SWR3 Gedanken

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27JAN2024
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In unsere Kirche in Mannheim kommen derzeit täglich etwa 600 Leute. Um sie mit Essen und Trinken zu versorgen, ihnen einen warmen Raum zu bieten und sie in Notlagen zu beraten, braucht es viele Menschen, bei uns jeden Tag über 60 Leute. Schülerinnen und Konfis helfen mit, alte Damen, Leute, die extra Urlaub nehmen. Immer wieder helfen Leute zum ersten Mal mit. Sie schmieren Brötchen oder geben Essen aus. Andere sind seit Jahren dabei.

Viele nehmen sich Zeit, zuzuhören. Andrea ist darin besonders gut. Sie ist so eine Frau, die immer alle anstrahlt, mit unverwüstlicher Freundlichkeit. Sie macht einen Moment Pause, sie ist aufgewühlt, muss erzählen:

Von dem Mann im Rollstuhl. Er hat Mathematik studiert, hatte einen guten Beruf. Dann hatte er einen Schlaganfall, dann konnte er nicht mehr rechnen. Er hat seine Arbeit verloren. Seine Familie hat ihn verlassen. Und jetzt ist er angewiesen auf Hilfe. Sie ist fassungslos. Der hatte doch einen guten Weg. Der hat sich doch ein Leben aufgebaut und dann geht das so schnell. Aus dem Nichts. Der ist doch noch jung!

Wir umarmen einander, es ist manchmal schwer auszuhalten, wenn wir das an uns heranlassen, dass wir das Leben nicht wirklich in der Hand halten. Andrea geht wieder los. Wendet sich jemand anderem zu.

Fiona ist eine von unseren Konfirmandinnen. Zurückhaltend, eher schüchtern, aber auch sie ist eine großartige Zuhörerin. Menschen vertrauen sich ihr an. Auch Stefan ist so ein Zuhörer aus tiefstem Herzen. Zu ihm kommen Menschen, die auf Hilfe hoffen. Er berät in Rechtsfragen. Offene Herzen braucht es beim Zuhören. Freundlichkeit, vielleicht auch Standfestigkeit. Schenke mir Gott ein hörendes Herz! Wie wunderbar, wenn jemand diese Gabe hat: ein hörendes Herz, wie Andrea und Stefan und Fiona.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39215
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