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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Optimisten leben länger und führen ein gesünderes Leben - so jedenfalls das Ergebnis eines Leitartikels in einer großen Zeitschrift. Und ihre Gründe leuchten ein: Da ein Optimist Hoffnung für die Zukunft hat, versucht er heute alles zu tun, um diese Zukunft genießen zu können. Er geht die anstehenden Aufgaben an, er geht zum Arzt und hält sich an dessen Ratschläge. Und wenn es mal nicht so läuft, steckt er den Kopf nicht in den Sand, sondern sagt sich: „Es kann nur besser werden", und macht weiter. Und so kommt es wohl, dass Optimisten gesünder und damit auch länger leben.
Nur einen Nachteil hat diese Haltung. Optimisten verschließen manchmal einfach ihre Augen, wenn sich Dinge verändern. Sie halten an ihren Ideen fest, weil sie eine rosarote Brille aufhaben. So haben zum Beispiel optimistische Firmengründer oft doppelt so viele Schulden wie pessimistische Chefs. Optimisten haben also auch ihre Achillesferse.
Eine Antwort bleiben die Forscher jedoch schuldig. Die Antwort auf die Frage, wie man Optimist wird. Woher ein Optimist seine Hoffnung nimmt.
Als Optimist wird man wohl geboren, vielleicht auch ein bisschen erzogen. Da kann man wenig dran ändern, so die Untersuchung. Das aber ist - offen gesagt - für mich ziemlich pessimistisch.
Ich meine, Optimismus kann man lernen. Und Gott hilft dabei. Gott selber ist nämlich ein Optimist. Er hat eine große Vision, dass die Welt heil werden kann und - ja einfach optimal. Und wie das geht, erfahren wir in den Geschichten von Jesus Christus. Was er gesagt, wie er gelebt hat. Wenn wir uns die einmal näher anschauen, können wir Hoffnung lernen, oder besser: von seinem Optimismus angesteckt und inspiriert werden.
Das Wunderbare an Jesu Optimismus ist: er kommt ohne die Farbe Rosarot aus. Jesus sieht die Welt ganz nüchtern. Er erinnert uns im Johannesevangelium daran: In der Welt habt ihr Angst - Sorgen und Ängste gehören zum Leben dazu, doch Gott hat diese Ängste überwunden, d.h. Sorgen und Ängste werden einmal ein Ende haben.
Jesus ist ja auferstanden. Und er lebt in unserem Optimismus weiter und ist uns darin zugleich weit voraus. Vielleicht könnte man Jesu Optimismus so zusammenfassen: Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch nicht das Ende.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Waren Sie mit Ihrem Glauben schon einmal beim TÜV? Beim Auto steht er regelmäßig an - der TÜV. Alle zwei Jahre geht es zum Technischen-Überwachungs-Verein. Dann wird geschaut, ob die Bremsen noch funktionieren, alle Lichter gehen und die tragenden Teile im Auto nicht durchgerostet sind. Noch ein Blick auf das Warndreieck und den Verbandskasten und dann noch die neue Plakette auf's Nummernschild - fertig. Nun kann ich wieder zwei Jahre ordentlich Gas geben, mein Auto ist ok und ich fahre mit einem guten Gefühl nach Hause - aber einen Glaubens-TÜV, wo sollte sich der denn finden?
Dabei täte es meiner Beziehung zu Gott sicher auch einmal gut, so richtig durchgecheckt zu werden. Schließlich stellt das Leben diese Beziehung immer wieder vor neue Belastungsproben: Große Erfolge und Glücksmomente- was machen sie aus meiner Beziehung zu Gott? Oder Enttäuschungen und Herausforderungen? Und dann wäre da ja noch der alltägliche Verschleiß, wenn das Leben so dahinplätschert. Das alles macht etwas mit meinem Glauben.
Und der ist ja am deutlichsten gefragt, wenn es hart auf hart kommt. Wenn ich mächtig auf die Bremse treten muss, um nicht aus der Lebenskurve zu fliegen. Wenn zum Beispiel eine Krankheit alle Pläne über den Haufen wirft. Wäre da nicht eine Glaubens-TÜV-Plakette super - sozusagen amtlich bestätigt: Wenn es dicke kommt, dann hält meine Beziehung zu Gott. Weil sie einfach da ist, auch wenn ich sie nicht täglich so sicher spüre.
