Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

Autor*in

 

Archiv

SWR4 Abendgedanken BW

"Was ich jetzt brauche, ist einfach 'Zeit, wieder zu mir zu kommen'".
Der das sagt, wirkt erschöpft. "Wie die Narren der Fastnacht könnte ich einen Aschermittwoch brauchen, an dem ich das Häs an den Nagel hängen kann und das Maskentragen auch mal für eine Weile ein Ende hat."
Er schildert mir, wie er ständig gefordert ist (und manchmal überfordert) in seinem Berufsalltag als hauptamtlicher Gewerkschafter ("Der Begriff 'Funktionär' kommt von funktionieren!").
Als wir miteinander sprechen, kommt er gerade ausgelaugt aus einer Reihe von Verhandlungen: "Ich weiß manchmal nicht mehr, wer ich eigentlich selber bin...; ob ich die Maske nur aufsetze oder schon so geworden bin". ... Ich vermute, seine Verhandlungspartner könnten ganz ähnlich empfinden.
"Schauen Sie sich meinen Terminkalender an," beklagt sich ein anderer, "alle zerren an mir, wie soll ich nur allen gerecht werden, ich weiß ja selbst nicht mehr, wo mir der Kopf steht..." ... Wer Verantwortung trägt, überhaupt: wer mit Menschen umgeht, muss sich dem stellen, dass er sehr gefordert ist. Er steht damit in Gefahr, sich selbst zu verlieren und in einer der Rollen aufzugehen.
Bernhard von Clairvaux, ein erfahrener Lehrer der Kirche, schrieb an einen befreundeten Papst: "Wenn Du ganz und gar für alle da sein willst, lobe ich Deine Menschlichkeit - aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie kannst Du aber voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast? Auch Du bist ein Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. ...
Bist Du etwa Dir selbst ein Fremder? Und bist Du nicht jedem fremd, wenn Du Dir selber fremd bist? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? ...
Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst."
Welche Verlockung steckt für mich in diesen Worten: "Du musst auch für dich selbst ein aufmerksames Herz haben". Gelernt habe ich, wie viele Menschen in helfenden Berufen: "Sei für andere da!" und das bin ich auch gern. Aber dieses 'Dasein für andere' hat Grenzen; nämlich da, wo ich mich selbst zu verlieren drohe, wo ich nicht mehr zu mir selbst komme.
Deshalb will ich mich in dieser Fastenzeit daran erinnern: "Gönne dich dir selbst! ... hab' ein aufmerksames Herz auch für dich ..."
https://www.kirche-im-swr.de/?m=803
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken BW

