SWR2 Wort zum Tag

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18DEZ2023
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„Was ich Gott wünsche“ – ein ungewöhnliches Buch, das mir da vor kurzem geschenkt wurde. Die Idee überrascht mich, und sie gefällt mir. Am spannendsten ist der Titel. Üblicherweise macht man ja Gott zum großen Wunscherfüller, und wehe, er liefert nicht. Dann wird sofort gefragt, ob das Bittgebet überhaupt einen Sinn hat. Aber dass Gott selbst etwas brauchen könnte, ist selten zu hören.  „Alles Gute“, das wünschen wir uns ganz selbstverständlich untereinander. Aber Gott? Sollte er bzw. sie auch empfänglich und bedürftig sein, ein wirkliches Gegen-Über auf Augenhöhe?  Warum eigentlich nicht.  Es sind ja immer unsere eigenen Erfahrungen und Bilder, mit denen wir das Geheimnis umkreisen, das wir Gott nennen.  Richard Körner, Mönch in Berlin und Autor des Buches, wünscht Gott z.B. Erfolg. Möge er oder sie doch endlich vorankommen mit dem Weltfriedensprojekt und uns Menschen.  Ein anderer Wunsch für Gott heißt da, „dass du mehr bemerkt und beachtet wirst“ - so als wäre er doch ziemlich einsam und würde meist übersehen. Und dann der Wunsch, dass wir ihm nicht immer alles Leid und Unglück in die Schuhe schieben – als wäre er verantwortlich für die Misere, und nicht zuerst wir.

Die Vorweihnachtszeit jetzt wimmelt förmlich von Wunschlisten. Besonders bei Kindern. Was wünschst du dir zu Weihnachten? Das allerdings ist eine gute Frage auch zur Selbstbesinnung. Aber noch spannender ist der Richtungswechsel: was wünsche ich dir, der Partnerin, dem Freund, den Nächsten und Fernsten. Und eben Gott.  Weihnachtlich glauben ist keine Einbahnstraße. Da taucht die Überzeugung auf, dass Gott seinerseits bedürftig ist und Mitliebende sucht. „Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget;/sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget“. So heißt es treffend im Weihnachtslied von Gerhard Tersteegen. Gott ist Liebe. Er braucht uns nicht, sonst wäre er oder sie nicht Gott. Aber Gott will uns brauchen, er will unserer Zuwendung bedürfen. Ist es nicht das, was ihn oder sie so sympathisch macht, so einmalig auch?

Jesus von Nazareth hat diese Gottverbundenheit gelebt, entsprechend konnte er den Mitmenschen ihre Wünsche von den Augen ablesen, und auch Gott. Deshalb feiern wir seinen Geburtstag. Mit ihm kommt diese Liebe in die Welt, die neu als Liebe sich zeiget, z.B. im Wünschen und Schenken. Ja, auch Gott ist für Zuwendung und gute Wünsche empfänglich.

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