Kurzum: wie kann ich meinen Glauben checken? Dieses unfassbare Geschenk Gottes. Diese Gewissheit, dass Leben mehr ist als Leistung. Und dass es mich auch dann noch gibt, wenn ich nicht funktioniere.
Jetzt in der Passionszeit ist dazu reichlich Gelegenheit. Passionszeit ist ja Vorbereitungszeit auf Ostern - eine Zeit, in der ich bewusst auf das eine oder andere verzichte. Um einfach mal zu checken: was macht das mit mir? Was macht das mit meiner Beziehung zu Gott? Da kann ich spüren, wie er mich trägt, welche Rolle er in meinem Leben spielt, wo er mich heute noch verändert.
Wenn Sie das auch interessiert: Dann lesen sie doch mal wieder in der Bibel, unterstützt durch einen Fastenkalender. Oder besuchen Sie einen Gottesdienst oder eine Passionsandacht. Oft stehen die Zeiten in der Tageszeitung.
Und an Ostern geht es dann hoffentlich wieder mit neuem Schwung und voll Vertrauen auf die Lebensautobahn.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ob es wohl möglich ist, einen Wolkenkratzer auf einem winzigen Grundstück zu bauen? So einen richtig hohen? Und ganz oben, auf der Spitze - ein Kraftwerk. Dann würde sich niemand über die Abgase beschweren. Es bräuchte dann nur noch Versorgungsleitungen bis zum Boden - naja und flexibel müsste er auch sein. Sonst hält er dem Wind nicht stand. Stattdessen sollte er sich vom Wind hin und her wiegen lassen. Ob sich wohl ein Architekt finden würde, der solch einen Wolkenkratzer bauen könnte - doch wahrscheinlich würden selbst die Stararchitekten dankend ablehnen - unmöglich.
Und doch gibt es solche Wolkenkratzer. OK, es sind vielleicht keine wirklichen Wolkenkratzer - nach unseren Maßstäben. Aber haben sie sich einmal einen Getreidehalm genauer angesehen? Auf einer kleinen Grundfläche wächst er imposant nach oben. Dort sitzt das Kraftwerk, das die Körner reifen lässt, verbunden mit dem Ackerboden. So kommt es an Wasser und Nährstoffe. Und der Halm wiegt sich im Wind und hält ihm so stand. Einfach nur genial.
Gerade in diesen Herbstwochen fallen mir solche Wunder der Natur wieder auf: Die wunderbaren Farben der Blätter und die vielen Früchte, die wir in den letzten Wochen ernten konnten - besonders die vollen Weintrauben, die die Winzer nun in ihren Kellern weiterverarbeiten. In diesem Jahr soll es ja mal wieder ein ganz besonderer Jahrgang werden. Doch alle Kellerkunst würde nichts nützen, wenn am Weinstock nicht die Trauben reifen könnten - auch so ein Wunderbauwerk.
Die Natur, Gottes Schöpfung ist doch etwas komplexer, etwas wunderbarer, als es auf den ersten Blick aussieht. Und wer sich die Zeit nimmt, einen zweiten Blick zu versuchen, wird aus dem Staunen kaum noch herauskommen. Ein Grund für mich, nicht nur das Machbare in der Natur zu suchen, sondern ihr als Schöpfung Gottes mit Respekt zu begegnen. Ein Grund für mich sorgsam mit der Natur umzugehen, da es eben nicht so leicht ist, sie zu reparieren oder gar ganz neu zu schaffen.
So genieße ich die letzten Herbsttage in diesem Jahr und bin Gott dankbar. Was hat er doch alles für wunderbare Dinge geschaffen. Imposant ragen sie empor und liefern uns dazu noch Nahrung und Freude - ich habe meinen Stararchitekten auf jeden Fall schon gefunden.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Stau, wohin das Auge reicht. Wer kennt das nicht. Da fährt man mit Schwung zum nächsten Termin, zur Arbeit und wird plötzlich ausgebremst. Das nervt und meine Geduld ist da schnell zu Ende.
Ich fahre dann lieber von der Autobahn runter, quäle mich mit dem Navi über Landstraßen, stehe vor roten Fußgängerampeln und vor geschlossenen Eisenbahnschranken. Schließlich fahre ich hinter dem Stau wieder auf die Autobahn und stehe vor einem LKW, den ich schon mal überholt habe. Meine Ungeduld hat nichts gebracht.
