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SWR3 Gedanken

Eines Tages klingelt es bei Inge an der Tür. Vor ihr steht eine junge Mutter mit zwei Kindern. Sie kennen sich aus der Nachbarschaft. Die junge Frau fragt Inge, ob sie für eine Stunde auf Max und Sabine aufpassen könne. Sie habe einen Bewerbungstermin und kann dort nur alleine auftauchen. Kein Problem. Inge selber hat keine Enkelkinder und so freut sie sich auf ein bisschen Abwechslung an diesem Nachmittag. Sie holt aus der Eckbank ein schon lange nicht mehr genutztes „Mensch-ärgere-dich-nicht"-Spiel heraus. Und die drei spielen, was das Zeug hält. Wie im Flug vergeht die Zeit. Und als Max und Sabine wieder abgeholt werden, betteln die beiden ihre Mutter an, doch bald schon wieder zu ihrer „Aushilfs-Oma" gehen zu können. Inge schmunzelt: Aushilfs-Oma, was für ein schönes Wort. Und tatsächlich: Max und Sabine kommen jetzt regelmäßig zu Besuch. Dann liest Inge ihnen die mitgebrachten Kinderbücher vor, geht auch schon mal mit ihnen auf den Spielplatz, malt mit ihnen und spielt. Im Schrank hat sie jetzt ihre alte Blockflöte entdeckt. Das Flötespielen will sie den Kindern als Nächstes beibringen.
Das gibt es mittlerweile in vielen Städten: ein Leih-Oma oder Leih-Opa-Service. Ältere, alleinstehende Menschen bieten an, junge Familien zu unterstützen. Weil sie Zeit haben und weil sie wissen, dass Kinder auch eine Oma und einen Opa brauchen. Neben dem gemeinsamen Spielen werden auch Hausaufgaben gemacht. Oder der Aushilfs-Opa geht mit den Aushilfs-Enkeln ins Museum und zeigt ihnen was von der großen, weiten Welt.
Inge ist froh, dass sie eine Aufgabe gefunden hat, die ihr viel Freude macht. So ist sie ein bisschen weniger allein. Und wenn ihre Aushilfs-Enkel beim Abschied ihr dann zuwinken und zulächeln, dann ist auch sie glücklich.

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SWR3 Gedanken

Überall alte Herren-Mäntel, daneben einen Hut und ein paar ausgelatschte Schuhe. Und das alles in einer Kirche. Während der Bundesgartenschau in Koblenz. Diese Kunst hat in diesem Sommer für viel Aufsehen gesorgt. Warum diese Altkleidersammlung in einer Kirche? Das riecht so muffig. Und warum eigentlich nur Männerklamotten?
Die Mitarbeitenden sind unzählige Male am Tag gefragt worden: Was soll denn das? Was hat das mit Kunst zu tun?
Eines Tages kommt eine Frau in die Kirche, die einen Rollstuhl schiebt. In ihm sitzt ihre Mutter, die schon seit einigen Jahren dement ist. Sie weiß nicht, wo sie ist und von der Bundesgartenschau kriegt sie auch nicht so viel mit. Immer wieder starrt sie einfach nur vor sich hin. Beim Anblick der Mäntel, Schuhe und Hüte blickt sie auf einmal auf und kriegt ganz lebendige Augen. „Fahr mal dort hin, ich will mir das anschauen!" dirigiert sie ihre Tochter zu der ersten Kirchenbank. „Wie schön" - fängt sie auf einmal an zu schwärmen. „Was für ein schöner Hut! Ob er mir wohl passt?" Und schon hat sie ihn in den Händen, dreht ihn hin und her und setzt ihn sich dann ganz majestätisch auf den Kopf - diesen alten, abgewetzten Herren-Hut. Aber in ihren Augen ist er ein edler, bunter Damenhut. Mit einer Feder dran. Die Frau ist nämlich Hutmacherin gewesen. Sie lässt sich auch zu den anderen Hüten fahren, probiert sie alle an und findet einen schöner als den anderen. Was für die einen sinnlose Kunst ist, wird für die demente Hutmacherin ein besonderes Erlebnis. Lächelnd und glücklich lässt sie sich wieder aus der Kirche fahren. 

