Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Irre! Wahnsinn! Dass es so etwas gibt…“. So etwas höre ich meist draußen. In der Natur. Vor riesigen Ameisenhügeln, Sonnenuntergängen, dem Anblick einer klaren Sternennacht. Natur pur – das kann einen Menschen umhauen. Weil es so unfassbar ist wie komplex und genial alles funktioniert.
Ohne dass je ein Mensch seine Finger im Spiel gehabt hätte. Mancher sagt da:
„Spätestens wenn ich mir die Natur anschaue bin ich mir sicher: es muss einen Gott geben“. Eine nachvollziehbare Reaktion, aber: bringt mich das Gott näher? Der Theologe Helmut Thielicke sieht das ganz nüchtern. Er meint: „Ein paar fromme Schäuerchen, die einem da kommen könnten, können die Weichen meines Lebens nicht umstellen“.
Ich gebe ihm Recht. Die Ehrfurcht, die mich beim Anblick der Natur befällt, bringt mich nicht näher zu Gott. Eher von ihm weg. Denn: Der Gott, den ich hinter dem Universum, der ganzen Natur vermute, ist mehr als eine Nummer zu groß für mich. Was sollte ich mit ihm anfangen können, oder er mit mir?
Damit Gott in mein Leben kommen kann, muss etwas noch viel Größeres, Verrückteres passieren. Der riesige, unvorstellbare, zeitlose Gott macht sich klein. So klein, dass er in meine Welt passt. Er passt neben mich auf das Krankenbett, wenn ich ängstlich auf meine Operation warte. Gott passt hinter mich, wenn ich das heikle Gespräch mit meinem Chef suche. Gott passt sogar in meinen Familienalltag, der mich mürbe macht und zu Boden drückt. Gott, der über allem steht, zwängt sich in meine kleine Welt. Darin will er für mich sichtbar und spürbar werden. Deshalb kam Jesus, Gottes Sohn, auf die Erde. Weil Gott uns Menschen nah sein wollte. So nah, dass wir begreifen können: Dieser mächtige Gott liebt ausgerechnet uns.
Er, der Grashalme, Meere, Vulkane und Wüsten geschaffen hat, ist damit noch nicht zufrieden. Gott will und sucht Kontakt zu uns Menschen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Wahnsinn, dass es so was wirklich gibt….
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5896
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