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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Alle Motorradfahrer müssen einen Helm tragen. Nicht nur bei uns, auch in Indien. Dort tun die Leute das auch. Aber nur bis 18 Uhr, denn nur so lange wird kontrolliert. Danach trägt keiner mehr einen Helm. Die Inder halten sich nur an das Gebot, so lange jemand mit erhobenen Zeigefinger oder gezücktem Knöllchenblock am Straßenrand steht.

Sie scheinen nicht zu verstehen, warum dieses Gebot eigentlich da ist. Es will sagen: „Wir möchten nicht, dass du im Straßenverkehr stirbst. Wir möchten dich schützen. Deshalb möchten wir, dass du einen Helm trägst.“ Klingt ganz anders als „du sollst“! Und doch ist es das Gleiche.

Wenn Eltern ihren Kindern vorschreiben, was sie alles nicht sollen, dann meinen sie eigentlich: Wir wollen nicht, dass dir etwas passiert. Wir stellen diese Regeln auf, weil wir dich liebhaben.“

Genauso ist das auch mit den 10 Geboten in der Bibel.
Manche hören in den 10 Geboten immer Gottes erhobenen Zeigefinger raus: „Du sollst dies nicht, du sollst das nicht.“ Und sie denken: Gott will uns klein machen und unterwürfig. Aber ich bin mir sicher, dass die 10 Gebote ganz anders gemeint sind.

Du sollst den Ruhetag heiligen, heißt es zum Beispiel. Ich höre darin Gott, der sagt:
„Ich möchte nicht, dass du jeden Tag arbeitest. Ich möchte dich schützen vor Erschöpfung oder vor Lustlosigkeit. Darum sollst du den Ruhetag heiligen.

Oder das Gebot: Du sollst nicht töten: Für ich sagt Gott darin: Ich möchte, dass du nicht verletzt wirst, dass keiner dem anderen nach dem Leben trachtet. Darum sollst du nicht töten.

Oder das „du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Da meint Gott eigentlich: Ich möchte für dich ein verlässlicher Ansprechpartner sein, möchte dich begleiten. Denn du bist mir wichtig. Darum sollst du keine anderen Götter haben außer mir.“

So höre ich die 10 Gebote. Und deshalb geben sie mir einen großen Freiraum für mein Leben. Sie schützen mich und sie schützen die Beziehungen, in denen ich lebe. 10 einfache Regeln. Ich finde, sie machen uns nicht klein, sie machen uns groß.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

In der Bibel lesen ist wie gute Freunde treffen.
Darauf hat mich eine Freundin gebracht. Sie schaut nämlich gern Fernseh-Serien. Und sie meint: Das ist wie gute Freunde treffen. Sie kennt die Darsteller, lacht und weint mit ihnen, entspannt sich mit ihnen auf dem Sofa. Ich kann sie gut verstehen. Ich schau auch gerne Serien. Und ich lese gern die Bibel.

Auch in der Bibel lesen ist wie gute Freunde treffen.
Ich kenne die Hauptpersonen: Jesus und Mose, Abraham und Sarah. Ich weiß, wer sie sind und was sie bewegt. Ich stehe mit dem Volk Israel in der Wüste und auf einmal sprudelt Wasser aus dem Stein. Das berührt mich jedes mal.
Ich gehe mit Petrus übers Wasser, gehe mit ihm unter und werde wieder rausgezogen.

Ja, in der Bibel lesen ist für mich wie gute Freunde treffen. Sie trösten mich, machen mir Mut oder ermahnen mich und geben mir Ratschläge. Natürlich ersetzt die Bibel nicht meine richtigen Freunde. Aber sie ist wie ein zweiter Halt.
Meine Freundin überzeugt das aber nicht. Ist das nicht irgendwann langweilig? Immer dieselben Geschichten? So ohne Fortsetzung wie bei den Serien?