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SWR3 Gedanken

Jeries Ghawaly hat seine Weihnachtskrippen wieder in Kisten verpackt. Fast vier Wochen hat er einige davon auf dem Weihnachtsmarkt in Bonn verkauft. Tag für Tag hat er in seinem kleinen Büdchen gesessen und Krippenfiguren und Tiere, Engel und Sterne aus Olivenholz verkauft. Fast 3000 km von zuhause weg. Für ihn ein Weihnachtsfest ohne Familie und Freunde. Aber heute will er zurück fliegen. Nach Bethlehem, dort wo herkommt. Jeries Ghawaly ist palästinensischer Christ und in der Stadt geboren, in der auch das Jesuskind zur Welt kam. Jeries hat eine Frau und drei kleine Kinder. Arbeit in Bethlehem gibt es für ihn nicht. Die Stadt und die Menschen haben immer noch unter schwierigen politischen Verhältnissen zu leiden. Der Frieden, von dem die Engel damals in der ersten Weihnacht gesungen haben, scheint in weite Ferne gerückt. So muss er sehen, wie er seine Familie ernähren kann.
Vor ein paar Jahren besucht er zum ersten Mal seinen Bruder in Deutschland und beim Schlendern über den Weihnachtsmarkt kommt ihm eine Idee: In Bethlehem gibt es viele Menschen, die aus Olivenholz viele schöne Sachen schnitzen können, auch Krippenfiguren. Die sind besonders beliebt bei den Reisegruppen, die die Geburtskirche besuchen.
Und wenn die Touristen schon nicht mehr nach Bethlehem kommen, warum dann nicht in Deutschland die Sachen direkt verkaufen? Gesagt, getan. Und er findet Unterstützung bei einem deutschen Ehepaar, das ihm und seiner Familie gerne helfen will. Bei ihnen kann er umsonst wohnen und hat so doch ein bisschen Familienanschluss. In diesem Jahr ist Jeries Ghawaly das fünfte Mal auf dem Bonner Weihnachtsmarkt gewesen. Und was er verdient hat, reicht ein paar Monate für das Leben zuhause. Irgendwann, so hofft er, wird dort auch wieder ein normales Leben in Freiheit möglich sein. Auch dafür und für den Frieden in seiner Heimat wird er nach seiner Rückkehr in Bethlehem eine Kerze anzünden.

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SWR3 Gedanken

Herzlichen Glückwunsch, kleines Menschenkind! Du bist erst ein paar Stunden auf dieser Welt. Du schläfst noch viel und deine Eltern sind glücklich und müde. Es ist alles gut gegangen, obwohl es vorher gar nicht danach ausgesehen hat. Deine Eltern mussten von zuhause fort, deine Mutter ist viele Kilometer mit dir auf einem Esel geritten und du bist nicht in irgendeiner heimeligen Krankenstation geboren, sondern in einem windschiefen Stall, in dem es nach Kuhmist stinkt. Aber jetzt bist du da. Herzlich willkommen in unserer Welt!
Und du hast auch schon ersten Besuch gehabt: Hirten mit ihren Schafen und bald schon werden die Weisen aus dem Morgenland kommen und dir Geschenke bringen. Ob du schon weißt, was alles im Leben auf dich zukommt? Denn für die Menschen bist du nicht nur ein niedliches Baby, das noch viel schreit und viel schläft und ab und zu schon ein bisschen lächeln kann. Für viele von uns hast du immer auch etwas von Gott.
Wenn Menschen dich sehen, spüren sie, dass Gott zum Greifen nahe ist.
In deinem Schreien und Weinen schreit und weint auch Gott mit.
In deinem Lächeln strahlt auch Gott uns an.
An so einen Gott möchte ich gerne glauben. Der nicht weit weg ist. Dem nichts Menschliches fremd ist und der uns nahe ist, auch wenn wir traurig und ängstlich sind. Und der uns Menschenkinder nicht alleine lässt mit unseren Fragen und Zweifeln.
In diesem Jesuskind von Weihnachten und in allen Kindern dieser Welt hat Gott ein menschliches Gesicht. Er weint und schreit mit uns - und er lächelt uns an. So werde ich daran erinnert, dass auch ich Mensch sein darf. Ein Mensch mit Hoffnung, mit Glauben und mit Liebe. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen: ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!

