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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08MAI2021
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Ein besonderer Tag ist heute, am 8. Mai. Ich finde, jedes Jahr sollten wir uns daran erinnern, und: Ja, auch in Deutschland, diesen Tag als Gedenktag feiern. Im Jahre 1945 wurde der zweite Weltkrieg, zumindest in Europa, mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht, beendet. Das ist mittlerweile 76 Jahre her. Auch wenn mehr als sieben Jahrzehnte eine lange Zeit ist, so ist es doch wichtig, dass wir uns erinnern.

Natürlich gibt es immer weniger Menschen, die damals schon gelebt haben. Auch wenn dies mit schmerzvollen Erinnerungen verbunden ist, so waren viele doch dankbar für das Ende eines Terrorregimes im damaligen Deutschland und die danach geschenkte Freiheit. Aber auch für alle, die später geboren sind, ist es gut, Erinnerungen wachzuhalten, genau hin zu schauen, was damals gewesen ist. Es ist gut, Geschichte nicht ‚weg zu legen‘, sondern aus ihr zu lernen.

Wenn wir dies wollen. Freiheit zum Beispiel! Frei sein, das wollen doch wirklich viele von uns, wenn nicht gar alle! Klar sollte aber auch sein, dass mit Freiheit nicht eine Art von Egoismus gemeint sein kann, wo jede und jeder machen kann, was sie oder er will. Verantwortlich leben heißt, dass ich nicht nur auf das achte, was ich jetzt gerade will, sondern immer auch die Bedürfnisse anderer im Blick habe.

„Steh auf mit anderen für eine tolerante Welt, in der die Freiheit für alle vielfältig verwirklicht wird.“ Diese Zeilen stehen in einem Buch, das Pierre Stutz und Helge Burggrabe herausgegeben haben mit dem Titel, ‚Menschlichkeit Jetzt!‘

„Steh auf mit anderen für eine tolerante Welt, in der die Freiheit für alle vielfältig verwirklicht wird.“ Das gilt hoffentlich für unser Gedenken am 8. Mai und für jeden weiteren Tag!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

07MAI2021
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Manchmal ärgere ich mich im Nachhinein und ich frage mich dann, ‚warum?‘

‚Warum‘? – habe ich nicht gleich ‚Nein!‘ gesagt bei dieser oder jener Anfrage?

‚Warum?‘ – habe ich nur schnell in meinen Kalender geschaut, gesehen, dass der Termin frei ist und dann zugesagt…?

Ich gebe zu, dass es mir schon hin und wieder passiert ist, dass ich zu Anfragen, die an mich gestellt wurden, zu schnell ‚Ja!‘ gesagt habe. Klar, ich kann mich freuen, wenn nach mir ‚verlangt‘ wird. Möglicherweise fühle ich mich sogar geehrt, wenn andere auf mich vertrauen.

Anderen mag es genauso gehen. Wir leben ja sozusagen voneinander.

Wichtig ist es aber, ehrlich zu sein. Mir selbst gegenüber und anderen. Zu spüren, dass ‚es passt‘, dass ich genügend Kraft habe und innere Weite – und nicht allein die noch freie Stelle in meinem Terminkalender. Erst dann ist es gut, wenn ich ‚Ja!‘ sage. Wenn ich die Zusage gebe für meine Teilnahme, für die Predigt, für den Vortrag, für die Mitgestaltung.

Wenn ich hingegen das Gefühl habe, ‚irgendetwas blockiert mich‘ und ich merke, es könnte ‚zu viel werden‘, dann darf ich guten Gewissens auch mal ‚Nein!‘ sagen. Auch das ist dann gut so.

Ich kann nicht nur das tun, was andere von mir erwarten, sondern ich lebe auch mein eigenes Leben. Das ist wichtig, um gesund zu bleiben.

Mir gelingt das konsequente ‚Nein-Sagen‘ nicht von heute auf morgen. Es ist ein Prozess.

