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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ein Bankräuber steht vor der Kassiererin in Strumpfmaske und einem Revolver in der Hand und brüllt: „Geld oder Leben!"
Die Kassiererin schaut den Bankräuber durch die Scheibe freundlich an und antwortet: „Das ist eine hochinteressante Frage, die sie mir da stellen."
Geld oder Leben! Eine interessante Frage. Ich mag diesen Witz. Und habe ihn meinem Bankberater erzählt. Ein junger Mann mit Anzug und Krawatte, eine Generation jünger als ich.
Er möchte mich für seine Welt gewinnen. Eine Welt, in der es scheinbar nur Gewinner gibt. Wenn man denn aufs richtige Pferd setzt. „Lassen Sie ihr Geld für sich arbeiten", hat er gesagt. „Ihr Geld will nicht faul auf der Bank herum liegen, es will fließen und sich vermehren".
„Glaub ich nicht", hab ich ihm gesagt. Geld ist doch für uns Menschen da, um Gutes zu tun, sich und anderen etwas zu ermöglichen und zu schaffen.
Ein Reicher hat es außerdem gar nicht leicht. Schon die Bibel weiß, in welchen Zwängen ein Reicher steckt. Er muss seinen Reichtum schützen und noch schlimmer, vor den anderen verbergen. Er hat Angst, seinen Reichtum zu verlieren. Viele Sorgen, die ihm schnell den Blick für den Himmel verstellen können. Und den Blick auf die, die Geld bitter nötig haben. „Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Himmelreich käme", sagt Jesus.
Damit der Reichtum des einen nicht zum Anlass für die Armut des anderen wird, herrschte im alten Israel ein Zinsverbot, ebenso im frühen Islam und auch Martin Luther wehrte sich massiv gegen die Praxis der Wucherei.
 „Der Mensch ist nicht für das Geld gemacht, sondern das Geld für den Menschen. Das ist mein Satz und mein Lebensmotto.
Es stimmt: Geld regiert die Welt. Viel zu viel und viel zu oft. Aber das muss nicht so sein.
Geld sollte dem Menschen dienen und Reiche haben eine Mitverantwortung für die Armen.
Denn: „Das Geld ist für uns Menschen gemacht, nicht der Mensch für das Geld."

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Lassen Sie ihr Geld arbeiten", sagt der junge Mann am Schalter zu mir. „Lassen Sie es nicht auf Ihrem Konto liegen, das Geld muss arbeiten!"
Ich schaue den Bankberater etwas irritiert an. Er ist rund 30 Jahre jünger als ich. „Es arbeitet gerne für sie..., Geld liegt nicht gerne faul herum" sagt er.
Woher weiß er das? Das frage ich mich.
Soll ich jetzt auch an der Börse spekulieren? Klar, wenn der Bankberater mein Geld geschickt anlegt, dann kann ich mir wohl bald mehr leisten... und die Bank auch.
Renditen können uns reicher machen. Aber diese Renditen muss ja jemand erwirtschaften. Die Zinsen, welche die einen bekommen, müssen andere zahlen. Arm zu werden geht manchmal ganz schnell. Wenn man die Belastungen nicht mehr tragen kann. Immer mehr Menschen in unserem Land sind verschuldet, viele Firmen und sogar ganze Staaten rasen in die Pleite.
Im alten Israel waren Zinsen verboten. In der Bibel steht: „Wenn du Geld verleihst... so sollst du nicht wie ein Wucherer handeln und du sollst keinerlei Zinsen nehmen." Der Islam hat später diese Weisheit aus dem Judentum übernommen. Auch Christen haben sich bis ins Mittelalter an das Zinsverbot gehalten. Wucherei und Zinsen machen Menschen arm. Damals war das übereinstimmende Meinung. Aber das ist lange her.
 „Geld muss arbeiten, sonst bringt es nichts", meint der Bankberater. „Es muss anders arbeiten", sage ich, und erzähle ihm diese Geschichte: Vor einigen Wochen habe ich mal ordentlich Geld investiert. Ich hatte Vertretung in einer mir unbekannten Schulklasse im Fach Religion. Es waren nur 8 Schülerinnen da. Sie erzählten von ihren Familien, wie es zu Hause zugeht. Von viel Gutem, aber auch von wirtschaftlicher Armut.