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SWR3 Gedanken

In der Ruhe liegt die Kraft. Das habe ich mir für das neue Jahr vorgenommen. Das neue Jahr liegt nämlich schon vor mir. In Gestalt des Kalenders von 2012. Den habe ich mir gestern gekauft. Weil ich jetzt schon die ersten Termine für das neue Jahr rein bekommen habe. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dieser Termin-Wettlauf jedes Jahr früher beginnt.
Vielleicht haben Sie ja schon das ganze Jahr 2012 verplant. Aber ich hab trotz mancher Termine noch leere Seiten für 2012. Und deshalb gilt ab jetzt: in der Ruhe liegt die Kraft.
Bevor die nächsten Terminanfragen eintrudeln, werde ich mich mit meiner Familie hinsetzen - vielleicht ja schon an diesem Wochenende -  und in aller Ruhe überlegen, wann wir im nächsten Jahr gemeinsam Urlaub machen wollen und welche Wochenenden als Privat-Zeiten reserviert sein sollen. Die werden dann grün im Kalender markiert. Da geht dann dienstlich nichts mehr.
Für das nächste Jahr plane ich ganz bewusst meine Auszeiten. Und zwar so, dass mein Körper oder meine Seele sich ihre Auszeiten nicht erzwingen - durch Krankheit oder Erschöpfung.
Alles hat seine Zeit, steht in der Bibel. In diesem Jahr fange ich mit der Auszeit an. So wie jede Woche. Die beginnt auch mit morgen. Mit dem Sonntag, dem ersten Tag der Woche. Das ist für uns Christen der Tag der Auferstehung. An einem Sonntag ist Jesus von den Toten auferstanden. Und am Sonntag gilt: in der Ruhe liegt die Kraft. Das will ich lernen für die restlichen Tages dieses Jahres und für alle Tage im neuen Jahr. In der Ruhe liegt die Kraft. Auch heute wieder.

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SWR3 Gedanken

Vor ein paar Tagen habe ich sie entdeckt: die ersten Lebkuchen und Zimtsterne und Schokoladen-Weihnachtsmänner. Noch laufe ich im T-shirt durch den Supermarkt, weil draußen ein so schöner spätsommerlicher Tag ist. Und hier drinnen wird versucht, mich schon jetzt auf Winter, Advent und Weihnachten einzustimmen. Jedes Jahr ein bisschen früher, wie es mir scheint. Und schon bald wird es in den großen Kaufhäusern und Möbelmärkten die ersten Weihnachtsabteilungen geben. Schließlich muss in wirtschaftlich unsicheren Zeiten frühzeitig der Konsum angekurbelt werden.
Und dann werden weit vor den stillen Feiertagen im November die ersten Weihnachtsmärkte öffnen und der Duft von Glühwein und Rostbratwurst durch die Straßen zieht. Stopp, Halt: wir haben erst September, heute ist der 23. - Herbstbeginn!
Alles hat seine Zeit! Steht in der Bibel. Wie wahr. Alles hat seine Zeit! Jetzt ist Herbst. Und das ist die Zeit der Ernte und der Vorbereitung auf den Winter. Jetzt ist es bunt draußen - die Blätter färben sich rot und gelb und braun und an den Ästen hängen pralle reife Früchte. Alles Leben hat seinen eigenen Rhythmus. Alles Leben, auch mein eigenes, ist vergänglich. Das sagt uns der Herbst. Das muss man immer wieder gesagt bekommen. Was für die Natur gilt, ist auch für uns Menschen wichtig: loslassen gehört zum Leben. Nur so kann Neues wachsen.
Der Herbst stimmt uns darauf ein: alte Gewohnheiten und Denkweisen loszulassen. Neues zu wagen. Auch in Beziehungen.
Alles hat seine Zeit! Und vor dem Winter, vor Advent und Weihnachten mit ihrem Licht und Zauber, kommt erst mal der Herbst. Wie schön!

