Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Geschafft! Die Feiertage sind vorbei. Endlich wieder ein bisschen Normalität.
Aber was bleibt von den Festtagen außer zerknülltem Geschenkpapier und Plätzchenkrümeln? Was bleibt vom Wunder der heiligen Nacht außer den Geschenken, die weggeräumt oder umgetauscht werden müssen, und der Erinnerung an das gute Essen?

Ehrlich gesagt: Ich bin jedes Jahr froh, dass es nach Weihnachten nicht gleich wieder so richtig los geht. Es kommen ja noch mehr Feiertage und Wochenenden, die die freie Zeit verlängern. Und das ist gut so, finde ich. Weil ich die Stimmung von Weihnachten gar nicht so schnell vergessen will. Ich will gar nicht alles sofort aufräumen und weg packen.
Irgendwie brauche ich noch eine Übergangszeit, bevor der Alltag wieder kommt.

Die zwölf heiligen Nächte sind so eine Zeit. Das sind die Nächte und natürlich auch die Tage von Weihnachten bis zum sechsten Januar. Dem Drei-Königstag. Seit vielen Jahrhunderten begehen Christen diese Zeit ganz bewusst. Nur die nötigste Arbeit soll in diesen Tagen gemacht werden. Ansonsten soll Zeit sein, um Weihnachten mit der Geburt im Stall noch mal nachklingen zu lassen. Und um darauf zu warten, dass die drei Weisen beim Kind in der Krippe erscheinen. So wie es die Bibel erzählt.

Diese Zeit ist also ein bisschen wie ein langsamer Abschied vom Fest und ein Neubeginn. Und genau da rein fällt ja dann auch der Übergang vom alten ins neue Jahr. Die zwölf Nächte zwischen Heiligabend und dem 6. Januar geben mir die Möglichkeit, dies ganz bewusst zu erleben und mir dafür Zeit zu nehmen.

Die Arbeit nur auf das Nötigste beschränken, so wie es die Menschen früher gemacht haben – das ist allerdings gar nicht so leicht. Vor allem zwölf Tage lang nicht. Aber vielleicht hilft es auch schon, sich ganz bewusst für bestimmte Sachen zu entscheiden. Zum Beispiel, den Weihnachtsbaum auf jeden Fall bis zum 6. Januar stehen lassen. Und die Krippe auch.
Oder nicht gleich alles umtauschen, was man nicht haben will. Sondern es erst mal liegen lassen und sich freuen, dass einem jemand etwas geschenkt hat.
Oder zwölf Tage lang noch Weihnachtsmusik hören und die Sterne anschauen, die an den Fenstern kleben. Und jeden Tag einen Wunsch aufschreiben für das kommende Jahr.

Das alles kann mir helfen, Weihnachten nicht gleich wieder zu vergessen. Sondern es langsam mit in den Alltag zu nehmen. Damit ich auch in der kommenden Zeit weiß: Weihnachten war mehr als Essen und Geschenke.
Weihnachten das waren auch Begegnungen und Gespräche, Geschichten und Musik, Sterne und Engel und die Erfahrung, dass Gott es gut mit mir meint.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5101
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