SWR4 Abendgedanken RP

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Teil 1

In vielen Kirchen feiern heute Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen noch einmal Weihnachten. Heute am Fest der Erscheinung des Herrn, am Dreikönigstag. Unsere orthodoxen Mitchristen feiern sogar erst heute ihr Weihnachtsfest. Die Koblenzer Innenstadtgemeinden haben auch diesmal zur gemeinsamen inneren Vorbereitung eingeladen. Mitten im Trubel des Weihnachtsmarktes. Pater Ludger Widmaier von den Arnsteiner Patres, Mitarbeiter in der Citykirche Koblenz, erzählt von der Entstehung dieser täglichen Meditationszeiten:

Die Adventmeditationen sind ja schon seit einigen Jahren hier in Koblenz üblich gewesen. Sie waren ursprünglich montags abwechselnd in verschiedenen Kirchen. An drei Montagen vor dem Weihnachtsfest und in einem Jahr haben wir im Arbeitskreis Ökumenische City Pastoral beschlossen, dass wir jeden Tag Adventmeditationen haben wollten und dass wir diese Adventmeditationen am besten in den Weihnachtsmarkt hineinlegen. So dass wir schon seit inzwischen drei Jahren die Adventmeditationen täglich vom 1. Advent bis 23. Dezember hier bei uns in der Citykirche haben. Weil der Weihnachtsmarkt direkt bei uns vor der Haustür ja stattfindet.

Die Veranstalter des Weihnachtsmarktes haben die Adventmeditationen sogar in ihren Kalender und ihr Programm aufgenommen. Die Standbetreiber haben gerne Werbung dafür gemacht. Dieses Zusammenspiel unterschiedlicher Interessen beeindruckt. Die Adventmeditationen bilden in ihrer Gestaltung Gegenpole zur geschäftigen Atmosphäre, die den Koblenzer Jesuitenmarkt und andere markante Plätze beherrscht. Sie bieten Ruhepunkte, die viele Mitmenschen in den vorweihnachtlichen Tagen suchen und ihnen auch inmitten eines Weihnachtsmarktes gut tun. Dass hier die Koblenzer Innenstadtgemeinden gemeinsam diese Adventmeditationen gestalten ist ein wichtiges ökumenisches Zeichen. Pater Ludger Widmaier:

An diesen ökumenischen Adventmeditationen nehmen die alt-katholische Kirche, die evangelische Kirche hier in Koblenz und die römisch-katholische Kirche in der Umgebung teil. Es sind hauptsächlich Geistliche und Hauptamtliche, die hier in der Umgebung tätig sind und die sich anbieten, nun dort mitzuarbeiten.

Es sind ökumenische Adventmeditationen, die von vielen mitgetragen und gestaltet werden. Ein ökumenisches Signal, das wahrgenommen wird. Das Weihnachtsfest, das die Gemeinden in ihren Kirchen örtlich getrennt feiern, verbindet. Die gemeinsame Vorbereitung darauf ist eine tiefe Erfahrung von Gemeinschaft, die das Miteinander der Kirchen stärkt. Die Menschwerdung Gottes, die Erscheinung des Herrn, gemeinsam zu bezeugen, ist den Gemeinden in Koblenz ein wichtiges Anliegen. Die Grundlage dazu bietet der Kalender „Der andere Advent“, der jährlich in Hamburg erscheint. Mehr dazu nach der Musik.

Teil 2

Heute ist das Fest der Erscheinung des Herrn. Epiphanie. Heute feiern die Christinnen und Christen noch einmal Weihnachten. In Koblenz haben sich die Innenstadtgemeinden gemeinsam auf dieses Fest vorbereitet. In täglichen Meditationszeiten, mitten im Trubel des Weihnachtsmarktes, findet ein „anderer Advent“ statt. Monika Kilian, Diplompsychologin und Pastoralreferentin in Koblenz, erzählt von der Gestaltung:

Es war uns wichtig, dass es keine großen Aktionen sind, sondern dass es eine überschaubare Zeit ist, zu der wir die Menschen einladen. Das heißt wir haben die Adventmeditationen so gestaltet, dass sie immer 20 Minuten dauern mit dem Angebot hinterher noch ein bisschen in Ruhe zu verweilen. Aber dass man weiß, so eine halbe Stunde Zeit nehme ich mir dafür und dann bin ich auch nicht länger gefangen genommen. Also der Ablauf ist fest strukturiert. Es beginnt immer mit einer Begrüßung, es gibt eine kleine Musik, dann ist der wesentliche Teil der Adventmeditation der Text des Tages aus dem Kalender „Der andere Advent“.

Der Kalender „Der andere Advent“ gibt dem Arbeitskreis Ökumenische Citypastoral, der diese Meditationen vorbereitet, eine wichtige innere Linie. Der Kalender ist geradezu zu einem Markenzeichen geworden. Zum Hören sind die Menschen eingeladen. Sie können dabei auch zur Ruhe kommen. Monika Kilian:

Danach ist immer eine satte Zeit der Stille. Auch das ist uns wichtig. Raus aus dem Trubel. Eine echte Zeit der Stille, die endet dann wieder mit einem kleinen Musikstück. Danach gibt es ein Gebet, ein Segenswort. Und noch mal eine Musik zum Ausklang.