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SWR3 Gedanken

Hallo Papst Benedikt, heute kommen Sie zu einem offiziellen Staatsbesuch nach Deutschland. Ein Land, das Sie besonders gut kennen, weil Sie hier geboren sind. Sie haben hier studiert, sind Professor und Bischof gewesen, bevor Sie dann vor vielen Jahren nach Rom gegangen sind. Dort haben Sie weiter Karriere gemacht und sind heute Papst. Sie ganz alleine. Ein mächtiger Mann an der Spitze der katholischen Kirche, der heute weltweit 1,2 Milliarden Menschen angehören.
Sie werden bei Ihrem Besuch in Ihrer Heimat vielen Menschen begegnen, die Ihnen zujubeln werden. Viele junge Menschen sind dabei. Von vielen werden Sie gefeiert werden wie ein Popstar.
Aber Sie werden auch von vielen Menschen hören, die Ihnen gegenüber kritisch sind. Die sogar auf die Straße gehen, um gegen Sie und eine Kirche zu demonstrieren, die das Vertrauen der Menschen verloren hat.
Ich denke da an Johannes, ein ehemaliger Messdiener aus einer gut katholischen Familie. Mit Mitte vierzig ist er jetzt aus der Kirche ausgetreten. Und zwar nicht, weil er seinen Glauben verloren hat. Aber die katholische Kirche ist für ihn kein Zuhause mehr. Er hat sein Vertrauen verloren, weil ihm aufstößt wie scheinheilig Menschen in dieser Kirche mit den Missbrauchsfällen und überhaupt mit Themen, die den Menschen heute wichtig sind, umgehen. Er hat seine Kirche als ausgrenzend und nicht einladend erlebt. Als rückwärtsgewandt und an Reformen nicht interessiert. Als eine Kirche der Priester und Bischöfe und nicht als eine Kirche der Menschen, die miteinander im Gespräch sind. Seinen Glauben wird Johannes in Zukunft in der evangelischen Kirche leben.
Lieber Benedikt, die Menschen erwarten von Ihnen mutige, nicht nur kluge Worte. Und mutige Entscheidungen, damit auch in Ihrer Kirche Menschen wieder ein Zuhause für ihren Glauben finden.

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SWR3 Gedanken

Ein Seil, fast 1000 Meter lang, gespannt hoch oben in den Alpen, von einer Bergspitze zur Nächsten. Und auf diesem längsten und höchstgelegenen Seil balanciert einer ohne Balancierstange. Dieser Rekordlauf ist dem Schweizer Freddy Nock diesen Sommer gelungen. In sieben Tagen hat er sieben bisher noch nie aufgestellte Rekorde auf dem Hochseil geleistet. Nicht in einem Zirkuszelt, sondern alle in der freien Natur, inmitten der faszinierenden Alpenlandschaft.
Für den Zuschauer sieht es unwirklich leicht aus, wie er da über das Seil spaziert. Nur der konzentrierte, nach vorne gerichtete Blick verrät jedem, dass jahrelange Übung und eine gehörige Portion Gottvertrauen dahinter steckt. Seit dem vierten Lebensjahr balanciert Freddy auf dem Hochseil. Sein Lebensmotto: Das Unmögliche möglich machen! Er will vor allem anderen Menschen Mut machen, an sich zu glauben. Dabei geht es ihm nicht nur um den sportlichen und einmaligen Kick, sondern auch darum, für andere da zu sein. Mit seinen Auftritten sammelt er Geld, damit zum Beispiel Kinder in Bangladesh eine Schulausbildung bekommen.
Als ich Freddy Nock einmal gesehen habe, dachte ich: wie hält der nur die Balance? Wenn er runterschaut und daran denkt, was alles passieren kann? Wie hält er die Balance zwischen Anspannung und Gelassenheit, zwischen Angst und Lust aufs Abenteuer?
„ Hier auf dem Hochseil - sagt er - geht es darum, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Nicht gedankenlos und hektisch, sondern alles darauf ausgerichtet, sicher nach vorne zu kommen. Wie im richtigen Leben."
Ich würde mich ja auf ein Hochseil niemals wagen. Aber durchs Leben balancieren, das will ich auch. Schritt für Schritt und mit ganz viel Gottvertrauen.

