Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Sommerzeit – Gartenzeit. Warum gehen viele Menschen so gern in den Garten? Was kann man dort sehen
und erleben? Vielleicht zuerst einmal, dass es schön ist, dass es wohl tut, sich in einem Garten aufzuhalten, darin zu arbeiten, zu sitzen, spazieren zu gehen, ihn zu bestaunen. Im Garten kommt beides zusammen:
was die Natur schenkt und was wir mit einem mehr oder weniger grünen Daumen hervorlocken können.
Ich kenne Menschen, die gern auch am Sonntag in den Garten gehen und dort tätig sind. Ich sage bewusst nicht: arbeiten. Sie mähen nicht den Rasen und beschneiden keine Bäume, machen keinen Lärm. Aber sie pflanzen und pflegen mit Freude und durchaus auch mit Muße und Andacht. In der Erde wühlen, Gras und Blumen riechen, Farben sehen, Tiere beobachten. Das Wachsen erleben, abhängig von Sonne, Wind und Regen.
Im Garten können wir das Geheimnis des Lebens verstehen, besser noch erfühlen und erspüren. Der Garten ist durchaus eine Art Lebensschule, hier ereignet sich das „Stirb und Werde“, hier ist die Kraft zu erleben,
die in den kleinen Samen und Knollen liegt, die groß werden. Wer selber gärtnert, wirkt darin mit und lernt, dass er Leben und Wachsen nicht machen kann, aber sehr wohl behindern oder begünstigen.
Noch etwas anderes scheint mir wichtig. Ein Garten ist nicht einfach dasselbe wie „die Natur“ oder ein Wald. Garten ist ein Stück Natur, aber gerodet, angelegt, bepflanzt und oft auch künstlich bewässert. Und: umzäunt. Das deutsche Wort Garten kommt von Gerte, weil man vielfach aus Gerten (mit e) also aus biegsamen Zweigen die Zäune geflochten hat. Garten, also ein geschützter, abgetrennter Raum, wo ich geborgen bin. Geschützt vor fremden Menschen, fremden Blicken, wilden Tieren. Trotzdem fallen auch in unsern Breiten manchmal die Wildschweine in Gärten ein, ganz zu schweigen von den gefräßigen Schnecken!
Die Bibel erzählt, daß die ersten Menschen in einem Garten gelebt haben. Sie müssen ihn verlassen, ihren ursprünglichen Lebensraum. Aber in ihrem Wissen und Fühlen nehmen sie ihn mit. Bis heute. Und so können wir uns im Garten auch hoffnungsvoll an das Paradies erinnern. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6632
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