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SWR4 Abendgedanken

14JUN2023
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Menschen glauben ja an alles Mögliche. Manche sogar an Außerirdische. Und am 14.Juni 1980 sah es tatsächlich fast so aus, als ob die Existenz von Außerirdischen endgültig bewiesen sei. Damals fand nämlich der Farmer Mac Brazel in den USA auf den Feldern seiner Farm seltsame Trümmerteile. Er rief die Polizei, dann kam das amerikanische Militär und alles sah so aus, als ob diese Trümmer von einem außerirdischen Raumschiff stammen würden. Die Aliens waren also auf der Erde gelandet! Die Trümmerteile und alles, was dazugehörte, wurden sofort abtransportiert und vom Militär an einem geheimen Ort versteckt. Allerdings stellte sich bald heraus, dass es keine Teile eines UFOs waren, sondern Trümmer eines amerikanischen Spionageflugzeugs. Aber das änderte nichts: Millionen Menschen glauben bis heute daran, dass 1980 ein UFO auf die Erde gestürzt sei und dass bis heute die Leichen der Außerirdischen in verborgenen Forschungslaboren der USA versteckt gehalten werden.

Ich frage mich: Warum fällt es vielen Menschen leichter an UFOs und Aliens zu glauben als an einen Gott, der sie geschaffen hat und liebt? Was haben schließlich UFOs und Aliens mit meinem täglichen Leben und meinen Sorgen zu tun? Vielleicht liegt der Reiz dieses Glaubens ja darin, dass ich dann überzeugt sein kann, dass es Wahrheiten gibt, die von Regierungen oder mächtigen Eliten vor uns bewusst geheim gehalten werden. Und ich kann dann behaupten, dass die Politiker und Medien uns sowieso alle belügen. Und dass eigentlich sie schuld sind an allen Übeln dieser Welt.

Ich jedoch glaube lieber an den Gott, von dem die Bibel erzählt. Von diesem Gott wird berichtet, dass er mich gewollt hat und liebt und mit mir durch das Leben geht. Bei diesem Gott sehe ich, was gut und böse ist. Von diesem Gott heißt es, dass er mich trösten kann, mir Hoffnung gibt und ein Leben nach dem Tod. Das alles können UFOs nicht. Der Glaube an Außerirdische mag interessant sein, aber er nützt nichts. Nur der Glaube an Gott hilft mir, mein Leben zu bestehen.

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SWR4 Abendgedanken

13JUN2023
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„Hast Du schon gehört? Hast Du gelesen, was dieser Politiker oder jene Prinzessin jetzt wieder gemacht haben?“ Wenn ich Skandalgeschichten höre, bekomme ich immer große Ohren. Skandale erregen Aufmerksamkeit. Das war schon immer so. Auch schon im Mittelalter vor 500 Jahren. Als der Mönch Martin Luther am 13.Juni 1525 die aus einem Kloster weggelaufene Nonne Katharina von Bora heiratete, da war das ein echter Skandal. Die Leute redeten überall in Deutschland darüber. Wie kann nur ein ehemaliger Mönch eine geflohene Nonne heiraten! Undenkbar! Schockierend! Und die Leute waren sich einig: Wenn die beiden Kinder bekommen, dann werden das kleine Teufelchen mit Hörnern und Schwefelgeruch sein. Naja, könnte man jetzt sagen, das war eben das Mittelalter. Aber Skandale erregen auch heute noch Aufmerksamkeit. Als Harry und Meghan die britische Königsfamilie verließen und nach Amerika gegangen sind. Oder als Boris Becker ins Gefängnis musste. Das hat wochenlang die Zeitungen gefüllt und ganz Deutschland hat die Skandalgeschichten verfolgt. Ich auch. Warum eigentlich? Was macht Skandale anderer Leute eigentlich so faszinierend?

