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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Heute geben sich auf der Europabrücke zwischen Straßburg und Kehl Militärs und Politiker die Hand. Und heute beginnt der Ostermarsch der Friedensbewegung. Ihre Forderung lautet: „Wir brauchen nicht mehr Divisionen sondern bessere Visionen“.

Die Nato feiert mit Sicherheit eine Erfolgsstory: der umstrittene Nato-Doppelbeschluss der 80er Jahre und die Aufrüstung führten schließlich nicht zu einem unlösbaren Konflikt und Krieg in Europa. Er führte zum Fall der Berliner Mauer, zum Zerbrechen des Warschauer Paktes und zu einer ganz neuen Kooperation der ehemaligen Gegner in Ost und West.

Jedoch klar ist auch eins: militärisch erfolgreich war die Nato nicht wirklich. Erfolgreich waren wir Europäer nur, weil (?) wir zivile Konfliktlösungen geschafft haben. Erfolgreich waren die Bürger von Leipzig, als sie riefen „Wir sind das Volk“. Und die Tschechen in Prag und die Werftarbeiter von Danzig, als sie die so genannte „samtene Revolution“ hingebracht haben.

Jesus sagte zu seinem Freund Petrus, als der in einer ausweglosen Situation zum Schwert greifen wollte: „Stecke das Schwert an seinen Ort“. Jesus verzichtet auf Gewalt und vertraut der Macht des Friedens. Dafür gibt er sein Leben.

Die Militärs haben längst erkannt, dass heute der Krieg gegen den weltweiten Terrorismus nicht mit militärischen Mitteln zu gewinnen ist: Wir müssen sie bei solchen Erkenntnissen unterstützen! In den Kirchen steckt ein riesiges Potential friedlicher ziviler Konfliktlösung und Kraft, die Ursachen kriegerischer Konflikte zu beseitigen.

Heute ist der Todestag von Martin Luther King. Kein Zufall! Der schwarze Baptistenpfarrer starb am 4. April 1968. Er war Vorkämpfer des gewaltlosen Widerstandes, gegen Rassendiskriminierungen in den USA. Er kämpfte für die Menschenrechte der farbigen Minderheit. Seine Vision ist lebendig: „Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages diese Nation erheben wird und die wahre Bedeutung ihres Glaubensbekenntnisses ausleben wird: Alle Menschen sind als Gleiche geschaffen. Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können“.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Darf ich Sie einladen zu einer kleinen Zeitreise? Vielleicht finden wir da etwas Neues von Gott. Wir reisen an die Ruhr, nach Mühlheim. Da starb heute vor 240 Jahren Gerhard Tersteegen. Der Name sagt Ihnen vielleicht nichts, aber 13 Lieder von ihm stehen in unserem Evangelischen Gesangbuch. Eins heißt: „Gott ist gegenwärtig“. Da singt er: Gott ist, wie die „Luft, die alles füllet“. Wie „das Meer ohn' Grund und Ende“. Wie das „schönste Licht der Sonne“.

Ein Lied hat es spektakulär sogar bis in die Bundeswehr geschafft. Beim Kommando „Helm ab zum Gebet“ im großen Zapfenstreich spielt die Militärkapelle immer das Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“. Und natürlich: viele Brautpaare haben das zu ihrem Lieblingslied gemacht.