Geduldig sein, das fällt mir nicht leicht - nicht nur auf der Autobahn, auch im Alltagsgewimmel. Vor allem mit Leuten, die ein bisschen langsamer sind. Warum dauert das immer so lange, bis sie fertig sind? Warum sind die Probleme nicht schon längst gelöst? Geduld ist nicht so meine Sache.
„Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein", so steht es in der Bibel. Das Lied stammt aus einer Zeit, als in Israel alles in Trümmern liegt. Die Hauptstadt Jerusalem ist zerstört. Kein Ende der Tragödie in Sicht. Da stimmen die Israeliten ein Klagelied an und singen: Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein. Gerade in dieser Situation entdecken sie neu die Geduld, das Abwarten.
Allerdings geht der Satz noch weiter. Da heißt es: „Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen". Beides gehört zusammen. Geduldig sein, Grenzen akzeptieren und darauf vertrauen, dass Gott die Dinge doch zum Guten führen will. Gott ist ja nicht fern. Gott ist da und er tut etwas. Ihm ist das Leben seiner Geschöpfe wertvoll - auch wenn es manchmal nicht so aussieht. Und so werden sich die Umstände wieder zum Guten verändern - mit ein bisschen Geduld.
Gewiss, ein Stau auf einer Autobahn ist nichts Tragisches - da gibt es viel Schlimmeres. Und doch kann man in einem Stau wunderbar einüben, geduldig zu werden: Mit Problemen, mit Menschen, mit allem, was sich in den Weg stellt. Vielleicht ist man am Ende sogar schneller am Ziel, wenn man nicht nervös auf Landstraßen ausweicht und Umwege sucht. Vielleicht bringt gerade Geduld am schnellsten und besten zum Ziel. Mit guter Musik im Radio und Gottes Hilfe.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Ungenügend" - mit roter Tinte steht die Note unter der Arbeit des Jungen. Dabei hat er sich doch solche Mühe gegeben. „Ungenügend - das kann ich meinen Eltern auf keinen Fall zeigen", denkt er sich, nimmt einen Stift und schreibt schnell den Namen seines Vaters unten ins Heft.
Wenige Tage später wird er zum Direktor gerufen. Sein Vater ist auch schon da. Das Arbeitsheft liegt auf dem Schreibtisch. Der Direktor zeigt dem Vater die Unterschrift.
Was wird der Vater tun? „Ja", beginnt er und schaut den Direktor an, „das war neulich morgens. Es musste ganz schnell gehen, und ich war noch ziemlich müde." Er schaut sich die Unterschrift - „seine" Unterschrift an und lächelt: „Besonders gelungen ist mir meine Unterschrift nicht." Der Junge schweigt und staunt. Am Abend haben Sohn und Vater noch lange miteinander geredet. Das war nicht angenehm für den Jungen. Aber eins wusste er jetzt: Sein Vater würde immer zu ihm stehen.
Was für ein Vater! Aber gibt es so einen Vater auch in echt? Ein Vater, der auch zu mir steht, wenn ich Fehler gemacht habe? Wenn ich ihn missachtet habe? Schwer vorzustellen. Und doch redet die Bibel immer wieder von Gott als solch einem Vater. Und um das zu verstehen, erzählt das Johannesevangelium folgende Geschichte.
Eine Frau wird vor Jesus gezerrt. Die Männer klagen sie an: Untreue, Ehebruch. Doch Jesus sitzt nur am Boden und schreibt im Sand. Die Männer werden immer lauter: „Sie ist schuldig." Da schaut Jesus kurz auf und sagt: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!" Nach und nach schleichen sich alle Ankläger weg.
Schließlich steht die Frau nur noch allein bei Jesus - was wird nun passieren? Wird er sie nun verurteilen? Jesus wendet sich ihr zu. „Wenn Dich die Männer nicht verurteilt haben, dann will ich es auch nicht tun. Geh hin und sündige hinfort nicht mehr."
