SWR3 Gedanken

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06FEB2024
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Wir müssen über sexualisierte Gewalt sprechen. Nicht, dass mir das Freude bereitet. Was Menschen anderen Menschen antun, erfüllt mich mit blankem Entsetzen, ich verstehe es einfach nicht. Aber ich weiß:

  • statistisch gesehen, sitzen auch in meinem Reli-Unterricht Kinder, die von Vätern und Onkels sexuell missbraucht werden;
  • wachsen meine jugendlichen Konfirmandinnen und Konfirmanden in einer Gesellschaft auf, in der ihre heranwachsenden Körper dauernd und überall beurteilt werden;
  • erfahren meine jungen Mitarbeitenden in der Gemeinde, in Klubs und Vereinen, auf Veranstaltungen und Freizeiten, in den social medias abwertende Blicke, gemeine Kommentare.

In seelsorgerlichen Gesprächen wird mir verschämt von Gewalt in der Ehe erzählt. Und in meiner Kirche und in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen oder Seniorenzentren gibt es übergriffiges Verhalten.

Und genau deswegen kämpfe ich.
Ich kämpfe dafür, dass meine Kirchengemeinde ein Ort ist, an dem sich alle wohl fühlen und keiner Angst hat.
Ich kämpfe für eine Kirche, die Gewalterfahrungen - auch in den eigenen Reihen - offen anspricht und zum Wohle aller gut reagiert.
Ich kämpfe für eine Gesellschaft, in der man aufeinander achtet, Unrecht und Gewalt sieht und hilft.

Und deswegen bete ich zu Gott:

Dass Gott Kraft und Stärke gibt, Nein zu sagen und Stopp.
Dass Gott Mut gibt, Unrecht anzusprechen.
Dass Gott uns hilft, das Richtige zu tun. Auch wenn es unbequem ist.

Wir müssen über sexualisierte Gewalt sprechen. Denn das geht in Gottes Namen gar nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39268
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