Gerhard Tersteegens Biografie liest sich spannend. Er war das siebte von acht Kindern. Als er sechs Jahre alt war, starb sein Vater. Die fromme Familie verarmt. Aber der Junge lernt: fünf Sprachen. Wird Kaufmann. Nur kurz. Steigt aus, weil er entdeckt: Du brauchst Zeit,- Zeit zum Beten, jeden Tag zwei Stunden; das muss sein. Er schult um, wird Weber, Bandweber. Er teilt sich ein: 60 Wochenstunden am Webstuhl und zwei Stunden am Tag, oder auch: 14 Stunden pro Woche, Gespräch des Herzens mit Gott.
Ein Hungerleiderberuf und doch reich. Mit 27 Jahren kann er sagen: „Ich verschreibe mich dir, meinem einzigen Heiland. Ich entsage von Herzen allem Recht und aller Macht über mich selbst. Befehle du, herrsche und regiere du in mir!”
Der zarte Mann wird Wanderprediger am Niederrhein. Hunderte von Menschen wollen ihn hören. Er lebt bescheiden. Sein Haus nennt er eine „Pilgerhütte“. Oft bekommt er Besuch von Menschen, die Kummer haben. Er schreibt tausende von Briefen. Und: er schmiedet Verse, sie sind gesammelt in einem Büchlein, dem „geistlichen Blumengärtlein“.
Tersteegen ist ein Mystiker. Er findet: Gott ist gegenwärtig im Herzen des Menschen. Doch nicht nur dort steht der Mensch in Kontakt mit Gott, denn Gott ist allgegenwärtig. Alles, was der Gläubige tut, geschieht in ihm, Essen, Trinken, Danken, Loben, Leben. Aber wenn der Mensch einkehrt, sein Herz aufschließen lässt, dann kann er Gott erkennen und zu ihm beten.
Danke, dass Sie mich auf dieser kleinen Zeitreise zu einem evangelischen Liederdichter am Niederrhein begleitet haben.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Danke ist ein schweres Wort. Das geht nicht so einfach über die Lippen. Danke: Die Bibel versucht immer wieder, uns das beizubringen: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich. Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Das wird uns eingeschärft in den Psalmen, dem Gebetbuch der Bibel.

Und der Apostel Paulus fängt jeden Brief mit einer Passage über die Dankbarkeit an. In seinem wichtigsten Brief geht er sogar in seinen Gedanken einen ganz langen Weg: von des Menschen Unfreiheit, zu des Menschen Befreiung und Dankbarkeit. Seid dankbar in allen Dingen!

Wer danken kann, ist ein freier Mensch. Der begreift das Leben als Geschenk. Der lässt andre an seinem Glück teilhaben. Die kapselt sich nicht ein, sondern der ist offen, gesprächsbereit. Die kann sich freuen, dass Menschen mit ihm in Kontakt sind, ihn anschauen, einen „schönen Tag noch“ und „Danke“ sagen.

Die Kassiererin im Supermarkt. Jedes Mal wenn ich diese Prozedur mit dem Bezahlen hinter mir habe, sagt sie mir ganz locker. „Danke. Und einen schönen Tag noch“. „Danke“, das steht manchmal sogar auf dem Kassenzettel. Und dann setze ich gerne noch einen drauf. Wenn ich den Geldbeutel wegstecke, schau ich der Frau an der Kasse in die Augen und sage: „Danke für die freundliche Bedienung“. Dann kommt meistens ein Lächeln, oder wir wechseln auch mal ein paar Worte. Solche Dankrituale im Alltag finde ich einfach prima. Da betrete ich einen Raum der Freiheit: da schaut niemand mehr auf die Uhr. Da ist Platz für ein gutes Wort. Und da kann ich trainieren, Danke zu sagen, auch für andere Sachen.

Es gibt ja so viele Dinge, für die wir dankbar sein können. Ich kenne eine 95jährige. Die kann nicht mehr gescheit sehen und nicht mehr gescheit gehen. Aber sie kann zaubern. Sie überlebt, weil sie das Zauberwort Danke gelernt hat. Alle, die ihr helfen, fühlen sich beschenkt durch sie, weil sie nicht nur danke sagt, sondern ein dankbarer Mensch ist.
Einmal hat sie gesagt: „Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem ich mir einen Stern vom Himmel holen kann“.
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

April, April, endlich, Osterferien. Nein, kein Scherz: Eine halbe Million junger Menschen in Rheinland Pfalz hat jetzt Freizeit. Erst in 20 Tagen geht’s wieder los, dann ist Ferienende.