Nein, sag ich ihr. Langweilig ist das nicht. Die Geschichten in der Bibel sind nämlich so gut, da entdecke ich immer wieder was Neues.

Wie bei meiner Lieblings-Serie übrigens auch. Die Serie „Friends“ habe ich bestimmt schon dreimal gesehen, aber sie begeistert mich jedes Mal neu.

Diese Serie mag meine Freundin leider gar nicht. Klar, sie hat ja auch nur die erste Folge gesehen. Und an die Kleidung und die Frisuren der 90er Jahre muss man sich wirklich erst gewöhnen. Das dauert, bis man die wunderbaren Charaktere darin entdeckt.

Und genauso ist das auch in der Bibel. Wer nur mal kurz reinblättert, für den hört sich erst mal vieles fremd an und komisch. Aber das ändert sich. Wie mit den Serien.
Ist man erst mal drin, dann ist Bibel lesen wie gute Freunde treffen. Kann ich Ihnen wärmstens empfehlen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Manche Orte sind anders als andere Orte. Sie sind besonders. Sie sind heilig. Jedenfalls für ganz viele. Zum Beispiel der Petersdom in Rom. Hier ist Petrus, der Jünger Jesu, begraben. Oder die Grabeskirche in Jerusalem. Hier soll die Grabeshöhle von Jesus gewesen sein.

Seit einiger Zeit entdecke ich die unendlich vielen besonderen Orte in meiner Umgebung.  
Da ist zum Beispiel dieser besondere Baum in der Nähe vom Rhein: Ein Jugendlicher, den ich kenne, geht immer dorthin. Hier hat er seine Ruhe, wenn zu Hause dicke Luft ist. Hier kann er seinen Gedanken nachhängen, Musik hören oder einfach nur aufs Wasser sehen. Wenn er wieder nach Hause geht, ist er meistens verändert. Manchmal fühlt er sich stärker, manchmal geduldiger. Immer geht er ein Stückchen heiler weg als er hingegangen ist. Weil der Baum ein heiliger Ort ist. Nicht für jeden, aber für ihn.

In meinem Leben hat es immer solche heiligen Orte gegeben. Die Fensterbank in meinem Zimmer, auf der ich als Jugendliche stundenlang sitzen konnte und über das Leben nachgedacht habe. Oder die weite Wüste in Namibia und natürlich auch die Kirchen, die ich kenne.

Heilig waren mir diese Orte, weil ich immer ein bisschen heiler werden konnte. Hier war ich geborgen. Konnte den Rest der Welt für einen Moment vergessen. Konnte zur Ruhe zu kommen und Zeit haben für mich und meine Gedanken.

Und vor allem konnte ich reden. Mit mir und mit Gott. Ich konnte hören, ob er vielleicht auch etwas sagt. Ob in der Stille vielleicht noch mehr klingt als Nichts.
Heilige Orte geben Kraft, berühren die Seele – aber wie sie das machen, das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich verändert wieder von ihnen weg gehe.

Und das muss ich auch tun, sie wieder verlassen.
Denn der Alltag wartet auf mich. Und der ist all zu oft ganz schön anstrengend und unheilig.
Wie gut, dass ich etwas von der Kraft und Ruhe mitnehmen kann in meinen Alltag. Der lässt sich dann besser bewältigen.

Und wenn mir danach ist, kann ich die heiligen Orte wieder besuchen – und sie sind wirklich überall rings um uns herum.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Nur noch ein Tag, dann ist das Jahr 2016 vorbei. Wie war es eigentlich, das vergangene Jahr? Wie war es für Sie?An Silvester kommen bei mir immer die Erinnerungen. An das, was ich im vergangenen Jahr erlebt habe. Schönes und Schlimmes, Erfolge und Niederlagen. Und oft drängt sich das Schmerzliche und die Niederlagen nach vorne.

Heute möchte ich es ganz bewusst mal andersrum machen. Heute will ich mit dem Schönen anfangen. Möchte versuchen, wert zu schätzen, was gewesen ist.

