SWR3 Gedanken

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26FEB2024
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„Sie muss sich besser an die Regeln halten“ – das sagt mir die Erzieherin meiner Tochter. Meine Tochter ist acht Jahre alt und geht nach der Schule immer in den Hort. Sie fühlt sich dort wohl – aber offensichtlich „schafft sie es nicht, sich an die Regeln zu halten“: Trödeln auf dem Schulweg, Quatsch machen beim Mittagessen…

Ich verspreche der Erzieherin, mit meiner Tochter darüber zu reden. Und das tu ich auch. Ich sage ihr: „Ich verstehe dich – mir ging das früher auch immer so. Aber versuch halt mal nicht so zu trödeln…“

Aber meine Tochter gibt sich damit nicht zufrieden: „Warum? Warum soll ich mich an all die doofen Regeln halten?“.

„Regeln sind halt Regeln“ – aber das greift viel zu kurz. Das wusste auch schon Don Bosco – der war Priester in der Zeit der Industrialisierung. Damals mussten Kinder einfach funktionieren. Da hat sich niemand groß Zeit genommen für sie. Don Bosco aber fordert mehr. Er will, dass Kinder Regeln nicht nur befolgen, sondern sie auch verstehen. Kinder sollen den Sinn hinter all den Strukturen erkennen. Nur wenn sie den Sinn verstehen, können sie selbst auch sinnvoll die Welt mitgestalten. Und darum geht’s doch: Dass Gott uns diese Welt überlassen hat, damit nicht nur die alten, erwachsenen Leute die Verantwortung dafür übernehmen. Sondern auch die Kinder und Jugendlichen. Und vor allem die haben doch das beste Gespür dafür, was gerecht und ungerecht ist – aber dabei brauchen sie eben noch Unterstützung, all das zu verstehen, was in dieser Welt so passiert.

Meine Tochter und ich denken zusammen nach, warum es die ganzen Regeln in ihrem Hort gibt. Sie versteht, warum es wichtig ist, auf die anderen Kids Rücksicht zu nehmen. Dass es auch dazu gehört, pünktlich zu sein und in Ruhe Mittagessen zu können. Und dieses Gespräch ist ein guter Anfang für das, was da bald noch auf uns zukommt: die Pubertät.

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