Ich hab’ mal gefragt: Osterferien. Was fällt dir da ein?
Bei den Konfirmanden hab’ ich gefragt, Einer hat brav geantwortet: „Osterferien? Da ist ein großes Fest. Hat mit Auferstehung zu tun, oder so. Stimmt doch, oder?“

Ich finde: 20 Tage Osterferien brauchen wir unbedingt, um das heraus zu finden. Wir brauchen 20 Tage Ferien nicht nur, um abzutauchen, Ski zu laufen und Frühling zu erleben. 20 Tage können wir gut gebrauchen, um zu kapieren: Ostern, das hat zu tun mit einer wunderbaren Geschichte. Da geht es nicht nur um Frühlingserwachen. Da geht es vor allem um Freiheit.

Ein Hauch von Freiheit! Das gehört zu meinen frühesten Erinnerungen, Ostern eine Suchgeschichte: da haben wir ein Geheimnis gesucht, dieses kleine bunte Geheimnis. In den Garten sind wir gestürzt, gerannt und haben gesucht und gespürt: hinter den bunten Ostereiern, da ist was. Ein süßes Geheimnis. Happy days.

In den Osterferien ist eine Suchgeschichte ganz besonderer Art versteckt. Da ist ein Engel. Und der stellt drei traurigen Frauen auf dem Weg zum Grab ganz überraschend die Frage: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?“ Der Engel spricht die drei mitten in ihren depressiven Gedanken auf das Leben an. Das Leben mitten in der Depression, mitten im Verlust, in der Trauer. Das ist ja der Kern der Ostergeschichte. Da können wir entdecken: Gott ist ein Gott der Freiheit. Er stellt den Tod in Frage. Wir sind frei, mit dem Tod, der da in unser Leben hineinragt, anders umzugehen.

Viele Menschen in der ganzen Welt nennen Ostern deshalb anders: Passa. In Skandinavien und in den Mittelmeerländern und Afrika ist das so. Und das weist hin auf den Tag an dem sich Gottes Volk erinnert: Dein Weg geht aus der Knechtschaft in die Freiheit. Gott ist dir nah. Ostern hängt mit der großen Freiheitsgeschichte zusammen In der Ostergeschichte wird erzählt: Wenn ihr heute losgeht, dann ist der Auferstandene schon da. Er geht vor euch her. Selbst dann, wenn der Tag traurig aussieht.
Und Osterferien sind dafür da, Zeit zu finden, über diese Geschichte neu nach zu denken.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Hiobsbotschaften gibt es derzeit aus der Finanzwirtschaft genug. Und jetzt gibt es im Kunstraum des Deutschen Bundestages eine Ausstellung mit dem Titel „Das Buch Hiob“. Das überrascht mich. Das passt genau in unsere Krise.

Was wollte der 78 jährige Mecklenburger Günther Uecker mit seinen Bildern anstoßen?
Hiob, das Schicksalsbuch Israels: Die Bibel erzählt: Hiob war rechtschaffen, redlich und gottesfürchtig und mied das Böse. Ein anständiger reicher Mann. Dennoch nahm ihm Gott alles, seinen Besitz, seine Kinder, seine Gesundheit. Hiob muss große Verluste hinnehmen, ja, er sitzt auf dem Scherbenhaufen seines Lebens, muss großes Leid erdulden.

Bundestagspräsident Norbert Lammert versuchte es bei der Ausstellungseröffnung auf den Punkt zu bringen:
„Hiob ist deswegen modern, weil er den großen Menschheitstraum brutal zerschlägt. Der Menschheitstraum, dass eigenes Wohlergehen mit dem eigenen Tun in kausalem Zusammenhang steht.“

Also, die Botschaft des Hiob ist: Meine Anständigkeit und meine Lebensqualität. Das eine folgt nicht aus dem anderen. Wenn ich Gutes tue, heißt das nicht, dass es mir auch gut geht. Und wenn es mir schlecht geht, heißt das nicht, dass ich einfach versagt habe.

Aber: warum ist das so? Warum lässt Gott einen anständigen Menschen leiden? Wir haben uns Wohlstand erarbeitet, warum wird uns jetzt existentiell so viel genommen? Womit haben wir das verdient?