Vor der Pause habe ich mich bei den Schülerinnen für ihre Offenheit und ihr Vertrauen bedankt. Habe einen Geldschein aus meiner Geldbörse genommen und gesagt:
„Ich wünsche mir, dass ihr jetzt in der Pause so ein gutes Miteinander habt wie hier eben in unserem Gespräch. Teilt das Geld in der Cafeteria und achtet bitte darauf, dass jede von euch etwas essen oder trinken kann."
Wochen später kommt mir ein strahlendes Lächeln auf dem Schulhof entgegen.
Ich denke: Wieso schaut mich die junge Frau so lächelnd und froh an? Kann es sein, dass es eine der 8 Schülerinnen war? Nette Zinsen und eine Investition in die Zukunft, denke ich und lächle zurück.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Ich hab kein Geld mehr! Verdammt noch mal, wie soll ich das denn bezahlen? Ich kann doch nichts dafür, dass ich den Unfall hatte!" So schallt es heraus aus dem halb geöffneten Fenster der Nachbarn gegenüber.
Arbeitslosigkeit, Hartz 4, das alles ist weit weg, wenn das nur in den Nachrichten vorkommt. Jetzt stehe ich auf meinem Balkon und kann es auf einmal fühlen, was das mit Menschen macht. Diese Angst, dieser Druck, das Gefühl, nicht mehr weiter zu wissen. Die Angst, dass vielleicht alles den Bach runter geht.
Und ich stehe da, höre zu und denke: was soll ich tun? Ich kenne ja nicht mal die Leute, die in diesem Mehrfamilienhaus gegenüber wohnen. Soll ich, könnte ich, will ich überhaupt helfen?
Ich erlebe diese Ohnmacht oft, wenn mir Menschen ihre Notlagen schildern. Zum Beispiel Schüler, die schlechte Noten haben und einen Berufswunsch, den sie sich mit diesen Noten gründlich verbaut haben. Oder Kranke, die Angst haben, einem Anderen überhaupt von ihrer Krankheit zu erzählen. Aus Angst, abgeschoben oder nicht mehr ernst genommen zu werden.
Wenn ich solche Geschichten höre, fühle ich mich ziemlich ohnmächtig. Ich möchte helfen, aber wie? Was tun?
Dieses Gefühl der Ohnmacht ist ziemlich alt. Bereits die Jünger Jesu kennen es. Oft wissen sie nicht weiter, trauen sich nicht, haben Angst, die Kranken an sich heran zu lassen, sie zu berühren, die Obdachlosen zu versorgen, die Armen zu sich zu rufen.
Jesus ist darüber ärgerlich und fährt seine Jünger an: „Ihr Kleingläubigen, ich kann doch nicht alles alleine machen und auch nicht ewig bei euch sein. Los wagt etwas, riskiert es, geht zu den Leuten und fragt sie, was sie in ihrer Not brauchen.
Und dann gibt er seinen Jüngern diesen warmen Rückenwind und sagt: Selig seid ihr, wenn ihr nicht wisst, wie ihr helfen sollt. Glücksbringend seid ihr, wenn ihr trotzdem zu denen geht, die in Not sind. Wenn ihr nach Gerechtigkeit hungert und dürstet. Keine Bange, ihr werdet nicht untergehen, ihr werdet satt werden. Denn euch ist das Himmelreich nah.
Liebe Jüngerinnen und Jünger heute: Traut Euch heute was: Ein gutes Wort vielleicht und ein bisschen Zeit. Das rettet die Welt. Heilsam und selig seid ihr, wenn ihr euch das heute zutraut.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Der moderne Mensch sucht unentwegt nach Freunden, weil er Angst hat, allein gelassen der Gesellschaft ausgeliefert zu sein." Sagt die neuere Verhaltensforschung. Freunde finden, das sei eine Überlebensstrategie der modernen Gesellschaft: Facebook, Twitter und Co., wer da nicht im Internet mitmischt, bleibt schnell alleine, heißt es. Der Boom der „sozialen Netzwerke" lässt sich damit erklären: Die Angst vor der Anonymität geht um.
Niemand ruft mich an. Keiner kümmert sich um mich. Das ist der wunde Punkt. Und der tut weh. Ich möchte von anderen gesehen, gekannt und gefunden werden. Der Reiz ist groß: Mit ein paar Klicks kann ich sofort zur Gemeinschaft dazu gehören, habe ganz schnell viele Freunde im Netz und kann mich auf einer Internet-Bühne auch präsentieren.
