SWR3 Gedanken

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26JAN2024
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Essen und Trinken geht sofort. Richtig helfen? Da wird es schwieriger. In vielen Kirchen, nicht nur in Baden-Württemberg öffnen Kirchen in dieser kalten Zeit ihre Türen und laden Menschen ein, die Unterstützung brauchen.

Bei uns in der Kirche versuchen wir, Menschen weiterzuhelfen als nur mit Essen. Oft dauert es Tage, bis sie so viel Vertrauen gewonnen haben, dass sie erzählen, was eigentlich bei ihnen los ist.

Viele, die in Not sind, schämen sich und verbergen ihre Probleme.

Sich anvertrauen ist da schon ein Wunder. Es wird möglich, zu helfen. Das gelingt, weil Martin, ein Sozialarbeiter der Diakonie, aus seinem Büro kommt und in der Kirche ist. Ohne Termin, ohne jede Hürde gibt es Beratung und Unterstützung. Martin freut sich:

Hier kommt Beratung bei den Leuten an, die sie am allernötigsten haben und die es meistens nicht schaffen, zu den Beratungsstellen zu gehen oder gar nichts davon wissen, dass sie Hilfe kriegen könnten:

Oft haben die Leute mehr als ein Problem, wie der Mann aus Polen, dem alles geklaut wurde:
Papiere, das Gehalt, alles, deswegen hat ihn sein Chef rausgeschmissen aus Arbeit und Wohnung. Er arbeitet im Hoch- und Trockenbau, er kann so vieles. Normalerweise kann er sich gut um sich selbst kümmern und hat, was er braucht oder mehr.

Aber ohne Papiere bekommt er keine neue Arbeit. Ohne Arbeit kein Geld, ohne Geld kann er nicht zur Botschaft reisen, bekommt er keine neuen Papiere - ein Teufelskreis. Martin setzt sich mit ihm in den Altarraum, in eine geschützte Ecke, hier kann er seine Probleme schildern. Martin macht Hilfe möglich, die unmöglich schien. Telefoniert mit der Botschaft, sorgt für Tickets und Termine.

Schon wieder ein Wunder:
Zwischen Vertrauen und Anvertrauen wachsen Hoffnung und Mut. Einer, der nicht mehr weiterwusste, hat jetzt nicht mehr nur eine vage Idee davon, was es bräuchte, sondern einen ganz genauen Plan, wie sein Leben wieder in die Spur kommt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39214
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