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SWR3 Gedanken

Plötzlich ist die Hoffnung wieder da. Neue Energie. Vorbei dieses sich zurückziehen in den geschützten Raum. Vorbei diese innere Leere. Alles vorbei. Kennen Sie das?
So war das auch damals an Pfingsten. Die Freunde von Jesus machen sich auf den Weg. Sie gehen raus aus ihrem Schneckenhaus. Sie stellen sich auf den Marktplatz und erzählen. Berichten von dem, was sie mit Jesus erlebt haben.
So kommt es zu tumultartigen Szenen. Menschen fallen einander in die Arme, verstehen einander, sprechen auf einmal dieselbe Sprache, obwohl sie füreinander Ausländer sind. Es ist wie ein großes Familienfest. Die Menschheitsfamilie feiert das Leben. Sie fühlen sich Gott ganz nah.
Lukas, ein griechischer Arzt, berichtet als erster darüber, wie die allererste christliche Gemeinde entstanden ist. Und er erzählt dabei von Naturereignissen, die sich für uns heute schlicht unglaublich anhören. Ein heftiger Sturmwind, ein gewaltiges Brausen fegt durch die Stadt. Feuerzungen erscheinen aus dem Nichts, verteilen sich, lassen sich auf den Jüngern Jesu nieder, ohne sie zu verbrennen. Sie glühen vor Begeisterung.
Das Pfingstwunder – für modernes Denken wahrscheinlich eine Zumutung. Ich kann nicht sagen, ob diese Naturphänomene nun Realität sind oder Bilder und Symbole. Die Menschen damals jedenfalls haben sofort gewusst: Sturmgetöse, Feuererscheinungen – das sind Zeichen für Gottes Nähe.
Heute sieht und hört sich das wahrscheinlich anders an. Aber Pfingsten passiert auch heute noch.
Wenn Menschen wieder Hoffnung haben, neue Energie. Wenn sie auch ihren Schneckenhäusern rauskommen. Und wenn sie sich als Menschheitsfamilie verstehen und miteinander das Leben feiern. Da ist Pfingsten. Ob mit oder ohne Feuerzungen und Sturmgetöse.
In diesem Sinne: Frohe Pfingsten!

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SWR3 Gedanken

„Alle Richter und Einwohner der Städte, auch die Arbeiter aller Künste, sollen am ehrwürdigen Tag der Sonne ruhen.“ – Kaiser Konstantin hat diese Worte gesprochen; heute genau vor 1694 Jahren. Da erließ der römische Kaiser sein Dekret zum Schutz des Sonntags als Ruhetag.
Für die jungen christlichen Gemeinden war das prima: Sie konnten sich zum Gottesdienst versammeln – und jeder, der wollte, konnte auch dabei sein. - Aber auch den Angehörigen der anderen Religionen gefiel das neue Gesetz: Endlich einmal raus aus dem Hamsterrad. Regelmäßig Pause machen. Durch die Natur spazieren. Oder faul in der Sonne liegen. Mit den Kindern spielen. Was auch immer. Zeit haben für die Familie, für Freunde, oder für sich selber, um darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist. Für die Menschen damals war die Einführung des Sonntages als Ruhetag ein Geschenk.
Bei uns heute sieht das anders aus. Alltag und Sonntag verschwimmen ineinander. Längst arbeiten nicht nur Pfarrer, Polizisten oder Krankenschwestern. Der Sonntag wird als Ruhetag immer weiter ausgehöhlt.
Die Altvorderen sind den umgekehrten Weg gegangen. Kaiser Konstantin hatte verstanden: In einer Welt voller Arbeitstage braucht es den Sonntag. Als Tag der Ruhe und der Entspannung. Um Kraft zu tanken für die Arbeitswoche. Wer mag, kann dies im Gottesdienst tun.
Vielleicht hat sich der römische Kaiser von der allerersten Geschichte in der Bibel leiten lassen. Da wird erzählt: Als Gott die Welt erschaffen hat – in sechs anstrengenden Tagen, da ruht er sich aus. Macht Pause – am siebten Tag. Um all das bestaunen zu können, was er geschafft hat.
Ich glaube, das täte auch uns ganz gut. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen morgen einen gesegneten Sonntag!

