SWR3 Gedanken

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24APR2024
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In Sigmaringen im Donautal hat sich ein kleines Wunder ereignet. Manche sagen auch: ein großes. 1945 hatten der Bürgermeister und der Pfarrer erfahren, dass die Stadt bombardiert werden solle – unter der Auflage, es streng geheim zu halten. Am Sonntag hat der Pfarrer in seiner Predigt mit eindringlichem Unterton den Sigmaringern vorgeschlagen: „Gott hat uns heute so einen schönen Tag geschenkt. Geht alle hinaus in den Wald, nehmt eure Lieben mit, bleibt über Nacht und dankt Gott dafür.“ Sie haben wohl geahnt was das bedeutet und sind deshalb wirklich alle in den Wald aufgebrochen zum Übernachten.

Am nächsten Morgen zieht plötzlich dicker Nebel auf. Die Leute im Wald hören das Dröhnen von Jagdbombern. Sie wissen, was das bedeutet, und sie zittern vor Kälte und vor Angst um ihre Stadt. Doch der Lärm zieht vorbei, der Nebel ist einfach zu dicht. Die Sigmaringer sind bis heute überzeugt: „Es hat nie wieder einen Frühling mit so dickem Nebel gegeben wie damals. Der Heilige Fidelis hat uns beschützt.“

Der Heilige Fidelis ist der Stadtheilige von Sigmaringen. Er wurde dort vor fast 450 Jahren geboren, und man kann heute noch seine Wiege besichtigen. Er war Seelsorger im 30-jährigen Krieg, und bis heute gibt es ein Stipendium für arme Studierende aus seiner Heimatstadt. Wie viele Heilige war er so etwas wie eine Brücke zwischen Himmel und Erde. Heilige machen erfahrbar, dass es mehr gibt als nur das, was wir mit unseren Sinnen erfahren können. Leider passiert es nicht sehr oft und auch nicht auf Bestellung. Aber 1945 in Sigmaringen wurde auf wunderbare Weise eine Katastrophe verhindert. Und so wurde - trotz dichten Nebels - ein bisschen vom Himmel spürbar.

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