Die enorme Zeitverschwendung im Netz wird vor allem von jungen Menschen leider kaum wahrgenommen. Es sei auch nicht lohnend sich stets neu zu inszenieren, sagt die Forschung, Die Fragen: Wer kennt mich, wer braucht mich, wer mag mich? Genau genommen sind das Angstfragen und die Absicherung ist eine stetige Jagd gegen mich selbst. Eine einsame Wüste, diese sozialen Netzwerke.
Gott meint übrigens auch ein „soziales Netzwerk", wenn er sagt: Fürchte dich nicht, habe keine Angst: du bist unverwechselbar, kostbar und unvergleichlich. Musst gar nichts dafür tun. Und bitte inszeniere dich nicht, sei einfach Du. Ich kenne dich bei deinem Namen und ich schütze dich. Das musst du alles nicht selbst tun. Ich bin da für Dich. Kannst mich übrigens jederzeit anrufen: Im Gebet. Lasse mich aber auch gerne finden im realen Leben, im wirklichen Miteinander mit deinem Gegenüber.
Angst ist sicher kein guter Berater für den Beginn von Freundschaften. Aber wie kann man das den jungen Menschen heute sagen? Vielleicht machst du das mal selber, lieber Gott! Magst du mal eine e-mail schicken an alle Benutzer der sozialen Netzwerke? So quasi face to face, denen das mal sagen: „Lieber Freundesucher, vergiss nicht, du bist ein Geschöpf Gottes. Du bist Klasse und genial dazu. Ich stehe zu dir und darum, setze dich für das Gute und das Miteinander ein. Heute, jetzt gleich. In der realen Welt und im wirklichen Miteinander. Und noch was: Habe dabei keine Angst! (LG. DG.) Liebe Grüße, Dein Gott."

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Der Schüler Mirko erzählt mir nach der Schulstunde, dass er mit seinem Handy per SMS mit seiner Freundin Schluss gemacht hat. Ich schaue ihn an und frage ihn, ob er beim Tippen geweint habe? Seine Antwort ist kurz: „Wieso, das macht man heute so. Per Handy. Einfach und schmerzlos!"
Mirko gehört zur jungen Generation und ich merke: Die jungen Leute haben da ihre eigenen Methoden.
Klar, auch früher war das Beenden einer Beziehung nie ein Akt der Nächstenliebe. Aber eine Liebesbeziehung zu beenden mit nur einem Satz, mit einer Kurzmitteilung, einem simplen Federstrich auf dem Papier? Das wäre uns nicht in den Sinn gekommen und ich finde auch heute: Das geht gar nicht!
„Mirko", sage ich, „wie trittst du ihr denn in Zukunft unter die Augen? Immerhin seid ihr auf der gleichen Schule! Nur mit einer SMS... geht das wirklich? Er schaut verschämt auf den Boden und sagt: „Ich meide halt den Blickkontakt zu ihr."
„Was kannst du tun?", frage ich. „Das ist ja eine Last für euch beide! Dass du mit ihr nicht mehr weiter willst, das muss sie und das wird sie akzeptieren. Wenn Du aber demnächst vor ihr immer auf den Boden schaust, das ist keine gute Perspektive. Was hältst Du von Aufrichtigkeit?"
Mirko ringt mit sich. In seinem Gewissen tut sich etwas. Und dann fragt er mich: „Hatten Sie früher auch so viel Angst?"
Und es sprudelt aus ihm heraus: „Ich glaube, ich habe Angst ihr das selber zu sagen. Ich weiß ja, es wäre besser, so face to face. Aber ich trau mich nicht!"
„Mirko, ich hatte früher auch Angst, so wie Du jetzt vielleicht. Es ist gut, dass Du das Gefühl in Dir spürst und zulässt. Das alles, was dir im Kopf ist: Schreib´s doch mal in dein Handy, Du bist doch schnell mit den Fingern! Wenn es fertig ist, vielleicht schreibst du es dann auf ein Papier..., auf ein schönes Papier und dann gibst du ihr den Brief vielleicht morgen in der Pause? Sie wird ihn lesen. So bleibt es eure Geschichte. Vielleicht macht das weniger ängstlich, wenn ihr euch dann mal wieder in die Augen schaut.
Mirko schaut mich an. Ich sehe eine Träne in seinem Auge. Und dann verblüfft er mich mit diesem unglaublichen Satz: „Vielleicht will sie mich ja dann auch wieder, wenn ich nicht mehr so blöd bin und auf cool mache wie bisher!"