Die Dichterin Nelly Sachs kommt denen, die das heute so erleben, recht nahe, wenn sie schreibt:

HIOB: Deine Stimme ist stumm geworden,
denn sie hat zuviel Warum gefragt
Wo du stehst, ist der Nabel der Schmerzen.
Hiob, du hast alle Nachtwachen durchweint


Angesichts solcher Hiob- Fragen und -Schmerzen möchte ich erinnern an Rabbi Jossel Rakjover, er starb in Auschwitz. Er betete: „Gott, magst Du mich auch beleidigen, magst Du mich züchtigen, magst Du mir auch wegnehmen das Teuerste und Beste, das ich habe auf der Welt, und mich zu Tode peinigen - ich werde immer an Dich glauben, Dir selbst zum Trotz!
Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht fühle. Ich glaube an Gott, auch wenn er schweigt."
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Nicht wir haben Christus zu den Menschen zu bringen, sondern ihm dorthin zu folgen, wo er immer schon ist- bei den Menschen. Am Ort ihrer Arbeit, ihrer Leiden und Kämpfe.“
Vor wenigen Tagen starb in Mainz, 98 jährig, ein besonderer Mann. Zementpfarrer nannten sie ihn, ein Pfarrer mit schmutzigen Händen, Arbeiter in einer Zementfabrik. Horst Symanoswki, wir sollten ihn nicht vergessen. Und das war sein Leitspruch:
„Nicht wir haben Christus zu den Menschen zu bringen, sondern ihm dorthin zu folgen, wo er immer schon ist- bei den Menschen am Ort ihrer Arbeit, ihrer Leiden und Kämpfe.“
Er war Ostpreuße. Kantig, eckig, dreimal eingesperrt von der Gestapo, hat Juden versteckt, ein Mann der Bekennenden Kirche, im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet.
Als ganz junger Mensch bin ich ihm begegnet. Damals kam er zu uns an die Uni und hat geworben für sein Industrieprojekt. Er suchte junge Menschen, die mit ihm in der Baracke leben und sich in der Zementfabrik die Hände schmutzig machen. Er wollte mit ihnen zu Jesus gehen in der Fabrik. Ich hab’ ihn nicht verstanden, damals.

Einmal bin ich dem Zementpfarrer noch begegnet. In Mainz hab’ ich ihn besucht. Aus seinem Fenster zeigte er mit dem Finger auf die Christuskirche und den Dom und fragte mich: Wo ist Christus?
Die Antwort auf diese Frage hat er 1945 entdeckt, als in jenem schrecklichen Winter Millionen von Menschen auf der Flucht waren „Christus ist da bei den Menschen, in den täglichen Kämpfen, Konflikten und Leiden“. Hat er gesagt.
Wir Menschen sind dem Leiden nicht ausgeliefert, weil er bei uns ist, im Kreuz, das wir tragen müssen.

In Mainz baute sich Horst Symanowski bei der Gossner Mission eine neue Existenz auf. Industriearbeit der Kirche. Ein Experiment nach dem Vorbild der französischen Arbeiterpriester. Hunderte von jungen Pfarrern aus ganz Deutschland lernten bei ihm. Er öffnete ihnen die Augen und zeigte ihnen, wo Christus bei den Arbeitern ist in ihren täglichen Kämpfen, Konflikten und Leiden. Übrigens: die Juden haben ihn verstanden: 2003 nahmen sie ihn und seine Frau auf in den Kreis der „Gerechten unter den Völkern“.
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Heute vor genau 100 Jahren starb Kurt von Knobelsdorf, Offizier, Preuße, nahm teil am Krieg 1866 und 1870/71. Interessanter Mann. Noch heute kämpfen seine Truppen, 100 Jahre danach.

