Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute Abend werden viele Kinder sie wieder spielen: die Geschichte von der Herbergssuche. Von Maria und Josef, die in Bethlehem an jedes Haus klopfen und eine Unterkunft suchen. Überall werden sie abgelehnt, bis endlich einer sagt: Im Stall ist noch Platz.
Und Josef als Zimmermann wird sein bestes geben, um den Stall herzurichten. Damit sie es einigermaßen bequem haben. Und wenn das Kind da ist, dann wird es in die Krippe gelegt, als ob das das Kinderbett sei, und die Hirten werden kommen als ob Besuchszeit im Krankenhaus wäre. Auf einmal wird die ungemütliche Umgebung des Stalls genau der richtige Ort sein für die Geburt und die Zeit danach.

So oder so ähnlich wird es heute Abend bei den Krippenspielen in den Gottesdiensten zu sehen sein. Und dabei spielen die Kinder nicht nur eine Geschichte von vor 2000 Jahren. Sondern sie erzählen auch die Geschichte von vielen Menschen heute.

Von denen, die auf der Suche sind. Nach einem Ort, an dem man sich ein bisschen aufhalten kann. Ein Ort, an dem sie etwas Besonderes erleben können. Etwas, das sie berührt und glücklich macht.

Viele werden dazu heute in die Kirche kommen. Sie vielleicht auch. Und für manche wird das ähnlich fremd sein wie es der Stall für Maria und Josef war. Weil sie schon lange nicht mehr in der Kirche waren und sich da auch nicht so gut auskennen. Oder weil heute alles anders aussieht und so viele fremde Menschen da sind.
Das kann einen erst mal irritieren und vielleicht ein bisschen einschüchtern.

Vielleicht hilft es da, sich daran zu erinnern, was Maria und Josef wohl in der fremden Umgebung gemacht haben. Ich stelle mir vor: Sie haben sich eingerichtet, so gut es ging. Sie haben sich einen Platz zum Schlafen gemacht und etwas zu Essen besorgt und haben abgewartet, was passieren wird.

Schlafplatz und Essen brauchen wir im Gottesdienst nicht. Aber ein Liedblatt, wie es am Eingang verteilt wird, das hilft hier schon ganz schön weiter. Und ein bisschen Geld für das Opfer, das am Ende für arme Menschen auf der ganzen Welt eingesammelt wird, das ist auch gut. Und dann kann es helfen, sich einfach hinzusetzen und sich mit hinein nehmen zu lassen in die Geschichte von Weihnachten.

Vielleicht sind es die Weihnachtslieder, die Ihnen dann bekannt vor kommen. Oder die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium, die Ihnen vertraut ist. Vielleicht können Sie auch gar nicht so genau sagen, was eigentlich passiert und merken einfach nur am Ende: hier war ich am richtigen Ort. Hier habe ich für kurze Zeit eine Heimat gehabt.

Heute Nachmittag und heute Abend laden alle Kirchen zu ihren Gottesdiensten ein: Wenn Sie kommen möchten, dann wünsche ich Ihnen, dass Sie dort ein Stück Heimat und Geborgenheit finden.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5100
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