Gibt es das also wirklich, dass ich noch einmal eine Chance bekomme, statt von anderen verurteilt zu werde? Das ich nicht für immer mit meiner Schuld leben muss? Ja, meint die Bibel.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wie soll das alles bloß in den Koffer passen? Auf meinem Bett türmen sich all meine Sachen, die ich mit in den Urlaub nehmen will. Man weiß doch nie, wie das Wetter wird und was sich so ergibt. Vielleicht brauche ich auch Flossen und einen Anzug. Man sollte auf alles vorbereitet sein, hat mir meine Mutter immer eingeschärft. Aber wie soll das alles bloß in diesen Koffer passen? Und doch versuche ich es, ich packe und stopfe - irgendwie muss das doch klappen.
„Es ist schon verrückt, was ich alles mit mir herumschleppe", geht mir durch den Kopf. Wäre es nicht viel schöner, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein? Diese Frage klingt auch in einem Gespräch zwischen Jesus und einem jungen Mann an. Der junge Mann würde am liebsten mit Jesus unterwegs sein. Aber er ist reich, sehr reich. Wohin mit seinem Reichtum, wenn er mit Jesus ziehen will? Jesus meint „Verschenke Dein Geld an die Armen und dann komm mit uns". Wir reisen mit leichtem Gepäck, wir vertrauen darauf, dass Gott uns behütet auf unserem Weg. Alles, was wir zum Leben brauchen, wird uns zufallen, Gott wird für uns sorgen. Weil wir für die da sind, um die Gott sich Sorgen macht.
Doch den jungen Mann verlässt sein Mut. „All die Sicherheit aufgeben? Nein!" und so geht er weg. Jesus schaut ihm traurig hinterher. Wie gerne hätte er ihn mit dabei gehabt - mit leichtem Gepäck.
Mein vollgestopfter Koffer auf dem Bett erinnert mich an diese Geschichte von dem jungen Mann. Bin ich nicht vielleicht auch viel zu sehr auf Sicherheit aus? Was schleppe ich da nicht alles mit mir herum! Brauche ich das wirklich alles? Wäre es - bei allem Risiko - nicht ein Gewinn, mich von manchem zu verabschieden. Ich wäre offen für das, was kommt und mit leichterem Gepäck unterwegs.
Die Geschichte vom reichen jungen Mann regt mich dazu an, über das Bedürfnis nach Sicherheit nachzudenken. Wo ist es übertrieben? Wo behindert es und verstellt die Sicht auf Andere? Das braucht Mut - gewiss. Aber kann ich mit Gott an der Seite nicht auch einmal etwas riskieren?
Am Ende klappt es dann doch - der Koffer ist zu - allerdings ohne Flossen und Anzug. Im Urlaub muss ich eben nicht auf alles vorbereitet sein - wobei, nur im Urlaub?!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Springt doch", ruft ein Mann zu den Kindern. Sie stehen auf dem Startblock am Rand des Schwimmbeckens und zögern. Der Mann schwimmt zu ihnen und breitet die Arme im Wasser aus. Die beiden Kinder schauen sich an, eines springt, das andere klettert vom Startblock wieder herunter.
Warum nur eins? Na klar, es war sein Vater, der gerufen hat. Das Kind hat mit seinem Vater schon viel erlebt. Und es ist sicher, dass der Vater es auffangen wird und so springt es in seine Arme. Das andere Kind kennt den Mann nicht so gut und so wählt es lieber den anderen Weg.
Vater unser, so beginnt das Gebet, das Jesus uns hinterlassen hat. Gott ist wie ein Vater, hat Jesus gesagt. Ihr könnt ihm vertrauen. Doch wie kann das im Alltag aussehen? In unserer Kirchengemeinde musste zum Beispiel der Kindergarten saniert werden. Doch das Geld hatten wir noch nicht zusammen. Also noch warten oder doch schon mit dem Bau beginnen?
Kann ich auf Gott an solch einem Punkt vertrauen? Wird er mich auffangen, wenn es schief geht? Solche Fragen kann man nicht durch Nachdenken lösen. Man muss sich entscheiden: Für die Angst oder fürs Vertrauen. Und Jesus lädt zum Vertrauen ein: „Gott wird euch nicht fallen lassen. Er ist da für euch. Ihr könnt Erfahrungen mit ihm machen, Vertrauen kann wachsen."