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Bine ,ich bin froh, Dich an meiner Seite zu haben und möchte mich für die bisherige Zeit bedanken. Du bereicherst mein Leben! Ich freue mich auf eine gemeinsame Zukunft mit Dir. Ich liebe Dich! Dein Bernd"
Anfang Februar, früh am Morgen, leuchtet der Liebesgruß im Hauptbahnhof Münster auf der riesigen Anzeigetafel. Nachdem Bine mit ihrem Zug eingefahren ist, sieht sie statt der üblichen Fahrplanhinweise die rührige Liebeserklärung von Bernd. Für alle Fahrgäste ist sie in digitalen Buchstaben in der Haupthalle zu lesen. Ein Bahnsprecher erklärt später der Münsterer Zeitung: „Der liebestolle Freund hat eine Bahn-Mitarbeiterin zuvor überredet, den romantischen Liebesgruß auf die Haupt-Anzeigetafel des Bahnhofes schalten zu lassen."
Liebe Deutsche Bahn: Ich plädiere auf Freispruch! Ich meine, für die Bahnangestellte. Sie hat Bernd mit seinem Anliegen verstanden. Was ist ein Fahrplan der Deutschen Bahn gegen eine Liebeserklärung? Dafür muss mal Raum sein: Für die Liebe. Da kann die Zeit mal stehenbleiben. Jetzt ist die Liebe dran, nur für eine Minute vielleicht.
Liebe Deutsche Bahn, ich bitte euch auch: Tut eurer Mitarbeiterin nichts, also keine betriebliche Ermahnung oder so. Ich plädiere stattdessen für einen Eintrag in ihre Personalakte, etwa so: „Anfang Februar 2012 nimmt sich unsere Angestellte heraus, die ´Zeitplanung´ kurz anzuhalten, um kundenorientiert und liebevoll den Reisenden ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern." Und bitte sinngemäß noch diese Jesus-Worte in die Personalakte: Frau, Du hast gut gehandelt. Vergesst die Liebe nicht!
Freispruch für alle, die sich heute Zeit nehmen für die Liebe. Die es wagen, heute die Welt kurz anzuhalten, um Luft zu holen: Für die Liebe.
Nehmt den Tag leicht und zaubert ein liebevolles Lächeln in die Gesichter anderer Menschen. Verblüfft heute die um euch herum. Hebt die Welt ein wenig aus den Angeln, für die Liebe. Eine Minute vielleicht: Ein Lächeln am Arbeitsplatz, ein liebes Wort, vielleicht ganz unerwartet, das verändert die Welt.
Was dann passiert? Der Zug fährt dann mitunter in eine ganz andere Richtung. Ihr werdet sehen. Oder die Zeit bleibt einfach mal einen Moment stehen.
Wie es mit dem Liebespaar Bine und Bernd wohl weiter gegangen ist?
Wie auch immer: „Danke, dass ich mit euch schmunzeln durfte und: Euch beiden, eine gute Reise!"

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Können Sie Fehler eingestehen? Ich meine, wenn Sie mal was falsch gemacht haben, so richtig was versemmelt haben... können Sie das dann zugeben?
Ich finde das eine spannende Frage, weil da zeigt sich, wie man sich selbst versteht: Bin ich eher der Typ, der auf Unfehlbarkeit setzt? Dann kritisiere ich meist die anderen um mich herum, all die, die eben nicht unfehlbar sind.
Oder bin ich eher der Typ, der seine Fehler sieht, sie annimmt, sie vielleicht sogar lieben lernt und als menschlich versteht? Dann wäre ich auch eher barmherzig mit den Fehlern, die um mich herum passieren.
Ich bin in der Nähe von Köln aufgewachsen. Da sagt man: „Jede Jeck is anders." Also jeder da draußen ist eben anders mit Blödsinn ausgestattet und macht kleine und auch große Fehler. Das ist menschlich und in Köln macht einen das sogar sympathisch vor den anderen, wenn man eben so ne Jeck is.
Humor ist, wenn man über seine eigenen Fehler lächeln kann. Im Beruf, da geht schon mal was schief. In der Küche hab ich mal wieder doppelt Salz ins Nudelwasser gekippt und auf dem Fest wieder mal den Nachtisch des Nachbarn aufgegessen.
Niemand ist ohne Fehler und niemand unter den Menschen ist ohne Schuld.
