Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die meisten Kinder tun es, selbst Jugendliche, auch Erwachsene lassen es sich nicht nehmen: Sie öffnen heute, am 1. Dezember, das erste Türchen ihres Adventskalenders. Hinter diesen Türchen ist dann ein Bild zu sehen, oder ein Stück Schokolade. Bei manchen Adventskalendern entwickelt sich Tag für Tag eine Geschichte. Bei anderen entsteht im Lauf der 24 Tage auf das Weihnachtsfest hin ein Bild oder eine Bildergeschichte.
Mit Freude und gespannter Erwartung öffnen Kinder und Erwachsene jeden Morgen das nächste Türchen. Ich finde, es ist ein positiver Nebeneffekt von Adventskalendern, diese Spannung aushalten zu lernen. Ich freue mich auf etwas, auf das ich noch warten muss. Nicht alles ist sofort zu haben, das lehrt uns das Leben. Doch das ist manchmal schwer zu vermitteln. Gerade in der Zeit vor Weihnachten: Wenn es schon seit vielen Wochen Weihnachtsgebäck gibt, das in den Familien erst in der Adventszeit gebacken und zu Weihnachten verschenkt und gegessen wird. Oder wenn in den Geschäften schon seit Wochen voll geschmückte Christbäume stehen. Da ist es gut, wenn der Brauch des Adventskalenders uns hilft, dass wir uns Weihnachten in Vorfreude Tag für Tag annähern können.
Die Adventskalender für Erwachsene helfen auch, mindestens einmal am Tag innezuhalten.
In meinem Adventskalender steht heute diese Geschichte:
“Am Hofe gab es starke und gescheite Leute, der König war ein König, die Mädchen waren schön und die Männer mutig, der Pfarrer fromm und die Küchenmagd fleißig – nur Columbin war nichts. Wenn jemand sagte: „Columbin, kämpfe mit mir“, sagte er: „Ich bin schwächer als du.“ Wenn jemand sagte: „Wie viel ist zwei mal sieben?“ sagte er: „Ich bin dümmer als du.“ Wenn jemand sagte: „Kannst du über den Bach springen?“, sagte er: „Nein, ich traue mich nicht.“ Als der König fragte: „Columbin, was willst du werden?“, antwortete er: „Ich will nichts werden, ich bin schon etwas, ich bin Columbin.“ (*1)
Und unter dieser Geschichte steht der Satz: „Gott liebt uns nicht, weil wir so wertvoll wären, sondern es ist genau umgekehrt: Wir sind so wertvoll, weil Gott uns liebt“ (Helmut Thielicke).


*1 Der Andere Advent 2009/10, Initiativen zum Kirchenjahr ANDERE ZEITEN E.V. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7209
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