SWR4 Abendgedanken

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17APR2024
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Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie und ihr Mann auf einer Demo für Menschenrechte und Demokratie waren. „Seit dem Nato-Doppelbeschluss waren wir nicht mehr auf einer Demo“, sagt sie ärgerlich.

Das, was beim Masterplan-Treffen in Potsdam, in Büchern und sogar bei Reden im Bundestag geäußert wird, darf nach ihrer Ansicht nicht unwidersprochen bleiben. Sie will einstehen für die Menschenrechte und für die Menschenwürde.

Aber was ist das denn, „Menschenwürde“? Gibt es so etwas? Sind wir nicht alle nur Tiere? Zu 95% ist unser genetisches Erbgut baugleich mit dem vom Schwein. Ein Kabarettist hat einmal gesagt: „Ich denke immer, wenn ich in eine Metzgerei gehe, dass es ein reiner evolutionärer Glücksfall ist, dass ich auf dieser Seite der Theke stehe“ (Dieter Nuhr).

Ich würde wahrscheinlich ähnliche Sprüche von mir geben, wenn ich nicht an einen Gott glauben könnte, der jeden einzelnen Menschen im Blick hat. Ich glaube an den Gott, der selbst Mensch wurde, um uns Menschen das zu zeigen. Dieser Mensch, Jesus, zeigt den Gott, der nicht nur „die“ Menschen allgemein, sondern jeden einzelnen von uns liebt.

Jesus erzählt deshalb all die Geschichten von der Unersetzlichkeit des Einzelnen. Das verlorene Geldstück ist so eine Geschichte, der verlorene Sohn – und natürlich die Geschichte von dem Schäfer, der 100 Schafe hatte, aber eines kam ihm abhanden.

Da lässt er die 99 anderen im sicheren Gehege zurück und sucht so lange, bis er das verlorene Schaf gefunden hat. Und die Freude darüber ist riesig! So, sagt Jesus, freut sich der Himmel über jeden einzelnen Menschen, wie gut oder schlecht er auch ist. Er hat Würde.

Ich weiß nicht, wie ich die Würde „des Menschen“ sonst begründen sollte. Das genetische Material ist es nicht. Das Verhalten ist es nicht. Der Intellekt kann es auch nicht sein, sonst wären Viele würdelos.

Die Würde liegt begründet darin, dass es einen gibt, der sie uns gab. Sie ist – von außen – in uns hineingelegt. Und genau deshalb ist die Würde des Menschen unveränderlich.

Meine Freundin hat recht, dafür einzustehen und zu demonstrieren. Wer diese Würde nicht allen Menschen gleichermaßen zuspricht, muss andere Kriterien anlegen. Solche Menschen unterscheiden automatisch zwischen besseren und schlechteren Menschen, ziehen einen Graben zwischen „wir“ und „die“. Aber die Würde des Menschen ist unantastbar. Denn sie kommt von Gott.

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