SWR1 3vor8

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14JAN2024
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Ich muss so sieben, acht Jahre alt gewesen sein. Ich erinnere mich, in bin mehr oder weniger gerannt an der Hand meiner Mutter – zu irgendeinem Treffpunkt meiner Schulklasse für einen Ausflug. Meine Mutter ist so gelaufen, dass sie sich eine blutige Blase an der Verse geholt hat – ihr Kind sollte den schönen Ausflug doch nicht verpassen. Und mir selbst, an der Hand meiner Mutter, ist damals total die Puste ausgegangen. Und – ich weiß noch – ich hatte ganz weiche, wacklige Knie vom Laufen. Fast hätte ich geheult, und am liebsten hätte ich aufgegeben.

Wie scheußlich sich das anfühlt – die Kraftlosigkeit, Atemlosigkeit, der Wusch, einfach aufzugeben - das ist mir wieder eingefallen, als ich einen Blick auf den Bibeltext geworfen habe, der heute in vielen evangelischen Gottesdiensten in der Predigt dran ist. Es ist eine Stelle aus dem sogenannten Hebräerbrief, und da heißt es sinngemäß:

Stärkt die müden Hände und die wackligen Knie. Tut sichere Schritte mit euren Füßen, damit niemand ins Stolpern gerät… Jagt dem Frieden nach mit allen Menschen und sucht nach Heiligkeit. (frei nach Hebr. 12, 12-14)

Dem Frieden nachjagen – hier in Mitteleuropa hatten viele wirklich gehofft, dass wir da ein Stück weiter wären. „Nie wieder Krieg“ hatte es nach dem Zweiten Weltkrieg geheißen. So viele Menschen haben sich eingesetzt und engagiert für Frieden, für Abrüstung und Völkerverständigung – und jetzt? In der Ukraine, in Armenien, im Nahen Osten? Warum hat der Frieden da nicht gehalten? Und warum rumort es auch in unserer Gesellschaft so aggressiv, dass es einem mulmig werden kann? Wir haben uns doch so bemüht, sind gelaufen und haben anscheinend doch nur Blasen an den Füßen, die Knie geben nach und manchmal möchte man den Glauben verlieren und einfach aufgeben.

Nein, sagt da der Autor und Schreiber des Hebräerbriefes in der Bibel. Dazu habt ihr kein Recht. Stärkt eure Knie. Schaut zu, dass ihr ordentlich vorankommt. Schluss mit dem Rumgestolpere und weg mit dem Gedanken ans Aufgeben! Gebt den Glauben und das Vertrauen nicht auf. Ihr glaubt ja an Gott und nicht einfach nur an die Kraft der eigenen Beine. Daran, dass Gott für seine Welt Frieden will. Und dass Jesus an Weihnachten geboren wurde, damit dieser Wille für uns greifbar wird! Dass wir Menschen heilig sein können! Und dass Jesus Christus mit uns mitläuft und rennt – und uns mitzieht. Also auf. Mit neuer Kraft: dem Frieden hinterher und der Heiligkeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39143
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