erfahrungen verliert. Es geht ja darum, zu spüren, wie Gott im eigenen Herzen wirkt und arbeitet.

Die Mama, die ich damals war, hat sich in der folgenden Zeit sehr verändert! Denn seit vielen Jahren arbeite ich nun selbst in einem Exerzitienhaus und begleite andere bei ihren Exerzitien. Und wir haben reichlich zu tun – weil es immer Menschen gibt, die sich nach solchen stillen Tagen sehnen. Sie kommen aus vielen Berufen und allen Altersgruppen – und alle suchen die Stille mit Gott. Denn wenn es still ist, hört man Gottes Stimme leichter. Auch wenn man es von außen nicht ohne Weiteres sehen kann: Gott zu begegnen, verändert jeden Menschen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Sonntags ist die Schlange beim Bäcker  lang und geht bis auf die Straße hinaus. Drinnen arbeiten sieben Verkäuferinnen um die Wette und kommen kaum nach. Denn Sonntag ist Frühstückstag! Für viele ist das Sonntagsfrühstück ein heiliges Ritual geworden. Wer hat schon  während der Woche  noch Zeit für gemeinsame Mahlzeiten? Aber am Sonntag passt es dann. Und so ziehen die Leute scharenweise glücklich mit den prallen Brötchentüten nach Hause, während hinter der Theke ständig nachgebacken wird.

Für andere läuteten Sonntags die Glocken. Sie gehen vielleicht heut e morgen nicht zum Bäcker, dafür aber zur Kirche. Der Sonntag ist und bleibt für uns Menschen nun mal ein besonderer Tag, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Und die sind alle wertvoll.

Für die, denen der Gottesdienstbesuch noch wichtig und heilig ist, behält der Sonntag seine ganz eigene Prägung. Es ist der Tag Gottes, ein Feiertag, an dem immer wieder die Auferstehung von Jesus gefeiert wird. Im Gottesdienst stärken das Wort Gottes und die gemeinsame Feier Leib und Seele. Der Sonntag eröffnet die neue Woche und lädt dazu ein, sich diesen einen Tag  mal weniger mit den Dingen des Alltags, als mit Gott und dem Leben zu beschäftigen.  Wer daran gewöhnt ist, möchte nicht darauf verzichten.

Und jene, die nicht  zum Gottesdienst gehen haben mit dem Sonntagsfrühstück ein anderes Ritual für sich gefunden, das ihnen heilig ist. Auch für sie ist der Sonntag ein besonderer Tag. Sie verbringen auf diese Weise wenigstens einmal in der Woche eine kostbare Zeit mit Freunden oder mit der Familie. Sie feiern vielleicht nicht Gott, aber sie feiern das Zusammensein und stärken sich so für die nächste lange Woche. Beides ist wichtig.

Allen aber  wünsche ich einen gesegneten Sonntag!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Das war‘s! 40 Jahre im Schuldienst! Sie war gerne Lehrerin. Und jetzt also der Ruhestand. Alle gratulieren, es gibt Reden, Blumen, Erinnerungsgeschenke. Die frisch gebackene Ruheständlerin lächelt tapfer. Und ist gleichzeitig etwas blass. Wie wird das Leben ohne Schule und all die eingespielten Abläufe?

Was wird kommen? – Ja, so ein Übergang in eine neue Lebenssituation macht unsicher.  Unbekanntes macht mulmig. Das ist ganz normal. Beim einen mehr, bei der anderen weniger. Manche sind mutig und schauen von Natur aus optimistischer in die Zukunft. Es wird schon, sagen sie sich. Die Ängstlicheren machen sich viele Gedanken und sehen eher jede Menge Hindernisse. So wie die Lehrerin, die nun in den Ruhestand verabschiedet wird. Sie gehört eher zu den Vorsichtigen und Ängstlicheren.

