Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Alles, was ich über Solidarität weiß, habe ich beim Fußball gelernt." Das soll Albert Camus gesagt haben. Albert Camus, der französische Schriftsteller und große Menschenfreund. Der Fußball soll ihn also geprägt haben in Sachen Kameradschaft, Gemeinschaftssinn und menschlicher Verbundenheit. Das glaub ich gern, denn Fußball ist viel mehr als nur 22 Leute, die einem Ball hinterherlaufen und noch viel mehr als Big Buisness. Natürlich geht es beim Fußball ums Gewinnen, um Prestige und - wie könnt' es anders sein - auch um viel, viel Geld. Fußball ist aber auch eine Schule des Lebens, weil es in Mannschaftssportarten immer auch um Werte geht. Werte die mit dem Funktionieren und dem Sinn von Gemeinschaft zu tun haben: Sich aufeinander verlassen können, ein gemeinsames Ziel haben, nicht eigensinnig sein, sich für die anderen einsetzen, fair sein. Fußball verlangt gute Charaktereigenschaften, auf dem Platz und außerhalb. Wenn junge Männer oder Frauen durch das gemeinsame Spiel den Alltag vergessen können, ihre Sorgen und Probleme, dann verbindet sie das auch. Es ist eine so schöne wie wichtige Erfahrung in einem Team eingebunden zu sein. Teil einer Mannschaft, eines größeren Ganzen zu sein. Gemeinsam gewinnen und noch viel wichtiger gemeinsam verlieren zu können - ohne Schuldzuweisungen danach oder Streit.
Manche Leute sehen Fußball sogar als eine zivilisierte Form von Kriegsersatz. Dass also die Länder nicht mehr mit Waffen aufeinander losgehen, sondern sich stattdessen im Fußball messen und ihre Aggressionen einigermaßen friedlich abarbeiten. Wie auch immer man das sehen mag, Fußball ist aber tatsächlich auch als ein Mittel zum Frieden möglich: In Burundi zum Beispiel gibt es ein Friedensprojekt, in dem Fußball eine zentrale Rolle spielt. Burundi ist eines der ärmsten Länder der Welt und dort gab und gibt es immer wieder ethnische Konflikte. Ein italienischer Pater hat noch in Zeiten des Bürgerkrieges ein Jugendzentrum gegründet. Dort konnten junge Männer, die außerhalb des Zentrums in verfeindete Gruppen eingebunden waren einander kennen lernen, durch Fußballspiele miteinander und nicht gegeneinander. Am Ende haben sie die Waffen verweigert weil sie sonst auf ihre Mannschaftskameraden hätten schießen müssen. Das Jugendzentrum gibt es heute noch. Sehr viele junge Leute kommen  dorthin. Nach wie vor brauchen sie Bälle. Viele Bälle. 10 Euro kostet ein Ball. Viel Geld. In Afrika...

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