SWR1 3vor8

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Die Speisung der 5000 (Lukas 9,11-17/ Markus 6, 30-44/ Matthäus 14, 13-21/Johannes 6,1-15)

Ich bin Peter Kottlorz von der Katholischen Kirche, einen schönen guten Morgen. „Hände, die teilen erzählen von Gott" - es gefällt mir dieses Sprichwort und es passt hervorragend zu dem Text, der heute in den katholischen Kirchen gelesen wird: „Die wundersame Brotvermehrung" eine der unglaublichen Geschichten, die in allen vier Evangelien steht.
Jesus hat einen Tag lang mit vielen Menschen verbracht, sie angehört, mit ihnen gesprochen und sie geheilt. Es wird Abend und weil es so viele sind, sagen seine Jünger, er soll die Leute in die umliegenden Dörfer schicken, damit sie dort zu essen bekommen. „Nein", antwortet er ihnen, „gibt ihr ihnen zu essen!" „Aber wir haben doch nur fünf Brote und zwei Fische für über 5000 Leute!" Da sagt Jesus, dass sie die Menschen in Gruppen zu je 50 versammeln sollen, nimmt die fünf Brote und zwei Fische, segnet sie und sagt dann den Jüngern sie sollen sie austeilen. Und die Jünger tun das und alle werden satt, ja es bleiben sogar 12 Körbe mit Brotresten übrig. Das kann doch nicht sein, sagt da jeder Skeptiker und fängt an zu rechnen: Fünf Brote und zwei Fische für über 5000 Leute, also ein Brot für 1000 Menschen und ein Fisch für Zweieinhalbtausend? (Und dann sollen auch noch Körbe von Brot übrig bleiben? )
Wie oft bei den biblischen Wundererzählungen gibt es drei Möglichkeiten sie zu sehen: Erstens 1 zu 1 - Jesus konnte das. Er hatte die Gabe die Naturgesetze außer Kraft zu setzen und die unglaublichsten Dinge zu tun. Zweite Möglichkeit: Die Speisung der Fünftausend ist ein Bild, ein Bild, das die Christen zu der Zeit, in der die Evangelien geschrieben wurden ermutigen soll. Ein Bild, in dem das Brot und die Fische für den spirituellen, den seelischen Hunger stehen. Und dieser wird durch die Botschaft Jesu gestillt., die die Jünger zu den Menschen bringen.
Die dritte Sichtweise ist mir die Liebste: Sie verlagert die Perspektive dieses Speisungswunders: Nicht die überdimensionierten Zahlen sind wichtig, sondern das Teilen. Das Teilen ist das eigentliche Wunder. Wenn die Jünger das teilen, was sie haben und sich diese Haltung bei 50, 500, 5000 oder wie viel Menschen auch immer fortpflanzt, wenn der, der mehr hat dem, der weniger hat, etwas abgibt, dann werden alle satt. Und wenn das geschieht, dann ist das - angesichts unserer Welt wie sie nun mal ist - doch schon ein Wunder, oder ?
 Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen!

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