Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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22JAN2024
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Ein Masterplan für Remigration. Im Klartext bedeutet das: Raus mit allem aus unserem Land, das nicht Deutsch genug ist. Deutsch in einem bestimmten Sinn ist damit natürlich gemeint. Hier geboren, weiße Hautfarbe, eindeutig Frau oder Mann und bestimmt nicht divers in welcher Hinsicht auch immer. So weit sind wir inzwischen wieder? Ich hoffe nicht, dass wahr ist, was sich mir als Vergleich aufdrängt: dass Menschen, die in Deutschland leben, gar einen deutschen Pass haben und ihre Heimat hier gefunden haben, dass die nach Hautfarbe, nach Herkunft, gar nach angeblicher Rasse eingeteilt werden und dann weg sollen.

So aber hört sich an, was auch Politiker von im Bundestag vertretenen Parteien im letzten November bei einem geheimen Treffen besprochen haben, um - wie sie wohl sagen würden - wieder Ordnung im Land herzustellen. Pikanterweise hat das ganz in der Nähe des Ortes stattgefunden, wo 1942 bei der Wannseekonferenz die sogenannte Endlösung der Judenfrage beschlossen wurde. Ich meine, dazu kann ein Christ nicht schweigen. Weil es die Grundfesten des christlichen Menschenbildes angreift. Dieses hat auch dazu beigetragen, dass wir seit 75 Jahren eine Verfassung in unserem Land haben, die die Würde jedes Menschen für unantastbar erklärt. Jedes Menschen, der hier lebt.

Ich weiß nicht, ob die Verfasser unseres Grundgesetzes auch die folgende Bibelstelle im Sinn hatten, als sie das als ersten Artikel formuliert haben. Ich musste sofort daran denken, als ich mit der widerlichen Nachricht konfrontiert war. Paulus schreibt an die junge Gemeinde von Christen in Galatien einen Satz, der klarer nicht sein könnte. Er heißt: Hier gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, zwischen Sklaven und freien Menschen, zwischen Mann und Frau. Denn durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zusammen ein neuer Mensch geworden[1]. Wer also Christ ist, muss jeder Form der Diskriminierung widersprechen. Ich bin geradezu gezwungen zu sagen: Das ist falsch. Es widerspricht dem Geist des Christentums und dem unseres Grundgesetzes. Es ist menschenverachtend, und es geht gegen die innere Ordnung des Landes, dessen Bürger ich bin. Wer so etwas fordert, dem muss ich ins Gesicht hinein sagen: Nein, mit mir nicht! Deshalb appelliere ich an alle, die Christen sind - egal ob sie noch zur Kirche gehören oder nicht - an alle, die aus dem Geist von Jesus leben wollen, dem zu widersprechen, wo immer sie es können.

 

 

 

[1] Galaterbrief 3,28

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39184
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