Ich glaube, das hat damit zu tun, dass wir uns dann selbst besser fühlen. Wenn ich sehe, wie schlimm die anderen Menschen sind und was die alles für schreckliche oder idiotische Dinge tun, dann denke ich: Verglichen mit denen bin ich doch richtig brav und gut. Fast schon ein Engel. Doch dann erinnere ich mich an das, was Jesus einmal gesagt hat: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten und sieht den Balken in deinem eigenen Auge nicht?“ (Mt 7,3) Jesus hat offenbar gewusst, dass wir uns gerne von den Fehltritten und dem Versagen anderer Menschen faszinieren lassen. Auf die zeigen wir gerne und sagen entrüstet: Wie können die nur? Skandalös! Aber in Wahrheit bin ich auch nicht viel besser. Ich habe auch meine Fehler und tue Dinge, die nicht Ordnung sind. Nur, dass die eben nicht in der Zeitung stehen. Wie gut, dass Jesus mich daran erinnert, dass ich im Grunde auch nicht besser bin. Damit ich nicht so leicht andere verurteile, sondern barmherziger werde mit mir und meinen Mitmenschen.

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SWR4 Abendgedanken

12JUN2023
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„Das wird nie passieren“ – habe ich schon öfter gedacht. „Das ist nicht möglich, auch wenn es noch so schön wäre.“ Und dann ist es doch passiert.

Der Fall der Mauer in Berlin zum Beispiel. Als junger Mann habe ich im Fernsehen gesehen, wie der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan vor dem verschlossenen Brandenburger Tor eine Rede gehalten hat – das war vor genau 36 Jahren: Im Angesicht von Mauer und Stacheldraht und bewaffneten Grenzsoldaten der DDR rief Reagan dem damaligen russischen Präsidenten zu: „Mr. Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Mr. Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“ „Niemals wird das passieren“, habe ich damals gedacht, „und wenn es noch so schön wäre.“ Aber nur zwei Jahre später fiel die Berliner Mauer und das Brandenburger Tor wurde geöffnet. Erst vor kurzem war ich wieder in Berlin und bin durch das Tor gelaufen. Und ich habe gedacht: Wahnsinn!

Manchmal passieren solche Dinge und ich hätte es nie für möglich gehalten. Das macht mir Hoffnung. Vielleicht kann es dann ja auch geschehen, dass Russland und die Ukraine Frieden schließen. Vielleicht kann es geschehen, dass irgendwann kein Kind mehr verhungern muss, weil die Nahrungsmittel dieser Welt gerecht verteilt werden. Vielleicht kann die Klimakatstrophe doch noch aufgehalten werden, weil wir endlich vernünftig werden. Zu schön, um wahr zu sein? Aber selbst, wenn mir das unmöglich erscheint, bei Gott ist nichts unmöglich. Die Bibel erzählt: Bei Gott kann ein kleiner, schmächtiger Junge mit einer Steinschleuder einen Riesen besiegen. Bei Gott können 5000 Menschen von fünf Broten und zwei Fischen satt werden und einer, der am Kreuz gestorben ist, am dritten Tage auferstehen. Was ich für möglich oder unmöglich halte, ist nicht der Maßstab. Bei Gott können Dinge geschehen, die ich für unmöglich halte. Darum will ich die Hoffnung nicht aufgeben. Nicht für den Frieden in der Ukraine. Nicht für die Rettung unserer Welt. Und auch nicht für die Menschen, die ich kenne und die gerade schweres Leid durchmachen. Alles kann anders werden, weil bei Gott alles möglich ist.

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SWR4 Abendgedanken

10MRZ2023
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Jeden Tag schreibe ich eine To-do-Liste. Darauf notiere ich, was ich alles erledigen muss. Mülltonne an die Straße stellen, Arzttermin machen, Freund anrufen, und, und, und. Wenn ich etwas erledigt habe, dann streiche ich es auf der Liste aus. Aber meistens bleibt am Abend immer noch etwas übrig, was ich nicht geschafft habe. 