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SWR3 Gedanken

Schneeweiße Traumstrände, Palmen, kristallklares Wasser, azurblauer Himmel. Die 700 Inseln der Bahamas bieten unglaublich viel. Der Inselstaat in der Karibik ist Sehnsuchtsort für Touristen.
Aber das vermeintliche Paradies hat auch seine Schattenseiten: Der Reichtum des Landes ist sehr unterschiedlich verteilt. Die Arbeitslosigkeit hoch. - Vor allem häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein Problem. Der Inselstaat weist weltweit eine der höchsten Vergewaltigungsraten auf.
Christinnen aus den verschiedenen Kirchen auf den Bahamas haben sich zusammengeschlossen. Die Frauen haben Gebete geschrieben, Lieder ausgesucht, einen Bibeltext ausgelegt. Dabei haben sie die Licht- und Schattenseiten ihres paradiesisch schönen Landes beschrieben. Und sie haben Projekte zum Schutz von Frauen vor Gewalt ins Leben gerufen.
Dieser Gottesdienst der Frauen aus der Karibik zieht Kreise. Denn heute ist „Weltgebetstag der Frauen“. Seit 1927 treffen sich immer am ersten Freitag im März rund um den Globus Frauen, um miteinander Gottesdienst zu feiern. Jedes Jahr bereiten Frauen aus einem anderen Land einen Gottesdienst vor. Und immer geht es um die gemeinsame Feier, das Beten, und darum, miteinander ein Sozialprojekt voranzubringen.
Der Weltgebetstag macht für mich deutlich: Christlicher Glaube beschränkt sich nicht auf das Privatleben – oder auf die eigene Gemeinde. Als Christenmensch gehöre ich zu einer weltweiten Gemeinschaft. Wir in Trier feiern den Weltgebetstag heute Nachmittag um 17 Uhr.  - Auch in Ihrer Kirchengemeinde wird es einen Gottesdienst geben. Fragen Sie einfach in Ihrer Gemeinde nach. – Und übrigens: Männer und Kinder sind bei diesen Gottesdiensten ebenso willkommen wie Frauen.

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SWR3 Gedanken

Einfach genial, wie man früher bauen konnte. Vor 1700 Jahren haben die Römer die Konstantin-Basilika in Trier errichtet. Als Thronsaal für Kaiser Konstantin und seine Nachfolger. Was die damals schon draufhatten! An technischem Wissen, und ohne Computersimulationen und Maschinen. – Damals haben die Römer mutig und kreativ all ihr Wissen und ihre Erfahrungen zusammengeworfen – und haben etwas Neues gebaut. Die Konstantin-Basilika - ein riesiger Monumentalbau, der das Stadtbild bis heute prägt.
Die Fenster zum Beispiel: Eigentlich sind das viel zu viele. Und viel zu große. Und sooo dick sind die Mauern dann doch nicht, um völlig mühelos das Gewicht von all den Steinen, der Dachkonstruktion und Dachziegeln auszuhalten. Statisch betrachtet war das schon eine Herausforderung, dass das Ganze ist nicht in sich zusammenkracht.
Aber die Römer wussten, wie man das macht. Und zwar aus dem Bau von Brücken und Aquädukten. Sie hatten hunderte, tausende von Brücken gebaut, um Täler und Flüsse zu überwinden – gekonnt und stabil. - Die Seitenwände in der Konstantin-Basilika – sie stammen in ihrer Konstruktion sozusagen aus dem Brückenbau. Nur dass die Brückenbögen nicht offenblieben, sondern mit Fenstern geschlossen wurden.
Eine mutige Konstruktion – aber durchaus stabil, wie wir seit 1700 Jahren wissen.
Und so besteht unsere evangelische Kirche in Trier sozusagen aus einer Ansammlung von Brücken. Das ist ein gutes Zeichen, meine ich. Denn Brücken und Brückenbauer – die brauchen wir auch in der Kirche. Und wenn wir alle unser Wissen, unseren Mut und unsere Kreativität zusammentun. Dann können auch wir Brücken bauen. Wo bisher unüberwindliche Gräben waren.

