SWR2 Wort zum Tag

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15FEB2024
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Ein bisschen Asche ist noch auf meiner Stirn, ich habe nichts abgewaschen vom Aschenkreuz gestern Abend. Dieses Zeichen hat für mich etwas Besonderes. In meiner Kindheit hat mir die Mutter immer ein Kreuzzeichen auf die Stirn gemacht, wenn ich zur Schule ging. Auch den Leib Brot hat sie so gesegnet, bevor sie ihn anschnitt. Segnen und Signieren ist ja derselbe Wortstamm: da wird etwas gegengezeichnet und unterschrieben. Das Kreuz auf meiner Stirn, das Jesuszeichen als Signatur: nun gehören wir zusammen. Aber das Kreuz gestern ist gerade nicht aus Gold oder Silber, nicht mit Edelstein verziert - nein, aus Asche. „Staub bist du, und zum Staube kehrst du zurück“.  Illusionslos wird ausgesprochen und unterschrieben, was Fakt ist:  auch ich bin vergänglich, irgendwann habe ich abzudanken, bald werde ich gewesen sein, und dieser Tag heute ist schon der erste vom Resrt meines Lebens den letzten, die mir noch bleiben. Und dann: Asche zu Asche, Staub zu Staub.

Das wäre nichts als eine Zumutung und auch Kränkung, wenn es eben nicht das Kreuz wäre, das Lebens- und Siegeszeichen Jesu. Mit ihm ist die begründete Hoffnung gegeben auf Vollendung und Auferstehung. Mit ihm wird alle Vergänglichkeit schöpferisch durchkreuzt.  „Du wirst auferstehen am jüngsten Tage“. Was mit Jesus schon österlich geglückt ist, blüht auch uns – so jedenfalls hoffe ich fest. Deshalb habe ich mir das Aschenkreuz nicht abgewaschen, deshalb ist mir diese Signatur wichtig auf Ostern hin, auf das Ende zu und die Vollendung. Diese Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern ist eine besondere Zeit. In diesen vierzig Tagen kann bewusster werden, was das befristete Leben so kostbar macht – die gestundete Zeit. Es ist eine Art Trainingsphase, in der wir konzentrierter einüben, was eigentlich das ganze Jahr gilt, sogar das ganze Leben.  Wir sind auf Durchreise, und jeder Tag ist unendlich kostbar - eine einmalige Chance, die Gegend zu erkunden und zu gestalten. Staub bist du, ja, aber mit der mit der Zusage auf Vollendung und Auferstehung. Es ist also Sternen- und Blütenstaub, Gottesstaub. Es ist jener Stoff, aus dem – unter hohem Druck verdichtet – Diamanten werden, wirkliche Schmuckstücke wie Sie und hoffentlich auch Ich.

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