Gönnen wir es uns selbst hin und wieder und gestehen dies auch anderen zu.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

06MAI2021
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Vor kurzem hatten wir den Rasen zu mähen. Der Rasenmäher wurde rausgeholt. Ein kurzer Blick in den Tank genügte, um zu wissen: Das bisschen ‚Rest‘ reicht nicht aus. Also schnell zur Tankstelle. Den Kanister gefüllt, danach die Maschine, und schon konnte es losgehen. Mir kam dabei die Frage: ‚Wie sieht’s eigentlich mit Deinem Tank aus? Und woraus besteht Deine Art von ‚Tankfüllung‘, damit Du selbst genügend Energie entwickeln kannst und damit Dein Motor läuft?‘ Dabei dachte ich weniger an meine Ernährung im Sinne von Essen und Trinken, sondern an anderes, das ich ebenfalls zum Leben brauche:

Mir geht’s da um Zeit, um Gespräche mit Menschen, um Frohmachendes, um Ermutigungen und einfach darum, jeden Tag neu anzufangen und weiter zu machen.

Klar ist mir schon, dass manche Begegnungen mit viel Kraft und Mühe verbunden sind und mehr Energie kosten als ich habe. Dann ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass mein innerer Tank wieder aufgefüllt wird.

Nachdenklich macht mich der Vergleich mit dem Rasenmäher schon. Bei dem ist klar: Er springt nicht an, wenn der Tank leer ist. Und ich: ‚Na ja‘ – so muss ich gestehen – ‚wenn mein Tank ganz leer ist, dann läuft auch nichts mehr‘. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Denn so leicht sich das bei technischen Geräten feststellen lässt – bei uns Menschen braucht es mitunter ein ehrliches Hinschauen, die Einsicht, dass dies so ist und das Eingestehen mir selbst gegenüber:

‚Du musst Dir mal wieder mehr Zeit gönnen, Ruhe finden, vielleicht Genießen können,

sei es bei Musik, beim Lesen oder einfach bei Bewegung, zum Beispiel draußen im Freien. Die Frage an mich selbst gebe ich gern auch an Sie weiter: ‚Womit können Sie Ihren Tank füllen – und sei’s nur für heute?‘

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

10FEB2021
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Seit etwa einem Jahr nutzen sie weltweit viel mehr Menschen als zuvor. Sie gehören bei Gesprächen und Konferenzen zum alltäglichen Rhythmus:

Kontakte über ‚Video-Meetings‘ sind mittlerweile fast so selbstverständlich wie das ‚Amen‘ in der Kirche. Sie sind praktisch, sie sparen Kosten und Zeit, sie schonen die Umwelt;

die Teilnehmerinnen müssen dafür keinen Kilometer unterwegs sein.

Zugegeben: Mehrere Videokonferenzen hintereinander können anstrengend sein. Mir fehlt der wirkliche Kontakt. ‚In echt‘ sozusagen!  Trotzdem sehe ich mehr Vorteile darin, sofern virtuelle Begegnungen gezielt eingesetzt und gut geleitet werden. Im besten Fall lernen wir für unsere Kommunikation, für die Art, wie wir miteinander sprechen, aufeinander hören und einander begegnen, sogar einiges dazu.

 

Die Äußerung eines Politikers vor einigen Tagen war für mich befremdlich: Er forderte ernsthaft mehr echte Konferenzen im klassischen Sinn mit ‚realer Teilnahme‘ an einem Ort. Seine Begründung: „Nur so kann ich die Mimik der anderen wirklich wahrnehmen!“

Ob er vergessen hatte, dass bei Teilnahme an Präsenzveranstaltungen seit langem Masken getragen werden müssen, bei Videokonferenzen aber nicht? Ich weiß es nicht. Ich finde es auf jeden Fall gut, dass wir – solange es nicht anders geht - einander bei virtuellen Konferenzen ohne Masken begegnen können.

