Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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19APR2024
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Worte können verletzen, ja regelrecht vernichten. Anfeindungen und Drohungen in den sozialen Netzwerken, Kränkungen und Beleidigungen perlen nicht einfach ab. Sie machen Angst und verwunden. Ehrenamtliche geben ihr Engagement auf, Kommunalpolitiker ihr Amt, weil sie den Shitstorm, die Anfeindungen gegen sich und ihre Familien nicht mehr ertragen. Dabei hat die Anonymität eine besondere Bedeutung: Sie erleichtert hinterhältige Gemeinheiten und erschwert die Gegenwehr.

Das Problem ist nicht neu, es existiert nicht erst mit dem Internet. Die Bibel ist voller Klagen über Verleumdung, Spott und üble Nachrede. Zunge und Mund, aus denen die verletzenden Worte kommen, werden als scharfes Messer, als Schwert und spitze Pfeile bezeichnet, die schlimmstenfalls töten können. Kein Wunder, dass viele Beter sich an Gott wenden und um Schutz bitten vor übler Nachrede und Beschimpfung.

Die Bibel schaut aber auch auf die Spötter, Lügner und Verleumder und was ihre hasserfüllten Reden mit ihnen selbst anstellen. Wer hasst, schadet nicht nur seinem Opfer, er verdirbt sich selbst, bringt sich selbst in Schwierigkeiten. Denn Hass ist wie ein seelischer Krebs, er verzehrt den Hassenden von innen, bringt ihn um gute Tage und verdunkelt sein Leben. Ganz anders, wer sich von Verleumdung und Lüge fernhält. Den vergleicht die Bibel mit einem lebendigen Baum, der ans Wasser gepflanzt keinen Mangel leidet, sondern Blätter treibt und Früchte bringt. Einfach mal den Mund halten und Ärger oder Wut nicht in die Tasten hacken – dann geht es einem vielleicht selbst besser.

Das hilft aber nicht denen, für die Hassreden im Netz ein Weg sind, sich selbst aufzuwerten, sich wichtig zu machen. Denn durch Schweigen und Selbstbeherrschung fällt man im Netz nicht auf. Hier macht die Bibel einen anderen Vorschlag: Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen, verschaffe dem Bedürftigen und Armen sein Recht. Auch mit dem Einsatz für andere kann ich mir Gewicht verschaffen und Bedeutung – ohne dass es mich innerlich zerfrisst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39694
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