Zum Beispiel: Was ist mir dieses Jahr alles geschenkt worden? Und damit meine ich jetzt nicht nur an Weihnachten und am Geburtstag. Sondern zwischen Tür und Angel, einfach so. Welche Menschen haben mein Herz berührt? Mich glücklich gemacht? Welche wunderbaren Orte habe ich im letzten Jahr gesehen? Welche Gespräche und Momente möchte ich nicht vergessen?

Alles, was da aufleuchtet und mein Herz im Nachhinein noch einmal wärmt - für mich hat das immer auch was mit Gott zu tun. Denn ich bin mir sicher, er ist mir im letzten Jahr des Öfteren über den Weg gelaufen. Und ich glaube, Ihnen auch.

Gott kommt als Mensch. Das haben wir an Weihnachten gefeiert. Und als Mensch kommt Gott immer mit dem richtigen Wort zur rechten Zeit. Man kann ihn spüren an besonderen Orten und in der Natur.

Er ist dabei, wenn das Gespräch auf einmal ganz dicht wird, und wenn es zwischen zwei Menschen liebevoll, achtsam und fröhlich zugeht. Das alles sind die Momente, die ich nicht vergessen möchte.

Und das Schlimme und Schmerzliche im letzten Jahr? Das war ja auch. Und das wird auch weiter bleiben. Aber das Schöne hilft mir dabei, es zu tragen. Wenn ich in all dem Schönen entdecke, dass Gott mir auf meinem Weg begegnet ist, dann kann ich auch eher darauf vertrauen, dass er mir auch in schwierigen Situationen begegnet. Und dass er mir und Ihnen hilft. Auch im nächsten Jahr.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Warum ist die Bibel so dick? Das fragen mich meine Konfirmanden manchmal.
Und es stimmt ja, die Bibel ist ein sehr dickes Buch. Und sie ist deshalb so dick, weil sie auf ganz vielfältige Weise von Gott erzählt und was den christlichen Glauben ausmacht.

Es gibt die Bücher, die von Jesus erzählen, und die Bücher, die von den Vorfahren Jesu, von Abraham, Miriam und David erzählen, es gibt ein Buch voller Lieder und Gebete, es gibt die Briefe von Paulus an die ersten Christengemeinde und vieles mehr. Schön und gut, meinen meine Konfirmanden, aber geht das nicht kürzer? Brauchen wir das wirklich alles?

Warum nicht zum Beispiel nur ein Buch über Jesus? Ein paar Lebensdaten, knappe Infos und Schluss? Aber da fängt es schon an: Lieber die Erzählung, also das Evangelium nach Lukas? Der hat vor allem die Armen im Blick und bei dem spielen auch die Frauen eine wichtige Rolle. Deshalb erzählt er auch von Maria und Elisabeth und von den Hirten, die zum Stall gehen, um als erste Jesus zu sehen.

Oder lieber das Evangelium nach Matthäus? Der legt großen Wert darauf zu zeigen: Jesus war Jude. Seine Vorfahren waren Könige und Väter der jüdischen Geschichte. Matthäus spannt seinen Erzählbogen bis ans Ende der Welt. Deshalb erfahren wir von ihm von den drei Weisen aus dem Morgenland.
Beim Krippenspiel in unserer Gemeinde brauchen wir beides: die Hirten und die Weisen aus dem Morgenland. Sonst würde was fehlen.

Muss die Bibel so dick sein? Das haben sich unsere Vorfahren auch gefragt. Als sie vor über 1800 Jahren entschieden haben, welche Bücher letztlich in der Bibel landen und welche nicht. Sie haben damals heftig miteinander gestritten: Was ist für den Glauben an Gott wichtig? Welche Erfahrungen, die unsere Vorfahren mit Gott und mit Jesus gemacht haben, sollen in die Bibel rein, welche nicht?

