SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

01APR2024
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Monte Scherbelino. So heißt im Volksmund ein Hügel in Stuttgart. Eigentlich heißt er Birkenkopf. Aber weil es ein Schuttberg aus Trümmern des Zweiten Weltkriegs ist, nennen die Leute ihn so: Monte Scherbelino. In Stuttgart wie in vielen anderen deutschen Städten konnte man sehen, wo man nach einem Krieg steht: Vor einem Scherbenhaufen. So viele kaputte Häuser, so viele Tote, so viele zerstörte Lebenspläne.

Eine Gruppe von Christen in Stuttgart trifft sich heute Nachmittag um 15 Uhr auf dem Monte Scherbelino, um sich daran zu erinnern. Und sich darin zu bestärken, dass Krieg das Schlimmste ist, was Menschen einander antun. „Nie wieder Krieg!, ist deshalb ihre gemeinsame Parole. Gleichzeitig wissen sie, dass es wieder Krieg gibt auf unserer Welt. In der Ukraine schlagen jeden Tag russische Bomben ein; und das ist näher, als wir glauben. Israel wurde von der Hamas heimtückisch attackiert. Und als Deutsche liegt uns besonders daran, Israel und seine Menschen zu unterstützen.

Ostermontag auf dem Monte Scherbelino. Oben auf dem Hügel steht ein Kreuz. Seit Karfreitag hängen dort vier Dornenkronen. So eine, wie Jesus sie auf seinem Kopf hatte, um ihm Schmerz zuzufügen, ihn leiden zu sehen. So böse kann der Mensch sein, so grausam, so gewalttätig. Das gehört auch zu Ostern, weil die Auferstehung keine andere Welt schafft, sondern mitten im Leben geschieht. Damals wie heute. Bevor Gott seinen Sohn auferweckt hat, musste der Leid und Tod durchmachen. So scheint das geregelt zu sein auf dieser Welt. Und wer klug ist, täuscht sich nicht über diese harte Realität. Auf dem Scherbelino stehen die vier Dornenkronen für vier Aspekte, die dem Frieden dienen, wenn wir sie beachten. Nicht zu vergessen, was war, und aus der Erinnerung lernen. Sich nicht dem Krieg hinzugeben, ihm nicht das letzte Wort zu überlassen. Zu akzeptieren, dass es keine Welt ohne Leid gibt, es aber gilt, das Leiden erträglich zu machen. Die vierte Dornenkrone steht für meine persönliche Schuld, die Schattenseiten, mit denen ich anderen das Leben schwer mache.

Wer Ostern feiert, glaubt daran, dass es einmal anders sein wird als bisher. Kein Leid mehr, kein Krieg. Alles, was ist, lebt in Harmonie – mit sich, mit anderen, und mit Gott. Er beendet den Kreislauf des Todes, wo ein Geschöpf dem anderen nach dem Leben trachtet. Die Stuttgarter Christen laden heute auf den Scherbelino ein. Um das nicht zu vergessen. Nie!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39649
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