SWR4 Abendgedanken

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12MRZ2024
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Seit einem Jahr ist meine Tochter eine Königin. Und zwar auf den Tag genau. Denn heute vor einem Jahr wurde sie getauft.

Für meinen Mann und mich war dieser Tag etwas ganz Besonderes. Wir glauben beide an Gott, sind selbst als Kinder getauft worden und in der katholischen Kirche und ihrem Glauben aufgewachsen. Auch wenn unsere Tochter noch klein ist und ihren ganz eigenen Weg gehen wird, wünschen wir ihr, dass sie Gott und seine Liebe kennenlernt. Dass sie in diesen Glauben von Anfang an hineinwachsen kann. Und heute an ihren Tauftag feiert meine Tochter ihren ganz persönlichen Königinnentag. Denn als getaufte Christin ist sie Königin!

Das Wort „Christin“ kommt von „Christus“ und das stammt wiederum vom hebräischen Wort „Messias“. Das heißt übersetzt „der Gesalbte“. In der Zeit der Bibel bedeutet dieser Titel etwas ganz Besonderes, denn nur Könige wurden gesalbt und auf diese Weise direkt von Gott eingesetzt. Die Salbung war also eine Art Krönung.

Bei ihrer Taufe wurde meine kleine Tochter auch gesalbt.  Der Pfarrer hat etwas geweihtes Öl genommen, den sogenannten „Chrisam“, und vorsichtig auf ihren Kopf gestrichen. Das soll zeigen: Dieses Kind soll eine Königin sein, so wie Jesus Christus ein König ist.

Denn Jesus war ein besonderer König. Er wollte nicht über alle anderen herrschen, sondern im Gegenteil: Er wollte allen dienen. Jesus hat zu den Menschen gesagt: „Wenn wir alle in Gottes Königreich leben wollen, dann muss einer dem anderen helfen, dann müssen die Armen und Ausgestoßenen auf den Ehrenplatz sitzen. Dann muss der Kleinste unter uns der Größte sein.“

Christin oder Christ sein heißt also genau das: Eine Königin, ein König sein. Es ist nicht mehr nur einer König über alle anderen, sondern in Gott haben alle diese besondere Würde. Nur, dass Christen eben ganz andere Könige sind. Sie sollen nicht aus Macht herrschen, sondern aus Liebe dienen. Eine Demokratisierung der Monarchie könnte man das vielleicht auch nennen.

Zu ihrem ersten Geburtstag hat unsere Tochter eine bunte Geburtstagskrone geschenkt bekommen. Heute, an ihrem Tauftag, darf sie diese Krone auch wieder tragen. Nur dass sie die Krone dann nicht alleine trägt. Denn in Gottes Augen sind wir alle Königinnen und Könige.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39475
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