Und mir fällt ein Satz des aus Österreich stammenden Paul Watzlawick ein. Er war Kommunikationswissenschaftler und Psychologe. Und dieser Satz gilt sowohl für herkömmliche Begegnungen als auch für solche per Video oder Telefon. Egal wie, so schreibt es Watzlawick: „Man kann nicht nichtkommunizieren.“

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

09FEB2021
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Diese Verse lassen mich einfach nicht mehr los. Sie stehen in der Bibel im Lukas-Evangelium: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

Puh…! Ich denke mir: ‚Wie geht es einer Person, die ihren Vater vor allem als abwesend und unangenehm erfahren hat?‘ Oder wie ist es mit Menschen, auf die kaum mal jemand Rücksicht genommen hat und mit denen andere unbarmherzig umgegangen sind? Gilt für die solch ein Vers aus der Bibel nicht?

Wie sieht das bei mir selbst aus? Mit meiner Einstellung? Bedeutet da ‚Barmherzig-Sein‘, dass ich möglichst oft ‚klein beigeben soll‘? Nachgeben und mich selbst zurücknehmen als Lebensprinzip? Das kann es doch nicht sein! Wenn andere ungerecht behandelt werden, wenn Unwahres gesagt wird, dann muss doch für Gerechtigkeit gesorgt werden. Dann muss ich mich doch zur Wehr setzen. Dann ist es doch meine Pflicht, genau hinzuschauen, Hilfe anzubieten oder Unterstützung zu holen. Dann ist es mitunter auch notwendig, zu strafen.

Eine Person, die anderen schadet, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Barmherzigkeit scheint da eher fehl am Platz. Falsch wäre es aber, Barmherzigkeit mit Schwäche zu verwechseln. Wenn jemand barmherzig ist, dann ist er vielmehr stark. Er (oder sie) versucht nämlich mal einen Perspektivwechsel. Versucht zum Beispiel, sich als Erwachsener mal in ein Kind hinein zu versetzen, das soeben einem anderen etwas weggenommen hat.

Bei Barmherzigkeit geht es nicht nur und auch nicht in erster Linie darum, eine Strafe zu umgehen, sozusagen ‚Gnade vor Recht walten zu lassen‘.

Barmherzigkeit ist zuallererst eine Frage der inneren Haltung. Bin ich bereit, auf Augenhöhe zu sein mit der anderen Person, die sich schuldig gemacht hat? Habe ich Respekt vor ihr? Versuche ich – trotz allem - wert-schätzend zu sein? Barmherzigkeit bedeutet dann, dass der eine wie die andere spüren: Wir sind beides Menschen. Mit Freiheit und mit Verantwortung.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08FEB2021
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Das war für mich neu: Heute ist Weltgebetstag! ‚Das kann doch nicht sein‘ – werden vor allem Frauen denken, denn der andere, der ‚Ökumenische Weltgebetstag‘ ist viel älter und findet jedes Jahr am ersten Freitag im März statt. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders.

Aber seit wenigen Jahren gilt für den 8.Februar: Dies ist der „Internationale Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel“. Mit diesem Datum verbunden ist die Erinnerung an Josefine Bakhita. Als Mädchen wurde sie im Sudan im 19.Jahrhundert von Räubern entführt und mehrmals als Sklavin verkauft. Schließlich kam sie nach Italien, wo sie später in ein Kloster eintrat und Ordensfrau wurde. Der Bischof von Rom, Papst Franziskus, hat diesen Internationalen Gedenktag eingeführt. Wir werden aufgerufen gegen jegliche Form von Sklaverei.

Etwas mehr als 60 Jahre nach der UN-Kinderrechtskonvention von 1959 müssen weiterhin Millionen von Kindern und Jugendlichen Zwangsarbeit leisten und werden zu Prostitution gezwungen. Die Zwangsheirat ist in manchen Kulturen und Staaten leider immer noch Tradition. Frauen und Kinder werden ausgebeutet und ernsthaften physischen und psychischen Gesundheitsrisiken ausgesetzt.