Aber auch sie hat einen Weg gefunden, mit diesen Sorgen umzugehen, die sie immer plagen, wenn etwas Neues auf sie zukommt. Der erste Schritt ist: Sie erinnert sich dann an wichtige Stationen ihres Lebens, wo sie das schon einmal erlebt hat – und das Leben danach trotzdem weitergegangen ist.  Diese alten Erfahrungen sind wichtig: Bisher hat es eigentlich immer eine Zukunft gegeben. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Das macht Mut.

Der zweite Schritt ist: Sie betet. Sie liebt das Psalmwort: Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich…du bist vertraut mit all meinen Wegen. (139,1.3) Sie findet in diesem Psalm genau die Ermutigung, die sie braucht: Gott geht mit. Er ist immer mitgegangen. Er kennt jeden Schritt. Und auch jetzt wird er mitgehen. „Du bist vertraut mit all meinen Wegen“, den vergangenen und den zukünftigen. Diese Worte trösten. Immer wieder erinnert sie sich: „Du bist vertraut mit all meinen Wegen“. Und dann wird ihr Herz wieder ruhiger und die Aufregung verschwindet.  Beten ist keine Versicherung gegen Probleme. Das weiß sie.  Aber die Ängste aussprechen und Gott ans Herz legen – das hilft. Auch in den etwas mulmigen Stunden zwischen Beruf und Ruhestand.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Zu viel Aktion und zu wenig Herz “ schreibt die Journalistin in der Zeitung. Ihr Sohn hat bald Erstkommunion. „Er ist froh, wenn es vorbei ist“. Sie ist traurig und enttäuscht. Dabei gehören sie und ihr Mann zu den interessierten Eltern. Sie haben sich mit ihrem Kind auf die Vorbereitung zu seinem großen Fest gefreut. Aber jetzt ist der 9jährige nur noch genervt.

Was ist passiert? Als Mutter beobachtet sie „Zu viel Aktion und zu wenig Herz“. Gelernt haben die Kinder ein Jahr lang sehr viel. Viel Sachkunde. Und erhobenen Zeigefinger. Die Herzen der Kinder aber, ihre Gemüter wurden kaum angesprochen.  Die Kinder haben etwas über die Liebe Gottes gelernt. Aber nichts von der Liebe erfahren. Wie schade.

Es steht mir nicht zu, über die tatsächliche Situation vor Ort zu urteilen. Ob  die Eltern noch etwas hätten ausgleichen können?  Aber das Ergebnis ist auf jeden Fall traurig  – es ist traurig, wenn ein Kind keine Lust mehr auf seine erste heilige Kommunion hat.  Dabei sind Kinder leicht zu begeistern. Auch für Jesus. Wenn man ihnen erzählt und sie spüren lässt, was für ein Freund er war.  Was er für ein Herz hatte. Wenn sie davon etwas erfahren hätten. Aus Sachkunde aber wird kein Glauben. Glauben will das Gemüt erreichen. Mitten ins Herz hinein.  Die Bibel sagt es so: „Darin besteht die Liebe, dass Gott uns geliebt und seinen Sohn Jesus in die Welt gesandt hat.“ (nach 1 Joh 4,10)  Ja. Darum geht es. Es geht um die Liebe. Um Gottes Herz für die Menschen.

Liebe kann man nicht so richtig erklären, aber man kann sie vermissen – oder fühlen. Ich fühle mich geliebt, wenn jemand mich mag, wie ich bin. Wenn mich jemand freundlich anschaut. Das fühlen Kinder noch viel leichter. Kinder wissen, was ein Freund, eine Freundin ist. Aber jemand muss ihnen voller Freude sagen: Jesus ist auch dein Freund. Der mag dich so, wie du bist. Und er kennt dich und hat dich lieb. Immer.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

So ein Ärger! Da habe ich doch tatsächlich eine Frist verpasst. Total vergessen. Es geht um Geld, keine Riesensumme, aber immerhin.