Stille brauche ich, um zu mir zu finden. Stille ist etwas Kostbares, aber manchmal ist es gar nicht so leicht, die Stille auszuhalten.
Zum ersten Mal nach unserem Umzug "auf's Land" waren unsere Freunde aus Stuttgart zu Besuch. Am Morgen frage ich: Na, wie habt ihr geschlafen in unserer neuen Heimat? - "Furchtbar, die Nacht war furchtbar. Immer wieder bin ich aufgewacht!" - "Ja? Wieso denn das?" - "Es war so unglaublich still!"
Als wir im Jahr darauf bei ihnen in Stuttgart waren, war's an mir, schlecht zu schlafen: Ständig war da ein Geräuschpegel, der mich am Schlafen hinderte.
Stille ist etwas Kostbares, habe ich da wieder einmal gemerkt. Es lohnt sich, wenn ich mich um Stille bemühe in unserer lauten Zeit. Dann kommen mir da manchmal die besten Gedanken. Wenn es still ist, kann ich meine Sorgen vor Gott bringen. Das ist entlastend und wohltuend.
Aber da ist noch die andere Seite der Stille. Gedanken an Versäumnisse tauchen auf, aufgewühlte Gedanken an Uneinigkeit und hässliche Szenen. Deshalb flüchten manche vor der Stille. Stille muss man aushalten können, ja regelrecht üben.
Dafür habe ich von Bruder Sebastian etwas gelernt, den ich aus dem 'evangelischen Kloster' Taizé in Frankreich kenne.
Er leitete uns so an: "Wenn du krampfhaft versuchst, in den Zeiten der Stille etwas Bestimmtes zu denken oder gerade etwas nicht zu denken, wird dir das immer misslingen. Nichts festhalten wollen und nichts vertreiben wollen, sondern einfach zulassen, was ist und ziehen lassen."
Bruder Sebastian ist ja Töpfer und hat uns mit einer seiner schönen Tonschalen deutlich gemacht: Solange die Schale, als Sinnbild unserer Seele, unruhig ist, kann sie nicht gefüllt werden. Wenn sie schon bis an den Rand gefüllt ist, kannst du nichts eingießen.
Erst dann, wenn die Schale meiner Seele leer ist und ruhig, dann kann ich empfangen. Solches 'in die Stille gehen' ist genau das Gegenteil von allem bemühten 'Sich Gedanken machen'. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mir 'Mut und Kraft einreden' müsste.
So kann geübte Stille zur Stille vor Gott werden. Tatsächlich ist das bei mir manchmal so und das tut mir gut! Gelassen und ohne 'Kopfzerbrechen' klärt sich vieles.
Es lohnt, sich auf die Stille einzulassen, sich in die Stille einzuüben, achtsam zu sein für das, was mich "umtreibt". Stille, die nichts verdrängt, aber auch nichts herbeizwingen will.
Achtsame, erwartungsvolle Stille, in der uns Gottes liebender Wille finden kann. Gott, der in uns und um uns ist. Gott, der zu uns kommt und mich zu mir kommen lässt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=802
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken BW

In der Adventszeit spüre ich es immer wieder und immer noch: Wie als Kind "erwarte" ich etwas. Nicht mehr Geschenke sind es, die ich sehnlich erwarte. Auch nicht den Lichterbaum, den Duft von Tannenzweigen und Bienenwachs. So recht weiß ich's gar nicht zu beschreiben: So etwas wie ... "Lebens - erwartung".
Nicht die statistische freilich, die in Zahlen angibt, wie alt die Menschen werden. Meine Lebenserwartungen sind andere, denn meine Erfahrung in der Familie und auch die berufliche als Krankenhauspfarrer sprechen eine andere Sprache als Zahlen. Zwangläufig sind auch mit dem Älter werden Ent - täuschungen nicht ausgeblieben, mussten Träume verabschiedet werden ...
Und doch: Im Advent spüre ich besonders deutlich: Ich erwarte ... ich erwarte ... Leben!
Ich bin nun schon älter und meine Lebenserfahrung sagt mir: Lass deine Träume von menschlicherer Zukunft, was du noch alles unternehmen willst. Das Leben geht weiter in immer eingeschränkteren Kreisen und die verpassten Möglichkeiten schließen den Kreis. Die Zwänge nehmen zu und die Möglichkeiten nehmen ab.
Aber im Advent spüre ich es jedes Jahr wieder: Nein, das ist nicht alles, es kommt noch was, ich erwarte - ja - was ...?
Mit diesem staunenden Erwarten lese ich dann wie jedes Jahr in der Bibel: "Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. ...
Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen. ...
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende ..."
Das hat vor fast 3000 Jahren der Prophet Jesaja den Menschen seiner Zeit angekündigt. Das ist es, was ich immer noch und immer wieder "er-warte": Dass Licht ins Dunkel kommt, dass Düsternis ein Ende hat.
Ich erfahre Zwänge im Leben. Aber der Lebenskreis ist nicht 'geschlossen'. Ich muss nicht um meine (nicht mehr vorhandenen) Möglichkeiten kreisen. "Der Stecken des Treibers ist zerbrochen."
Das ist meine "Lebens - erwartung" gerade im Advent. Immer noch und immer wieder: dass es nicht immer nur im Kreis geht, dass mein Leben offen bleiben und offen werden kann für den der da kommt: Der entgegenkommende, sich öffnende Gott!
Dann ist Advent ...
https://www.kirche-im-swr.de/?m=249
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken BW

