SWR3 Worte

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19APR2024
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Armut und Hunger bringen Menschen zum Stehlen – eine buddhistische Erzählung findet darauf eine überraschende Antwort:

Ryokan, ein Zen-Mönch, wohnte in einer kleinen Hütte am Hang. Er lebte wie alle Zen-Mönche einfach und bescheiden. Eines Abends, als er im nahegelegenen Dorf war, durchwühlte ein Dieb seine Hütte. Der Dieb suchte und suchte – aber es gab nichts, was sich zu stehlen gelohnt hätte. Gerade als er sich wieder davonmachen wollte, kam Ryokan zurück. ‚Du bist einen weiten Weg gegangen, um mich zu besuchen‘, sagte er zu dem Dieb, ‚und du hast lange und vergeblich gesucht, um etwas für dich zu finden. Du sollst nicht mit leeren Händen von mir weggehen. Nimm dieses hier, was ich aus dem Dorf zum Essen mitgebracht habe. Und nimm meine Kleider als ein Geschenk von mir.‘ Der Dieb war verblüfft. Er nahm die Kleider und das Essen und verschwand so schnell er konnte. Ryokan setze sich nackt und hungrig vor seine Hütte und betrachtete den Mond. ‚Armer Kerl‘, murmelte er, ‚ich wünschte ich könnte ihm noch diesen wunderschönen Mond schenken.‘

Grundkurs KU, Neuausgabe

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