Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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19MRZ2024
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Er steht meist im Schatten, abseits des Geschehens. Die Bibel erzählt nicht viel vom heiligen Josef, dessen Gedenktag die katholischen Kirche heute feiert. Und doch: Wenn wir die biblischen Geschichten um die Geburt Jesu herum betrachten, dann hatte er eine – wenn nicht sogar die entscheidende Rolle. Leben oder Tod für die schwangere Maria, das lag nach damals geltendem Recht in seiner Hand. Denn als seine Verlobte war sie rechtlich gesehen schon seine Ehefrau. Dass sie von einem Anderen schwanger war, bedeutete somit Ehebruch und der wurde mit Steinigung bestraft. Doch Josef ist nicht rachsüchtig. Er will nicht, dass Maria bestraft wird und stirbt. Deshalb will er sich in aller Stille von ihr trennen. Das zeugt von Größe. Die Bibel nennt Josef deshalb einen Gerechten. Wir würden ihn heute vielleicht als einen „rechten Mann“ bezeichnen. Einer, der sich selbst treu bleibt und das tut, wovon er überzeugt ist. Josef vertraut nicht nur dieser inneren Stimme seines Gewissens, er hört auch auf seine Träume. Und das ist entscheidend für den Fortgang der Geschichte: Ein Bote Gottes erkärt ihm was geschehen ist, was es mit diesem Kind auf sich hat und was er zu tun hat, um Maria und das Kind zu schützen.

Viel mehr erfahren wir nicht über ihn. Kein einziges gesprochenes Wort ist von Josef überliefert. Aber dass er für Jesus eine wesentliche Rolle gespielt hat, davon bin ich überzeugt. Nicht nur, dass der von ihm das schreinern und zimmern gelernt hat. Vermutlich war es Josef, der ihm die Heilige Schrift erklärt und ihm die religiösen Traditionen beigebracht hat. Seine Sicht auf Gott, Mensch und Natur.

Es mag reine Spekulation sein und doch liegt für mich auf der Hand, dass hinter dem wunderbaren Gleichnis Jesu vom barmherzigen Vater, seine eigene Vatererfahrung mit Josef steht. Zu ihm konnte er kommen, ganz gleich was passiert ist. Er hat ihn geprägt. Ihm vorgelebt, was es bedeutet ein „Gerechter“ zu sein. Ein Mensch mit weitem und großen Herzen, der nicht primär dem Gesetz, sondern Gott und den Menschen gerecht werden will.

Von daher ist er auch für mich ein Vorbild, dieser Josef, der unaufgeregt handelt - mit einem feinen Gespür für das, was jetzt gerade dran ist

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39520
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