SWR4 Abendgedanken BW

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Es müssen mehr gewesen sein als die drei Könige, die sich auf den Weg gemacht haben und dem Stern gefolgt sind. Da bin ich mir eigentlich sicher.
Die Bibel lässt es offen. Da heißt es ganz allgemein: da kamen Weise aus dem Morgenlande. Die hatten einen besonderen Stern gesehen und wollen den neugeborenen König der Juden anbeten und ihm ihre Schätze schenken. Gold, Weihrauch und Myrrhe - diese Geschenke legen es nahe, an drei Könige zu denken. Viele fromme Geschichten sind um sie herum entstanden, man hat sich ihren weiteren Weg ausgemalt, denn das Knien vor dem Kind in der Krippe muss die Drei ja wohl verändert haben.
Aber sind nur die drei aufgebrochen? Waren nicht noch mehr unterwegs und auf der Suche?
Sehr bald wird auch von einem vierten König erzählt. Er eilt den dreien hinterher, aber er wird immer wieder aufgehalten - oder besser gesagt - er lässt sich immer wieder aufhalten. In der Gosse sieht er ein nacktes Kind, das aus Wunden blutet und dem Tode nahe ist. Er hebt es auf, bringt es ins nächste Dorf, sucht er eine Frau, die es pflegen kann und gibt ihr einen Edelstein dafür. In einem andern Dorf kauft er Bauern, die als Geiseln festgehalten werden, mit den Edelsteinen frei, die er eigentlich dem neugeborenen König schenken wollte.
Manche Dichter erzählen so von diesem vierten König, dass wir selber in die Geschichte hineingezogen werden. Er, der den Heiligen Drei Königen folgen will, wird insgeheim zum Vorbild für uns und zur Frage:
Wie hättest du dich verhalten? Und: Gibt es Menschen, denen du zutraust, dass sie die Zeichen der Zeit richtig deuten? Warum sind sie für dich vertrauenswürdig?
Ich bin sicher, es waren noch mehr unterwegs als diese drei oder vier Könige. Manche haben sich vielleicht verirrt oder den Mut verloren auf dem langen Weg.
Manche haben sich vielleicht in einen Wettlauf verstricken lassen und die Kräfte vergeudet im Bemühen, schneller zu sein als die anderen. Manche sind vielleicht zu spät gekommen und haben nur den leeren Stall vorgefunden. Einige sind dem Kind in der Krippe vielleicht erst viel später begegnet, als es erwachsen war und so überzeugend davon erzählt hat, wie Gott diejenigen sucht, die sich verirren und die ihr Lebensziel aus den Augen verloren haben.
Und vor allem: Jesus hat ja nicht nur davon erzählt. Er hat es selber getan, und er steht mit seinem Leben und Sterben dafür ein, dass Gott sie alle finden wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9623
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