Mit dem Ärger geht es ein paar Tage so hin und her. Irgendwann reicht es mir und ich sage mir selbst: Was soll das? Schließlich macht jeder mal Fehler. Ich beschließe, mit dem Ärgern aufzuhören und die Sache zu den Akten zu legen.

Mir selbst so einen Fehler zu verzeihen ist gar nicht so einfach. So etwas kann einen Menschen lange beschäftigen. Dabei passiert das jedem: Termin versäumt. Eine falsche Entscheidung getroffen. Das Falsche gekauft. Zu spät gehandelt. Etwas Dummes gesagt. Solche Fehler sind ärgerlich. Manchmal sind sie auch richtig teuer. Aber sie zerstören kein Leben und haben auch keine fürchterlichen Folgen, an denen andere Menschen und ich selbst schwer tragen müssen. Derartig schwere Fehler brauchen noch einmal ganz andere Wege, um sie zu bewältigen. Von denen spreche ich heute nicht.

Die Alltagsfehler hingegen, die ich meine, die sind es selten wert, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen.

Zunächst natürlich ist es schon sehr richtig, darüber nachzudenken. Es ist auch richtig, zu fragen: Warum ist mir das passiert? Kann ich es das nächste Mal besser machen? Aus Fehlern wird man klug, sagt ja auch ein Sprichwort.

Damit könnte ich mich dann auch lange aufhalten. Und immer weiter grübeln. Das ist auf die Dauer ziemlich sinnlos. Der Seufzer „Hätte ich doch bloß“….und: „Sowas darf mir nie wieder passieren“ ist jedenfalls verschwendete Zeit. Viel besser ist es, jetzt eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung darüber, wie ich mit der Situation jetzt umgehe. Ich kann mich dazu entscheiden, mir den Fehler zu verzeihen. Aus Liebe zu mir selbst.

Menschen, die sich selbst keinen Fehler verzeihen, sind übrigens oft auch anderen gegenüber sehr verdrießlich.

Meine Erfahrung ist: Mir selber verzeihen zu können dauert manchmal eine Weile. Aber dann fühlt es sich richtig gut an.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Die zwei Frauen hinter mir im Bus sind aber auch wirklich mit allem unzufrieden. Ob Straßen, Geschäfte, Fahrzeiten der Busse, Bankzinsen: nichts passt ihnen. Alles ist schlecht in unserer Stadt, alles! Nirgends ein Lichtblick. 

Ich will das alles gar nicht hören und muss doch, so Bank an Bank im Omnibus. Und so kann ich beobachten, wie da richtig eine Rutschbahn der Gefühle in Gang kommt. Die beiden sind heute offensichtlich nicht gut drauf. Sie sehen überall Probleme und legen immer noch eins dazu. Und die Laune wird immer mieser. Wenn man sich in Wut geredet hat, dann geht schon mal der Überblick verloren und die Logik gerät irgendwie durcheinander. Das ist bei mir nicht anders. Vielleicht müssen die beiden Frauen einfach nur mal Druck ablassen und sind nachher wieder besser drauf? Sie schimpfen ja nur, werfen keine Steine und beleidigen niemanden persönlich.

Aber – harmlos ist es vielleicht doch nicht. Ich frage mich besorgt: woher kommt so viel Zorn und Wut von wohlsituierten Menschen? Es gibt sicherlich verschiedene Gründe, auch sehr persönliche. Viele empfinden ihr Leben insgesamt als bedroht. Denn es wird immer deutlicher: Wohlstand und Sicherheit können wir uns wünschen, aber niemand kann das garantieren. Das macht Angst. Angst aber macht ohnmächtig, und aus der Ohnmacht entstehen Zorn und Wut.