Martin Luther hat einmal gesagt: „Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen, sondern auch mit Feiern und Ruhe.“ Das finde ich einen wunderbaren Gedanken. Man kann Gott mit Ruhe dienen. Indem man gar nichts macht. Und was noch besser ist: Wenn ich gar nichts tue, dann erhole ich mich nicht nur, um mich anschließend erst recht wieder in die Arbeit zu stürzen. Sondern wenn ich nichts tue, dann hat das einen ganz eigenen Wert. Ich kann

Gott sogar durch Nichtstun dienen. Ich denke ja immer: Die Arbeit ist das wichtige. Pausen sind nur die Erholungsräume zwischen der einen Arbeit und der nächsten. Und es gibt so viel Sprichwörter, die das scheinbar bestätigen: „Wer rastet, der rostet“ oder „Müßiggang ist alle Laster Anfang“ oder „Ohne Fleiß kein Preis“. Das Nichtstun hat keinen guten Ruf.

Dabei hat Gott selbst sogar das Nichtstun erfunden. Ganz am Anfang der Bibel wird erzählt, dass Gott am Ende der Schöpfung sich einen ganzen Tag frei genommen hat zum Nichtstun. Heiliger Schlendrian! Am siebten Tag hat Gott geruht. Und weil es ihm offensichtlich gut gefallen hat, darum hat Gott das Nichtstun sogar zum Gebot für uns Menschen gemacht. In den Zehn Geboten werden wir dazu verpflichtet, am siebten Tag nichts zu tun. Einfach mal auszuruhen. Einen Tag ohne To-do-Liste zu verbringen.

Übrigens: Warum gibt eigentlich „To-do-Listen“ aber keine „To-let-Listen“. Also Listen, auf denen steht, was ich alles lassen will. Aufzählungen der Sachen, die ich heute ganz bestimmt nicht machen werde. Das wäre doch mal eine Idee. Ich diene Gott damit, dass ich manches einfach lasse und fröhlich das Nichtstun genieße.

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SWR4 Abendgedanken

09MRZ2023
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Ich muss zugeben: Manchmal bin ich neidisch. Zum Beispiel auf einen Freund. Der konnte schon mit Mitte 50 in Rente gehen. Noch dazu mit einem sehr guten Einkommen auch im Ruhestand. Jetzt hat er sich ein Wohnmobil gekauft und erkundet die Welt. Und er kommt dabei an Orte, die ich wahrscheinlich nie in meinem Leben sehen werde. Er war schon am Nordkap. Und in Afrika. Und dann ist er wochenlang an der Küste Italiens und Spaniens entlanggefahren. Damit Sie mich richtig verstehen: Ich liebe meinen Beruf. Ich wollte auf Dauer mit niemandem tauschen. Nur manchmal packt mich der Neid auf andere, die etwas haben oder machen können, was ich nie haben werde oder machen kann.

Dabei fällt mir natürlich auf, dass ich mich immer mit denen vergleiche, denen es scheinbar besser geht. Ich habe auch andere Freunde. Einer ist krank und weiß nicht, wie es mit ihm weitergehen wird. Einem anderen ist die Ehe zerbrochen. Auf die bin ich nicht neidisch. Ich komme gar nicht auf die Idee, mich mit ihnen zu vergleichen. Vergleiche stelle ich nur an mit jenen, denen es scheinbar besser geht als mir.

Aber dieses Vergleichen macht mich neidisch und unzufrieden. Ich fange an, mit meiner Situation zu hadern. Ich frage mich: Warum geht es denen besser? Warum habe ich das nicht auch, was die haben? Warum werden die scheinbar vom Leben bevorzugt und ich nicht? Doch weil Vergleiche neidisch und unzufrieden machen, darum gibt es in der Bibel ein Gebot, das davor schützen soll. In den Zehn Geboten heißt es ganz am Ende: „Du sollst nicht begehren, was deinem Nächsten gehört“ Dieses Gebot soll mich vor dem ewigen Vergleichen bewahren, damit der Neid mich nicht innerlich zerfrisst. Statt auf das zu sehen, was ich nicht habe, und dabei immer unzufrieden zu werden, darf ich darauf vertrauen, dass Gott weiß, was ich brauche und dass er für mich sorgt. Das gibt mir innerlich Frieden. Darum gönne ich meinem Freund seine Freiheit und sein Wohnmobil, weil ich weiß: Bei Gott komm auch ich nicht zu kurz. Er gibt mir jeden Tag, was ich zum Leben brauche.