Jesus weiß das, und so bittet er uns um Menschlichkeit untereinander, wenn Fehler passieren, um Miteinander statt Wut, um freundliche Vergebung statt blöde Vergeltung.
„Liebe deinen Nächsten wie du dich auch selbst liebst", sagt Jesus. Nimm die Menschen an mit ihren Schwächen, im Wissen darum, dass du auch solche hast. Und richte nicht die anderen, weil du auch selbst nicht gerichtet werden willst für die Fehler, die dir passieren.
Wer Fehler vertuscht und nicht zugibt, der verstrickt sich schnell im eigenen Netz. So wie die Frau in Thüringen, die vor einigen Wochen ihr Fernsehgerät auf ungewöhnliche Weise entsorgen wollte. Die 36-jährige hatte den Fernseher durch das Fenster ihrer im zweiten Stock gelegenen Wohnung geworfen. Als die alarmierte Polizei die Frau zur Rede stellte, gab sie sich unwissend. Nein, sie wisse nichts über den Fernseher im Garten. Die Beamten entdeckten jedoch die passende Fernbedienung auf dem Tisch im Wohnzimmer. Nun muss die Frau mit einer Anzeige rechnen.
Schade eigentlich. Was hätte die Frau nicht über sich als Jeck mit den Beamten über ihren Blödsinn lachen können.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Eine Hoffnung, die das Risiko scheut, ist keine Hoffnung."  Das sage ich mir immer, wenn ich mir was nicht zutraue. Wenn ich mal wieder denke, meine Kraft reicht nicht aus, um denen, die mir wichtig sind, zu helfen.
„Die Hoffnung, die das Risiko scheut, ist keine Hoffnung."
Der Satz stammt von Dom Hélder Câmara, dem brasilianischen Bischof. Der hat mit den Armen gelebt, in ihrer oft hoffnungslosen Situation. In den Armenvierteln von Rio de Janeiro, Hier war die Nächstenliebe Jesu für ihn Lebensprogramm.
Hélder Câmara hat viel gewagt. Hat sich mit den Mächtigen in Brasilien angelegt.
„Die Hoffnung, die das Risiko scheut, ist keine Hoffnung.", sagt er und meint.
Riskiere etwas, denn ohne Risiko gibt es manchmal keinen Fortschritt, setze dich ein für gerechte Verhältnisse und für mehr Lebensqualität, für deinen Nächsten und dein Gegenüber.
Und das will ich auch tun. Aber oft geht mir eben gerade dabei die Puste aus. Was dann?
Hélder Câmara meint, man muss nicht alles aus sich selber schöpfen:
„Hoffen heißt, an das Abenteuer der Liebe glauben, den Sprung ins Ungewisse wagen und sich dann ganz Gott überlassen."
Lieber Bischof aus Brasilien, wie gut, dass du das gesagt hast. Das gibt mir Kraft. Das hilft mir, meine Angst loszulassen. Ich muss es nicht alleine schaffen. Das Gespräch heute mit meinem Chef. Das wird nicht einfach. Das Gespräch mit den Ärzten. Ich muss heute nicht alles alleine machen. Gott ist ja auch noch da. Mit seiner Liebe. Die wirkt ja auch noch Wunder, nicht nur ich. Darauf kann ich vertrauen und hoffen. Deshalb kann ich auch ruhig mal was riskieren und Neues probieren.
Die Hoffnung wünscht sich heute das Abenteuer der Liebe. Und mittendrin in diesem Abenteuer lächelt mich die Liebe Gottes an.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Mutter muss ins Pflegeheim. Sie merkt es selbst, allein zu Haus, das geht nicht mehr. Mutter braucht jetzt ein Heim und sie sagt das klar heraus: „Ich will das auch."
Viele Menschen mögen sich das ja gar nicht vorstellen, wollen bis zum Lebensende in den eigenen vier Wänden bleiben. Wir haben Glück: Unsere Mutter will ins Heim und das macht es einfach für uns... denken wir. Aber dann kommt der ganze Schlamassel hoch unter uns Geschwistern. Wer organisiert, wer bestimmt, wer regelt die neue Situation? Das macht in vielen Familien Stress und spätestens, wenn es um das Geld geht, werden familiäre Freundschaft und geschwisterliche Liebe hart geprüft.