Wut ist auf Dauer ungesund und wenig hilfreich. Sie setzt sich fest, sie vergiftet das eigene Denken und Fühlen. Und sie trübt die Augen. Denn irgendwann sehe ich dann nur noch schwarz. Deshalb ist es mir wichtig geworden, auf meine Worte zu achten: Wie spreche ich? Wie kritisiere ich? Wie bin ich drauf? Das zu überprüfen und mich zu befragen ist – so finde ich – meine Pflicht. Ich übe schon länger, meine Worte und Gefühle nicht ungebremst auf andere loszulassen. Ich will nicht, dass Zorn und Wut über mich bestimmen. Ich möchte die Chefin meiner Worte bleiben. Auch im Omnibus!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Bitte“ und „Danke“ sagen gehörte früher zu einer guten Kinderstube. Und die meisten Kinder lernen das auch heute noch genauso. Kleine Kinder bringen sogar gerne Gegengeschenke – und haben Freude daran, wenn diese von den Großen gerne genommen werden.

Es sind mehr Erwachsene, die das Wort „Danke“ nicht kennen. Es gibt Menschen, die verweigern die Dankbarkeit! Ihr Wort ist: Das habe ich verdient! – oder: Das steht mir zu! Und deshalb muss man auch nicht dankbar sein. Solche Menschen glauben: Es steht mir zu, dass ich immer bevorzugt behandelt werde. Es steht mir zu, dass ich verwöhnt werde! Es steht mir zu, in einem reichen Land zu leben. Es steht mir zu, immer der Erste zu sein. Und so könnte man die Liste noch lange fortsetzen. Beliebt machen sie sich damit nicht. Weil sie fordern, statt dankbar zu sein. Auf lange Sicht sind eingeforderte Wünsche eine Anleitung zum Unglücklichsein. Denn wer mag Zuwendung geben, die fast erzwungen wird? Wer möchte schon jemanden bevorzugt behandeln, der darauf besteht, bevorzugt behandelt zu werden? Und wer mag jemanden, der jede Zuwendung als sein Recht ansieht? 

Ich horche in mich hinein. Kenne ich das – manchmal – zu glauben, es gibt ein Recht auf Liebe, Aufmerksamkeit, Trost? Vermutlich taucht das bei jedem ab und zu auf. Solche Gefühle entstehen dann, wenn alles zu selbstverständlich geworden ist. Wenn ich nicht mehr daran denke, dass eben gar nichts selbstverständlich ist. Mir hilft dann, mich zu erinnern, wer Gott für mich ist. Ich sehe in Gott den Schöpfer dieser Welt. Ihm gehört alles. Und von ihm kommt alles. Gott gibt, damit Leben werden kann. Mein Leben ist ein Geschenk. Dass ich heute aufwachen konnte, ist ein Geschenk. Dass ich sprechen kann, ebenso. Sogar dass ich danke sagen kann, ist ein Geschenk. Nichts davon steht mir zu, auf nichts davon habe ich ein Anrecht. Alles, was ich bin und habe, verdanke ich Gott – und das ist jeden Tag eine ganze Menge!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ich bin so froh! Jeden Tag geht die Sonne jetzt wieder eine Minute früher auf als am Tag zuvor. Ungeduldig schaue ich beim Aufstehen: Wie ist es heute, wie dunkel ist es noch, wie hell ist es schon? Es ist wie das Aufwachen aus einem langen dunklen Traum. Es wird wieder besser! Es wird wieder heller! Jeder kann es sehen und miterleben. Sonnenlicht beeinflusst uns Menschen sehr stark. Dunkelheit drückt aufs Gemüt. Wenn es wieder heller wird, werden auch viele Gedanken wieder heller. Es gibt Menschen, die immer, sommers wie winters jeden Morgen sehnsüchtig darauf warten, dass es hell wird. Kranke sind oft froh, wenn die lange Nacht zu Ende ist. Und alle, die Kummer haben, ebenso. Wer nachts arbeitet, wartet darauf, erlöst zu werden von der nächtlichen Anstrengung. So sehr kann ein Mensch auf den Morgen warten.