Vorweihnachtszeit, was gibt es nicht alles zu tun noch vor dem Fest, was ist noch alles zu erledigen, zu machen. Dabei finde ich: Adventszeit sollte vor allem eine Zeit des Lassens sein ...
Was machst du denn grade?", fragt mich der Freund am Telefon.
Eigentlich mache ich grade gar nichts, aber das kann man doch nicht sagen im Land der 'Macher'. Wie käme denn das heraus, wenn ich als eigentlich fleißiger Schwabe einfach antwortete: "Nix tu ich, gar nix, ich hock' hier nur so rum". Also flüchte ich mich in einen Scherz: "Ja, weißt du, ich telefoniere grade ...".
In diesem ständigen "etwas Machen" bin ich gut geübt, "alle" tun es ja, als hinge unser Seelenheil daran. Immer sind wir am "machen", in der Arbeits- und Geschäftswelt sowieso, wir wollen ja Gewinn machen. Was immer ich tue, es muss "Sinn machen" und selbst Liebe "macht" man auf 'Neudeutsch' inzwischen. Im Sport macht eine Mannschaft das Spiel - das Gewinnen ist das Ziel, nicht die Freude am Spiel. Ich mache mich fit, weniger aus Freude am bewegen als um "etwas für meine Gesundheit zu tun". Ich mache und mache, als müsse ich mein Dasein rechtfertigen durch mein Tun.
Selbst im Alter muss der Ruhestand "wohlverdient" sein und gerechtfertigt scheinen nur die zu sein, die sagen können: "Wenn mr noh jeden Tag auf sein kann und sei Sach' noh schaffa ..."!
Nur wer immer was "macht", verdient sich die Anerkennung anderer und wenn diese Wertschätzung erst im Nachruf zum Ausdruck kommt: "Sein Leben war Pflicht und Arbeit ...".
Seit Martin Luther scheint sich darin nicht viel geändert zu haben. Nur vielleicht, dass wir heute uns vor anderen meinen, rechtfertigen zu müssen. Luther hatte noch gefragt: Was muss ich tun, um einen gnädigen Gott zu bekommen? Und hat dann, nach allem "Machen", seine ganz neue Erleichterung beschrieben: Die Freude, allein aus Gnade zu leben. Vor Gott muss ich mich nicht rechtfertigen, dass ich durch mein "Machen" seine Gnade verdiene. Sollte ich da 'unbarmherziger' als Gott sein, mit mir, mit meinen Mitmenschen.
In der Adventszeit feiern wir, dass wir diesen barmherzigen, menschlichen Gott erwarten. Da muss ich nichts 'machen', vor diesem Gott sind wir Mensch - aus Gnade.
Im Advent - nicht nur im Advent, freilich, aber da ganz besonders "erlaubt" - kann ich die ganze 'Macherei' einmal sein lassen und mich auch mal gehen lassen ... auf den entgegenkommenden Gott zu.
Ich darf einmal "unnütz" sein, muss nichts gescheites machen und nichts produzieren und alles, auch mich selbst, dem liebenden Gott überlassen, der da auf uns zukommt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=248
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken BW