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SWR3 Gedanken

Laufen an der Mosel entlang. Ich liebe es. Und manchmal erlebe ich dabei ein Wunder. Wie neulich. Es hat genieselt und mir war kalt. Warum habe ich nicht auf meinen inneren Schweinehund gehört und war zuhause geblieben. Aber gut, denke ich, jetzt bin ich ja schon unterwegs. Dann laufe ich halt weiter. Links die Weinberge, rechts der gemächlich dahingleitende Fluss – und über mir – schmutzig-grau – der wolkenverhangene Himmel.
Nach ein paar Kilometern spüre ich keinen Regentropfen mehr. Dafür kommt Wind auf. Heftig fegt er durch das Tal. Und plötzlich -als hätte jemand von zwei Seiten heftig daran gezogen- reißt die Wolkendecke auf. Gleißendes Sonnenlicht bricht durch. Ich spüre die Helligkeit warm auf meinem Gesicht. Der Himmel leuchtet in unglaublich vielen Blau- und Orangetönen. Dazwischen noch ein paar Wolkenfetzen. Ein unglaublicher Anblick. Wunderschön.
Ich bleibe stehen, um das Spiel von Licht und Wolken zu betrachten.
Und mir kommt eine Geschichte in den Sinn. Vielleicht war das damals auch so. Vor 2000 Jahren, als Jesus getauft wurde. Die Bibel erzählt: Der Himmel reißt auf, und Jesus hört eine Stimme. Und die Stimme sagt: Du bist mein Sohn. Dich habe ich lieb.
Nun gut, eine Stimme von außen hab ich nicht gehört. Aber eine innere Stimme, die hat mich an diese Geschichte erinnert. Und dort, zwischen Mosel und Weinbergen hab ich gedacht:
Ja, es gilt eine Liebe, die ist stärker als alles andere, die kann man spüren. Weil sie manchmal durchbricht, wo man sie gar nicht erwartet. Und sie gilt jedem Menschen.

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SWR3 Gedanken

„Sie hat ein sehr schönes Gesicht!“ – „Ich mag ihre Ausstrahlung!“ – Den Frauen aus dem Videospot gehen die Komplimente leicht über die Lippen. Bei der Frage nach den eigenen Vorzügen herrscht dagegen betretenes Schweigen.
Warum ist das so? Warum ändert sich der Blick und die Bewertung dessen, was ich sehe, wenn ich mich selbst im Spiegel betrachte?
Sich selbst anzunehmen, das fällt vielen Menschen offenkundig schwer. Uns das gilt nicht nur für das Aussehen.
Die diesjährige Fastenaktion der Evangelischen Kirche knüpft genau hieran an. „Du bist schön! – Sieben Wochen ohne Runtermachen“ So lautet das Motto. Den anderen annehmen  und – sich selbst annehmen. Aus dem Gefühl leben: Du bist liebenswert, so wie du bist. Weil Gott dich so liebt.
In der Bibel gibt es Leute, die haben genau diese Erfahrung gemacht. In einem Psalm sagt einer zu Gott: „Gott, ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“ (Psalm 139,14)
Ich versuche, diesen Satz nachzusprechen. Und dabei spüre ich: Es ist schön, sich mal – ganz anders- mit den Augen Gottes zu sehen. Der nicht nach unseren Idealmaßen misst. Sondern nach ganz anderem Maß: dass ich so bin, wie ich gemeint sein könnte.
Mit meinem Lachen, und mit meinen Falten, mit der Tiefe und auch dem Chaos meiner Gefühlswelt. Mit meinen Stärken und Schwächen. So bin ich gemeint, Und so bin ich von Gott geliebt.
Ich bin Gottes Kind – und mehr kann ich eigentlich nicht werden. Wie schön – wie wunderbar. Gott sagt: Das Leben ist schön. Und wir sind es auch. Denn wir sind Kinder Gottes.