Der Graf von Knobelsdorf war 10 Jahre lang bei uns in Mainz, von 1872 bis 1882, Chef des preußischen Offizierskasinos. Und - wurde strafversetzt. Von Mainz nach Königsberg, 1000 Kilometer weit weg. Warum? Weil er an keiner Feier mit Alkohol teilnahm. Sie haben richtig gehört: der Mann hat gesoffen und dann Schluss gemacht, radikal. Und dafür seine Karriere aufs Spiel gesetzt. Ein paar Jahre kämpfte er an der Grenze von Sucht und Abstinenz, nicht immer erfolgreich. Mit 48 Jahren wurde er, immerhin ehrenhaft, aus dem Militärdienst entlassen. Ein hochrangiger Offizier. Oberstleutnant.

Und jetzt. Was tun als 48jähriger Pensionär? Der Mann hörte nicht auf zu kämpfen. Aber er hörte auf zu kommandieren. Er setzte sich auf den Hosenboden, ging nach Basel und lernte, wie man predigt. Er reiste durch ganz Deutschland, organisierte Gruppen. Mit seiner Erfahrung sagte er den Leuten ganz freundlich, wie sie vom Alkohol und von der Sucht loskommen. Und er fand, das hat mit Jesus zu tun. Weil Alkoholiker ihr Kreuz damit haben, dass sie oft blau sind, nannte Knobelsdorf sein Projekt, „Blaues Kreuz“. Das ist heute die Suchtkrankenhilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Spannend ist das, wenn Blaukreuzleute heute in den Kampf ziehen. Da gehen sie zum Beispiel in die Schulen gegen das Komasaufen. Da haben sie nur die Rauschbrille dabei. Das ist so ein Gerät, das setzt du auf die Nase und dann kannst du gucken, wie deine Augen glasig werden bei 1,1Promille. Du fühlst dich noch ganz nüchtern, aber plötzlich kannst du nicht mehr auf dem graden Strich laufen.

Gewonnen ist die Schlacht gegen den Alkoholmissbrauch noch lange nicht. Aber das Projekt mit dem Blauen Kreuz ist eine ziemlich gute Alternative zum preußischen Militär.
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Heute früh, bevor wir anfangen, machen und schaffen, ist es gut zu hören, was Gott so tut. Deshalb lese ich ein Bibelwort für diesen Tag (Jesaja 45,12)

Gott sagt: „Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen“.

Und das heißt: Deine Füße stehen auf der Erde, fest, mitten im Leben, das ich gemacht habe. Du kannst sichere Tritte tun.
Gott macht die Menschen, denen wir begegnen, er hat sie geschaffen. Die Menschen, die uns brauchen, haben also etwas mit ihm zu tun. sie stehen mit Gott in einem schöpferischen Zusammenhang.

Was ist das für eine Nachricht: Jeder Mensch, ein Geschöpf Gottes. Das können wir uns nicht oft genug sagen lassen. Jeder Mensch kommt aus Gottes Hand. In einer Welt, in der Menschen verrechnet werden nach ihrer Arbeits- und Leistungskraft und der Kostenfaktor Mensch reduzierbar wird durch Kurzarbeit und Entlassung, durch neue Gesundheitssysteme und Bankenkrisen, in so einer Welt ist das oft schnell vergessen.
Der Mensch Geschöpf Gottes. In Krisenzeiten müssen wir uns ganz neu darauf besinnen.
Gott will nicht einfach den erfolgreichen Menschen. Die Erde ist kein geschlossenes System erfolgreicher Fortschrittsmenschen sondern offen, nach oben offen für die Frage nach Gott.
Gott fragt und will gefragt werden. Vielleicht sollten wir das ganz einfach einmal begreifen: Gott ist da als die Frage nach dem Herz des Menschen. Und wo Menschen sind, da ist die Frage nach Gott.

Was da in der Bibel vom Menschen und von Gott steht, wissen wir nicht aus uns selbst: „Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen“. Das müssen wir uns immer neu sagen lassen.
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Die Chinesen, ja die Chinesen haben eine schwierige Schrift. Wenn sie das Wort für Krise schreiben wollen, dann pinseln sie mit schwarzer Tusche gleich zwei komplizierte Elemente aufs Papier. Der erste Pinselstrich bedeutet „Gefahr“ und der zweite symbolisiert den Begriff „Chance.