Der Umzug ins Pflegeheim ist nicht nur ein riesiger Einschnitt im Leben der Mutter, auch für die Kinder bedeutet es, einmal mehr von der Mutter Abschied zu nehmen. Das alles muss man erst mal verstehen und auch betrauern.
"Da müssen wir jetzt wohl durch", sagt meine Schwester. Und sie meint "wir", weil nicht nur die Mutter mit der neuen Situation klar kommen muss. Für uns Kinder kommen damit Konflikte zum Vorschein, über die wir noch nie geredet haben. Wer hat sich am meisten um die Mutter gekümmert die letzten Jahre? Waren die Lasten der Pflege wirklich gleich und gerecht verteilt?
Von meinen Bekannten höre ich, dass solche Situationen ganz normal sind, auch wenn sie den Familienzusammenhalt hart prüfen. Auch wenn manchmal die Aggression unter den Verwandten ungeahnte Blüten treibt.
Aber Gott bewahre uns vor solchen Auswüchsen, haben wir uns gesagt.
Deshalb habe ich Gott um seinen Segen gebeten. Wir und alle, die alte Menschen begleiten, können seinen Segen wahrlich brauchen. Die Belastungen sind groß.
In den 10 Geboten steht: Du sollst deinen Vater und deine Mutter mit Ehre behandeln, auf dass du selbst lange lebest in dem Land, dass Gott dir schenken wird. Die Pflege der alten Menschen ist wohl entstanden aus der gereiften Erfahrung: es ist gut, Frieden miteinander zu finden. Frieden mit den Alten und Frieden unter den Geschwistern. In dieser Situation sie nicht zu verlieren, das ist eine echte Aufgabe. Die schaffen wir nicht allein.
Deshalb hilf uns, Gott, schenke den Betreuenden und den Pflegenden die nötige Kraft. Sei Du heute bei allen Altgewordenen und Helfenden und begleite uns alle mit deinem Segen. Amen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Mami, ich kann nicht einschlafen. Es geht einfach nicht." Versuchs noch mal, sagt die junge Mutter und streichelt dem Kind über den Kopf. Sie sitzt schräg gegenüber von mir im Zugabteil. Der Intercity saust durch die Landschaft. Süß sieht es aus, wie sich der Junge an seine Mutter lehnt. Immer wieder klappen die Augen des Kindes auf, der Bundesbahn-Schlaf will nicht gelingen.
Als ich mich in meine Zeitung vertiefe, meint der Junge: „Mami, das geht so nicht, ich hab jetzt eine Idee: Kitzel mich zum Einschlafen!"
Ich muss lächeln und schaue von meiner Zeitung hoch. Die Mutter lächelt kurz zu mir herüber und berührt ihren Sohn leicht am Bauch. Lautes Kinderlachen tönt jetzt durch den ratternden Zug. Die Mutter flüstert ihrem Sohn zu: „Wie soll ich denn kitzeln, möchtest Du weiter ganz laut lachen oder nur leise?" „Leise, ganz leise, so sanft, Mami nur so ganz sanft...am Bauch." Das waren seine letzten Worte. Das Lächeln des Kindes und die Sanftheit mit der es im selben Augenblick Ruhe findet und wohl eingeschlafen ist..., fast ein Wunder. Die Mutter lächelt mich an und ein klein wenig Stolz ist in ihrem Gesicht zu sehen.
Eine schöne Geschichte, die ich da im Zug miterleben durfte. Berührungen wirken ja manchmal Wunder!
„Gott, berühre mich bitte, denn heute liegt ein anstrengender Tag vor mir. Leise, ganz leise und sanft begleite mich nun durch diesen Tag. Sei bei mir in den vielen Terminen und besonders, wenn ich mal wieder zu viel auf einmal erreichen will. Nimm mich dann bitte an deine Hand, vielleicht wie diese verständnisvolle Mutter, die ihr Kind sacht berührt, die nachfragt, die dabei fast unsichtbar da ist.
Wenn ich Gott meinen Kummer und meine Ängste in einem Gebet sage, dann ist da manchmal dieses Gefühl, das mich berührt, ganz sachte nur. Es ist, als ob mir Gott ganz viel aus der Hand nimmt. Und ich sehe: jetzt habe ich wieder meine Hände frei, um etwas zu tun.
Komm, du Gott des Lächelns und der Liebe, begleite uns alle heute durch diesen Tag. Kitzel uns ein wenig, ganz sanft, berühre mich und schenke Ruhe und Energie für diesen Tag.

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