Guter Nikolaus,
komm in unser Haus,
triffst ein Kindlein an,
das ein Sprüchlein kann
und schön folgen will!
Halte bei uns still,
schütt dein Säcklein aus,
guter Nikolaus.
Als Kind hatte ich immer ein wenig Angst, wenn der Nikolaus kam. Er war für mich, nun, kein "Kinderschreck", aber doch als Person so etwas wie ein gestrenger "pädagogischer Zeigefinger": "triffst ein Kindlein an, das ein Sprüchlein kann und schön folgen will!" Wenn nun das "Kindlein" nicht "schön folgen will", gab's dann nichts oder gar Schläge mit der Rute?
Erst, als er dann "entzaubert" war - "Den Nikolaus, den gibt's doch gar nicht!", hatten andere Kinder mich ausgelacht - konnte ich die gar nicht beängstigenden freundlichen Seiten dieser Gestalt erkennen.
Die brummelig verstellte Stimme, hatte sie nicht einen gütigen Unterton? Die etwas ungeschlachte Art, das zu laute Poltern mit den Stiefeln, war da nicht zu spüren, dass er auf liebenswerte Weise nicht in eine funktionierende Welt hineinpasste, hineinpassen wollte? Ja, blitzte nicht der Schalk aus diesen Augen, der "dem Kindlein" zu sagen schien: "Nimm's nur nicht zu ernst, ich übertreib's ja selbst ein bisschen ..."?
Auch der Geschichtsschreibung scheint er sich zu entziehen: Da wird nur gesichert: Es gab im 4. Jahrhundert einen Bischof Nikolaus von Myra, der könnte unser Nikolaus gewesen sein. Mehr lässt er nicht über sich herauskriegen.
Auch in den Legenden um "den Nikolaus" finde ich dieses Schmunzeln, diesen Schalk.
Wer sich selbst mit allem Ernst wichtig machen will, lässt nicht drei Nächte lang heimlich je ein Säckchen voller Goldstücke vom Dach ins Zimmer armer Töchter plumpsen, damit sie das Brautgeld zur Heirat haben!
Oder als aus Seenot Gerettete ihm auf Knien danken wollen, hebt "der Nikolaus" sie auf, tritt einen Schritt zurück: "Gott hat euch gerettet, dankt ihm, ich habe nur zu ihm gebetet ...!"
Wenn er einmal streng wird (in einer Geschichte, in der er einen korrupten Beamten zur Rede stellt), bestraft er den Stadthalter nicht, obwohl er das Recht dazu hätte. Nikolaus bringt ihn dazu, seine Schuld einzugestehen, um das Recht wiederherzustellen und damit gut.
Nein, "der Nikolaus" ängstigt mich schon lange nicht mehr, im Gegenteil, ich wünschte mir mehr "Nikoläuse", aus denen die Güte Gottes spricht. Die nicht den "moralischen Zeigefinger" heben, sondern den Schalk aus ihren Augen blitzen lassen und die im Namen Gottes das Recht wiederherstellen und damit gut ...
https://www.kirche-im-swr.de/?m=247
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken BW

Einer der schönsten Adventsbräuche ist der Adventskranz. Es kommt einem vor, als gebe es den schon immer. Dabei ist dieser Brauch kaum 200 Jahre alt. Wissen Sie, woher er kommt?
Pfarrer Johann Hinrich Wichern hat vor 170 Jahren in Hamburg ein Waisenhaus eingerichtet und obdachlose Kinder und Jugendliche im "Rauhen Haus" aufgenommen. Für die hat er den Adventskranz "erfunden".
Die Kinder kamen aus einer Umgebung, in der Diebstahl, Lüge, sogar Totschlag zur düsteren Wirklichkeit gehörten. Was Bosheit und Unrecht ist, das wussten diese Kinder also und die liebevolle Zuwendung bei ihrer Aufnahme im Rauhen Haus konnte das nicht einfach ausgleichen.
Sie sollten erleben, dass sie mit Gottes Liebe ein neues Leben anfangen konnten. Viele von ihnen hatten Schlimmes erlebt. Sie hatten gelernt, dass man treten muss, wenn man nicht immer nur getreten werden will. Die schlimmen Taten dieser Kinder waren offensichtlich. Aber Wichern wollte ihnen zeigen: Eine dunkle Vergangenheit legt einen Menschen nicht auf ein Leben im Schatten fest.
Wenn er sie in sein Rauhes Haus aufnahm, redete er deshalb von Vergebung. "Dir sind deine Sünden vergeben!" Diese Zusage sollte die Liebe Gottes ausdrücken, die gerade denen gilt, die durch eigene oder fremde Schuld auf dunkle Wege geraten sind. Die dunkle Vergangenheit sollte nach und nach dem Licht weichen.
Damit die Kinder das wirklich glauben konnten, sollte das auch sichtbar, spürbar gefeiert werden. Andachten und Singstunden im Rauhen Haus waren stimmungsvolle Lichterfeste; unzählige Kerzen brachten Licht und Wärme in diese Feiern. Deshalb dann auch der Adventskranz.
1839 ließ Wichern im Betsaal einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen aufhängen. Jeden Tag vom 1. Advent bis zum Heiligen Abend wurde eine weitere Kerze angezündet.
Das hölzerne Rad wurde einige Jahre später mit Tannengrün umwunden und allmählich verbreitete sich so die Idee des Adventskranzes, wenn sich auch die Zahl der Kerzen auf vier verringerte. Im Rauhen Haus wird die Tradition noch unverändert bewahrt.
Schlimme Taten und Erlebnisse können nicht ungeschehen gemacht werden, die Schatten der Vergangenheit kann man nicht einfach verdrängen. Mit jeder weiteren Kerze aber am Adventskranz sollte das Licht die Zukunft der Kinder ein wenig heller zeigen, weil sich ihnen der liebende Gott nähert.
Dieses Zeichen zunehmenden Lichts am Adventskranz macht Dunkles, das ich erlebt habe, auch nicht ungeschehen, aber es kann mir Gottes Liebe einleuchtend machen.
So wünsche ich Ihnen "erhellende" Stunden unterm Adventskranz!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=246
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken BW

