SWR4 Sonntagsgedanken

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Wer „Peter“ oder „Paul“ heißt, hat heute Namenstag. Herzlichen Glückwunsch! Am 29. Juni erinnert ein eigenes Fest an jene beiden Männer, die in die Ursprungszeit der christlichen Kirche gehören: Petrus und Paulus.
P e t r u s, der ältere der beiden, hieß ursprünglich Simon, lebte am See Genesaret in Palästina und war von Beruf Fischer - ein Mann mit ungewöhnlichen Interessen, denn eines Tages ließ er alles liegen und stehen und schloss sich Jesus an, dem Wanderprediger aus Nazaret.
Simon war begeistert. Jesus war doch ein großartiger Volksfreund und Wundertäter! Von überall her strömten die Leute mit ihren Kranken herbei und Simon wurde Zeuge, wie viele geheilt wurden. Es fiel ihm nicht schwer, Jesus zu glauben, dass Gott alle Menschen ohne Vorbehalt liebt. Hatte er doch den Beweis täglich vor Augen!

Für Simon war klar und er sagte es laut: Jesus ist der Messias, der von Gott verheißene Befreier, auf den die Menschen warten. Und vermutlich fand er es ganz in Ordnung, dass ihm Jesus daraufhin den Beinamen ‚Petrus’, das bedeutet: ‚der Fels’, gab. Jawohl, auf ihn war Verlass!

Dann: jene furchtbare schwarze Nacht. Simon Petrus hat sich heimlich in den Hof des hohepriesterlichen Palastes geschlichen und kauert verängstigt am Feuer. Jesus ist verhaftet worden und wartet auf seinen Prozess. Für Simon ist nun alles aus und vorbei. Da ist eine aufdringliche Magd, die ihn offensichtlich als Jesus-Anhänger erkannt hat. Petrus widerspricht: „Nein, ich kenne diesen Menschen nicht!“ – ein Mann voller Angst, der seine Haut retten will. .
Jesus allerdings hatte vorausgesagt, dass es so kommen würde, und als sich Simon Petrus daran erinnerte, „ging“ er „hinaus und weinte bitterlich“(Lukas 22,62).
Simon, der Fels, auf den Jesus seine Kirche bauen will, weint:
über sich selbst, über das Leiden seines Herrn, über die Traurigkeit der Welt.

Er weint - doch diese Tränen sind nicht das Ende. Nach Ostern wird ein verwandelter Petrus vor die Menschen treten und Jesus Christus als den lebendigen Herrn verkünden. Unter Kaiser Nero wird er dafür in Rom im Jahr 67 hingerichtet.

Als Pa u l u s, der erste große Missionar der jungen Kirche, in den Städten seiner Zeit auftrat, sah es dort religiös bunt und verwirrend aus. Überall standen Tempel und Götterstatuen, aber die alten Religionen hatten abgewirtschaftet: Verschiedene Sekten und esoterische Kulte warben um die Gunst der Menschen. Was hatte der kleine unansehnliche Paulus dagegen zu bieten? Kein Sponsor, kein Werbeapparat griffen ihm unter die Arme. Da war nur er selbst mit seiner glühenden Leidenschaft für Jesus Christus. In einem umstürzenden Bekehrungserlebnis hatte er ihn als d i e Wahrheit seines Lebens erkannt. Unermüdlich, unter größten Strapazen reiste er seitdem durch Städte und Länder, wagte den Schritt von Asien nach Europa und trug so das Evangelium in die große Welt – ein Mann der Globalisierung.
Besonders eine Erfahrung war für ihn entscheidend geworden: Nicht dadurch werden wir zu „erlösten“ Menschen, dass wir eng gefasste religiöse Gesetze buchstabengetreu befolgen und dafür von Gott belohnt werden wollen. Gott ist kein Buchhalter! Es „genügt“, sich ihm „im freien Fall“ zu überlassen, in Glaube und Vertrauen. Kein unvernünftiger, „blinder“ Glaube ist gemeint, sondern einer, der Jesus Christus im Blick hat und der sich an ihm orientiert.
Petrus und Paulus, die Heiligen des heutigen Tages, wurden in der Kirchengeschichte auch für konfessionelle Interessen vereinnahmt oder sogar gegeneinander ausgespielt. Doch nur zusammen sind sie wichtige „Säulen“ der Kirche.
Petrus durchlief Stationen des Glaubens, die Menschen immer wieder erleben: von anfänglicher Begeisterung über Bedenken und Zweifel bis hin zu den dunkelsten Stunden mit der Frage: Wo ist Gott?
Es kann uns ermutigen, dass Jesus gerade ihm, der in der Gefahr schwach wurde, die Führungsrolle unter den Jüngern übertrug.. .„Du weißt, dass ich dich liebe,“ war das einzige, was er vorzuweisen hatte, und dem Herrn genügte das.
Und da sind wir im Zentrum der christlichen Botschaft, Auch für Paulus, den rastlos Tätigen, ist der allein gültige Maßstab die Liebe. Sie ist „das Band, das alles zusammenhält“, schreibt er in seinen Briefen (Kolosser 3,14). Fehlt die Liebe, verliert alles an Wärme, Fülle und Ausstrahlung, was ein Mensch sagt oder tut. Das gilt ebenso für die Kirche als ganze.

Paulus sagt:
„Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei: doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“(1. Brief an die Korinther, 13,13). https://www.kirche-im-swr.de/?m=3963
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