Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich glaube, ich verstehe jetzt besser, warum Gott an Weihnachten ein kleines Kind geschickt hat. Um die Welt zu retten.
Vorher hat er es ja immer mit Erwachsenen versucht. Meistens mit gestandenen Männern. Propheten hat er geschickt, die haben der Menschheit Gebote gebracht. Sie haben gewarnt, gedroht, appelliert, geschimpft, ‚macht endlich Frieden’. Manchmal hat Gott es auch mit Katastrophen versucht, vielleicht wird die Menschheit ja aus Schaden klug. Und, haben wir uns gebessert?
Da hilft nur noch mein Sohn, hat sich der liebe Gott da gesagt. Und den schick ich nicht als gestandenen Mann, sondern als Kind. Vielleicht lassen sich davon ja die Menschen zum Besseren rühren.
Ist seine Rechnung aufgegangen? Vielleicht hat Gott uns mehr zugetraut. Dass wir uns spürbarer bewegen lassen von seinem kleinen Sohn. Aber ich bin sicher, vergebens war es auch nicht. Sein Jesus hat unsere Welt verändert. Kann in mir und Ihnen Kräfte wecken. Wenn ich mich berühren lasse. Vom kleinen Jesus und von jedem Kind, das auf diese Welt kommt. Denn in jedem Kind, wird auch ein Stück vom kleinen Jesus lebendig. Ich habe es in dieser Adventszeit zweimal gespürt. Wie Kinder Erwachsene anrühren können. Mit Leben. Und Frieden.
Letzte Woche: Volle Straßenbahn, Berufsverkehr. Alle Leute ein bisschen mufflig. Und dann steigt auch noch eine Truppe Kindergartenkinder ein. Quirlig, laut. Einer der Knirpse drückt sich direkt neben mich. Hält sich an einer Stange fest. Dann lässt er los. Und als er wieder zufassen will, erwischt er mein Bein. Sie ist schön, diese kleine Hand. Da merkt er, dass er sich vergriffen hat, schaut erschrocken hoch. Ich kann nicht anders als ihn anzulächeln. Meine Muffeligkeit ist weg. Verdienen es diese Kleinen nicht, dass wir für Sie die Welt besser machen?
Und das zweite Erlebnis: Eine Beerdigung. Die Menschen dunkel, still, verzagt. Mit dabei ein kleines Mädchen. Eineinhalb. In der Gaststätte setzt sie ihr kleines Licht in die Trauer. Und man spürt wie froh alle sind, dass sie da ist. Mit ihrem Leben. Ein kleines Gottesgeschenk. Und alle werden angesteckt, sich an dem kleinen Kind zu freuen und zu lachen.
Ich glaube, so hat der liebe Gott sich das gedacht, als er uns seinen Sohn in die Krippe gelegt hat. Dass er damit unsere alte Welt neu macht. Und Sie und mich zum Guten rührt.
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