SWR3 Gedanken

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18JAN2024
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Manchmal hilft man jemandem ohne dass man es merkt. Mir ist das mit meinem Bekannten Reinhard so gegangen. Reinhard hat seine Mutter in Freiburg besucht, die ganz schlimm Krebs hat. Er hat sie ins Krankenhaus begleitet und viel mit ihr gesprochen. Er bewundert an ihr, wie offen sie mit ihrer Krankheit umgeht. Sie hat zu ihm gesagt: „Bub, ich hatte so ein schönes Leben. Aus meinen Kindern und Enkeln ist was Tolles geworden, und jetzt ist meine Zeit hier bald um, und etwas Neues kann beginnen.“

Reinhard war bei der Heimfahrt ziemlich deprimiert, weil er seiner Mutter nicht mehr helfen kann. Er hat das Autoradio angemacht, und da liefen gerade in der Morningshow die „SWR3 Worte“, und zufällig war ich gerade dran. Da hat er sich erstmal gefreut, weil er mich ja kennt. Und dann habe ich sozusagen übers Radio mit ihm kommuniziert und ihm aus seiner traurigen Stimmung rausgeholfen. Ich hatte für diesen Tag ein Zitat von Anthony Hopkins rausgesucht, das ging so: „Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge.“

Reinhard war geflashed, weil das Zitat so gepasst hat in diesem Moment. Und deshalb hat er später zu mir gesagt: „Du hast mir in diesem Moment echt geholfen!“ Und ich habe geantwortet: „Vielleicht hast du deiner Mama ja auch geholfen ohne es zu merken. Einfach weil du bei ihr warst, ihr zugehört und die Hand gehalten hast.“ Darauf hat er gesagt: „Stimmt, vielleicht helfen wir - ohne es zu wissen - viel öfter als wir denken.“

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