Den Text des Kalenderblattes zu hören, eine Zeit der Stille zu haben, miteinander zu beten, das sind wichtige Elemente dieser täglichen Vorbereitungszeiten auf Weihnachten. Den Initiatoren ist es aber auch wichtig, dass täglich Musiker da sind, die diese Auszeit mit gestalten. Dass die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr steigen, zeigt, dass dieser Weg die Menschen anspricht. Monika Kilian:

Wichtig ist uns auch, dass wir mit Livemusik arbeiten. Es sind kleine musikalische Elemente. Mal von großen Profis gespielt. Aber wir haben auch den Eindruck so allmählich wird diese Meditation interessant für Musikschüler. Also es kommen auch Profis mit ihren Schülern und nutzen die Gelegenheit, dass man da eben auch kleine Auftritte haben kann und kleine Impulse setzen kann. Wir haben den Eindruck diese feste Struktur hilft wirklich eine kleine Zeit des Innehaltens mitten in der sonst recht turbulenten Vorweihnachtszeit zu haben. Wir merken auch jetzt im dritten Jahr, in dem wir es anbieten, dass allmählich herum spricht. Von Jahr zu Jahr werden die Teilnahmezahlen größer und wir haben den Eindruck, inzwischen gibt es tatsächlich Menschen, die darauf warten oder die das suchen und die sich das auch ein bisschen zu einem festen Element machen mehrmals in dieser Zeit in die Meditation zu kommen.

Es ist ein anderer Advent, mit dem sich Koblenzer Christen seit einigen Jahren auf Weihnachten vorbereiten und die Menschen dazu einladen. Und diese kommen seit Jahren gerne. Mehr dazu nach der Musik.


Teil 3.

Ich finde es einfach unheimlich angenehm nach der Arbeit des Tages hier hin kommen zu können, ein Stück ausruhen, etwas Hören zum Nachdenken und was mir auch gut tut, das ist einfach immer das Segensgebet.

Diese spontane Äußerung eines regelmäßigen Besuchers der Adventmeditationen spricht für sich. Seit einigen Jahren bereiten sich Christinnen und Christen der Innenstadtgemeinden in Koblenz gemeinsam auf das Weihnachtsfest vor, das mit dem heutigen Fest der Erscheinung des Herrn einen weiteren Höhepunkt erreicht. Die täglichen Meditationszeiten bis kurz vor den Festtagen werden gerne von den Menschen angenommen. Manche kommen zufällig beim Besuch des Weihnachtsmarktes in die Citykirche am Jesuitenplatz und lassen sich von der Atmosphäre gefangen nehmen. Andere wissen um den anderen Advent, der in ökumenischer Verbundenheit gestaltet wird, und kommen ganz gezielt in den Kurzgottesdienst. Nicht nur die Texte aus dem Kalender „Der andere Advent“ sprechen an. Auch die meditative Stimmung im Kirchenraum rührt im Menschen etwas an. Die Pastoralreferentin Monika Kilian betont die Bedeutung des Lichtes an diesen Abenden:

Nachdem wir uns entschieden hatten, diese Form der Meditation wirklich täglich, also 23 mal oder, je nachdem, wann der 1. Advent ist, 24 oder 25 mal anzubieten, haben wir uns überlegt auch auf eine alte Tradition, oder vielleicht ist es sogar die Erfindung des Adventkranzes zurückzugreifen. Nämlich täglich eine Kerze anzuzünden. Wir haben also zusätzlich zu dem Adventskranz mit den vier Kerzen bei unseren Meditationen immer die Anzahl der Kerzen, also 20 – 23 da stehen und nehmen jeden Tag eine weitere Kerze dazu. Das greift ein bisschen auf, was der Herr Wichern früher in Hamburg, der quasi als Erfinder des Adventskranzes gilt, auch in seinen Kinderheim ursprünglich so gemacht hat, also jeden Tag ein Kerzchen mehr, jeden Tag soll’s ein Stückchen heller und ein Stückchen wärmer werden in diesem Advent.

Die Texte, die in diese Atmosphäre hineingesprochen werden, und von den Besuchern in der Stille meditiert werden, sind sehr unterschiedlich. Manche sind kurz, andere sind etwas länger. Es sind Gebete, Gedichte oder Erzählungen. Texte, die anspruchsvoll sind. Texte, die ansprechen, sowie das folgende Gebet, das während einer Meditation vorgetragen wurde:

Gott, in dir ist Freiheit. Lass uns ausziehen aus allem, was uns gefangen hält und womit wir andere einengen. Gott, in dir ist Leben. Lass unser erkennen, welches unsere wirklichen Bedürfnisse sind und sie nicht mit Geschenkwunschlisten verwechseln. Gott, in dir ist Weite. Lass uns hineinfinden in den Raum deiner Verheißungen und die Überraschungen entdecken, die du für uns bereit hältst. Gott, in dir ist Freude. Lass uns immer mehr Erlöste sein und ein Segen für diese Welt.

Das war Blickpunkt Kirche. Ich bin Pfarrer Ralf Staymann von der alt-katholischen Kirche und wünsche Ihnen mit diesen Gedanken noch eine froh machende Weihnachtszeit und Gottes Segen für das Jahr 2010. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7510
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