So wie bei Petrus. Damals auf dem See Genezareth, als es sehr stürmisch war. Da riskiert Petrus etwas. Er will wie Jesus auf dem Wasser gehen. Jesus macht ihm Mut und so traut er sich. Er verlässt das sichere Boot - und versinkt nach ein paar Schritten erst einmal. Aber Jesus bringt ihn wieder sicher ins Boot zurück. Wenn auch mit schlotternden Knien und pudelnass. Aber gestärkt in seinem Vertrauen zu Gott.
Die Sanierung des Kindergartens in der Gemeinde war nach vielem Hin und Her eine finanzielle Punktlandung. Die letzten Gelder gingen erst nach der Einweihung der sanierten Räume ein. Doch die Kinder freuen sich, in den Räumen jetzt schon zu spielen. Das Springen hat sich gelohnt. Mein Vertrauen ist wieder ein Stückchen gewachsen. Vielleicht fällt es mir beim nächsten Mal leichter, einen Schritt weiter zu gehen und den Sprung zu wagen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Bunte Steine in einer Betonmauer.
Bunt leuchten mir die Steine an der grauen Betonwand entgegen - kleine, farbige Legosteine. Sie füllen einen Riss, der sich mit der Zeit in der Wand gebildet hat. Eine kleine Abwechslung im grauen Alltag.
Doch dem Künstler Jan Vormann geht es nicht nur um ein paar Risse in der Wand. Er erinnert mit seinen kleinen Kunstwerken aus bunten Legosteinen an die vielen Risse, die es sonst noch gibt: wenn Menschen hungern, verfolgt oder unterdrückt werden.
Oft sehe ich zwar die Risse und die Probleme. Allerdings kremple ich dann nicht die Ärmel hoch. Ich rufe nach den anderen, dem Staat. Sie sollen sich um das Problem kümmern. Der Künstler hat das nicht getan. Mit seinen Kunstwerken ruft Jan Vormann mir zu: Übernimm selbst Verantwortung und schieb sie nicht auf die anderen oder den Staat ab.
Ich denke zum Beispiel an die Menschen in den Flüchtlingsbooten im Mittelmeer. Jetzt eben nicht nach dem Staat rufen, der unsere Grenzen besser schützen soll. Vielmehr gilt es den eigenen Lebensstil zu überdenken. Einfach zum Beispiel mehr Produkte kaufen, die fair gehandelt sind. Die sind zwar etwas teurer. Doch sie geben den Menschen in anderen Ländern Hoffnung und Zukunft. Und so steigen sie erst gar nicht in die kleinen Boote.
Jesus Christus hat immer wieder von einer neuen Welt geträumt. Und er hat fest damit gerechnet, dass es eines Tages Frieden und Gerechtigkeit gibt, dass die Risse zwischen den Menschen verschwinden. Doch dabei bleibt er nicht stehen - es reicht ihm nicht von einer großen zukünftigen Vision zu reden und auf Gott zu vertrauen. Ganz konkret macht er sich daran, die Risse in der Gesellschaft zu schließen. Er wendet sich denen zu, die am Rande der Gesellschaft stehen - Lazarus, dem Zöllner, zum Beispiel. Und er holt sie zurück in die Gemeinschaft - und schließt damit einen kleinen Riss.
Mit bunten Steinen hat der Künstler Jan Vormann schon weltweit manchen Riss gekittet. Er erinnert mich an meine Verantwortung: die große Vision von Frieden und Gerechtigkeit heute schon ein Stückweit Wirklichkeit werden zu lassen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Endlich ist die Baustelle zu Ende - und ich habe wieder freie Fahrt auf der Autobahn. Ich beschleunige, um endlich den Laster vor mir zu überholen. Blinker setzen und noch ein Blick in den Rückspiegel. Da sehe ich das andere Auto auf der linken Spur. Das wird knapp, der hat schon ein ganz schönes Tempo drauf - und, man kennt ja solche Autofahrer. Gleich wird er den Blinker links setzen und mich wahrscheinlich mit einer Lichthupe begrüßen, wenn ich rausziehe - ich zögere und schaue noch einmal in den Rückspiegel. Und tatsächlich - der Wagen hinter mir blinkt - aber er blinkt rechts. Er lässt mich rein, so dass ich den LKW überholen kann. Ich schere wieder auf die rechte Spur ein. Bald ist der Wagen an mir vorbei und in der Ferne verschwunden.