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SWR4 Abendgedanken

08MRZ2023
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Was habe ich mich geärgert! Direkt vor meiner Nase hat sich die Tür der S-Bahn geschlossen. Ich wollte von Karlsruhe nach Hause fahren und war nur ein kleines bisschen spät dran. Als ich auf den Bahnsteig gelaufen bin, und gerade noch in die S-Bahn reinspringen wollte, gingen die Türen zu. Und alles Drücken und Hämmern hat nichts geholfen. – Aber je älter ich werde, umso öfter passiert mir das: Dass Türen sich vor mir schließen. Ich meine damit nicht nur S-Bahn-Türen. Sondern die vielen Möglichkeiten, die das Leben für mich bereithält. Als ich noch jung war, da hatte ich den Eindruck: Mir stehen alle Türen offen, ich muss nur wählen, durch welche ich hindurch gehen will. Will ich mal Pfarrer werden oder lieber Rechtsanwalt (das hat mich nämlich auch sehr interessiert)? Will ich mal heiraten oder lieber Single bleiben? Bleibe ich weiter in meinem Geburtsort wohnen oder ziehe ich mal an die Nordsee? Das ganze Leben schien aus einer endlos langen Reihe offener Türen zu bestehen.

Je älter ich werde, umso mehr Türen sind zugefallen. Viele Entscheidungen habe ich längst getroffen und ich könnte sie gar nicht mehr rückgängig machen, selbst wenn ich wollte. Ich meine, es ist eine der wichtigsten Lebensaufgaben, die wir als Menschen haben, uns mit den zugefallenen Türen in unserem Leben zu versöhnen. Sonst besteht die Gefahr, dass ich mich ständig nur darüber ärgere, wie mein Leben verlaufen ist. Oder dass ich mit den Entscheidungen, die ich getroffen habe, andauernd hadere. Aber das nützt ja nichts. Ich bin durch Türen gegangen, andere habe ich offenstehen lassen, wieder andere haben sich verschlossen und der Weg führt nicht mehr zurück, sondern nur nach vorn.  

Bei dieser Aufgabe, mich mit dem ungelebten Leben zu versöhnen, hilft mir ein Bibelwort des Apostel Paulus. Paulus schreibt im Römerbrief: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“ (Rm 8,28). Auch wenn ich manchmal denke, ich hätte mich im Leben falsch entschieden. Auch wenn ich damit hadere, dass manche Möglichkeiten im Leben für mich nicht mehr bestehen, ich will glauben, dass alles, so wie es war, gut war. Selbst zugefallene Türen können mir einmal dienen.

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SWR4 Abendgedanken

07MRZ2023
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Beim Aufräumen habe ich neulich ein Buch gefunden. Es lag in einem Stapel mit anderen Büchern. Als ich es in die Hand genommen habe, ist mir aufgefallen, dass es mir gar nicht gehört, sondern dass es mir ein Freund vor langer Zeit geborgt hat. Also habe ich den Staub vom Buch gewischt und es dem Besitzer zurückgeschickt.

Ich bin dabei ein bisschen ins Nachdenken gekommen. Wer weiß, habe ich überlegt, was da inzwischen noch so alles bei mir wohnt, das mir gar nicht gehört. Bücher. Oder Werkzeuge. Oder ein Film auf DVD. Wenn so etwas erst einmal eine Weile bei mir herumliegt, dann wird mir sein Anblick so vertraut, dass mir gar nicht mehr auffällt, dass es mir gar nicht gehört.

Das geht mir übrigens nicht nur mit Büchern und Filmen so, sondern auch mit meinem Leben. Ich denke: Eigentlich gehört mir mein Leben ja auch nicht, sondern es ist mir auch nur geliehen. Ich will mein Leben fröhlich leben und darf auch bestimmen, was ich damit mache, aber irgendwann muss ich es wieder zurückgeben. Nach 60 oder 70 oder 80 Jahren ist die „Leihfrist“ abgelaufen. Dann fragt mich niemand, ob ich mein Leben noch länger behalten will oder nicht. Ich glaube, dass Gott der Besitzer meines Lebens ist und es eines Tages zurückfordern wird. Ich glaube: Gott hat mich geschaffen und er holt mich irgendwann wieder zu sich.

