SWR4 Abendgedanken

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13FEB2024
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Was hat Ausmisten mit der Fastenzeit zu tun?

Meine Kollegin Maria-Theresia hat es mir klar gemacht. Sie musste ihr Elternhaus ausräumen und das prägt jetzt ihre Fastenzeit. Es war so:

Ihr Vater war gestorben und ihre Mutter ist zu ihrer Schwester gezogen.

Maria-Theresia  erzählt mir: „Dieses Haus. Vom Keller bis zum Dachboden war es voll mit Zeug, das sich über Jahrzehnte angesammelt hatte. Ich sag dir, das war eine Mammutaufgabe. Natürlich gab es da auch viele Erinnerungsstücke, die sind wirklich schön. Aber jedes Teil musst du in die Hand nehmen und entscheiden.“

Ich stelle mir das alles unglaublich anstrengend vor. Vor allem, weil meine Kollegin von der Menge erzählt, die in so einem Haus versteckt sein kann.

Das sind nicht nur ein paar abgewohnte Möbel und alte Teppiche, die keiner mehr braucht. Da ist veraltetes Werkzeug, da sind Küchenutensilien, die in die Jahre gekommen sind, bis zu kistenweise Fasnetsverkleidungen aus den letzten Jahrzehnten.

Am Ende waren es mehrere Container voll.

Maria-Theresia hat sich jetzt vorgenommen, dass sie niemals so viel Zeug ansammeln möchte und dass die Fastenzeit ihr dabei helfen wird. Denn, wenn sie all das, was nur rumliegt, nicht jetzt wegwirft, dann müssen es irgendwann andere tun. Aber je älter man wird, desto schwieriger wird es vermutlich Dinge wegzuwerfen. Wenn man älter ist, kann man das alleine nicht mehr schaffen.

Und gerade deshalb gefällt mir der Entschluss, den Maria-Theresia gefasst hat.

Ab morgen, dem Aschermittwoch, wird täglich aussortiert. Nur ein bisschen, aber beständig. Jeden Tag will Maria-Theresia mindestens eine Sache wegwerfen oder hergeben. Und wenn es nur die alte Rolle Geschenkpapier ist, die keinem mehr gefällt. Oder dieser Ordner mit den Unterlagen, die schon zehn Jahre niemand mehr braucht. Zeug findet sich genug.

Ich mag dieses Vorgehen. Nicht nur, weil es pragmatisch ist, sondern weil ich auch glaube, dass es der Fastenzeit entspricht. Ausmisten. All die Dinge wegschmeißen, die überflüssig sind. Die nicht nur einfach rumstehen, sondern die auch wertvollen Platz wegnehmen. Und zwar Platz, den ich für Neues gut gebrauchen könnte.

Und das trifft für mich genau den Kern der Fastenzeit. Nicht nur altes Zeug ausmisten, sondern auch Platz für neue Möglichkeiten schaffen. Wer weiß, was dieser Freiraum dann mit sich bringt?

Ich fühle mich jedes Mal befreit, wenn ich ausmiste. Irgendwie atme ich dann auf. Das tut mir gut. Das Buch, das morgen wegkommt, hab ich schon rausgesucht.

Mal schauen, was übermorgen rausfliegt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39342
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