Haben Sie einen Adventskranz? Brauchen Sie einen?
Als ich den schönen Adventskranz bewundere, erzählt das ältere Ehepaar, dass sie ein paar Jahre keinen Kranz mehr aufgestellt hätten:
"Wie die Kinder nach und nach aus dem Haus waren, haben wir das für 'sentimental' gehalten, wir zwei 'Alten' mit Lichterglanz und Tannenduft. Das haben wir doch eher für die Kinder gemacht. Bis wir gemerkt haben, dass uns was fehlt. Dass es nicht bloß um 'Stimmung' ging, für die wir zu nüchtern geworden waren. Jetzt haben wir wieder einen Kranz und freuen uns an diesem 'Symbol' der Adventszeit und nicht nur die Enkel haben ihre Freude daran".
Kränze überhaupt kommen im Lebenslauf immer wieder als Symbol vor. Früher trug eine Braut noch einen Myrtenkranz als Zeichen für Treue.
Hier im hohenloher Land sieht man noch häufig den Erntekranz, der Freude und Dank über den Segen der neuen Ernte ausdrückt.
Wenn der Richtkranz mit bunten Bändern am frisch aufgeschlagenen Dach aufgehängt wird, wird gefeiert: Wir haben wieder etwas geschafft. Ein neues Heim ist entstanden.
Auch ein Sieger bekommt manchmal so einen Kranz umgehängt: ein Rennfahrer oder Boxer.
Ich denke an noch einen Kranz: mit bedruckten Schleifen, einem Blumengesteck darauf, den Menschen ernst und traurig niederlegen, am Grab eines Verstorbenen.
Auch dieser Kranz ein Siegeskranz: Ein Zeichen dafür, dass wir glauben: Christus ist auferstanden und hat den Tod besiegt; ein Zeichen dafür, dass Verstorbene nicht verloren sind, sondern auch wir leben werden.
Etwas von all diesen Bedeutungen hat auch der Adventskranz: Er soll in diesen dunklen Tagen schon ein kleiner Christbaum sein, der uns daran erinnert: Das Immergrün der Zweige drückt unsere Hoffnung aus, dass Gott in Jesus immer bei uns ist. Die Kerzen sagen: Er will - auch in dunklen Tagen - das Licht der Welt sein.
Und der Kranz kann bedeuten: Gott will in unseren Lebenskreis, in unseren Alltag und in unser Haus kommen und Liebe zu ihm und untereinander wecken. Der Adventskranz ist mehr als Dekoration. Wir werden offener in dieser Zeit für andere, füreinander. Wir kümmern uns mehr, auch um Menschen, die eher im Dunkel stehen. So kommt Licht in den Alltag. Wie es an diesem Kranz von Woche zu Woche heller wird, so ist es dann auch bei uns.
Wenn das kein Grund ist, einen Adventskranz im Haus zu haben ...
https://www.kirche-im-swr.de/?m=245
weiterlesen...