SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

13FEB2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Kennen Sie Commander Data? Ich gehöre zu den „Trekkies“ also den Fans der Serie „Star Trek“ und dort kommt einer jener Maschinenmenschen vor, den man in dem Fall nicht Roboter, sondern „Android“ nennt. Er wird von künstlicher Intelligenz gesteuert, die zur Zeit der Erfindung seiner Rolle Ende der 80er Jahre noch Projektion in die Zukunft war. Inzwischen wissen wir, wie weit die Entwicklung künstlicher Intelligenz, kurz: KI, fortgeschritten ist und sie hat in den letzten Monaten sogar Quantensprünge gemacht. Durch das Programm „ChatGPT“ ist KI zum ersten Mal in großem Stil für alle im Internet zugänglich und wird dadurch alltagstauglich. Die Seite ist so beliebt, dass sie manchmal für einige Stunden abstürzt, weil sie von zu vielen Menschen gleichzeitig besucht wird. Wohin es führen könnte, wenn KI immer mehr unseren Alltag bestimmt, macht vielen von uns Angst, weil wir fürchten, dass das menschliche dabei unter die Räder kommen könnte.

Die Erzählung von Star Trek spielt aber nicht mit der Angst vor KI und dass Androiden die Herrschaft übernehmen, sondern vielmehr mit der Frage, was künstliche Intelligenz kann und was eben nicht. Da Commander Data keine Emotionen empfindet, versucht er im Laufe der Zeit, diese zu imitieren. Er zeigt sich neugierig darauf, was menschliches Empfinden, was Lachen, Schmerz, Liebe oder Langeweile ist und was es mit einem macht.

Star Trek macht daraus unterhaltsame Episoden, die mich schon damals zum Nachdenken gebracht haben. In ihnen kommen die großen Fragen unserer Existenz plötzlich wieder auf den Tisch, die eigentlich in den Hintergrund geraten waren in einer Welt, die zunehmend ohne Religion, ohne die Frage nach Gott auszukommen scheint. Wir erkennen, dass Menschsein eben genau dort weitergeht, wo künstliche Intelligenz stehen bleibt: beim Funktionieren. Wenn wir dieser Tage Karneval feiern, tun wir dies eben nicht vor allem deswegen, weil es für uns eine Funktion hat. Wir feiern das Leben, und zwar völlig zweckfrei. Feiern hat, wenn man es zu Ende denkt, keinen Zweck. Es verweist auf unseren göttlichen Schöpfer, der kein Funktionsgott ist sondern vielmehr Grund unserer ganzen Wirklichkeit. Und dadurch macht er uns frei. Mit ihm können wir den Funktionalismus überwinden, der die künstliche Intelligenz bestimmt. Mehr noch: In seinem Sohn ist er sogar ganz Mensch geworden – etwas, was Commander Data nie gelungen ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39259
weiterlesen...