Und sie haben entschieden: Gott ist so groß und vielfältig, Gott ist den Menschen auf so unterschiedliche Weise begegnet, deshalb muss die Bibel so dick sein.
Und genau deshalb ist sie auch das spannendste Buch, das ich kenne.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wo die Familie zusammen kommt, da kann es schön sein, aber auch sehr wehtun. Schön ist es, wenn die Familie gemeinsam isst, um den Weihnachtsbaum herum sitzt und lacht.

Das ist aber nicht überall so. Denn wo die Familie zusammen kommt, da sind Leute beieinander, die sich sehr gut kennen. Und die einander deshalb auch tief verletzen können. Da reicht manchmal schon ein Wort oder nur ein Blick.

Ich kenne Familien, die sind jetzt echt froh, dass sie die Weihnachtstage ohne größeren Streit hinter sich gebracht haben. Und dass jeder wieder in seinen eigenen vier Wänden ist und man sich den Rest des Jahres nur noch am Telefon begegnet.

Und ich kenne Familien, die haben Weihnachten gar nicht zusammen gefeiert. Weil sie so verletzt sind, dass sie nicht mehr miteinander reden können. Aber es gibt auch die anderen Familien: Die leben mit drei, vier Generationen unter einem Dach. Und können gut miteinander – jeden Tag.
Manchmal frage ich mich: Wie machen die das? Sich so gut zu kennen, sich so nah zu sein und sich trotzdem so gut zu verstehen?

Wenn ich nachfrage, wie das geht, sagen die meisten: „Ab- und zugeben“. Nur so geht‘s. Jeder gibt ab und zu. Jeder geht Kompromisse ein, nimmt sich selbst nicht immer zum Maßstab aller Dinge. Jeder, auch die Alten. Die eben nicht meinen, sie hätten ja die Erfahrung und deshalb recht. Und auch die Jungen geben ab und zu. Und meinen nicht, sie hätten so einen Stress, da müsse man Rücksicht nehmen.

Ab- und zugeben. Gar nicht so einfach. Ehrlich gesagt hab ich es schon ganz gerne, wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle. Trotzdem glaube ich, dass kein Weg daran vorbei führt: Wenn wir alle es miteinander schön haben wollen, dann müssen wir alle ab- und zu geben, Kompromisse machen, Rücksicht nehmen.

Und das gilt nicht nur in der Familie. Das gilt auch in der Weltpolitik.
Denn letztlich wohnen wir alle unter einem Himmel.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Die Arbeit gehört zum Menschen wie zum Vogel das Fliegen. Diesen Satz hat Luther mal gesagt und nach ihm Papst Johannes Paul II auch. Und tatsächlich kenne ich keinen, der nicht arbeiten möchte. Alle wollen und brauchen eine Aufgabe. Aber längst nicht alle, die ich kenne, arbeiten gern.

Die Arbeit gehört zum Menschen wie zum Vogel das Fliegen. Bei manchen Arbeitsverhältnissen hat die Arbeit allerdings wenig mit Fliegen zu tun. Eher mit festbinden und klein machen.Da muss man gar nicht erst weit weg schauen in andere Länder. Da genügt der Blick ins Rhein-Main-Gebiet.

Dort arbeitet eine Bekannte in einem kleinen Taxi-Unternehmen. Die Konkurrenz ist groß. Jeden Tag geistern Gerüchte durch die Firma, dass es demnächst Kündigungen geben wird. Keiner weiß, wen es dann treffen wird. Das stresst. Denn jeder braucht den Job. Die Situation wird auch nicht besser dadurch, dass der Chef gerne Aufträge nebenbei vergibt. Nur an die, die sich mit ihm gutstellen – versteht sich. Das fördert nicht gerade die Betriebsmoral. Da wird hinter dem Rücken gelästert und jeder versucht, für sich das Beste rauszuholen.

