SWR1 3vor8

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31DEZ2023
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Was für ein Titel: Fest der „Heiligen Familie“. In diesem Jahr fällt in der Katholischen Kirche der letzte Tag des Jahres mit diesem Fest zusammen. Und die Pfarrer, die predigen müssen, haben ein Problem, weil von dem nicht mehr viel übrig ist, was man traditionell so unter Familie und heilig versteht. Ehen werden geschieden, Paare heiraten erst gar nicht - kirchlich sowieso kaum noch. Mit der Autorität der Eltern ist es nicht mehr weit her. Viele Menschen bleiben lieber Singles. Und auch, dass die Rollen und Geschlechter klar in Mann und Frau eingeteilt sind, kann man beileibe nicht mehr behaupten. Wer also nach dem bürgerlichen Ideal von Familie sucht und meint, das sei heilig, der wird enttäuscht sein. Auch von mir, weil ich etwas in der Art auch in der Bibel so nicht finde. Obwohl die Auswahl der Texte, die an diesem Sonntag im Gottesdienst vorgetragen werden, zumindest den braven Schein aufrecht erhalten wollen. In einer Lesung heißt es nämlich: Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt![1] So einen Gedanken findet inzwischen sogar meine Mutter komisch; und die ist über achtzig und in ziemlich traditionellen Rollenmustern aufgewachsen.

Was steckt aber dann an Familie und Heiligkeit in so einem Satz? Und was bringt das für heute? Dass Frauen sich unterordnen, ist vorbei. Gottlob! Aber es bleiben Situationen, wo in einer Familie eine das Sagen hat und der andere folgen muss. Hoffentlich sind die Aufgaben dabei gut verteilt und die Rollen wechseln. Hoffentlich gibt es dann neben dem Sagen und Unterordnen, auch das einander Respektieren und Lieben. Das war schon in der Familie so, die dem Fest heute seinen Namen gibt. Maria wird unter seltsamen Umständen schwanger und setzt sich trotzdem ihrem Verlobten gegenüber durch. Der, Josef, muss sich erst in seine Vaterrolle hineinfinden. Und das Kind interessiert sich bald mehr für Dinge außerhalb seiner Familie, was den Eltern einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat.

Familie ist heute anders als früher, komplizierter und vielfältiger, als viele das wahrhaben wollen. Aber im Grunde ist es ganz einfach. Familie ist dort, wo Menschen Leben weitergeben, ein gutes Vorbild und Begleitung sind für die, die nachkommen. Und heilig ist Familie überall da, wo in ihr etwas von Gottes Liebe aufblitzt.

 

[1] Kolosserbrief 3,18

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39001
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