SWR3 Gedanken

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27APR2024
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Wird unsere Gesellschaft zu „vielfältig“, zu „bunt“. Obwohl die Wörter vielversprechend klingen, haben viele Angst davor. Die Nachbarn heißen heute nicht mehr Schmidt oder Maier, sondern Melnyk oder Khaled. In der Werbung hüpft ein Kind zwischen seinen zwei Mamas auf und ab, und die Namen der Fernsehmoderatoren muss man erst mal üben. Bei uns treffen nicht nur viele Nationalitäten aufeinander, sondern auch neue Lebensformen und Geschlechter. Und das wird einigen wohl zu unübersichtlich.

Mir hilft da das Bild eines Salates. Die leckersten Salate bestehen doch aus vielen Zutaten, die sich geschmacklich ergänzen: Salatblätter, Kirschtomaten, Croutons, Ziegenkäse, Feigen, Putenstreifen, Pilze, Paprika, Speck oder Pinienkerne. Spitzenköchinnen raten: In jedem Gericht sollten die vier wesentlichen Geschmacksrichtungen vorkommen: süß, sauer, salzig, bitter. Und so entsteht aus vielen unterschiedlichen Zutaten etwas Neues und Leckeres.

Und mindestens genauso wichtig wie die verschiedenen Zutaten ist beim Salat das Dressing: Es verbindet, es gibt Geschmack, es wirkt ausgleichend, es umgibt jede Zutat und sorgt dafür, dass es flutscht. Wenn wir Menschen die Salatzutaten sind, dann ist das Dressing unser Wohlwollen gut zusammenzuleben. Und im besten Fall die Bereitschaft zu teilen, sich gegenseitig zu unterstützen, den anderen so zu lassen wie er ist, keine Angst zu haben sondern neugierig zu sein, Unterschiede auszuhalten. Wenn dieses Wohlwollen da ist, dann kann es ein ganz leckerer und bunter Salat werden, den wir alle genießen können. Guten Appetit!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39780
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