SWR3 Gedanken

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05APR2024
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Einst fragte ein römischer Statthalter des eroberten jüdischen Landes Rabbi Akiba provozierend:  „Wessen Werke sind eigentlich schöner, die Werke eures G-ttes, oder die der Menschen?“  Rabbi Akiba antwortete:  „Die Werke der Menschen.“  Diese Antwort überraschte den Statthalter und ließ ihn erwidern:  „Kannst du vielleicht Himmel und Erde erschaffen?“ – „Du  erwähnst etwas, was außerhalb der menschlichen Macht liegt?“ -   wandte darauf der Rabbi ein.  „ Nehmen wir doch etwas alltäglicheres.“

 Akiba ließ nun goldgelbe Ähren vom Felde und knusprige Brote vom Bäcker holen.  Er zeigte auf die Ähren: „ Das ist das Werk G-ttes.“  Dann  wies er auf die Brote hin: „Und das ist das Menschenwerk.  Ist es nicht noch schöner?“    Dann stellte er die Frage:  „Ist denn das Werk des Menschen nicht schöner, als das Werk G-ttes?“

Man könnte in diesem Gespräch die Herausforderung G-ttes sehen, der jedoch gleichzeitig auch den Menschen herausfordert.  Dies verdeutlicht, daß uns G-tt, der Schöpfer das „Rohmaterial“ liefert, das wir in dieser Welt nur „verwalten“ und „verarbeiten“.  Auf welche Weise wir es tun, liegt in unserer Hand.  Darin besteht die Verantwortung aller Menschen G-tt und seiner Welt gegenüber.

Es ist gewiß kein Zufall, daß der altertümliche Rabbi jene menschlichen Produkte als schöner, als die Werke G-ttes bezeichnete,die die elementaren Bedürfnisse befriedigen können, wie den Hunger zu stillen und die Not der anderen zu lindern.  Ich wünsche Ihnen und mir – meine Zuhörer und Zuhörerinnen-, dass es uns in einem ähnlichen Sinne gelingen möge, das G-tteswerk zu übertreffen.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39589
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