„Meine Seele wartet auf den Herrn, mehr als der Wächter auf den Morgen“ heißt es in einem Psalm (Psalm 130,6). Wie ein Wächter auf den Morgen wartet, können alle nachfühlen, die Kummer haben und darauf hoffen, dass der Kummer weniger wird, dass Gott ihnen hilft, das sie wieder Licht sehen am Ende ihrer seelischen Dunkelheit. Wie schwer ist es, Kummer auszuhalten! Wie lange das oft dauert. Und wie groß der Wunsch, es soll leichter werden und heller. Gleich, sofort. Und wieviel Geduld das kostet.

Wie gut, wenn dann Menschen zur Seite stehen. Damit meine ich gute Freundinnen und Freunde und andere Begleiterinnen und Begleiter, die mit-warten. Die daran erinnern, nicht aufzugeben, sondern geduldig zu bleiben. Und die – vor allem – keinen Druck machen, dass es schneller gehen soll. Denn so wenig wie ein Mensch den Sonnenaufgang herbeizwingen kann, so wenig kann ein Mensch erzwingen, dass es seiner Seele gut geht. Deshalb sind liebe Menschen an der Seite so wichtig. Sie helfen, indem sie mit-warten, solange es noch dunkel ist. So lange mit-warten, bis es hoffentlich wieder hell wird.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

…am heutigen Samstag. Heute atmen die einen auf! Wochenende. Endlich frei. Zeit, die mir gehört. Herrlich ist das! – Andere fürchten sich eher: So viele Stunden ohne Aufgabe. Fürchterlich. Was soll ich bloß machen? Wenn das Wochenende doch nur schon rum wäre.

Für diejenigen, die sich eher fürchten, hätte ich da eine Idee. Die kommt von einer sehr alten Tante. Sie ist schon seit vielen Jahren tot. Aber ihr Tipp wirkt immer noch. Als meine Tante und ihr Mann alt geworden waren, konnten sie das Haus nicht mehr verlassen. Da hat sie mir erzählt: “Weißt du, wir haben trotzdem jeden Tag etwas zu tun. Erst lesen wir die Zeitung. Danach wissen wir, für wen wir heute beten können. Und dann beten wir für die, die es heute besonders brauchen.” Das sagte die Tante sehr bestimmt. Und ich wußte: die machen das wirklich so. Und das hat ihr und ihrem Mann auch im hohen Alter viel Kraft gegeben. Denn sie wußten: wir werden noch gebraucht und können etwas für andere tun. Sie wollten nicht den ganzen Tag nur um sich selbst kreisen. Das ist doch großartig! Bis heute danke ich ihr für diesen Tipp. Denn mir hilft er auch.

Natürlich ist so ein Wochenende sehr viel länger als ein paar Gebete dauern. Aber alles fängt schließlich mit einem ersten Schritt an. Wenn ich mich entscheide, jetzt ein paar Minuten für andere zu beten, dann habe ich den ersten Schritt gerade getan. Ein paar Minuten lang kreise ich nicht um mich selbst, sondern schaue nach draußen. Schaue auf andere. Wende mich ihnen zu. Und dann bete ich für die Politiker. Sie sollten kluge Entscheidungen treffen. Und ich bete für die Verstorbenen aus den Todesanzeigen. Und für die Sportler, die auf Medaillen hoffen. Und für alle Flüchtlinge. Und für dies und jenes. Und bitte Gott, sich zu kümmern.

Und dann – dann fühle ich mich verbunden mit dem Himmel und mit den Menschen auf der Erde. Fühle mich verbunden mit denen, die es heute nicht so gut haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass mir das auch selbst hilft. Denn manchmal fällt mir dann nebenbei ein, was ich als nächstes unternehmen könnte. Jedenfalls ist das schon mal ein guter Start in ein langes Wochenende.

Übrigens: Wer das Beten verlernt hat, kann einfach gute Gedanken senden. Auch das tut der Welt gut – und dem, der die Gedanken aussendet.

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