Mir tut es gut, mir das immer wieder mal bewusst zu machen. Denn in der Regel gehe ich sorgsamer mit den Dingen um, die nur geliehen sind und die ich wieder zurückgeben muss. Ich passe gut darauf auf. Wenn ich weiß, dass auch mein Leben nur von Gott geliehen ist, dann gehe ich auch mit meinem Leben sorgsamer um. Ich überlege gut, wofür ich meine Zeit einsetze. Ich frage: Was ist wirklich wichtig im Leben und was eher unwichtig? Beziehungen werden dann vielleicht wichtiger als Geld. Liebe wichtiger als Erfolg. Menschen wichtiger als Sachen.

Im Psalm 91 in der Bibel steht der Satz: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.“ Das meint dasselbe: Das ganze Leben ist nur geliehen. Klug lebt, wer das nicht vergisst.

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SWR4 Abendgedanken

06MRZ2023
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Wenn ich mich heute in mein Auto setzte, dann schalte ich als erstes mein Navi ein. Vor allem, wenn ich in eine Stadt fahren muss, die ich nicht kenne. Mein Navi führt mich sicher ans Ziel. Auf dem kleinen Bildschirm ist zu sehen, wann ich das nächste Mal abbiegen und welche Straße ich benutzen muss. Und zusätzlich sagt mir eine freundliche Stimme: „In 200 Metern rechts abbiegen“ oder: „In 5 Kilometern die Autobahn verlassen“.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie das vor 20 oder 30 Jahren war. Da hatte ich noch kein Navi. Stattdessen eine Straßenkarte. Und das war oft kompliziert. Ich musste die Straßenkarte auf der richtigen Seite auffalten, neben mir auf den Beifahrersitz legen und immer wieder anhalten, um herauszufinden, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin.

Doch einen Vorteil hatte die Karte: Sie hat mir nicht bloß die Straße gezeigt, auf der ich mich gerade befand, sondern die ganze Umgebung. Der Fluss, der etwas entfernt fließt, die Sehenswürdigkeiten der Stadt, und die vielen anderen Straßen um mich herum. Eine Karte gibt einen Überblick. Ein Navi zeigt immer nur den nächsten Schritt.

Manchmal denke ich: So unterschiedlich gehen wir Menschen auch durch unser Leben: Die einen suchen den großen Überblick. Sie wollen verstehen, warum die Dinge in ihrem Leben geschehen. Sie haben ein Ziel und das behalten sie im Blick. Anderen dagegen reicht es zu wissen, wie der nächste Schritt aussehen soll. Ich gehöre eher zu den Ersteren. Ich möchte gerne wissen, wohin mein Leben führt und welchen Sinn all die Dinge am Rand meines Lebensweges so haben. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir dabei mein Glaube an Gott hilft. Mein Glaube bietet mir so etwas wie eine Straßenkarte für den Lebensweg. Er zeigt mir nicht nur den nächsten Schritt, sondern hilft mir, einen Überblick über mein Leben zu bekommen. Warum sind bestimmte Dinge geschehen? Hatten die einen Sinn? Und warum läuft mir gerade dieser Mensch über den Weg? Was hat Gott mit mir vor? In meinem Auto möchte ich auf das Navi nicht mehr verzichten. Was aber meine Lebensreise angeht – da bleibe ich ein überzeugter Landkartentyp.

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SWR4 Abendgedanken

16DEZ2022
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Jeder Tag überrascht mich mit etwas Schönem. Das liebe ich an meinem Adventskalender. 24-mal darf ich ein Türchen öffnen oder ein kleines Päckchen auspacken und ich weiß jedes Mal noch nicht, was mich erwartet. Schade eigentlich, dass die meisten Türchen heute schon offen sind. In einer Woche ist es vorbei mit den kleinen Überraschungen.