Quelle: Dove Studie "Die ganze Wahrheit über Schönheit"

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SWR3 Gedanken

Die 2000 Jahre alte Römerbrücke blieb unversehrt. Im Handstreich besetzten amerikanische Soldaten das Verkehrsdenkmal. Nur wenige Stunden später wehte die Amerikanische Flagge von der Porta Nigra.
Der Krieg war zu Ende. In Trier jedenfalls. 70 Jahre ist das her. Heute, am 2. März.
In Veranstaltungen und Gottesdiensten erinnern wir an dieses Datum. Für mich hat das Erinnern unterschiedliche Facetten.
Trauer gehört dazu – um die Menschen, die sterben mussten in diesem schrecklichen Krieg.
Scham gehört dazu – über die Verbrechen, die von Deutschland ausgingen. Und die auch in Trier begangen wurden.
Das Wissen darum, besiegt worden zu sein, gehört dazu – und dass es zu dieser Niederlage keine Alternative gegeben hat.
Denn nicht das Ende dieses Krieges war eine nationale Katastrophe, sondern sein Beginn.
Auch das Gefühl von Freiheit, eine tief empfundene Erleichterung, gehört in das Mosaik des Erinnerns hinein: Heute vor 70 Jahren ist Trier im besten Sinne des Wortes befreit worden.
Von der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus, vom Würgegriff eines verbrecherischen Krieges.
Seitdem haben wir Frieden in unserer Stadt. Das ist inzwischen eine der längsten Friedensperioden, die Trier je erlebt hat – in mehr als 2000 Jahren Stadtgeschichte.
"Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen." Sagt Jesus. Für mich ist das Motivation, mich für den Frieden einzusetzen – in meiner Stadt und anderswo.

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SWR3 Gedanken

Plötzlich kann man kein einziges Wort mehr verstehen. Ein Dröhnen und Bohren – Und dann fliegen auch schon die ersten Brocken. Erst löst sich der Putz – und dann fallen kleine und schließlich immer größere Lehmklumpen und Holzstücke von der Decke runter. Mitten hinein in den Versammlungsraum. Die Leute springen zur Seite – ängstlich, verärgert.
Irgendwann wird es still, durch das Loch oben schauen vier Gesichter prüfend nach unten. Ja, und dann lassen die da oben eine Trage runter. Mit einem Kranken drauf.
Kaum zu glauben, aber so ist das passiert. Zugegeben: Schon vor langer Zeit. Vier Leute reißen ein Loch in die Decke um einen Kranken in die Nähe von Jesus zu bringen. Damit er ihn heilen soll.
Und den Jesus dann tatsächlich heilt.
Diese Geschichte aus dem Markusevangelium (2,1 ff.) macht für mich deutlich: Es lohnt sich, ein bisschen kreativ zu sein, die Ärmel hochzukrempeln – und was zu tun. Für den, der Hilfe braucht. Für mich ist auch das Gottesdienst!
Die vier tun was – ganz konkret. Und zugleich geschieht, was sie nicht machen können. Der Kranke wird gesund – an Leib und Seele.
Eine alte Geschichte- aber ich erlebe sowas heute ständig. Wenn in unserer Gemeinde Menschen Flüchtlingen dabei helfen, sich im Wirrwarr der Ämter zurecht zu finden, dann tun sie etwas, ganz konkret. Und zugleich geschieht etwas, was sie nicht machen können: Dass Flüchtlinge sich geborgen fühlen und langsam gesund werden an Leib und Seele.
Für mich ist auch das Gottesdienst: Wenn wir die Ärmel hochkrempeln und etwas tun – für Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Und darauf vertrauen: wir müssen nicht alles können. Viel Heilsames passiert. Weil Gott da ist und hilft.

