Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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23JAN2024
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Königsberger Klopse klingen wie sie schmecken: nach schwerer Kost. Immanuel Kant hat die im Salzwasser gegarten Hackfleischbällchen wohl sehr gerne gegessen. Erstaunlich! Ich stelle mir den Philosophen, der vor 300 Jahren in Königsberg geboren wurde, eher sitzend und denkend vor. Da liegen die Klopse doch schwer im Magen.

Was mir allerdings weitaus schwerer im Magen liegt und mich auch gedanklich umtreibt, sind die aktuellen Nachrichten: Der Nahost-Krieg, der Angriffskrieg in der Ukraine und hierzulande der krasse Rechtsruck im politischen und gesellschaftlichen Bereich.

Ich hätte jedoch nicht gedacht, dass Kant bei meinem schlechten Bauchgefühl weiterhelfen kann. Aber tatsächlich bleibe ich an einem Fernsehbeitrag über ihn hängen.

Seine Überlegungen passen nämlich gut in die aktuelle Zeit. Erst vor einigen Tagen sagt jemand zu mir: „Mit meiner Meinung liege ich aber meistens richtig.“ Die Diskussion ist danach direkt zu Ende gewesen. Kant setzt dagegen das Motto: Benutze deinen eigenen Verstand! Ich soll kritisch denken, also Dinge überdenken, sie von allen Seiten betrachten und abwägen.

Für Kant bleibt es allerdings nicht beim Denken und Diskutieren. Das heißt: Ich bleibe nicht mit meiner schweren Kost im Bauch sitzen. Ich warte nicht einfach aufs Bäuerchen und klage in der Zwischenzeit vor mich hin. Das wäre laut Kant zu einfach: alles besser wissen und alles und jeden und jede kritisieren. Es geht darum, in Bewegung – ins Tun – zu kommen.

Das Ziel von Kant ist: mit Mut und Hoffnung auf die politischen und moralischen Ziele wie Demokratie und Rechtsstaat, Freiheit und Menschenwürde hinarbeiten. Darin finde ich mich mit meinem christlichen Glauben voll und ganz wieder.

Konkret denke ich da an meinen Freund Valentin. Er hat sich als Schöffe beworben. Er möchte sich aktiv für diesen freiheitlichen Rechtsstaat einbringen und die Demokratie stärken. Oder auch mein Nachbar, der in der Jugendarbeit aktiv ist. Er verbringt Zeit mit den Jugendlichen und versucht, die verschiedenen kulturellen Hintergründe miteinander in Kontakt zu bringen.

Schlichte Parolen, scheinbar einfache Lösungen waren nicht Kants Sache und sind auch heute nicht hilfreich. Sie führen nur in die Irre. Denn alle Themen sind heute komplex. Jeder und jede ist aufgerufen mitzudenken und nach Lösungen zu suchen: Auf geht’s! Das führt dann – trotz aller schweren Kost – zu einem guten Bauchgefühl

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39181
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