Aber wenn ich mir das genau überlege, dann ist es eigentlich nicht vorbei. Denn auch nach der Adventszeit gibt es an jedem Tag etwas Schönes, an dem ich mich freuen kann.  Ich muss nur darauf achten: Vielleicht ist es ein Telefonanruf von einem Menschen, mit dem ich schon lange nicht mehr geredet habe. Oder eine Einladung in meinem Briefkasten. Ein leckeres Abendessen. Oder ein schöner Film im Fernsehen. Es können ganz kleine Dinge sein, die mir Freude machen und von denen ich manchmal morgens noch gar nicht gewusst habe, dass sie mich an diesem Tag erwarten werden.

Jeder Tag bringt eine kleine Freude. Etwas Schönes. Ich muss das nur entdecken. Darum möchte ich schon am Morgen gespannt sein, was der Tag für mich bereit hält. In der Bibel gibt es einen schönen Satz im Buch Klagelieder, der heißt: „Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“ (Klgl.3,22f) . Der Schreiber dieser Zeilen hat eigentlich auch viel Grund zu klagen. Darum heißt sein Buch ja auch: Klagelieder. Er hat viel Leid erlebt und weiß, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist, sondern manchmal jeder Tag ein harter Kampf. Trotzdem bekennt er: Die Güte Gottes ist jeden Tag neu. An jedem Tag kann ich trotz allem, was Schwer ist auch Zeichen von Gottes Güte finden, wenn ich nur aufmerksam danach Ausschau halte.

Wie starten Sie in den Tag? Voller Angst und Sorgen und mit der Erwartung, dass sowieso nur das Schlechte passieren wird? Vielleicht versuchen Sie es mal anders und stehen morgen trotz aller Sorgen auf mit der Erwartung: Gott will mich heute mit einer kleinen Freude überraschen. Die möchte ich nicht verpassen.

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SWR4 Abendgedanken

15DEZ2022
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Eine Ente im blauen Matrosenanzug. Das ist Donald Duck – die wohl berühmteste Comic-Figur der Welt. Übrigens heißt er mit vollständigem Namen „Donald Fauntleroy Duck“. Er lebt in Entenhausen und erlebt dort unzählige Abenteuer mit seinen Neffen Tick, Trick und Track, seiner Freundin Daisy und seinem Onkel Dagobert. Ich bin als Kind mit den Comics von Donald Duck aufgewachsen. Walt Disney hat die Figur erfunden und heute ist sein 56.Todestag. Walt Disney ist am 15.Dezember 1966 gestorben.

Ich liebe Donald Duck. Und ich glaube, das liegt vor allem daran, dass Donald eine Art Anti-Held ist. Irgendwie geht immer alles schief, was Donald anpackt. Sein Onkel Dagobert nutzt ihn nur aus. Seine Freundin Daisy hat ihn unter dem Kochlöffel. Und seine Neffen Tick, Trick und Track machen ständig, was sie wollen und hören nicht auf das, was Donald ihnen sagt. Donald ist der typische Verlierer.

Vielleicht macht ihn gerade das so sympathisch. Ich finde mich in Donald Duck ein bisschen selbst wieder. Ich bin ja auch kein Held. Bei mir gehen auch Dinge schief. Ich mache Fehler und ärgere mich hinterher über mich selbst. Natürlich versuche ich mich nach außen vor anderen Menschen immer gut zu präsentieren. Aber in Wahrheit bin ich nicht so perfekt, wie ich mich gerne zeigen würde. Ich habe Fehler. Ich mache manches falsch. Ich verletzte Menschen. Das Leben drückt mich manchmal zu Boden. So wie Donald.

Für typische Verlierertypen wie Donald Duck  und für Menschen wie mich gibt es in der Bibel einen schönen Satz. Der Apostel Paulus hat ihn in seinem zweiten Korintherbrief geschrieben: Gott spricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2.Kor.12,9) Für mich heißt das: Ich brauche kein Gewinnertyp zu sein, kein Held, niemand, dem alles gelingt. Gott schenkt mir seine Kraft gerade dann, wenn ich Fehler mache, am Boden liege und alles daneben geht. Mitten in meinen Niederlagen ist Gott mir ganz nah und gibt mir neue Kraft. Das ist eine gute Nachricht für alle Donalds Ducks dieser Welt und für mich.

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