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SWR3 Gedanken

Als der Dachstuhl so richtig brannte, da begann die Orgel zu spielen. Von ganz alleine. Ein Feuersturm fuhr durch die Orgelpfeifen hindurch und entfachte ein gespenstisches Konzert. Mit einem Wehklagen ging das gewaltige Instrument in Flammen auf. Zurück blieben Trümmer und rauchgeschwärzte Mauern.
70 Jahre ist das her. Da wurde die Konstantin-Basilika in Trier bei einem Bombenangriff auf die Stadt zerstört. Nur die dicken Mauern des antiken Monumentes blieben stehen.
Die Fackel des Krieges, die Deutschland in so viele Länder hineingetragen hatte, sie setzte nun das eigene Land in Brand.
Der damalige Pfarrer an der Konstantin- Basilika empfand die Zerstörung seiner Kirche als ein Gericht Gottes. Und als eine Erlösung. Weil auch die evangelische Kirche damals in die Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt war.
Seit 1956 ist die Konstantin-Basilika wieder aufgebaut. Nur eine richtige Hauptorgel, die fehlte bislang. Die gibt es jetzt. Vor zwei Wochen haben wir sie eingeweiht. Für mich ist das neue Instrument auch ein Zeichen des Friedens.
Mehr als 6000 Orgelpfeifen hat die neue Orgel. Jede Pfeife hat einen eigenen, einen ganz besonderen Klang. Und genauso ergänzen sie einander. Alleine klingt ja so eine Orgelpfeife ziemlich langweilig. Aber im Zusammenspiel entstehen wunderbare Klangwelten.
Und dann denke ich: wie schön, wenn Menschen auch so zusammenklingen wie bei dieser Orgel. Wenn sie ihre Individualität einbringen – und das im Zusammenspiel mit anderen tun. Dann entstehen auch wunderbare Klangwelten.
In unserer Gemeinde freuen wir uns über die neue Orgel. Und wir feiern ein Fest des Friedens. Mit vielen Konzerten in diesem Monat. Das nächste ist schon Morgen - um 17 Uhr in der Basilika. Vielleicht sehen wir uns dort.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18822
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SWR3 Gedanken

Anjana war eine Bettlerin. Jeden Tag saß sie an der Straßenkreuzung in einem kleinen indischen Dorf und hielt die Hand auf.
Irgendwann kamen Fremde. Mach Dich selbstständig! Sagten sie zu ihr.
Mit einem kleinen Darlehen wird Dir das gelingen. Wir geben dir das Geld, damit du anfangen kannst.
Anjana konnte sich das nicht vorstellen. Sie hatte nichts gelernt.
Trotzdem. Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. War das eine Chance, um Wegzukommen von der elenden Bettelei?
Anjana wollte es probieren. Sie erhielt einen Mikrokredit von 100 Euro. Mehr nicht. Dafür kaufte sie in der Stadt Bleistifte, Kugelschreiber, Hefte.
Und verkaufte sie in ihrem Dorf, wo es das alles nicht gab.
Zum ersten Mal in Ihrem Leben verdiente Anjana eigenes Geld. Sie konnte sich ihr Essen kaufen. Musste nicht mehr betteln. Der Kleinkredit war schnell abbezahlt. Und es blieb sogar noch etwas übrig.
Anjana bekam eine Chance – und nutzte sie. Aus der Bettlerin wurde eine Geschäftsfrau, die nun mit Stolz und Würde durch ihr Dorf geht. Der Mikrokredit veränderte ihr Leben von Grund auf.
Das Darlehen kam von Oikokredit. Das ist eine Genossenschaft, die Menschen hilft, aus dem Teufelskreis von Armut und Hoffnungslosigkeit herauszukommen. Mit Kleinstkrediten. Eine kleine Hilfe, damit sich Menschen selbst helfen können.
Das Geld kommt von Anlegern auch aus Deutschland. Die Finanzmittel gehen nicht verloren. Oikokredit kann sogar Zinsen zahlen.
Ich finde das faszinierend. Nächstenliebe und Bankwirtschaft – das muss kein Gegensatz sein. Beides geht zusammen! Wenn der Mensch im Mittelpunkt steht – wie bei Oikokredit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18821
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