SWR4 Abendgedanken BW

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Alle Menschen machen Fehler. Das darf nicht sein, sagt der Busfahrer, das kann nicht sein, sagt der Chirurg. Und doch ist es so, wenn man ehrlich ist. Darum ist es auch so schwer es zuzugeben. Es kostet oft viel Kraft und Energie, vor sich selbst und erst recht vor anderen zuzugeben, dass man einen Fehler gemacht hat.
Als vor wenigen Monaten in der Uniklinik Mainz drei neugeborene Babies innerhalb weniger Tage in der Abteilung für Frühgeborene gestorben sind, hatte man die Ursache dafür schnell gefunden: verunreinigte Babynahrung. Das Erstaunliche war, dass der Chef der Klinik erklärte: wir haben einen Fehler gemacht. Damit hat er für sich und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Verantwortung übernommen. Dann stellte sich bei der Untersuchung heraus, dass schon vorher und außerhalb der Klinik die Verunreinigung geschehen und also das Personal der Klinik ohne Schuld war. Das war für alle Mitarbeitenden wie eine riesige Befreiung. Sie waren vorher bereit, zu ihrer Verantwortung zu stehen, und sie hatten jetzt in besonderer Weise das Vertrauen aller Betroffenen wieder gewonnen. Auch war durch diese Ereignisse das Team in der Klinik wieder neu zusammengewachsen. „Dass wir uns der gemeinsamen Verantwortung stellten, hat uns zusammengeschweißt, dass wir durch das Ergebnis entlastet und ohne Verschulden waren, hat unsere Gemeinschaft erst recht gefördert," so der Klinikchef.
Fehler zugeben ist schwer. Vor mir selber mag ich das ja noch hinbekommen, wenn ich ehrlich bin, aber anderen gegenüber? Jede Autoversicherung rät einem, erst einmal jede Schuld abzustreiten. Ist das wirklich ein Weg, der weiterführt?  Ich glaube nicht.
 „Ich will zu meinem Vater gehen und sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße." So ist es in der biblischen Erzählung zu lesen von dem Sohn, der sich von seinem Vater sein Erbe auszahlen lässt  und dann seine Freiheit über die Maßen genießt. Bis alles verprasst ist und er im tiefsten Elend landet. Da begreift er: Es war ein Fehler, sein Leben so zu vergeuden und  das Vertrauen des Vaters zu missbrauchen. Dass er diesen Fehler einsieht, ist das Eine. Entscheidend aber ist das andere. Er geht hin und tritt vor seinen Vater. Er wiederholt die Worte, mit denen er seine  Fehler zugibt und sie bekennt. Das hilft ihm, das befreit ihn, das öffnet einen neuen Weg in die Zukunft. Sein Vater gibt ihm auch tatsächlich eine neue Chance.
Jesus hat diese Geschichte erzählt um zu zeigen, wie sich Gott uns gegenüber verhält, wenn wir eigene Schuld erkennen und bekennen. Das Beispiel aus der Mainzer Klink zeigt, dass das auch anderen Menschen gegenüber gilt: Schuld und Vergebung zugeben kann Menschen wieder zusammenbringen. Nur so befreie ich mich von der Vergangenheit, von Schuld und den Fehlern, die ich mache. Das ist schwer, aber es ist auch sehr hilfreich.

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