Mit diesem Gedenktag soll auf die Ohnmacht jener Menschen aufmerksam gemacht werden, deren Leben großen Schaden nimmt. Papst Franziskus prangert die furchtbare Art von Menschenhandel mit diesen Worten an: „Das Geld aus ihren Geschäften – es sind schmutzige, üble Geschäfte – ist blutbeflecktes Geld. (…) Lasst uns beten, dass der Schrei unserer Brüder und Schwestern, die als Migranten skrupellosen Schleppern in die Hände gefallen und Opfer des Menschenhandels geworden sind, gehört und beachtet wird.“

Das Internationale Motto des bekannten und größeren Ökumenischen Weltgebetstags im März ist aber auch für heute eine klare Ansage. Dort heißt es: „Informiert beten – betend handeln“

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18NOV2020
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Um den Wert von Freundschaften geht es mir heute Morgen.

Immer wieder spüre ich, wie wichtig sie sind. Bereits in der Bibel, im ‚Ersten‘, dem sogenannten ‚Alten Testament‘ ist von ihnen die Rede, im Buch Jesus Sirach. Da steht:

‚Treue Freunde sind ein starker Schutz, wer sie findet, hat einen Schatz gefunden. Sie sind unbezahlbar, ihre Kostbarkeit lässt sich durch nichts aufwiegen‘ (Sir 6, 14).

Ich spreche jetzt nicht von sogenannten ‚Freunden‘ bei facebook, wo über kurz oder lang gut einige Tausend und mehr zusammen kommen können. Richtige Freundschaften meine ich. Nicht die Zahl der Freundschaften macht den Wert aus, sondern die Qualität!

Das sind Menschen, auf die ich mich verlassen kann.

In guten und gelingenden Zeiten, in denen mir zum Feiern zumute ist als auch in schwierigen, wenn ich mit Problemen zu kämpfen habe, wenn ich jemanden brauche, der oder die mir zuhört.

Vor denen ich mich nicht verstellen muss. Wo ich ohne Angst so sein kann, wie ich bin.

Ja, ein befreiendes Miteinander oder ein einfaches und stilles Umeinander-Wissen können mir das Gefühl geben: Ich bin nicht allein im Leben unterwegs.

Vielleicht gibt es nur ein oder zwei Menschen, die für mich so ein ‚Schatz‘ sein können wie es im Buch Jesus Sirach genannt ist. Und für die bin ich dankbar – immer wieder neu.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

17NOV2020
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„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte.

Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Taten.

Achte auf Deine Taten, denn sie werden Deine Gewohnheiten.

Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.

Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“

 

Diese Zeilen stammen aus dem Talmud, einem bedeutenden Schriftwerk des Judentums.

Und sie zwingen mich zum Nachdenken. Das heißt doch: Bereits meine Gedanken haben mit dem zu tun, was daraus folgt: Mein Sprechen, mein Tun, meine Gewohnheiten.

Als Christ schaue ich auf Jesus. Bei ihm wird mir dieser Zusammenhang besonders deutlich: Alles hat miteinander zu tun. So, wie uns dies in vielen Begegnungen, Heilungsgeschichten und Worten von Jesus in der Bibel begegnet. Jesus hat bestimmt auf seine Worte geachtet und sich seine Gedanken gemacht, bevor er etwas sagte. Seine Meinung konnte er äußern. Auch mal andere zurechtweisen, wenn dies für ihn wichtig war.

„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Taten.“ Wenn ich mir das zu Herzen nehme, dann weitet sich mein Blick, nach innen und nach außen. Das wirkt sich aus auf das, was ich sage und auf das, was ich tun werde.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

16NOV2020
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„Wir dürfen uns nicht alles von denen da oben vorschreiben lassen“, so wurde es gesagt in Bezug auf ‚Corona-Maßnahmen‘ in den Kirchen und allgemein in unserem Land. Ganz unabhängig von den teils absurden Inhalten, um die es da geht: Diese Einteilung in ‚oben‘ und ‚unten‘ bringt nicht wirklich weiter. Sie ist vor allem nicht gut, wenn sie wertend verstanden wird. Nach dem Motto ‚Die da oben sind immer die anderen und die sind schlecht‘ bzw. ‚Unten sind wir und wir wissen, was gut ist‘. Das kann es nicht sein.