Es gibt nicht selten Tage, da geht meine Bekannte mit Bauchschmerzen zur Arbeit. Immer wieder ist sie krank. Die Tage zur Rente zählt sie jetzt schon.
„Bewirb dich doch auf einen anderen Job“, sagen manchmal Angehörige. „Wo soll ich mich denn bewerben mit 56 Jahren?“, fragt sie dann. „Anderen Unternehmen geht es doch nicht anders. Also mache ich gute Miene zum bösen Spiel.“

Oft weiß sie nicht, wie sie nächste Woche arbeiten muss. Ob Frühschicht oder Spätschicht. Nicht selten geht sie um frühmorgens aus dem Haus und kommt erst abends wieder. Viel Zeit für anderes bleibt da nicht.

Die Arbeit gehört zum Menschen wie zum Vogel das Fliegen. Ich glaube, das stimmt.
Aber es muss eine Arbeit sein, die den Menschen nicht festbindet. Die ihm nicht den Wind aus den Segeln nimmt. Sondern die ihm die Freiheit lässt, selbst Entscheidungen zu treffen. Die ihn im Besten Fall sogar beflügelt.

 

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Meine Freundin will sich ein neues Auto kaufen. Einen Kombi. In grün. „Spinnst du?“ sagen alle.Du kannst dir doch keinen grünen Kombi kaufen! Wie sieht denn das aus?!
Kauf dir lieber ein schwarzes Auto oder ein weißes oder graues – das sieht schicker aus.
Schwarz, weiß und grau. Scheinbar sind das die passenden Farben, wenn man erwachsen ist.

Seit wir im Freundeskreis darüber geredet haben, achte ich auf Autofarben. Und es stimmt. Farbklekse auf der Straße sind selten. Der blaue Van oder das rote Familienauto sind eher die Ausnahme als die Regel. Wo sind eigentlich all die Farben hin?

Das Himmelblau, das Sonnengelb, das Rosenrot und das Orange? Selbst bei Kindern muss man teilweise lange suchen, bis man diese Farben findet. Denn in den Kleidergeschäften gibt es eigentlich nur noch zwei Farben: Für Jungen in der Regel blau und für Mädchen rosa. Und bei Trinkbechern und Schulranzen geht das weiter.

Eine rote Matschhose oder einen bunten Ringelpulli zu finden, ist manchmal eine sportliche Aufgabe.Ich finde das schade, denn ich mag es bunt.Ich liebe den Regenbogen und die Blumenwiese im Frühling. Ich mag die Bäume, den Fluss und einen vollen Obstkorb.

Um uns herum ist so viel Farbe. Gerade jetzt im Herbst. Die Bäume malen ihre Blätter an. Jedes Blatt sieht anders aus. Gelb, grün, braun und rot.

Und wir Menschen sind es erst recht eine bunte Mischung unterschiedlicher Typen.Der eine ist laut, der andere ist leise.Der eine mag Karos, der andere Streifen. Das darf man doch sehen, oder?
Ob jetzt am Auto, an der Hose oder an den Socken.Gott hat uns ganz unterschiedlich geschaffen. Warum also krampfhaft am Schwarz, Weiß oder Grau festhalten?

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wo war Gott, als der Unfall passiert ist? Das fragen sich viele in unserem Dorf. Und ich auch.
Bei uns im Ort ist ein junger Mann totgefahren worden ist. Nachts an einer Ampel. Ein Auto hat nicht angehalten. Seine Freundin hat es gerade noch geschafft, zur Seite zu springen. Er nicht. Jetzt ist er tot. Der Fahrer ist betrunken gewesen und schwer verletzt.

Wo war Gott, als dieser Unfall passiert ist? Meine Grundschulkinder haben sich das gefragt. Und haben mit mir versucht eine Antwort zu finden.
„Vielleicht hat Gott geschlafen – schließlich ist es nachts passiert. Oder er hatte gerade etwas anderes zu tun.“ Meint ein Mädchen – Nein, diese erste Antwort überzeugt eigentlich niemanden.

