SWR4 Abendgedanken BW

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Die  Menschen wurden von Gott ganz zuletzt geschaffen. So erzählt es jedenfalls die Bibel. Warum eigentlich als letzte, haben sich deshalb schon viele gefragt. Ein jüdischer Rabbi hat darauf folgende Antwort gefunden: Erstens damit der Mensch nicht später behaupten kann, er habe bei dem großen Werk der Schöpfung mitgewirkt. Zweitens damit er Demut lerne und erkenne, dass er erst nach dem kleinsten Wurm, und nach der Schmeißfliege in die Welt gekommen ist. Und drittens damit er Dankbarkeit lernt. Denn der Mensch kann sich an den gedeckten Tisch aller Gaben der Schöpfung setzen , die gerade ihm zur Verfügung stehen.

Ich finden: damit werden wir Menschen mit unserer Bedeutung vor Gott und in der Welt an die richtige Stelle gerückt. Alles was wir haben, die ganze Fülle dessen, was  es auf der Erde gibt, können wir benutzen. Und unser Geist und unsere Fantasie können sich entfalten und das Leben gestalten. Aber alles was wir nutzen und gebrauchen, ist schon vor uns da. Und dabei sollen wir erkennen, dass wir selbst zur Fülle der Schöpfung gar nichts beigetragen haben.

Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, und das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst? So fragt ein Mensch in einem Psalmgebet in der Bibel. Mit allen Gaben und Fähigkeiten ist er ausgestattet, die höchsten Leistungen und die tollsten Erfindungen bringt er fertig. Den schlimmen Krankheiten rückt er zu Leibe und die höchsten Berge kann er bezwingen. Aber auch die schlimmen Katastrophen und die Zerstörung des Lebens vieler Menschen gehen auf sein Konto. Was ist der Mensch, dass du Gott an ihn denkst? Mit Ehre und Macht hast du ihn gekrönt, Gott. Das ist die eine Seite.

Der Rabbi weist aber auch auf die andere Seite hin:  Auch du, Mensch, bist wie alle anderen Geschöpfe  Gottes Werk, als letzter von allen geschaffen. Und alles was du hast und kannst, ist eine Gabe des Schöpfers. Warum ist das so? Damit wir nicht vergessen, dass wir diesem Schöpfer gegenüber verantwortlich sind. Verantwortlich  für alles, was die Erde uns bietet und was wir daraus machen. Und  damit wir wahrnehmen, das wir unser Leben haben inmitten von Leben, das auch leben will. Wenn wir darüber nachdenken, können wir dankbar und auch ein bisschen demütig sein; denn denken und danken haben etwas miteinander zu tun.

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