Mit dem ‚Oben‘ und ‚Unten‘, mit Hierarchien, tun sich Menschen schon lange schwer. Auch in der Bibel wird das deutlich. Oben und unten ist nicht nur eine allgemein politische Frage zwischen Mächtigen und Machtlosen. Es ist eine Frage, wie Menschen miteinander umgehen.

Vom Apostel Paulus ist im Galaterbrief zu lesen: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (Gal 3, 28). Ich denke, das ist oft vergessen worden. Da gab und gibt es Kulturen, auch mit christlichen Wurzeln, die auf andere herabsehen und es gibt Fundamentalisten in allen Religionen, die sich für die Besseren halten und andere abwerten. Und nicht nur da.

Es wird immer Menschen geben, die Entscheidung treffen müssen, die andere berühren. Das gilt für Wirtschaft und Politik ebenso wie für Kirchen, Vereine und bis ins Privatleben hinein. Aber es sollte immer klug geschehen und transparent. Darum ist es gut, wenn wir uns diese Zusage immer wieder klarmachen: ‚Ihr seid eins‘.Das gilt nicht nur für Christen ‚in Christus Jesus ‘, sondern für alle – weil wir eine Menschheit sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32049
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Anstöße sonn- und feiertags

15NOV2020
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Es hört sich zunächst seltsam an, was heute in vielen Kirchen als Evangelium zu hören ist.

Jesus spricht übers Himmelreich. Er erzählt in einem Gleichnis von einem Menschen, der sein Vermögen an drei Personen verteilt. Er bittet diese Leute, das Geld zu verwalten, bis er irgendwann zurückkehrt. Zwei davon investieren das Geld gewinnbringend, einer sorgt einfach dafür, dass nichts verlorengeht. Und was passiert letzten Endes? Derjenige, dem es wichtig war, alles ordentlich zurückgeben zu können, wird bestraft und die beiden Risikowilligen werden extra belohnt…

Geht es Jesus etwa um Anlageberatung? Sollen wir auf dem Finanzmarkt tätig werden und nach der besten Rendite Ausschau halten? Wohl kaum. In einigen Bibelübersetzungen ist von ‚Talenten‘ die Rede. Früher ging ich davon aus, Jesus will uns ermuntern, unsere Fähigkeiten, sozusagen die Talente, die wir haben, möglichst gut einzubringen. Aber auch das kann nicht alles sein. Daraus kann sich schnell ein Leistungsdruck entwickeln. Wenn es die ein oder andere Begabung gibt. Ob Jesus das will: Uns unter Druck setzen, wenn wir bestimmte Fähigkeiten oder einfach ein ‚gutes Händchen‘ haben? Ich glaube nicht.

Ich denke vielmehr, es geht um eine Begabung, die bei uns allen – mehr oder weniger – vorhanden ist: Die Gabe der Mitmenschlichkeit. Wir sollen spüren und andere dies spüren lassen: Wir leben miteinander in der Einen Welt. Da gilt es bei der Suche nach dem, was ich will, auch darauf zu achten, wie es anderen damit geht.

Ich kann meine Hilfe anbieten.

Ich kann lernen, Unterstützung anzunehmen.

Ich kann zuhören und anderen wertschätzend begegnen.

Das gilt für unsren Umgang miteinander, egal wo. In Industrie und Wirtschaft, in der Politik, in den Kirchen, in unserer Gesellschaft und im privaten Bereich.

Denn das ist, was vor Gott am Ende wirklich zählt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32048
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