Wo war Gott?
„Vielleicht hilft Gott erst hinterher.“ überlegt ein Junge. „So wie bei Jesus. Der ist auch erst verhaftet und getötet worden. Und hinterher hat Gott ihn auferweckt. Vielleicht hilft er jetzt auch hinterher.“
„Und wie macht er das?“ will ich wissen.

„Gott ist bei der Freundin und der Familie von dem Toten. Er tröstet sie und macht ihnen Mut. Ich glaube, er hilft ihnen, irgendwann wieder Lachen zu können.“

Die anderen Kinder schauen nachdenklich. Aber sie sind noch nicht zufrieden mit der Antwort. Wo war Gott? Fragen sie weiter. „Ich glaube, Gott ist bei dem Autofahrer gewesen.“ sagt eine Schülerin. „Er hat versucht, ihn davon abzuhalten, betrunken Auto zu fahren.“

„Aber er hat es nicht geschafft“ sage ich. „Hast du eine Idee, warum?“ Schweigen. Dann sagt ein Mädchen: „Gott hat versucht mit dem Autofahrer zu reden. Aber der hat einfach nicht zugehört. Er ist schon viel zu betrunken gewesen.“

„Es ist doch so“, meldet sich eine andere, „Gott hat uns doch geschaffen. Und er hat uns doch auch ein Gehirn gegeben. Ich glaube, so schlimme Dinge passieren immer dann, wenn Menschen nicht nachdenken. Wenn sie ihr Gehirn nicht benutzen.“

Wo war Gott, als der Unfall passiert ist? Ich glaube, die eigentliche Frage lautet: Wo bist du, Mensch, wenn Gott mit dir reden will?

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Auch Narben machen schön! Meint eine Freundin. Sie selbst hat eigentliche keine Narben. Jedenfalls keine, die man sehen könnte. Man sieht es ihr nicht an, dass sie schon oft verletzt worden ist. Seelisch verletzt. Auch das hinterlässt Wunden und wenn die verheilt sind, bleiben Narben. Aber Narben machen schön, sagt sie und lacht.

Und sie lacht viel. Obwohl sie in einer Familie großgeworden ist, in der es nicht viel zu lachen gab. Ihren Vater hat sie früh verloren. Und ihre Stiefväter haben sie eher stiefmütterlich behandelt.
Ich bewundere sie dafür, dass sie nicht gleich bei der ersten Bodenwelle in ihrem Leben ins Schleudern geraten ist. Wenn sie nicht gleich hilflos ist. Denn sie weiß: Sie hat schon ganz andere Schlaglöcher überstanden.

Die Narben, die wir haben, sind ein Teil von uns.Die Platzwunde als Kind auf dem Spielplatz genauso wie die Wunde nach der Trennung vom Liebsten. Wunden heilen zusammen. Aber die Narben bleiben. Sie erzählen davon, wie weh es getan hat. Aber sie erzählen auch davon, dass Wunden heilen können. Klar braucht das Zeit und natürlich auch die nötige Pflege.

Aber irgendwann tut eine Wunde nicht mehr so weh, und es bleibt nur die Narbe, die uns daran erinnert. Narben machen uns zu den Menschen, die wir sind. Und manchmal erzählt eine Narbe auch davon, wie stark wir sind. Wenn meine Freundin zum Beispiel lacht, dann muss ich einfach mitlachen, auch wenn ich mich eigentlich nur ärgern möchte. Für mich ist ihr Lachen einfach wunderschön!

Deshalb glaube ich: Wir müssen sie nicht verstecken – all unsere Schrammen und Wunden, die uns das Leben geschlagen hat. Sie sind ein Teil von uns. Und sie machen uns schön.

Vielleicht so wie Sarah Conner in einem Lied singt:
„Ich seh dich mit all deine Farben, und all deine Narben.
Weißt du denn gar nicht, wie schön du bist.“

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