Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06MRZ2024
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Ich jogge immer noch. Habs mir Anfang des Jahres vorgenommen und halte es durch. Anderes kann ich nicht so gut auf Dauer. Auf Süßigkeiten verzichten zum Beispiel. Das hatte ich mir für diese Fastenzeit fest vorgenommen. Aber schon nach ein paar Tagen bin ich eingeknickt.

Warum überhaupt dieser ganze Tanz um das Fasten? Vom Kopf her weiß ich, wie wichtig Fasten ist. Gerade heute, in dieser Zeit. Wo alles immer und überall verfügbar ist. Nachrichten, Posts, Musik. Aber auch Erdbeeren oder Trauben: Alles immer da.

Ich hab letztens eine Plakatwerbung für irgendeinen Lieferdienst gesehen. Da wird nur ein Gesicht gezeigt und drumherum lauter Gemüse, Gummibärchen oder andere Waren. Das sieht fast so aus, als würde jemand im Konsum ertrinken. Ein passendes Bild zur Fastenzeit. Ich selbst habe immer wieder das Gefühl in all dem, was mich umgibt, unterzugehen. Weil es von allem so viel gibt. Da krieg ich gar nicht mehr mit, was mir eigentlich guttut. Was ich tatsächlich brauche und was überflüssig ist.

Das ist für mich der Sinn vom Fasten. Abstand gewinnen, um mich selbst zu spüren. Um wahrzunehmen, was ich wirklich brauche. Ich selbst und andere.

Das macht mir auch ein biblischer Text klar. Am Anfang seines öffentlichen Auftretens steht bei Jesus eine Auszeit. Er geht in die Wüste. Dahin, wo es nichts gibt – außer endlosem Sand. Hier besinnt sich Jesus, sammelt Kraft für sein Reden und Handeln. Ein radikales Fasten, aus dem heute eine weltweite Gemeinschaft von Glaubenden geworden ist.

Seit ich mir das bewusst gemacht habe, jogge ich anders. Faste sozusagen beim Laufen. Sammle Kraft und besinne mich. Nehme Abstand zu den Dingen. Und hoffe so, dass ich wieder den Blick gewinne für das, worauf es ankommt und was wirklich wichtig ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39461
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