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SWR3 Gedanken

- ein Anfang, für den es nie zu spät ist
Können Sie sich noch an Ihre eigene Taufe erinnern? Also ich hab da Null Erinnerung. Denn ich bin schon direkt vier Wochen nach meiner Geburt getauft worden.
Ich habe nur vergilbte Familienfotos und die Erzählungen der Eltern und der Paten. Damals war es eben selbstverständlich, kleine Kinder zu taufen. Das gehörte einfach dazu. Aber meine Eltern haben mich nicht nur taufen lassen, weil es einfach üblich war. Sie wollten, dass ich von Gott behütet und gesegnet bin. Die Taufe ist so etwas wie der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Zwischen Gott und seinem Menschenkind. Und es ist der Beginn einer Gemeinschaft. Mit der Taufe gehört man dann zu einer christlichen Gemeinde. Und so ist auch mein eigener Sohn als Kind getauft worden.
Aber es gibt auch Familien, die sich bewusst dafür entscheiden, ihre Kinder erst dann zu taufen, wenn die das auch selber wollen.
So war das auch bei Nina Hagen. Die ist erst mit 54 Jahren getauft worden. Erst da hat sie sich dazu entschieden. „Jesus und ich haben so lange in wilder Ehe gelebt - hat sie gesagt - jetzt musste es mal was Festes werden. Für mich ist die Taufe in erster Linie die Besiegelung einer großen Liebesgeschichte." Schöner hätte ich das als Pfarrer nicht sagen können. Mit der Taufe gehören wir zu Gott. Und gleichzeitig zu diesem manchmal merkwürdigen Club, der sich Kirche nennt. Da wird auch gestritten und man ist unterschiedlicher Meinung. Wie in jeder normalen Liebesgeschichte. In der Streiten die Beziehung lebendig hält. Aber wir stehen und fallen ja nicht mit unserer Harmonie. Sondern können uns auf Gott verlassen, der gesagt hat: Fürchtet euch nicht! Ich bin bei euch alle Tage eures Lebens, bis an das Ende der Welt!

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SWR3 Gedanken

Karl sitzt auf dem Sofa und starrt vor sich hin. Karl ist dement, wie über eine Million Menschen in unserem Land. Er lebt bei seiner Tochter und ihrer Familie, zu der auch Monika, die siebenjährige Enkeltochter gehört. Früher hat er unbeschwert mit der Kleinen gespielt und gelacht. Heute erkennt er sie manchmal nicht mehr und behandelt sie wie eine Fremde. Nicht immer versteht sie das, aber sie weiß, dass ihr Opa krank ist. Weil ihre Eltern ganz offen über diese Krankheit reden - auch mit Monika. Denn sie soll wissen, warum ihr Opa manchmal orientierungslos ist oder plötzlich aggressiv werden kann. Dieses Wissen hilft ihr, das richtig zu verstehen. Und es nicht persönlich zu nehmen. Monika weiß jetzt, wie sie das seltsame Verhalten von ihrem Opa zu verstehen hat- und kommt deshalb auf tolle Ideen.
Karl war früher Bäckermeister und neulich kommt Monika mit frisch gebackenen Brötchen zu ihm aufs Sofa. Die hält sie ihm unter die Nase. Der Duft zaubert sogar für einen Moment ein Lächeln in sein Gesicht. „Opa", fragt sie dann, „wie backt man denn solche Brötchen?" Da fängt Karl auf einmal an zu erzählen. Von früher und seiner geliebten Backstube. Von frisch gebackenen Apfelkuchen und heimlichen Naschereien. Er erzählt von seiner ersten großen Liebe und seinem ersten Auto. Monika hört ihrem Opa aufmerksam zu. So viel hat sie ihn selten reden gehört. Nach einer Weile verstummt er wieder und guckt sie mit ganz großen Augen an: „Wann kommt denn endlich der Bus?" Monika streichelt ihm über die Hand und lächelt ihn an. „Alles ist gut, Opa. Der Bus hat dich doch längst nach Hause gebracht."

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