SWR1 3vor8

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07JAN2024
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Für mich ist es jedes Mal ein bewegender Moment. Ich stehe als Seelsorgerin am Grab eines Menschen. Gerade wurde die Urne oder der Sarg in die Erde gelassen, und dann nehme ich Weihwasser und spreche die alten Gebetsworte: „Im Wasser und im Heiligen Geist wurdest Du getauft. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.“

Für mich ist das zutiefst tröstlich. Denn diese Worte bedeuten: Durch die Taufe ist ein Mensch so eng mit Gott verbunden, dass selbst der Tod diese Verbindung nicht zerstören kann. Und sogar noch mehr, dass Gott das Leben vollendet. Dass er alles, was im Leben dieses Menschen kostbar gewesen ist, aufnimmt, und das, was unfertig oder zerbrochen war, ergänzt und heilt.

 

Wenn heute in katholischen Gottesdiensten das Fest „Taufe des Herrn“ gefeiert wird, dann ist die biblische Erzählung von Jesus zu hören, in der er im Jordan getauft wird. Eine Stelle voller Symbolkraft. Jesus kommt zu Johannes dem Täufer und steigt ins Wasser. Vielleicht sogar an eine der tiefsten Stellen im Jordan. Dahin, wo es schlammig ist, wo man stecken bleiben, ausrutschen oder gar untergehen kann. Ein Ort, der symbolisch für das stehen kann, was mich manchmal runterzieht, ein Ort der Ängste und Sorgen. Vielleicht auch ein Ort, der für die Momente steht, in denen ich mit anderen nicht umsichtig umgegangen bin oder in denen ich nachlässig mit meinem Körper war. Momente, in denen ich danach gemerkt habe: so kann es nicht weitergehen. Zu viel dies, zu wenig das.

 

Genau dorthin geht Jesus. Und dort, am tiefsten Punkt, da begegnet mir Gott mit seiner Liebe. In der Bibel heißt es, dass sich der Himmel öffnet und „eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (Mk 7,11)

Eine göttliche Liebeserklärung. Und sie verändert Jesus: Danach beginnt er, öffentlich aufzutreten, und die Menschen spüren etwas von diesem himmlischen Liebesband.

In diese Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Jesus, sind Menschen mit hineingenommen - vor allem durch die Taufe, aber auch wenn sie eine Sehnsucht nach dieser Verbindung spüren. Eine Verbindung, die Kraft zum Leben und auch zum Sterben gibt.

Für mich sagt Gott zu jedem Menschen: Du, Mensch, bist gut. So wie Du bist. Du bist meiner Liebe wert. Es gibt Dinge, die Dein Leben gefährden. Die dich runterziehen in die Tiefe. Aber ich bin bei Dir. Und auch am tiefsten Punkt Deines Lebens, im Tod, da führe ich Dich zum Leben.

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