SWR2 Wort zum Tag

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16FEB2024
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Immer öfter kommen mir Todesanzeigen ins Haus - auch von Menschen, die jünger sind als ich.  Selbst schon über 85 Jahre alt, rückt mir natürlich auch der eigene Tod immer mehr auf das Fell. Keine Sorge, ich möchte Ihnen mit diesem Thema den Morgen nicht verderben, ganz im Gegenteil.  Ich weiß, ich berühre ein Tabu. Aber irgendwie ist die Sache mit Vergehen und Sterben doch so präsent, dass es guttut, genauer hinzuschauen und darüber nachzudenken. Seit vorgestern, seit dem Aschermittwoch, steht das Thema illusionslos im Raum: „Staub bist du, und zum Staube kehrst du zurück“. Also, blinde Kuh spielen gilt nicht mehr, auch und gerade im Zuspruch am Morgen darf von Schutt und Asche die Rede sein. Wir wollen uns ja gerade nicht aus dem Staub machen, sondern den Tag heute begrüßen - und zwar mit dem Staub auf den Straßen und in den Zimmerecken, mit dem Haarausfall und dem Lebensalter, mit allem Drum und Dran des heutigen Tages.

Diese Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern ist besonders geeignet, auch Tabus zu berühren. Geht es doch um den Grund der christlichen Hoffnung – und das gerade nicht vorbei an Vergänglichkeit und Sterben, sondern mitten darin und hindurch. Der Tod sei unser letzter Feind, wirklich das letzte, schrieb Paulus vor bald zweitausend Jahren, und der wird nun endgültig besiegt.  Mit dem Bekenntnis zur Auferweckung Jesu ist die Gewissheit verbunden, selbst vollendet zu werden und das Lebensziel wirklich zu erreichen. Versprochen ist versprochen, Jesus steht dafür grade. Das Thema Tod gehört jedenfalls für uns Christenmenschen mitten ins Frühjahr hinein, und keineswegs nur in den herbstlichen Nebel. Frühlings Erwachen und österliche Hoffnung gehören zusammen; sie machen jeden Tag kostbar, auch den Tag heute. Es ist schließlich der erste von den letzten, die wir noch haben.

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