Zugegeben- Eine kleine Begebenheit auf der Autobahn.  Aber mir ist sie im Gedächtnis geblieben. Es braucht gar nicht viel, Männern wie mir und vielleicht auch Frauen eine bisschen Freude zu machen. Den Fuß ein bisschen vom Gas nehmen und den Nächsten vorlassen.
Das gilt nicht nur auf der Autobahn - auch im richtigen Leben bin ich gerne auf der Überholspur unterwegs. Doch auch hier kann ich den Blinker mal rechts setzen und meinem Nächsten die Vorfahrt lassen. Wenn es z.B. um ein neues interessantes Projekt geht - oder schlicht nur am Kaffeeautomaten in der Kantine.
 „Du sollst Deinen Nächsten lieben, wie Dich selbst", meint Jesus. Er denkt dabei sicher an einen Lebensstil, bei dem man nicht nur an sich denkt, sondern auch den anderen im Blick hat. Ein altes Gebot, dass Gott schon im Alten Testament den Menschen gegeben hat.
Ein schlichtes Gebot, dass mein Verhältnis zu den Menschen um mich herum verändert. Schließlich freue ich mich ja auch über so eine kleine Geste der Nächstenliebe.
Mit der Baustelle auf der Autobahn sind sie immer noch nicht fertig. Jedes Mal, wenn ich mich durch den Stau quäle, muss ich an den freundlichen Autofahrer denken, der mir die Vorfahrt gelassen hat.
Für mich - ein kleines Beispiel christlicher Nächstenliebe. Es macht mir Lust, Anderen auch mal etwas Gutes zu tun, sie im Blick zu haben, den Fuß auch einmal vom Gas zu nehmen und ihnen den Vortritt zu lassen - nicht nur auf der Autobahn.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Dicht umdrängen die Kinder den Clown vor der Halle. Immer wieder bläst er einen der länglichen bunten Luftballons auf. „Ich will eine Blume", „ich will auch so einen Hund", „und ich ein Schwert", viele Kinder rufen durcheinander. Der Clown kommt langsam ins Schwitzen. Und doch bläst er einen Ballon nach dem anderen auf. Er verknotet sie quietschend und verschenkt Blumen, Hunde und noch vieles mehr an die Kinder. Glücklich gehen die dann in den Saal und die Kinderfastnacht kann beginnen.
Mit was für einfachen Dingen man doch Kinder glücklich machen kann, denke ich. Ein bisschen Gummi, ein bisschen Luft, eine Idee und ein paar Handgriffe und schon strahlen Kinderaugen. So ein Clown hat es doch leicht, denke ich mir.
Ich hab's da viel schwerer. Schließlich stehen mir die großen Dinge vor Augen: zum Beispiel unser Gemeindehaus. Es ist etwas in die Jahre gekommen. Wir heizen eigentlich mehr die Stadt als unsere Säle. Also sanieren, neue Fenster, neue Heizkörper, neue Türen - vielleicht noch eine Solaranlage aufs Dach. Und weil einige skeptisch sind, mache ich mir viel Arbeit, sitze nächtelang über dem Vortrag für die Gemeindeversammlung. Das muss einfach klappen.
Gott hat aber nicht nur die großen Berge geschaffen, sondern auch die kleinen Blüten auf den Zweigen. Nicht nur das Große ist schön und beeindruckend. Das Kleine ist genauso wichtig und macht ebenso das Leben aus.
Ein Kollege hat so einen wunderbaren Blick fürs Kleine. Auf seinem Schreibtisch liegt immer einen Stapel von Postkarten. Und wenn er sich über jemanden gefreut hat, dann schnappt er sich eine Karte und schreibt einen lieben Gruß.
Eigentlich eine Kleinigkeit: ein bisschen Papier, ein bisschen Farbe, ein lieber Gedanke und fünf Minuten Zeit - fertig. Damit hat er schon viele glücklich gemacht.
Fürs Erste habe ich mir solche länglichen Luftballons gekauft - und ein Buch. In dem steht, wie man diesem bisschen Gummi und Luft so ein buntes Gebilde schaffen kann. Und mit etwas Übung klappt es nun auch. Einige Kinder jedenfalls habe ich damit schon ein paar Mal glücklich gemacht. Vielleicht sollte ich mir als Nächstes einen Stapel Postkarten auf den Schreibtisch legen.

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