SWR2 Wort zum Tag

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30JAN2024
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Ein junges Paar, das sich verliebt anlächelt – wir trauen uns! Oder Danke für die vielen Glückwünsche zu unserer Hochzeit…Solche Karten stehen immer  wieder auf unserem Wohnzimmerregal. Inzwischen kommen sie von der Generation unserer Kinder, die eben längst keine Kinder mehr sind, sondern junge Menschen, die ihr Leben miteinander teilen wollen.

Sie haben Träume für ihr gemeinsames Leben. Wollen miteinander etwas schaffen. Eine Familie gründen. Ihre Ideale verwirklichen. Ich spüre die positive Energie, die davon ausgeht und freue mich mit ihnen.

Ich denke auch zurück: Wie war das bei meinem Mann und mir  als wir geheiratet haben? Mit welchen Träumen sind wir damals gestartet? Und was davon konnten wir verwirklichen? Natürlich sind nicht alle Träume in Erfüllung gegangen. Und doch bin ich dankbar für unser gemeinsames Leben: Wie wir unseren Alltag gestalten, Kontakt halten mit unseren Familien, Freunden und Nachbarn, wofür wir uns einsetzen und was wir zusammen genießen. Aus den anfänglichen Träumen ist ein ganz konkretes gemeinsames Leben geworden, unser Lebensraum, den wir Tag für Tag miteinander gestalten.

Lebensträume und Lebensräume – nur ein einziger Buchstabe macht den Unterschied, aber im wirklichen Leben ist das ein spannungsvoller und mitunter anstrengender Prozess. Der Alltag fordert seinen Tribut, vor allem, wenn Kinder da sind. Wie soll man alles unter einen Hut bekommen, Beruf und Familie? Wie damit umgehen, dass das Geld knapper wird und die Zeit nie reicht? Wenn so viel zusammenkommt, funktionieren viele Paare nur noch. Und auf einmal stellen sie fest, dass sie sich als Paar aus den Augen verloren haben.

Aber Paare können an diesen Herausforderungen auch wachsen. Niemand muss ein Traumpaar oder eine Traumfamilie sein. Die ideale Beziehung gibt es nicht. Beziehungen sind immer im Prozess, im Werden.

Wenn zwei aneinander schätzen, was jedem möglich ist, und mit Gelassenheit und Humor lernen, den anderen so zu nehmen, wie er ist, ohne ihn ständig verändern  zu wollen. So wird die  Beziehung geerdeter und reifer.

Von der katholischen Kirche  gibt es übrigens eine Aktion, die genau dazu passt. Sie heißt „7Wochen Lebensträume“. Wer sich anmeldet, bekommt von Aschermittwoch bis Ostern sieben Briefe. (www.7wochenaktion.de) Im besten Fall liest man die Briefe zu zweit. Und es ist ja klar: sieben Wochen reichen nicht, damit  aus Lebensträumen  Lebensräume werden. Doch es tut auf jeden Fall gut, sich diese Zeit füreinander zu gönnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39252
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