Ich hab’ die chinesische Gleichung Krise=Gefahr+Chance mal überprüft an der Bibel. Da gibt es ja viele Krisengeschichten. Hiob, der vom Unglück Verfolgte, Daniel in der Löwengrube. Und Abraham zum Beispiel.

Abraham, der hatte die Krise: keine Heimat, kein fester Arbeitsplatz, immer unterwegs in der Wüste, kein Wasser, Konflikt wegen der Konkurrenz, und das Schlimmste: keine Kinder, keine Zukunft. Wenn der mit seinem Leben und seinen Möglichkeiten an die Börse gegangen wäre. Keine Chance, kein Kredit: Minuswachstum. Rohstoffarmut. Vertrauenskrise auf der ganzen Linie, am Ende sogar, als schließlich die Zukunft gesichert schien, noch in der nächsten Generation: Isaak und Jakob, ökonomisch völlige Versager.

Aber was passiert wirklich? Real geschieht: Der Heimatlose bekommt Heimat und einen Arbeitsplatz, Land genug, um zu überleben, als Geschenk kriegt er das nach langer Wanderschaft. Der Streit um das Wasser, der Umwelt-Konflikt, kann geklärt werden nach dem Motto „Der Klügere gibt nach“, gehst du zur Rechten, geh ich zur Linken. Und das Schönste: Ein Sohn, ein Nachkomme wird geboren, als kein Mensch mehr damit rechnet. Zart entwickelt sich das Leben nach vorn.

Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang immer vom Segen: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein und in dir sollen gesegnet sein alle Völker auf Erden. Das verspricht Gott dem Abraham. Und das ist sein Stern der Hoffnung. Mitten in der Krise und mitten in aller Gefahr leuchtet er auf. Das ist mehr als nur eine Chance. Das ist eine Verheißung. Ganz real: Gott will auch uns, die Nachkommen Abrahams, nicht vergessen, auch dann nicht, wenn wir uns im Stich gelassen fühlen von Gott. Auch dann ist Gott einfach da, arbeitet an uns. Und das Leben entwickelt sich nach vorn.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Heute habe ich mal das Evangelische Gesangbuch aufgeschlagen, die Nummer 508. Denn in meinem Kalender steht der Name Matthias Claudius. Der ist heute vor fast 200 Jahren gestorben. Und da fällt mir mitten im Winter das Erntedanklied ein, das er gemacht hat: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land“.

Unsere Bauern können ja jetzt gerade im Feld nichts machen. Da ist Ruhe. Aber an den Dichter können wir einen Augenblick denken. Er hat einen Vers geschmiedet, der ihn selbst 200 Jahre über lebt hat: „Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm dankt, drum dankt ihm dankt und hofft auf ihn.“ Schon als Kinder haben wir das gesungen.

Matthias Claudius war ein verkrachter Student und Journalist aus Hamburg. Zuerst verfasste er Börsenberichte und Meldungen über ankommende Schiffe. Später dann war er Redakteur einer Handelszeitung, beim Wandsbeker Boten. Da betreute er als Pfarrersohn und Vater von 12 Kindern das Feuilleton. Die Zeitung war in ganz Deutschland bekannt und auch berühmt wegen ihres Kulturteils, für den er verantwortlich war. Da stand zu lesen vom Krieg:

ist Krieg! 's ist Krieg!
O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
's ist leider Krieg –
und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!


Und da stand zu lesen vom Mond, der aufgegangen ist. Von den goldenen Sternlein am Himmel und vom Pflügen und vom Streuen.

Die Zeitung, in der das alles stand, ging pleite und würde heute auch keine Chance haben. Aber die Botschaft des Matthias Claudius gilt heute noch, denn alles, was wir haben, ist eine gute Gabe Gottes. Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand. Wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel. Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergänglichs trauen.
Das sind Worte, die bleiben.
Und der Mann, dessen Zeitung bankrott machte, für den es finanziell immer eng war und der am Ende seines Lebens mit 75 Jahren im Hause seines Schwiegersohnes schwer krank verstarb, dieser Matthias Claudius war ein Mensch des dankbaren Vertrauens.
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